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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (1/2) — 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.44126#0477
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Tageszeitung für die Werktätige Bevölkerung der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Lberbach, Mosbach, Buchen, Adelsheim, Boxberg,
Tauberbischofsheim und Wertheim.


Bezugspreis: Monatlich einschl. Trägerlohn 3.50 Ml. Anzeigenpreise:
Die einspaltige Petitzeile Pb rnm breit) 70 pfg., Reklame-Anzeigen
(SZ mm breit) 2.20 Mk. Sei Wiederholungen Nachlaß nach Tarif.
Geheimmittel-Anzeigen werden nicht ausgenommen.
Geschäftsstunden: 8 - '/»6 Uhr. Sprechstunden der Redaktion: 71-12 llhr.
Postscheckkonto Karlsruhe Nr. 22577. Tel.-Adr.: Volkszeitung Heidelberg.

Heidelberg, Freitag, 23. April -1920
Nr. 94 » 2. Jahrgang

Verantwort!.: Für Innere u. äußerePolittk,VolkswIrtschaftu. Feuilleton: Or.
E.Kraus: fürKommunales u. soziale Rundschau: I.Kahn: für Lokales:
O. Geibel, für die Anzeigen: H. Hoffmann, sämtlich in Heidelberg
Druck und Verlag der llnterbadischen Derlagsanstalt G. m. b. H., Heidelberg
Geschäftsstelle: Schröderstraße 39.
Fernsprecher: Anzeigen-Annahme 2673, Redaktion 2648.

Die Untersuchung der Märzvorgänge.
Berlin, 21. April. Bereits vor einigen Tagen wurde an-
gekündigt, daß zur Untersuchung der Vorgänge im März >d. I„ so-
weit Angehörige des Heeres und der Marine darin verwickelt
sind, ein besonderes Amt im ReichswchrMinisterium gebildet wer-
den sollte. Dieses Amt ist nunmehr unter Aufsicht des Unterstaals-
sekretärs S I o ck eingerichtet worden. Es gliedert sich in mehrere
Dezernate, die unter paritätischer Leitung eines Stabsoffiziers und
eines Vertreters des Aivilstandes die eingegangenen Beschwerden
prüfen, sie vervollständigen Md nach Abschluß einem Ausschuß zur
Begutachtung überweisen. In diesem Ausschuß Haden die Zivil-
vertreter die ausschlaggebende Ueberzahl. Beschwerden gegen An-
gehörige desHeeres und derMarine bei den Vorkommnissen
in den Tagen des Kapp-LAWitz-Putsches im März 1920 sind mit
genauer Unterschrift und einer Anschrift versehen sofort an das Un-
tersuchung samt für die Märzvorgänge, Berlin 10, Königin-Augusta-
Straße, zu richten.
Verhaftung von Kappisten.
Berlin, 22. April. Der ehemalige Rechtsanwalt Bre-
de r e ck, der in den ersten Tagen des Kapp-Putsches eine gewiße
Nolle gespielt hat, ist gestern abend verhaftet worden. Er
hatte sich unter falschem Namen in der Umgebung von Potsdam
aufgchalten, wo er festgenommen wurde.
Hamburg, 22. April. Der Bürgermeister von Kiel, Dr.
, Lindemann, der während der Pukschtage die Interessen der
Kappregierung vertrat, wurde heute morgen hier verhaftet.
San Renro.
Hamg, 22. April. Der „Matin" meldet einer Pariser Nach-
richt zufolge aus San Remo: Am Sonntag schlugen Lloyd
George und Nilti vor, die deutsche Regierung solle Rechts-
vertreter zur Konferenz entsenden; es wurde selbst angedeutet, daß
die Anwesenheit des Kanzlers wünschenswert wäre.
