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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (1/2) — 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.44126#0309
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Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung der Amtsbezirke Heidelberg, Wiesloch, Sinsheim, Eppingen, Eberbach, Mosbach, Buchen, Adelsheim, Boxberg,
_ Tauberbischofsheim und Wertheim.

Bezugspreis: Monatlich einschl. Trägcrlohn 2.Z0 Mk. Anzeigenpreise:
Die einspaltige petitzeile (36 mm breit) 70 Kfg., Reklame-Anzeigen
A3 mm breit) 2.20 Mk. Sei Wiederholungen Nachlaß nach Tarif,
jy Geheimmittel-Anzeigen werden nicht ausgenommen.
Gesihäftsstunden: 8 —fl^tlhr. Sprechstunden der Redaktion: M -42 ilhr.
Postscheckkonto Karlsruhe Nr. 22577. Tel.-Adr.: Volkszeitung Heidelberg.

Heidelberg, Montag, 25. März 2920
Br. 63 * 2. Jahrgang

Verantwort!.: Für innere u. äußere Politik, Volkswirtschaft u. Feuilleton: Or:
E.Kraus; fürKommunales u. soziale Rundschau: I.Kahnr fürLokale-
O. Geibel? für die Anzeigen: H. Hoffmann, sämtlich in Heidelberg
Druck und Verlag der llnterbadischen Verlagsanstalt G. m. b. H., Heidelberg
Geschäftsstelle: Gchröderstraße 39.
Fernsprecher: Anzeigen-Annahme 2673, Redaktion 2648.

den

Der süddeutsche Block.
Die Präsidenten der bayerischen, württembergischen und badi-
schen Staatsministerien erlassen folgende Erklärung:
„Die Regierungen der süddeutschen Staaten,
denen es gelungen war, ihre L ä n d e r und ihre Bevölkerung
in mühseliger Arbeit aus dem Chaos und Elend mehr und mehr
herauszuführen, betrachten es als ein Verbrechen am deutschen
Volke, daß diese Entwicklung nach aufwärts, die sich in der Besse-
rung der wirtschaftlichen Lage und in der Hebung des deutschen
Kurses deutlich zeigte, von Berli naus gestört wird. Sie
werden sich, gestützt auf ihre Bevölkerung, gegen die verfassungs-
widrigen reaktionären Machenschaften mit aller Entschiedenheit und
aller Kraft zur Wehr setzen, um neues Elend, das dem deutschen
Volke von Berlin droht, zu verhüten. Sie anerkennen nur die ver-
fassungsmäßige bisherige Reichsregierung.
München, Stuttgart u. Karlsruhe, den 13. März.
Die Präsidenten der Staatsministerien: gez. Hoffmann, Blos, Geiß.
Treue der Länder zur Reichsverfsrssung»
Sämtliche süddeutschen Regierungen und Militärkontingente,
also auch Hessen, ferner Thüringen und Sachsen, sowie.Mecklenburg,
Hamburg, Bremen und Oldenburg haben sich geschlossen auf die
Seite der Nationalversammlung und der Regierung Ebert-Bauer
gestellt.

Das Verbrechen der Reaktion.

