Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Sinsheim, Eppinger», Eberbach, Mosbach, Buchen, Adelsheim, Boxberg,
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Heidelberg, Freitag, S. April ^920
Nr. 82 * 2. Jahrgang
Verantwort!.: Fürinnereu. äußerepolitik,Volkswlrtschastu. Feuilleton: Dr.
E. Kraus, fürKommunales u. soziale Rundschau: Z.Kahnr für Lokale«:
O.Seibel, für die Anzeigen: H, Hoffmann, sämtlich in Heidelberg
Druck und Verlag der llnterbadischen Derlagsanstalt G. m. b. H., Heidelberg
Geschäftsstelle: GchrSderstraße ZS.
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Längere Besetzungsdauer des Maingebietes!
Die Krise im Westen. .
Von unserem Berliner 8t.-Mitarbeiter wirb uns geschrieben:
Die neuen Besetzungen Lurch die Franzosen werben höchstens
so lange andauern, bis die „Polizeiaktion" im Ruhrrevier beendet
sein wird, also nach der Ankündigung der deutschen Regierung etwa
eine Woche. Man wirb also die Vorgänge, die sich um Frankfurt
a. Main abspielen, wenn sie auch höchst peinliche Störungen zur
Folge haben, als einen vorübergehenden Zwischenfall buchen dürfen.
Aber dieser Zwischenfall wirb seine Nachwirkungen haben, und es
ist dringend notwendig, Garantien dafür zu schaffen, daß er sich
nicht in gröberen Raum- und Zeitmaßen wiederholt.
Nach Artikel 43 des Fviedensvertrags darf Deutschland in der
wutralen Zone keine Streitkräfte ansammsln, die lleber-
.chreitung dieses Verbots wird als feindliche Handlung gegen die
unterzeichnenden Mächte des Vertrages und als eine Störung
des Weltfriedens betrachtet. Der Sinn dieser Bestimmung
ist selbstverständlich der, daß Frankreich und Belgien gegen einen
Anmarsch deutscher Truppen geschützt werden sollen. Ein solcher
Anmarsch würde als vorbereiteter Angriff und als Störung des
Friedens betrachtet werden. Die Ansammlung von Streitkräften,
die augenblicklich in der neutralen Zone vorgenommen wird und
die nach Versicherungen der deutschen Regierung das durch ein
Sonderabkommen zugestandene Kontingent noch gar nicht erreicht,
dient aber, wie jedermann weiß, nicht der Vorbereitung eines Ein-
narsches nach Belgien oder Frankreich, nicht der Störung des
Weltfriedens, sondern der H erstellung des inneren Frie-
dens. Gewiß kann man verschiedener Meinung darüber sein, ob
der Einmarsch Meckmäßig ist — so gibt es heute Sozialdemo-
kraten, die ihn für unzweckmäßig, und Unabhängige,
die ihirsitt zweckmäßig halten — aber nicht zu streiten ist dar-
über, daß es sich um eine innere deutsche Angelegen-
heit handelt. Das wird von niemanden ausdrücklicher be-
stätigt, als von dem oberkommandi er enden General der alliierten
Besatzungtruppen, Herrn Degoutte, der feinen Aufruf an die Be-
völkerung der neu besetzten Gebiete mit folgenden Worten beginnt:
Die Berliner Regierung hat unter dem Druck der MMärpartei
eine plötzliche Offensive der Reichswehr gegen die Arbeiterschaft des
Ruhrgebiets angeoidnet. Damit hat sie eine der wesentlichsten und
feierlichsten Bestimmungen des Fnedensvertrages verletzt.
General Degoutte mischt sich mit diesem Aufruf in eine inner-
politische deutsche Angelegenheit, in der er sich vollkommen falsch
unterrichtet zeigt. Die Regierung in Berlin hat den Vormarsch
nicht angeordnet, well sie unter bom Druck der Militärpartei steht,
sondern weil die Arbeiterschaft des Aufrührgebiets, einschließlich
eines Teils der Unabhängigen, von ihr -eine Hilfsaktion ver-
langt hat. Damit ist auch schon gesagt, daß die Truppen nicht gegen
„die Arbeiterschaft^ eingesetzt werden sollen, sofern gegen räu-
bernde und erpressende Banden, von denen selbst die Kommunisten
weit abrücken. Aber selbst wenn der französische General in seiner
Auffassung der Sachlage so recht hätte, wie er unrecht hat, so wäre
durch sie trotzdem erwiesen, daß die Störung des Friedens nicht auf
deutscher, sondern auf französischer Seite liegt.
Frankreich hat sich durch den Friedensvertrag in geradezu
übeivorsichtiger Weise alle möglichen Sicherungen gegen einen
deutschen Angriff verschafft und hat es dabei, wie das Beispiel zeigt,
soweit gebracht, daß es selber gegen Deutschland militärisch
unternehmen kann, was es will, ohne daß Deutschland
auch nur daran denken könnte, sich mit den gleichen Mitteln dagegen
zu wehren. Frankreich hat aber durch den Friedensvertrag kein
Protektorat über die deutsche Arbeiterschaft
erhalten und kein Recht, sich in die inneren Angelegenheiten Deutsch-
lands außerhalb der nach Friedensvertragsrecht besetzten Zone ein-
zumischen. Frankreich klammert sich, um seine Einmischung zu
rechtfertigen, an den Buchstaben des Vertrages, aber der
Aufruf des Generals Degoutte beweist schlagend, daß diese Be-
rufung auf den Buchstaben nichts anderes ist als em nichtiger
Vorwand.