San Remo, 21. April. Die Konferenz setzte die Prüfung
des türkischen Friüdensvertrags fort. Marschall Foch uttd Mar-
schall Wilson, sowie der italienische Generalstabschei waren darin
einig, daß 24 Div is i o n e n d e r A ll i i e r t en notweMg seien,
um die gestellten Aufgaben zu lösen. Venizelos stellte den
Alliierten eine Armee von 160 OOO Mann zur Verfügung, dis Grie-
chenland in Mednasien unterhält. Danin stellte der Oberste Rat die
Zahl Mild die Aufgaben der alliierten Kommissionen fest, die die
Durchführung des Friedensvertrages mit der Türkei, insbesondere
die Einschränkung des Militärs zu überwachen haben.
Die alliierten Marinestveitkräfte werden die Meerenge überwachen.
Die Lösung der turlestamschen Frage wurde hinausgeschoben. Das
endgültige Schicksal Ciliciens und Syriens wird nachträg-
lichen Vereinbarungen zwischen England und Frankreich cm'heim-
gestellt. Die Absicht, dem Völkerbund das Mandat Wer Armenien
zu übertragen, wird fallen gelassen infolge der Einwendungen des
Volkzugsausschusses der Völkerbundsliga. Die neutralen Staaten
ö ch w ed e n und Norwegen wurden durch die Konferenz er-
,ucht, bas armenische Volk zu unterstützen. Eine internationale An-*
leihe soll ausgcffchrisben werden, um es Armenien zu ermöglichen,
sich ein Staatsv erwögen zu verschaffen.
Nittis VersöhmmgspoMk.
Rom, 20. April. Es wird gemeldet, daß Nitti zu
einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen den- Alliierten
zu kommen trachtet, die die Gewährung von Unterstützung
an die besiegten Länder im sich schließen soll. Die italienische
Delegation trachtet, die politischen und militärischen Fragen
den wirtschaftlichen Problemen völlig unterzuordnen. Um
zu einer Verständigung zu kommen, wird Nitti bestrebt sein,
die Gründe der Verstimmung zwischen den Alliierten Hin-
wegzuräumen und eine Versöhnungsformel in allen
schwierigen Angelegenheiten zur Annahme zu bringen.
Rücktritt des Kabinetts in Sachsen.
Gradnauer von den Radikalen gestürzt.
Dresden, 22. April. Der Ministerpräsident Gradnauer
ergründet in seinem Schreiben an die Volkskammer, das heute der
Kammer vorliegt, seinen Rücktritt zunächst mit feinem schlechten
Grsundheiwzustand, vor allem aber mit politischen Gründen. Denn
feine Person uüd seine PviM sind von den Mehrheitssvzi-
a lb e'm o k r a t en in der letzten Zeit sehr heftig ange-
griffen worben. Der Vorstoß geht vor allen Dingen von den
nilden Aktionsausschüssen in Chemnitz und im
Vogtland aus und ist von der sozialdemokratischen Landtags-
fraktion übernommen worden. Dieser Vorstoß bedeutet einen glat-
ten S i e g d e r s o g e n a n n t e n C h e m n i tz e r R i ch t u n g in
der sächsischen Mehrheitssozialdemokratie. Die einzelnen Minister
werden, da der Rücktritt des Ministerpräsidenten auch den Rücktritt
des ganzen Kabinetts bodeutet, vorläufig die Geschäfte weiterführen.
„Amerika den Amerikanern".
Paris. 21. April. Nach einer Meldung des „Newyork
Heraid" wird die S e n a t s k o m m i s s i o n für auswärtige An-
gelegenheiten noch in dieser Woche eine Entschließung ein-
bringen. wodurch A merika sich vom Vertrag von Versailles und
den europäischen Angelegenheiten losmacht. Man fordert nur das
Recht der meistbegünstigten Nation im Handel
mit Deutschland and die Aufrechterhaltung der Beschlagnahme der
Herrischen Werte. Im übrigen wolle man aber auch aus der Wie-
HttMlmüchungskommission ausjcheiden.