Kr. Heidelber g, den 15. März.
Was politisch Ernstdenkende langst kommen sahen, was die Er-
«gnifse der letzten Wochen mit drohender Deutlichkeit ankündigten,
ist zur Tatsache geworden: Die Reaktion Hal einen gewaltsamen
Staatsstreich verübt und sich über Nacht in Berkin der Regierung
bemächtigt. Seit Samstag morgen übt sie ihre Gewaltdiktatur aus.
Eie hat als erste Tat die Neichsverfassung aufgehoben. Reichs-
nationalversammlung und preußische Landesversammlung für auf-
gehoben erklärt, den „Vorwärts" sowie das Wolff-Büro besetzt, die
Zeitungen verboten uff., Gewalttaten, die in nichts dem Terror des
russischen Bolschewismus nachstehen. Die Reichsregierung hat Berlin
verlassen und versucht von Dresden aus mit dem deutschen Volk in
Verbindung zu bleiben. Die süddeutschen Regierungen haben ein-
schließlich Hessen und Sachsen in Aufrufen an das Volk der alten
Regierung und Verfassung Treue gelobt und dem neuen Regime
entschiedenen Kampf angesagt. Die Arbeiterschaft der Rheinlande
und in Schlesien ist in den Generalstreik getreten;; in allen anderen
Hegenden Deutschlands, für die nicht unmittelbar erne reaktionäre
Hewaltaktion zu befürchten ist, hat die Arbeiterschaft zum Teil allein,
-um Teil gemeinsam mit dem demokratisch gesinnten Bürgertum in
Massendemonstrationen ihrem Abscheu gegen das Treiben der Reak-
tion Ausdruck gegeben, sie steht Gewehr bei Fuß, bereit jeden Zoll
des demokratisch-republikanischen Badens mit ihrem Blut zu ver-
teidigen.
Wer steht hinter der Berliner Gewaltregierung? Zunächst die
Kreise, die sie eingesetzt haben und aus denen sie ihre Kraft zieht:
tie reaktionären Baltikumtruppen des Generals Ehrhardt und
die Marinetruppen des famosen Herrn vonLüttw itz und in Ge-
meinschaft mit diesen der ganze Troß der junkerlich-preu-
ßischen Militärkamarilla, die am liebsten wieder den
alten preußischen Militarismus, der uns in diesen Krieg und dieses
Elend gebracht hat, in Amt und Würde einsetzen würde. Dazu
aber große agrarische und kapitalistische Volksschichten, die politisch
in den Rechtsparteien stehen. Man sagt und schreibt wohl, daß man
den Berliner Putsch verurteile und nur auf verfassungsmäßigem
Wege sein Ziel (die Monarchie und den obrigkeitlichen Untertanen-
staat) erreichen wolle. Ach, wie naiv, Gott sei Dank glaubt nie-
mand daran. Wer hat denn in den letzten Monaten systematisch
das öffentliche politische Leben vergiftet, wer hat mit gemeinsten de-'
magvgischen Mitteln die einzelnen Persönlichkeiten der Reichsregie-
rung mit Schmutz und Kot beworfen? Wer hat das Attentat gegen
Erzberger als nationale Tat gefeiert, den Antisemitismus geschürt,
pazafistische Redner, die für Völkerversöhnung und Völkerverständi-
gung eintraten, mit Knüppeln zum Saal hinausgeschlagen, die Be-
seitigung der parlamentarischen Demokratie und Wiedereinführung
der Monarchie gepredigt? Antwort: Die reaktionären Parteien
und ihre Presse. Und was wir jetzt in Berlin erleben, ist die Frucht
dieser politischen Methoden der Rechten. Es ist daher eine uner-
hörte Demagogie, wenn die „Bad. Post" am Samstag der verfas-
sungsmäßig gewählten Koalitionsregierung die Schuld am Berliner
Militärputsch zuschieben will. Sie hätte absolutistisch regiert: dabei
verdanken die Reaktionäre gerade der demokratischen Freiheit und
allzugroßen Vertrauensseligkeft dieser Regierung ihre jetzigen Er-
folge. Sie hätte sich mit Gewalt gegen eine Neuwahl gestemmt:
wer die Berichte der Nationalversammlung verfolgt hat, in welcher
der Antrag der Rechten auf Auflösung verhandelt hat, der weiß, mit
welcher zaghaften Zurückhaltung die Rechte sechst ihren Antrag ver-
treten hat und welch schwaches Echo sie fand; zugleich beweist die
jetzige Haltung der überwiegenden Mehrheit des Volkes, daß es
nicht hinter der Rechten steht. Aber die „Badische Post" hofft mit
diesen Methoden der Verkleinerungen und Verdächtigungen nach
und nach das Spießbürgertum für ihre Ziele reif zu machen.
Wie war der Staatsstreich möglich geworden? Nur dadurch,
daß die Baltikum- und Marinetruppen der Reaktion bedingungslos
ergeben waren, und dazu im entscheidenden Dkomertt die Reichs-
und Sicherheitswehr vollkommen versagte. Wir
haben stets, besonders in der letzten Zeit kritisiert, daß die Negierung <
immer rasch bei der Hand sei, wenn es gelte, einen Schlag gegen
links zu führen, daß sie dagegen nicht mit derselben Scharfe die Ge-
fahr von rechts zu bannen suche. Wir haben stets bedauert, daß
Noske zu vertrauensselig sich von den monarchistischen Offizieren
einwickeln ließ, die demokratische Kontrollinstanz der Soldatenrate
beseitigte und den republikanischen Führerbund achtlos liegen ließ.
Fehler, schwere Fehler sind gemacht worden, schwere Versäumnisse
zeitigen jetzt furchtbare Folgen. Aber sind wir uns doch auch dar-
über klar, daß im tiefsten Grunde die jetzige Macht der Reaktion
ihre Wurzeln in den Spartakistenputfchen des Dezember 1918 und
Ian. 1919 hat Damals war Demokratie und Republik zum erstenmal
in Gefahr; jene erste Gefahr, heraufbeschwvren von verantwor-
tungslosen wahnsinnigen Radikalinskis, stampfte die reaktionäre
Reichswehr aus dem Boden; heute bildet diese selbe Wehr — Sym-
bol Lüttwitz — die ernsteste Gefahr der Republik. Es wird das
schwerste Problem der Demokratie — die trotz allem gegenteiligen
Schein nicht untergehen wird — jein- anstelle der monarchisch-reak-
tionären Reichswehr ein demokratisch-republikanisches Volkshcer zu
sehen, demokratisch nicht nur in der Gesinnung, sondern vor allem
auch im inneren organisatorischen Aufbau. ,
Was nun? Wir müssen uns darüber ganz klar sein,, daß wir
in der entscheidendsten Stunde stehen. Wenn di.e Nenrtwn siegt,
dann ist Deutschland unrettbar verloren, dann gehen wir emem
Chaos entgegen, das uns auszudenken ganz unmöglich ist. Sieg
dieser Junker- und Militärkamarilla bedeutet Wiedererrichtung des
monarchistischen Obrigkeitsstaates. Das bedeutet aber zugleich blu-
tigster Bürgerkrieg. Denn darüber muß sich auch derjenige Teil
unseres unpolitischen Bürgertums klar sein, der mit dem Berliner
Staatsstreich liebäugelt: die Arbeiterschaft wird sich kein Iota von
dem, was sie in der Weimarer Versassung errungen hat, wieder ab-
ringen lassen. Sie wird ihrer Hände Arbeit jeder Regierung ver-
weigern, die diese Versassung nicht achtet.
Der Sieg der Reaktion bedeutet aber auch die Zersetzung
der Reichseinheit. Es ist überhaupt noch nicht klar auszu-
denken welch ungeheuren Stoß jetzt der Gedanke des Einheitsstaates
erlitten bat. Sä>vn hören wir, daß die streikenden Arbeiter im