Es muß darum mit allen Kräften dahin gewirkt werden, daß
der Einzelfall kein „Präzedenzfall" wird. Er hat gezeigt, daß
Frankreich sich das Recht beimißt, unter der Behauptung, irgend
eine Klausel des Friedensvertrags sei verletzt, soweit es will und
für solange, wie es will, in schutzloses deutsches Gebiet einzumar-
schieren. Es stellt sich auf den Standpunkt: der französische Soldat
kann auf deutschem Gebiet dahin spazieren, wohin er will, und wo
er erscheint, hat der deutsche Soldat zu verschwinden. Eine solche
Auftastung würde uns, wenn sie gewohnungsrechtliche Geltung be-
käme, vollständig der französischen Militärwillkür aussetzen, und
für den davongejagten deutschen Militarismus würden wir den
französischen, der auch nicht klüger und angenehmer
i st, zum Herrn bekommen. Das wäre dann ein Zustand, dem kein
Serechtdenkender Franzose und überhaupt kein vernünftiger Mensch
sn der Welt wollen könnte, weil jedermann weiß, daß kein Volk
ihn auf die Dauer zu ertragen imstande ist.
Dafür aber, daß es jetzt soweit gekommen ist, können wir uns
hei den Kapp und Lüttwitz bedanken!
Armenien wünscht ein amerikanisches Mandat.
H a a g, 6. April. (W.B.) Wie der „Nieuwe Courant" aus
Aashingwn meldet, hat Wilson dem Senat den Bericht des unter
joorsitz des Generals Harbord tagenden Ausschusses überwiesen,
sich mst her armenischen Frage befaßt. In dem Bericht
L^ißt es, es sei der Wunsch der Armenier, daß Amer ika das
Mandat übernehme. Doch würde dies im ersten Jahre einen
Kostenaufwand von 275 Millionen Dollar und eine
^ruppenmacht von 100—200 000 Mann erfordern.
Aus den neubefetzten Gebieten.
Eine Darlegung der Frankfurter Zusammenstöße von französischer
Seite.
Frankfurt a. M., 8. Zhnil. (Meldung der „N. Bad. L.-
Ztg.") Der kommandierende General de Meh erläßt folgenden-
Anschlag: Das Gerücht von dem Abzug der französischen Besatzung
ist durchaus falsch. Die Besayungbleibt, wie gestern ange-
kündigt.
Ueber die Lage gibt folgende Meldung Bericht: Die Nacht ist
ruhig verlaufen. Es kam nicht zu wetteren Zwischenfällen. Fran-
zösisches Militär wurde bei den gestrigen Zusammenstößen nicht ge-
töt, es kam nur zu Mißhandlungen vonSol baten an
mehreren Stellen der Stadt.
Frankfurt a.M., 8. April. Nach einer Darlegung von
französischer Seite hat sich der gestrige bedauerliche Vorfall an der
Hauptwache, der sechs Tote und 25 Verwundete kostete, folgender-
maßen abgespielt: An eine an der Hauptwache stationierte Ab-
teilung arabischer Truppen nebst einer Maschinengewehrabteilung
mit französischer Bedienungsmannschaft drängte sich die Menge
heran. Der Aufforderung des die Wache befehligenden Offiziers,,
zurückzugchen, wurde nicht Folge geleistet und der Offizier im
letzten Augenblick von der Menschenwelle umringt. Da der Offi-
zier sehr klein war, verschwand er in der Welle und so wurde bei
der Wache der Eindruck erweckt, daß er von der Menge zu Boden
geschlagen worden sei. Als auf abermaligen Befehl die Menge
nicht auseinanderging, wurden mehrere Salven aus den Maschinen-
gewehren abgegeben, die die obengemeldeten Opfer forderten.
Besetzung von Homburg v. d. H.
Mainz, 8. April. (W.B.) Die im Laufe des 6. April gegen
Frankfurt, Darmstadt, Dieburg und Hanau unternommenen mili-
tärischen Operationen sind im Laufe des 7. April durch die B e -
setzungvvnHvmburgv. d. H., 15 Km. nördlich Frankfurt
ergänzt worden. Die Besetzung von Homburg ging ohne Zwi-
schenfall vor sich. In dem neu besetzten Gebiet ist alles ruhig.
Ein Zwischenfall bei Frieiwerg in Hessen.
Berlin, 8. April. Eine Kavalleriepatrouille der elften
Reichswehrbrigade, die erkunden sMe, bis wie weit die
Franzosen vorgehen würden, stieß nach einer an Berliner amt-
licher Stelle eingegangenen Meldung bei Oberwollstädt bei
Friedberg (Hessen) auf eine f r a n z ös is ch e Pa t r o u i ll e.