WichtigeSchu!debatte imLandtag

gr. Karlsruhe, 22. April.
Baben und die Reichsfchulkonserenz.
33. öffentliche Sitzung.
Präsident Kopf eröffnet die Sitzung um 9.10 Uhr.
Vertretung BabÄis auf der Reichsschulkonferenz.
Abg. Dr. Kraus (Soz.)
begründet seine Interpellation, wie die Regierung
die Vertretung Badens bei der kommenden Reichs-
schulkonferenzzu gestalten denkt und ob dabei die Fraktionen
des Landtags vertreten stnb? Ist die Regierung bereit, diejenigen
Grundsätze (höhere Allgemeinbildung aller Lehrer, Einheits-
schule. Simultanschule usw.), über die auf der Landesschul-
Konferenz eine weitgehende Einigung erzielt worden
ist, auf der Reichsfchulkonferenz nachdrücklichst zu vertreten? Welche
Stellung gcldeM die Regierung bezüglich der Kompetenz ab-
grenzung zwischen Reichs- uftd Landesschulgesetz-
gebung einzunehmen? Ist die Regierung bereit, sofort in eine
Umgestaltung des Unterrichts
(besonders Geschichte und Heimatkunde) und der Lesebücher
nach den Erfordernissender neuen Zeit einzutreten?
Redner weist darauf hin, daß, nachdem wir ein armes Volk gewor-
den sind, wir gerade Schulfvagen eine große Bedeutung zumessen
müssen. Wir reichen einen AntraH äin zur Bi 1 dungeines
Schulausschusses, der alle Schulfragen vorzuberaten hat und
dem dis drei grüßen Fraktionen bereits durch Mitunterschrift zu-
stimmten. Die Verreichlichung des Schulwesens gibt dem Reich
bas Recht, auch auf dem Gebiete des Schulwesens eine Grund-
fatzgesetzgebungzu schaffen, also den Rahmen für die Schuk-
gesetzgeibung zu legen, der die R«chsverfassung bereits bestimmte
Einheitlichkeit verschrieb. Die kommende Reichsschulkonserenz ist
gedacht als eine Konferenz von Fachmännern; sie hat nicht nur eine
rein gubachttöche Bedeutung, sondern liefert auch vorarb eilendes
Material für die Reichsgvsetzgobung und für den Reichstag. Wir
wölken bei dieser N>nfevenz nicht vor vollendete Tatsachen gestellt
werden und wollen deshalb die Stellungnahme der badischen Re-
gierung zu ihr kennen. Wie sie die Zusammensetzung der Konferenz
Macht und wie find dabei die Mandate verteilt? Bei der badi-
schen Landedfchukkonferenz machten wir die Erfahrung, daß auch hier
nicht nur fachmännische Gesichtspunkte maßgebend sind, sondern daß
politische und WeltanschauungsgGchtspunfte leitend sind.
Wenn nicht nur Fachorganifationsn, sondern auch konfessionelle Lch-
rerorganisationen auf der Reichsschubkonferenz vertreten sind, sv for-
dere ich namens meiner Fraktion, daß auch die
sozialistische Lehrerschaft
eine Vertretung erhält. In diesem Falls würden wir auf eine Ver-
tretung -der Fraktion verzichten. Der Gedanke der Einheitsschule
muß, soweit er auf der Konferenz eine Einigung erzielte, auf der
Konferenz vertreten werden. Auf unsere.
Simultanschule
können wir nach unseren Erfahrungen stolz sein. West in Nord-
deutschland dieses verbindende Institut fühlte, ist mit ein Grund,
daß dort die Gegensätze heftiger sind als in Baden. Durch die ver-
einheitlichende Rsichsverfassung ist die SimuftaNschule in Gefahr.