Rheinland gleichzeitig gegen Reaktion und Svnderbündeleien käm-
pfen müssen. Und auch in den süddeutschen Staaten hat der parti-
kularistische Gedanke wieder eine ungeheure Stärkung erfahren und
das gerade in dem Moment, wo das Reich stärker werden sollte, als
je, wo es die Finanzhoheit an sich genommen und am 1. April auch
alle Eisenbahnen erhalten sollte. Aber Preußen ist und bleibt der
Herd Ker Reaktion und es nur zu begreiflich, daß bei uns wieder
Stimmen laut werden, die nichts mehr mit Preußen zu tun haben
wollen. Aber wir müssen klaren Kopf behalten. Trotz alledem
müssen wir die Reichseinheit behalten, das Reich muß uns über
allem stehen. Mer stärker als bisher mutz Preußens reaktionärer
Einfluß im Reich gebrochen werden. Und darum ist unsere Parole
hinsichtlich des Einheitsstaates jetzt: Trotzdem, gerade darum!
Am furchtbarsten aber sind die wirtschaftspolitischen Folgen die-
ser Ereignisse; hier wird erst das Verbrecherische dieses
Staatsstreichs offenbar. Gerade in dem Moment, wo das Wirt-
schaftsmanifest des Obersten Rates in London Deutschland die erste
Bewegungsfreiheit gestattete, wo die Valuta in Aufwärtsbewegung
begriffen war, und Aussicht auf baldige Gesundung bestand — ge-
rade jetzt werden alle Frühlingshvffnungen zunichte gemacht. Wir
werden froh fein müssen, wenn die Entente überhaupt noch einmal
uns vertraut und nicht uns einfach zu ihrer Kolonie macht, in der
Ueberzeugung, daß wir es nicht besser verdienen.
Daß wir ein besseres Los verdienen: das hat jetzt unser Volk
zu zeigen. Es ist erfreulich, daß im Großen und Ganzen — von
den Allüren einzelner Reichswehrkommandanten abgesehen —, der
Staatsstreich auf Berlin beschränkt blieb, daß überall die Mehrheits-
parteien, an einzelnen Orten sogar einschließlich der Unabhängigen,
sich fest hinter Regierung und Verfassung stellten. Aber jede
Stunde kann neue UeberraschUngen bringen. Es wird jetzt an der
Einsicht und Tatkraft der Arbeiterschaft liegen, die Erhaltung von
Staat u. Demokratie als Grundlagen einer foz. Gesellschaftsordnung
über ihre Parteigegensätze zu stellen und dafür zu sorgen, daß das
verbrecherische Schandwerk der Reaktion so rasch wie möglich zu-
nichte gemacht wird.