Infolge eines Mißverständnisses eröffneten die Franzosen
das Feuer und gaben 12—13 Schüsse ab, wobei der Mhrer der
deutschen Patrouille, Leutnant Kalnein, getötet wurde.
Di« deutsche Rogievung berichtigt die französische Aufklärung.
Berlin, 8. April. Von amtlicher Sette wird mitgeteilt:
Der französische Funkspruch an alle vom 6. April 9 Uhr
nachmittags enthält Entstellungen und bewußte Lügen. Die Ge-
waltaktion der französischen Regierung gegen deutsches Gebiet sollte
gegenüber der eigenen Bevölkerung und vor der gesamten Welt
den Anschein einer Berechtigung erhalten. Es ist
unwahr, daß 150 000 Mann deutscher Truppen im Ruhrgebiet
operieren. Am 5. April, also am Vorabend des Einmarsches ope-
rierten im Ruhrgebiet 43 800 Mcmn, davon 15 000 Mann inner-
halb der durch den Friedensvertrag festgesetzten neutralen Zone.
Es ist unwahr, daß den deutschen Truppen leicht bewaffnete Spar-
takisten in einer Anzahl von kaum 10 000 Mann gogenüberstanden.
Bei den Aufständischen im Ruhrgebiet handelt es sich um militärisch
organisierte, mit Artillerie, Maschinengewehren und sonstigen mo-
dernen Kampfmitteln ausgerüsteten Kampftruppe, deren Gesamt-
stärke auf mindestens 30 000 Mann geschätzt war. In den Besitz
der Waffen waren si« gekommen durch den aus Grund des Waffen-
stillstandes erzwungenen überstürzten Rückmarsch des deutschen
Heeres, welcher auch durch diese Gebiete führte. Die Waffen waren
seitdem versteckt gehalten worden. Es ist unwahr, wenn der Lyoner
Funkspruch behauptet, daß die Aufständischen beim ersten Angriff
davonlaufen würden. Vielmehr haben hartnäckige und blusige
Kämpfe stattgefunden. Die bisherigen Verluste der Reichswehr,
200 Tote und mehrere hundert Verwundete, sprechen eine andere
Sprache. Bewußte Unwahrheit und Verleumdung
der deutschen Wehrmacht ist es, wenn der Lyoner Funkspruch an-
gibt, daß jeder Gefangene erschossen werde und daß die Regierung
in der Anwendung der Kampfmittel grausam und rücksichtslos vor-
gegangen sei. Die Absichten der französischen Regierung, die mit
solchen Verleumdungen verfolgt werden, liegen klar zutage. Der
Hilferuf der gequälten und schwergeprüften Bevölkerung an Re-
gierung und Reichswehr, ferner der Dank an die Truppen bei ihrem
erfolgten Einmarsch bringen den besten Beweis von der Haltlosig-
keit der vvrgebrachten Beschuldigungen.
Französische Truppentransporte nach dem Mcängebiet.
Basel, 8. April. Die vielfach geäußerte Ansicht, daß die
Besetzung Frankfurts durch die Franzosen nicht als vorübergehende
Maßregel gedacht sei, sondern als ein Pfandobjekt zur Er-
langung weiterer militärischer und wirtschaftlicher Forderungen, fin-
det hier Stütze in einem Basier Telegramm der „Täglichen Rund-
schau", in dem gesagt wird, dem „Echo de Paris" zufolge solle die
Besetzung der Stadt Frankfurt vorläufig drei Monate dauern.
Der „Matin" weiß sogar zu berichten, daß der jetzigen Besetzung
weitere folgen werden und nennt schon als nächste zu besetzende
Stadt Aschaffenburg. In diesem Zusammenhang gewinnen
die Meldungen über französische Truppenbewegungen be-
sondere Bedeutung. So wird aus Ludwigshafen gemeldet,
daß die Truppenverschiebungen in der Rheinpfalz andauern. Ein
Drittel der Besatzung von Ludwigshafen wurde nach dem Main-
gebiet geleitet. Aus Landau und Zweibrücken sind jetzt Mei
Bataillone Kolonialtruppen nach der neutralen Zone abgegangen.
Inzwischen sind in den besetzten Gebieten neue französische weiß«
Truppen aus dem Innern Frankreichs angekommen. Drei Infan-
terieregimenter sowie eine Anzahl Panzerauto-Koionnen und Tank-
geschwader wurden am Dienstag und Mittwoch von dem Festungs-
gebiet Straßburg in der Richtung nach Osten in Marsch gefetzt.
Neue französische Streitkräfte sind auch am Mittwoch an verschie-
denen Stellen über den Rhein geführt worden, die zur Verstär -
kung der Besatzung im neu besetzten neutralen Gebiet dienen
sollen. Marschall Fo ch hat gestern infolge her Hrruhen in Frank-
furt eine erhebliche Erhöhung der dortigen Streitkräfte angeordnet.
Die zweifelhafte Haltung der Alliierten zu dem französischen
Gewaltakt.