Wir können hierdurch in unfern badischen Fortschritten zurückge-
schraubt wsöden. Schuld daran ist das Schulkompromiß in der
Reichsverfassung. (Heiterkeit bei den Demokraten.) Wären die
Demokraten damals nicht aus der Reichsregierung ausgetreten, dann
wären diese Dinge vielleicht nicht gekommen, so daß sie mitschuldig
sind. Wir stehen auf dem Standpunkt der weltlichen und konfes-
sionellen Schule, geben uns jedoch mit der Simultanschule zufrieden.
Da wir nicht die Beseitigung des Religionsunterrichts wollen, son-
dern nur feine Trennung vom Unterricht wollen, rütteln wir nicht
an der Simultanschule. Wenn jedoch in Preußen an der Simul-
tanschule überhaupt gerüttelt wird«, ist für uns die Situation eine
andere. Wir können nicht dulden, daß die preußischen Verhältnisse
aufs Reich übertragen werden. Wir wollen
kerne Berpreußung auf dem Gebiete des Schulwesens.
Wir erwarten deshalb gemäß einem vorzulegenden Antrag, daß
uns die SimManschuks weiter gesichert bleibt. Unser diesbezüglicher
Antrag lautet: „Reichsregierung und Nationalversammlung sind da-
von zu verständigen, daß der Badische Landtag von der kommenden
Rcichsschultzesctzgebung eine Regelung erwartet, welche Baden die
Aufrechterhaltung des bestehenden gesetzlichen Zustandes hinsichtlich
der Simultanschule sichert. Die Vertreter der badischen Regierung
im Neichsausschuß und auf der Reichsschulkonfereng werben vom
Landtag beauftragt, in demselben Sinne zu wirken. Wir müssen
vom Reichstag verlangen daß eine Regelung der Fragen, nicht über
unsere Köpfe erfolgt. Bei der Frage der Komperenzabgrenzung
darf nicht mechanisch vvrgegangen werden; denn hier handelt es sich
nicht um Wirtschaflsfragen, sondern um Kulturfragen. Zu den 'all-
gemein durchs Reich zu regelnden Fragen, darf nur gehören: Einheit
der Schulpf l i ch t, einheitliche Regelung derSchulverw a I-
t u n g, einheitliche Richtlinien für die Lehrerbildung und der
gemeinsame G ei st, in dem die Schule zu leiten ist. Alles andere
muß jedoch den Ländern überlassen bleiben. Nachdem wir uns bis-
her wenig mit Schulftagen beschäftigten, muß gesagt werden daß
auf dem Gebiete des Geistes vom Standpunkt des neuen Slaales
noch alles zu tun übrig bleibt. Kaum haben wir unsere Sitter-
pellation über die Belehrung der Studenten über die Republik ein-
gereicht, erklärt im Mannheimer Generalanzeiger ein Student, daß
die Universitäten eine Hochburg derReaktivn
sind. Hier hat einer für viele gesprochen. Mir sind aus Hoch-
und Mittelschulen Klagen vorgebracht worden-, daß

km Geschichtsunterricht
ein Geist gepredigt wird, der nicht unserer Verfassung entspricht, der
falsche Darstellung über den Krieg und die Revolution gibt. Ein
Lehrer der Mittelschule benutzt den Friedensvertrag, um Revanche
zu predigen. Es dürfen nicht mehr Lehrbücher als Grundlage die-
nen,- die nicht dem Geiste unserer Zeit entsprechen. Mau findet viel
zu viel Kriegsgeschichte und dynastische Hecischaftsgeschichte und
viel zu wenig soziale Kulturgeschichte. Man möchte da glauben, es
seien immer nur Herrscher dagewesen und Menschen mit dem, Zweck,
sich für diese zu verbluten. Man findet da einen Geist des Größen-
wahns. der uns die Katastrophe brachte. Wenn wir alles von der
Jugend erwarten, dann müssen wir den Geist der Schule ändern.