Berlin, 8. April. Aüs London wird laut „B. T." gemel-
det, daß der französische Botschafter in W ash i n gt v n den ame-
rikanischen Staatssekretär des Aeußeren um seine Meinung über
die Besetzung der deutschen Städte im Maingebiet durch französische
Truppen befragte. Reuter hört dazu, der englische, italie-
nische und auch der amerikanische Standpunkt sei der, sich
dem Aufmarsch der deutschen Truppen imRuhrgebiet nicht zu
widersetzen, damit die Unruhen dort unterdrückt werden, jedoch
unter der Bedingun g, daß die Truppen sofort nach der Wie-
derherstellung der Ordnung zurückgezogen werden.
Das italienische Kabinett hat beschlossen, die von Frank-
reich unternommene Bewegung moralisch zu unterstützen, keines-
falls aber selbst irgendwie daran aktiv teilzunehmen.
Ergänzend wird dem „Petit Par ist en" dazu aus London ge-
meldet, daß es dieenglische Regierung wahrscheinlich ab-
lehnen werde, sich an der neuen Expedition zur Besetzung deutschen
Reichsgebiets zu beteiligen, daß sie aber die Aktion Frankreichs
wohlwollend dulden werde und daß Italien und Amerika
wahrscheinlich Weiche Haltung einnehmen werde,:.
Zustimmung Belgiens?
Amsterdam, 8. April. „Tetegraaf" meldet aus B rüs»
s e l, -daß heute ein Mimsterrat unter dem Vorsitz des Königs statt-
finden wird, der sich mit den EreignisseninDeutschland
befassen und die Haltung der belgischen Regierung gegenüber dem
Vormarsch der französischen Truppen im besetzten deutschen
Gebiete fsstlegen soll. „Etoil belge" meldet, daß sich die belgische
Regierung wahrscheinlich vollkommen den Maßnahmen der Alliier-
ten a n s ch l i e ß e n werde. Der „Sott" meldet, die plötzliche Rück-
kehr der Minister de la Croix und Hymans nach Brüssel habe auf
Drängen des belgischen Botschafters in Paris stattgefunden, da
Millerand den Wunsch zu erkennen gab, daß Belgien an den mili-
tärischen Maßnahmen am Rhein teilnehmen soll. Der „Sott"
erklärt, es könne keine Rede davon sein, daß die belgischen oder eng-
lischen Befahungstruppen auf das rechte Rheinufer vorrücken.
Die englische Presse billigt das französische Vorgehen.
Amsterdam, 8. April. „Telegraaf" meldet aus London:
BezWich der Haltung des englischen Kabinetts gegen-
über der Besetzung hessischer Städte würden verschiedene Berichte
veröffentlicht. „Lvening Standard" behauptet, daß gewisse Mini-
ster diese Besetzung neuer deutscher Städte durch die Franzosen
ernst auffaßten. „Evening News" dagegen erfährt, daß die Be-
richte aus Washington und Rom, wonach England und Amerika
einen anderen Standpunkt einnehmen sollen als Frankreich, voll-
kommen unrichtig seien. Dem Blatte zufolge erhielt Lord
Derby, der englische Botschafter in Paris, den Auftrag, auf der
Friedenskonferenz vollkommen klarzustellen, daß die britischen
Staatsmänner die Lage in Deutschland von demselben Standpunkt
aus betrachteten und unstreitig mit Frankreichs Haltung sympathi-
sierten. Lloyd George habe Lord Derby ermächtigt, dies in
Paris darzulegen. Es bestehe kein Grund zu der Annahme, daß
er den von Frankreich unternommenen Schritt nicht billigen werde.
Die „Times" sagen, daß bei der Besprechung zwischen der englischen
und der französischen Regierung über die Besetzung der deutschen
Städte vollständige Uedereinstimmung herrscht.
Amerika lehnt die Beteiligung ab.
Wie mehrere Morgenblätter melden, teilte der amerikanische
Vertreter der Interalliierten Rheinlandkommission dem Vorsitzen-
den der Kommission mit, er lehne es ab, an irgendwelchen Be-
schlüssen der Interallllierten Rheinlandkvmmiffion zugunsten des
französischen Vorstoßes in das unbesetzte Deutschland teilzunehmen,
und er habe seine Regierung von diesem Schritte benachrichtigt.
Wichtig für den Reiseverkehr mit Frankfurt a. M.
Frankfurt a. M., 8. April. Zu der Bekanntmachung,
nach der alle über 14 Jahre alten Personen, die ihren dauernden
Wohnsitz in den neubesetzten Gebieten haben, mit einem Identitäts-
ausweis mit Photographie versehen sein müssen, wird bemerkt, daß
an Stelle des Identitätsausweises auch der deutsche Reisepaß (weiß)
genügt. _
Die neue Reichstagswahlkreiseinteilung.
Berlin, 9. April. (Prkvatmeldung.) Den Mitgliedern bei
Nationalversammlung ist die Einteilung der Wahlkreise
und Verbandswahlkreise zugegangen. Die 122 Wahl-
kreise gliedern sich in 21 Verbandswahlkreise. B o be n umfaßt den
19. Verbandswahlkreis und zwar die Wahlkreise 106 Konstanz
(4 Abg.), 107 Freiburg (4 Abg.), 108 Karlsruhe (5 Abg.), 109
Mannheim (5 Abg.). Ueber die Einteilung der einzelnen Wahl-
kreise ist bemerkenswert, daß bei der neuen Einteilung derAmts -
bezirk Eppingen und einzelne Orte wie Rappenau aus
dem Amtsbezirk Sinsheim dem- Karlsruher Kreis ange-
gltedert sind.
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Von unserem Berliner 8t.-Mitarbeiter wirb uns geschrieben:
Die neuen Besetzungen Lurch die Franzosen werben höchstens
so lange andauern, bis die „Polizeiaktion" im Ruhrrevier beendet
sein wird, also nach der Ankündigung der deutschen Regierung etwa
eine Woche. Man wirb also die Vorgänge, die sich um Frankfurt
a. Main abspielen, wenn sie auch höchst peinliche Störungen zur
Folge haben, als einen vorübergehenden Zwischenfall buchen dürfen.
Aber dieser Zwischenfall wirb seine Nachwirkungen haben, und es
ist dringend notwendig, Garantien dafür zu schaffen, daß er sich
nicht in gröberen Raum- und Zeitmaßen wiederholt.
Nach Artikel 43 des Fviedensvertrags darf Deutschland in der
wutralen Zone keine Streitkräfte ansammsln, die lleber-
.chreitung dieses Verbots wird als feindliche Handlung gegen die
unterzeichnenden Mächte des Vertrages und als eine Störung
des Weltfriedens betrachtet. Der Sinn dieser Bestimmung
ist selbstverständlich der, daß Frankreich und Belgien gegen einen
Anmarsch deutscher Truppen geschützt werden sollen. Ein solcher
Anmarsch würde als vorbereiteter Angriff und als Störung des
Friedens betrachtet werden. Die Ansammlung von Streitkräften,
die augenblicklich in der neutralen Zone vorgenommen wird und
die nach Versicherungen der deutschen Regierung das durch ein
Sonderabkommen zugestandene Kontingent noch gar nicht erreicht,
dient aber, wie jedermann weiß, nicht der Vorbereitung eines Ein-
narsches nach Belgien oder Frankreich, nicht der Störung des
Weltfriedens, sondern der H erstellung des inneren Frie-
dens. Gewiß kann man verschiedener Meinung darüber sein, ob
der Einmarsch Meckmäßig ist — so gibt es heute Sozialdemo-
kraten, die ihn für unzweckmäßig, und Unabhängige,
die ihirsitt zweckmäßig halten — aber nicht zu streiten ist dar-
über, daß es sich um eine innere deutsche Angelegen-
heit handelt. Das wird von niemanden ausdrücklicher be-
stätigt, als von dem oberkommandi er enden General der alliierten
Besatzungtruppen, Herrn Degoutte, der feinen Aufruf an die Be-
völkerung der neu besetzten Gebiete mit folgenden Worten beginnt:
Die Berliner Regierung hat unter dem Druck der MMärpartei
eine plötzliche Offensive der Reichswehr gegen die Arbeiterschaft des
Ruhrgebiets angeoidnet. Damit hat sie eine der wesentlichsten und
feierlichsten Bestimmungen des Fnedensvertrages verletzt.
General Degoutte mischt sich mit diesem Aufruf in eine inner-
politische deutsche Angelegenheit, in der er sich vollkommen falsch
unterrichtet zeigt. Die Regierung in Berlin hat den Vormarsch
nicht angeordnet, well sie unter bom Druck der Militärpartei steht,
sondern weil die Arbeiterschaft des Aufrührgebiets, einschließlich
eines Teils der Unabhängigen, von ihr -eine Hilfsaktion ver-
langt hat. Damit ist auch schon gesagt, daß die Truppen nicht gegen
„die Arbeiterschaft^ eingesetzt werden sollen, sofern gegen räu-
bernde und erpressende Banden, von denen selbst die Kommunisten
weit abrücken. Aber selbst wenn der französische General in seiner
Auffassung der Sachlage so recht hätte, wie er unrecht hat, so wäre
durch sie trotzdem erwiesen, daß die Störung des Friedens nicht auf
deutscher, sondern auf französischer Seite liegt.
Frankreich hat sich durch den Friedensvertrag in geradezu
übeivorsichtiger Weise alle möglichen Sicherungen gegen einen
deutschen Angriff verschafft und hat es dabei, wie das Beispiel zeigt,
soweit gebracht, daß es selber gegen Deutschland militärisch
unternehmen kann, was es will, ohne daß Deutschland
auch nur daran denken könnte, sich mit den gleichen Mitteln dagegen
zu wehren. Frankreich hat aber durch den Friedensvertrag kein
Protektorat über die deutsche Arbeiterschaft
erhalten und kein Recht, sich in die inneren Angelegenheiten Deutsch-
lands außerhalb der nach Friedensvertragsrecht besetzten Zone ein-
zumischen. Frankreich klammert sich, um seine Einmischung zu
rechtfertigen, an den Buchstaben des Vertrages, aber der
Aufruf des Generals Degoutte beweist schlagend, daß diese Be-
rufung auf den Buchstaben nichts anderes ist als em nichtiger
Vorwand.