Wir verlangen de-chalb andere Geschichtsbücher und andere Lese-
bücher und fragen, was das Ministerium getan hat, um diese unsere
Forderung durchzusetzen. Wir müssen die Vergangenheit und die
Gegenwart aus unfern demdkratisch-repMikamschen Pnnzipien
heraus sehen. Da unsere Hochschulen untere BstdiMgsstätten sind,
die das Volk zahlt, muß es auch einen Einfluß auf sie ausüben. Die
Lchrfreiheit hat ihre Grenze an dem Auftrag, den das Volk den
Lehrern gibt; die Lehrer sind für das Volk da und nicht urpgekchrt.
Es ist nicht Sache eines Lehrers, seine Tätigkeit zu mWbrauchen zur
Herabsetzung den Männer, die heute den Staat leiten. Wir dür-
fen an bissen Fragen nicht achtlos vorübergehen. Denn in der
Schule legen wir den Grund für 'den Geist der kommenden Ge-
schlechter. Aus diesem Gebiet gibt es keine Neutralität. Entweder
stellt man sich auf den Boden des neuen Staate» oder ist sein Geg-
ner. (Beifall bei den Sozialdemokraten.)
llakerrichtsmimster Hummel:
Di« badisch« Unterrichtsverwaltung bedarf keine» Anstöße»
auf dem Gebiete unterrichtlicher Reformen. Wir brachten das Prinzip
der vollen Oeffenttichkeit zur Durchführung. Ich war bisher der Mei-
nunMunz, daß arunche Fortschritte erzielt wurden, west di« Erörterungen
auf dem Boden des Verständnisses vor sich gingen. Durch extreme
Stellungnahme wird die Einheitlichkeit nicht gefördert. Der Reichsschul-
konferenz sind keine Ding« vorweg genommen worden, sondern es wurden
in den Besprechungen des ReichÄchulauckschusses nur die Vorfragen der
Reichsschutkonsereuz vorberaten. Das Ergebnis des Reichsschulauchchusies
sind auch die neuen Reichsschulgesetze über die Grundschule, die setzt die
deutsche Nationokversammlrmg beschoß. Eine Reform der Rechtschrei-
bung, die ebenfalls mitbehandelt rourbe, ist notwendig; der Rechtschrei-
bungsaueschuß ist jedoch Wer seine Kompetenz in einer Weise hinaus-
gegangen, baß wir über seine Tätigkeit förmlich erschraken. Mit der
Einrichtung der ReichsfchulanSschüsse ist etwas Gutes geschaffen worden,
das wert ist, zu bleiben. Das Reichsministerium des Innern hat von
seiner Kompetenz Gebrauch gemacht, über die Zusammensetzung der
Reichsschulkonserenz zu bestimmen. Baden hat als solches keine eigent-
liche Vertretung ans der Reichsfchulkonserenz; Baden ist nur als Re-
gierung durch Regierungsmitglieder vertreten. Es sollen 300 Vertreter
der Reichssachvertreter kommen, und zwar nur solche Organi-
sationen, die sich über das ganze Reich erstrecken. Vertretungen der
Einzelparlmnente würben abgelehnt. Der Reichstag ist durch 6 Mit-
glieder vertreten. Eine Vertretung der konfessionellen Organisationen
wurde ebenfalls abgelehnt. Der Termin der Reichsschulkonfereng steht
im Augenblick gar nicht fest. Sie wird bis nach den Reichstagswahlen
verschoben, so daß sie wrihl erst im Herbst stattsindet. Sie soll lediglich
gutachtliche Aussagen von Fachmännern hervorbringen. Doch wer-
ben weitere 100 hervorragende Männer besonders geladen. Erhalten wir
keine genügende Berücksichtigung in der Vertretung, so werben wir
weitere Persönlichkeiten verschlagen. Ich habe mich um
eine möglichst starke Vertretung Badens bemüht. Ich wurde ersucht, drei
Vertreter zu nennen und ich habe die drei Vertreter der Pädagogik an
den Hochschulen genannt. Es ist bcdauerüch, daß der süddeutsche Ein-
schlag so schwach ist. Der sozialdemokratische Antrag auf Bildung
eines Schnlausschnss.es entspricht der Bedeutung der Fragen
und ich begrüße ihn. Auf der Reichsschulkonfereng werden die Regierun-
gen lediglich di« Empfangenden sein. Ich würde in Konflikt mit diesem
Hause kommen-, wenn ich die Stellungnahme der Landcsschulkonserentz
als meine Richtlinie bezeichnen würde; als parlamentarische Körperschaft
kann nur- der Landtag in Frage kommen. Bei der Landesschuikonfereng
wurde deshalb auch von Beschlüssen abgesehen. 'Das Reich sollte seine
Tätigkeit auf diesen Gebieten aus das allernv Iw endigst« beschränken. Ich
erkannte deshalb sofort die Mängel des Schulkompromisses. Ls liegt in
ihn: die größte Gefahr für die Erhaltung der badischen- Simultanschule.