Es muß darum mit allen Kräften dahin gewirkt werden, daß
der Einzelfall kein „Präzedenzfall" wird. Er hat gezeigt, daß
Frankreich sich das Recht beimißt, unter der Behauptung, irgend
eine Klausel des Friedensvertrags sei verletzt, soweit es will und
für solange, wie es will, in schutzloses deutsches Gebiet einzumar-
schieren. Es stellt sich auf den Standpunkt: der französische Soldat
kann auf deutschem Gebiet dahin spazieren, wohin er will, und wo
er erscheint, hat der deutsche Soldat zu verschwinden. Eine solche
Auftastung würde uns, wenn sie gewohnungsrechtliche Geltung be-
käme, vollständig der französischen Militärwillkür aussetzen, und
für den davongejagten deutschen Militarismus würden wir den
französischen, der auch nicht klüger und angenehmer
i st, zum Herrn bekommen. Das wäre dann ein Zustand, dem kein
Serechtdenkender Franzose und überhaupt kein vernünftiger Mensch
sn der Welt wollen könnte, weil jedermann weiß, daß kein Volk
ihn auf die Dauer zu ertragen imstande ist.
Dafür aber, daß es jetzt soweit gekommen ist, können wir uns
hei den Kapp und Lüttwitz bedanken!
Armenien wünscht ein amerikanisches Mandat.
H a a g, 6. April. (W.B.) Wie der „Nieuwe Courant" aus
Aashingwn meldet, hat Wilson dem Senat den Bericht des unter
joorsitz des Generals Harbord tagenden Ausschusses überwiesen,
sich mst her armenischen Frage befaßt. In dem Bericht
L^ißt es, es sei der Wunsch der Armenier, daß Amer ika das
Mandat übernehme. Doch würde dies im ersten Jahre einen
Kostenaufwand von 275 Millionen Dollar und eine
^ruppenmacht von 100—200 000 Mann erfordern.
Aus den neubefetzten Gebieten.
Eine Darlegung der Frankfurter Zusammenstöße von französischer
Seite.
Frankfurt a. M., 8. Zhnil. (Meldung der „N. Bad. L.-
Ztg.") Der kommandierende General de Meh erläßt folgenden-
Anschlag: Das Gerücht von dem Abzug der französischen Besatzung
ist durchaus falsch. Die Besayungbleibt, wie gestern ange-
kündigt.
Ueber die Lage gibt folgende Meldung Bericht: Die Nacht ist
ruhig verlaufen. Es kam nicht zu wetteren Zwischenfällen. Fran-
zösisches Militär wurde bei den gestrigen Zusammenstößen nicht ge-
töt, es kam nur zu Mißhandlungen vonSol baten an
mehreren Stellen der Stadt.
Frankfurt a.M., 8. April. Nach einer Darlegung von
französischer Seite hat sich der gestrige bedauerliche Vorfall an der
Hauptwache, der sechs Tote und 25 Verwundete kostete, folgender-
maßen abgespielt: An eine an der Hauptwache stationierte Ab-
teilung arabischer Truppen nebst einer Maschinengewehrabteilung
mit französischer Bedienungsmannschaft drängte sich die Menge
heran. Der Aufforderung des die Wache befehligenden Offiziers,,
zurückzugchen, wurde nicht Folge geleistet und der Offizier im
letzten Augenblick von der Menschenwelle umringt. Da der Offi-
zier sehr klein war, verschwand er in der Welle und so wurde bei
der Wache der Eindruck erweckt, daß er von der Menge zu Boden
geschlagen worden sei. Als auf abermaligen Befehl die Menge
nicht auseinanderging, wurden mehrere Salven aus den Maschinen-
gewehren abgegeben, die die obengemeldeten Opfer forderten.
Besetzung von Homburg v. d. H.
Mainz, 8. April. (W.B.) Die im Laufe des 6. April gegen
Frankfurt, Darmstadt, Dieburg und Hanau unternommenen mili-
tärischen Operationen sind im Laufe des 7. April durch die B e -
setzungvvnHvmburgv. d. H., 15 Km. nördlich Frankfurt
ergänzt worden. Die Besetzung von Homburg ging ohne Zwi-
schenfall vor sich. In dem neu besetzten Gebiet ist alles ruhig.
Ein Zwischenfall bei Frieiwerg in Hessen.
Berlin, 8. April. Eine Kavalleriepatrouille der elften
Reichswehrbrigade, die erkunden sMe, bis wie weit die
Franzosen vorgehen würden, stieß nach einer an Berliner amt-
licher Stelle eingegangenen Meldung bei Oberwollstädt bei
Friedberg (Hessen) auf eine f r a n z ös is ch e Pa t r o u i ll e.
Infolge eines Mißverständnisses eröffneten die Franzosen
das Feuer und gaben 12—13 Schüsse ab, wobei der Mhrer der
deutschen Patrouille, Leutnant Kalnein, getötet wurde.
Di« deutsche Rogievung berichtigt die französische Aufklärung.
Berlin, 8. April. Von amtlicher Sette wird mitgeteilt:
Der französische Funkspruch an alle vom 6. April 9 Uhr
nachmittags enthält Entstellungen und bewußte Lügen. Die Ge-
waltaktion der französischen Regierung gegen deutsches Gebiet sollte
gegenüber der eigenen Bevölkerung und vor der gesamten Welt
den Anschein einer Berechtigung erhalten. Es ist
unwahr, daß 150 000 Mann deutscher Truppen im Ruhrgebiet
operieren. Am 5. April, also am Vorabend des Einmarsches ope-
rierten im Ruhrgebiet 43 800 Mcmn, davon 15 000 Mann inner-
halb der durch den Friedensvertrag festgesetzten neutralen Zone.
Es ist unwahr, daß den deutschen Truppen leicht bewaffnete Spar-
takisten in einer Anzahl von kaum 10 000 Mann gogenüberstanden.
Bei den Aufständischen im Ruhrgebiet handelt es sich um militärisch
organisierte, mit Artillerie, Maschinengewehren und sonstigen mo-
dernen Kampfmitteln ausgerüsteten Kampftruppe, deren Gesamt-
stärke auf mindestens 30 000 Mann geschätzt war. In den Besitz
der Waffen waren si« gekommen durch den aus Grund des Waffen-
stillstandes erzwungenen überstürzten Rückmarsch des deutschen
Heeres, welcher auch durch diese Gebiete führte. Die Waffen waren
seitdem versteckt gehalten worden. Es ist unwahr, wenn der Lyoner
Funkspruch behauptet, daß die Aufständischen beim ersten Angriff
davonlaufen würden. Vielmehr haben hartnäckige und blusige
Kämpfe stattgefunden. Die bisherigen Verluste der Reichswehr,
200 Tote und mehrere hundert Verwundete, sprechen eine andere
Sprache. Bewußte Unwahrheit und Verleumdung
der deutschen Wehrmacht ist es, wenn der Lyoner Funkspruch an-
gibt, daß jeder Gefangene erschossen werde und daß die Regierung
in der Anwendung der Kampfmittel grausam und rücksichtslos vor-
gegangen sei. Die Absichten der französischen Regierung, die mit
solchen Verleumdungen verfolgt werden, liegen klar zutage. Der
Hilferuf der gequälten und schwergeprüften Bevölkerung an Re-
gierung und Reichswehr, ferner der Dank an die Truppen bei ihrem
erfolgten Einmarsch bringen den besten Beweis von der Haltlosig-
keit der vvrgebrachten Beschuldigungen.
Französische Truppentransporte nach dem Mcängebiet.
Basel, 8. April. Die vielfach geäußerte Ansicht, daß die
Besetzung Frankfurts durch die Franzosen nicht als vorübergehende
Maßregel gedacht sei, sondern als ein Pfandobjekt zur Er-
langung weiterer militärischer und wirtschaftlicher Forderungen, fin-
det hier Stütze in einem Basier Telegramm der „Täglichen Rund-
schau", in dem gesagt wird, dem „Echo de Paris" zufolge solle die
Besetzung der Stadt Frankfurt vorläufig drei Monate dauern.
Der „Matin" weiß sogar zu berichten, daß der jetzigen Besetzung
weitere folgen werden und nennt schon als nächste zu besetzende
Stadt Aschaffenburg. In diesem Zusammenhang gewinnen
die Meldungen über französische Truppenbewegungen be-
sondere Bedeutung. So wird aus Ludwigshafen gemeldet,
daß die Truppenverschiebungen in der Rheinpfalz andauern. Ein
Drittel der Besatzung von Ludwigshafen wurde nach dem Main-
gebiet geleitet. Aus Landau und Zweibrücken sind jetzt Mei
Bataillone Kolonialtruppen nach der neutralen Zone abgegangen.
Inzwischen sind in den besetzten Gebieten neue französische weiß«
Truppen aus dem Innern Frankreichs angekommen. Drei Infan-
terieregimenter sowie eine Anzahl Panzerauto-Koionnen und Tank-
geschwader wurden am Dienstag und Mittwoch von dem Festungs-
gebiet Straßburg in der Richtung nach Osten in Marsch gefetzt.
Neue französische Streitkräfte sind auch am Mittwoch an verschie-
denen Stellen über den Rhein geführt worden, die zur Verstär -
kung der Besatzung im neu besetzten neutralen Gebiet dienen
sollen. Marschall Fo ch hat gestern infolge her Hrruhen in Frank-
furt eine erhebliche Erhöhung der dortigen Streitkräfte angeordnet.
Die zweifelhafte Haltung der Alliierten zu dem französischen
Gewaltakt.
Berlin, 8. April. Aüs London wird laut „B. T." gemel-
det, daß der französische Botschafter in W ash i n gt v n den ame-
rikanischen Staatssekretär des Aeußeren um seine Meinung über
die Besetzung der deutschen Städte im Maingebiet durch französische
Truppen befragte. Reuter hört dazu, der englische, italie-
nische und auch der amerikanische Standpunkt sei der, sich
dem Aufmarsch der deutschen Truppen imRuhrgebiet nicht zu
widersetzen, damit die Unruhen dort unterdrückt werden, jedoch
unter der Bedingun g, daß die Truppen sofort nach der Wie-
derherstellung der Ordnung zurückgezogen werden.