Unsere Simultanschule ist so gut, daß sie allen Anforderungen genügt.
Wir haben alle ein Interesse daran, daß das jetzige System in Beiden
erhalten bleibt. Sch habe keine Ursache, das Gleichgewicht zu stören, das
durch di« Schulparagraphen in der badischen Verfassung geschaffen wurde.
Wenn auf einem Gebiete der P a r l i k a i a r i s in u s begründet ist,
dann auf dem Gebiete der Kuktursragen Wenn man hier eine zentra-
listische Haltung durchführt, so verstopft man di« Quellen der deutschen
Kultur. Hierfür muß man auch in Berltn Verständnis haben und ich
habe die Meinung, daß man sich dort diesen Gesichtspunkten nicht ver-
lchtießt. Sn der Volksschule haben mir das Lesebuch, das von der
Umeincklsverrvattung bergest«'.!» ist. Es scheint auch uns eine Neübear-
deüua-g neiweudm Doch sviil« man die Restauflaze noch aufbrauchen,
da im-> die Mängel n:ch< m- groß erschiiiicn Die Kapitel über den Krieg
lino .n >em 2. Teil rnnzuavbeiien. De Lesebücher der höheren Lehran-
stattci, <ntd zu meiner rleberruschung auch heute noch brauchbar. Das
htzenbqche Leteöuck ist kaum ,u übertreffen; es ist frei von Byzantims-
m»s Bei NenweurbeMNigea wird ebenso wie in den Gefchiclstsbuchern,
ttii«ee,gire!es ausgeschaltet L-as M-.ntcnsche Geschichtsbuch ist nr ,eder
Hiitiche eimoanidsfrel und stellt ein ausgezeichnetes Unterrichtsmittel dar.
Schwer ist es, den Lehrern ein« eiuhestttche Maffchroute sur den Geist
«, «de». dem dee Unterricht zu- «netten ist. Es ist nicht zu vermeiden,
datz nZr eine gewisse geistige Beweguagskleiheit laitcii. Der Unterricht
wich hier r«ie Reihe, von, Sahoeu mit gewissen-Mängeln vehastet bleiben,
dis der neue Staat m den Heizen verankert ft Wenn die Lehrer gegen
den neuen Staat oeiftoßen, so werde icb e» nicht an Maßnahmen fehlen
lassen, dagegen vorzugehen Bn den H o Hs <dul-e n darl imm nicht
zu sehr empfindlich sein: bei de- kee-.en sto-fchunq wüstes wn Prinzip
der Duldung wahren. Wir müssen hier bcsoirber, Duldung n-ayreo -assen,
um keine Märtyrer zu schassen^ Dis jetzt sind mn kerne klar umiissenen
Klagen vorgebracht worden -un bin barster wenn in-- a-mzelfatte zo
vorgebracht werden, baß ich vorgehen 'kann. Lius Gründen der Histon-
 
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