Das italienische Kabinett hat beschlossen, die von Frank-
reich unternommene Bewegung moralisch zu unterstützen, keines-
falls aber selbst irgendwie daran aktiv teilzunehmen.
Ergänzend wird dem „Petit Par ist en" dazu aus London ge-
meldet, daß es dieenglische Regierung wahrscheinlich ab-
lehnen werde, sich an der neuen Expedition zur Besetzung deutschen
Reichsgebiets zu beteiligen, daß sie aber die Aktion Frankreichs
wohlwollend dulden werde und daß Italien und Amerika
wahrscheinlich Weiche Haltung einnehmen werde,:.
Zustimmung Belgiens?
Amsterdam, 8. April. „Tetegraaf" meldet aus B rüs»
s e l, -daß heute ein Mimsterrat unter dem Vorsitz des Königs statt-
finden wird, der sich mit den EreignisseninDeutschland
befassen und die Haltung der belgischen Regierung gegenüber dem
Vormarsch der französischen Truppen im besetzten deutschen
Gebiete fsstlegen soll. „Etoil belge" meldet, daß sich die belgische
Regierung wahrscheinlich vollkommen den Maßnahmen der Alliier-
ten a n s ch l i e ß e n werde. Der „Sott" meldet, die plötzliche Rück-
kehr der Minister de la Croix und Hymans nach Brüssel habe auf
Drängen des belgischen Botschafters in Paris stattgefunden, da
Millerand den Wunsch zu erkennen gab, daß Belgien an den mili-
tärischen Maßnahmen am Rhein teilnehmen soll. Der „Sott"
erklärt, es könne keine Rede davon sein, daß die belgischen oder eng-
lischen Befahungstruppen auf das rechte Rheinufer vorrücken.
Die englische Presse billigt das französische Vorgehen.
Amsterdam, 8. April. „Telegraaf" meldet aus London:
BezWich der Haltung des englischen Kabinetts gegen-
über der Besetzung hessischer Städte würden verschiedene Berichte
veröffentlicht. „Lvening Standard" behauptet, daß gewisse Mini-
ster diese Besetzung neuer deutscher Städte durch die Franzosen
ernst auffaßten. „Evening News" dagegen erfährt, daß die Be-
richte aus Washington und Rom, wonach England und Amerika
einen anderen Standpunkt einnehmen sollen als Frankreich, voll-
kommen unrichtig seien. Dem Blatte zufolge erhielt Lord
Derby, der englische Botschafter in Paris, den Auftrag, auf der
Friedenskonferenz vollkommen klarzustellen, daß die britischen
Staatsmänner die Lage in Deutschland von demselben Standpunkt
aus betrachteten und unstreitig mit Frankreichs Haltung sympathi-
sierten. Lloyd George habe Lord Derby ermächtigt, dies in
Paris darzulegen. Es bestehe kein Grund zu der Annahme, daß
er den von Frankreich unternommenen Schritt nicht billigen werde.
Die „Times" sagen, daß bei der Besprechung zwischen der englischen
und der französischen Regierung über die Besetzung der deutschen
Städte vollständige Uedereinstimmung herrscht.
Amerika lehnt die Beteiligung ab.
Wie mehrere Morgenblätter melden, teilte der amerikanische
Vertreter der Interalliierten Rheinlandkommission dem Vorsitzen-
den der Kommission mit, er lehne es ab, an irgendwelchen Be-
schlüssen der Interallllierten Rheinlandkvmmiffion zugunsten des
französischen Vorstoßes in das unbesetzte Deutschland teilzunehmen,
und er habe seine Regierung von diesem Schritte benachrichtigt.
Wichtig für den Reiseverkehr mit Frankfurt a. M.
Frankfurt a. M., 8. April. Zu der Bekanntmachung,
nach der alle über 14 Jahre alten Personen, die ihren dauernden
Wohnsitz in den neubesetzten Gebieten haben, mit einem Identitäts-
ausweis mit Photographie versehen sein müssen, wird bemerkt, daß
an Stelle des Identitätsausweises auch der deutsche Reisepaß (weiß)
genügt. _
Die neue Reichstagswahlkreiseinteilung.
Berlin, 9. April. (Prkvatmeldung.) Den Mitgliedern bei
Nationalversammlung ist die Einteilung der Wahlkreise
und Verbandswahlkreise zugegangen. Die 122 Wahl-
kreise gliedern sich in 21 Verbandswahlkreise. B o be n umfaßt den
19. Verbandswahlkreis und zwar die Wahlkreise 106 Konstanz
(4 Abg.), 107 Freiburg (4 Abg.), 108 Karlsruhe (5 Abg.), 109
Mannheim (5 Abg.). Ueber die Einteilung der einzelnen Wahl-
kreise ist bemerkenswert, daß bei der neuen Einteilung derAmts -
bezirk Eppingen und einzelne Orte wie Rappenau aus
dem Amtsbezirk Sinsheim dem- Karlsruher Kreis ange-
gltedert sind.