Aufruf der Reichsregierung.
Dresden, Ick. März. Die Reichsregierung hat den solgen-
Anfruf erlassen:
Es ist nicht wahr, Hatz die verfassungsmätzige Reichsregie-
rung abgedankt hat. Die verfassungsmäßige Reichsregierung
denkt nicht daran, abzudanken, sie hat nur dasselbe getan, was
sie im Februar 1919 tat, als sie nach Weimar übersiedelte.
Um ruhig und klar arbeiten zu können, ist sie nach Dresden
übergesiedelt und nimmt mit Kem Zusammentritt der National-
versammlung ihren Sitz in Stuttgart. Was in Berlin vor-
geht, ist eine Köpenikiade im großen. Die Berliner müssen sich
den politisch klaren Blick wahren . Für die Köpenick-Regierung
besteht keine Möglichkeit, zu regieren. Ihr Gebäude ist inne»
hohl, sie kann weder Kohlen noch Nahrungsmittel
schaffen. Ohne Arbeiter kann man nicht regieren. Berlin kann
nicht von sich selbst leben. In wenig Tagen brichtdieses
Sy st em zusammen. Wer es unterstützt, zieht den Fluch
der Verantwortung auf sich. Beamte, Euch bindet nicht nur
die politische Einsicht, sondern auch der Eid aus die Verfassung.
Ihr habt nur -en Befehlen der verfassungsmäßigen Regierung
zu gehorchen. Wer die neue Regierung unterstützt, bricht
seinen Eid.
Es ist nicht wahr, daß die Beamten am 9. November das
Gleiche taten. Damals dankte der Kaiser ab. Der vom Kaiser
eingesetzte Reichskanzler Prinz Max von Baden gab nach der
Abdankung des Kaisers seinen eigenen Rücktritt und übertrug
alsdann die Reichskanzlerschaft dem jetzigen Reichspräsidenten
Ebert. Er forderte die Beamten aus, der neuen Regierung zu
gehorchen. Heute hat die Reichsregierung nicht abgedankt. Die
Usurpatoren sind von keiner berechtigten Stelle eingesetzt. Wer
ihnen dient, wird entlassen. Die Mehrheitsparteien stehen
fest zusammen. Kapp, v. Iagvw und Genossen finden keine»
Widerhall im deutschen Volke. Für sie war schon die Deutsche
Tageszeitung ein radikales Linksblatt, das sie verbieten mußten.
Und das Ausland? Eine Militärdiktatur, eingesetzt
von den Baltikumtruppen und der reaktionärsten preußischen
Militärpariei, sie wird uns keine Erleichterung des
Friedens, keine wirtschastliche Hilfe bringen. Die der ver-
fassungsmäßigen Regierung in Aussicht gestellten große»
Entente-Anleihen werden Kapp und Genossen nicht gewährt
werden. Der Wert des deutschen Geldes, der eben mit starkem
Ruck in die Höhe ging, sällt tiefer denn je. Sorge jeder dafür,
daß diese Militärdiktatur so schnell wie möglich zusammenbricht.
Sämtliche Landesregierungen, die westpreußischen Oberpräsi-
denten, die Zentralverbände der deutschen Arbeiter und Ange-
stellten, die sämtlichen Unterbeamten, der Reichswirtjchasts-
verband deutscher Berufssoldaten mit 96 000 Mitgliedern,
sämtliche süddeutschen Reichswehrteile und eine Reihe preußi-
scher, darunter das besonders wichtige Wehrkreiskommando
Matter (Ruhrbezirk) stehen fest hinter der verfassungsmäßigen
Regierung.
Der Reichspräsident: Ebert.
Die Reichsregierung: Bauer, Müller, Koch, Giesberts, Noske,
Geßler, David.
24 stündiger Generalstreik
in Vaden.
K a r l s r u h e, Ick. März. Heute in der neunten Abendstunde
wurde folgender Aufruf in den Straßen verbreitet:
„An die gewerkschaftlich organisierten Arbeiter, Angestellten und
Beamten aller Richtungen!
Die Reaktion hat in Berlin durch Waffengewalt die Re-
gierung an sich gerissen, die Nationalversammlung „aufgelöst" und
das Streikrecht den Arbeitern, Angestellten und Beamten bei Todes-
strafe verboten. Die Rechte all der Menschen, die erwerbstätig
sind, sollen brutal unterdrückt werden. Dagegen erhebe» sich alle
Arbeitnehmer wie ein Mann.
Die Vorortskartelle Karlsruhe der freien und christlichen Or-
ganisativnen haben mit Zustimmung der Vertreter der politischen
Parteien als Abwehr gegen diese Militärdiktatur für Dienstag, den
16. März 1920, einen 2ckstündigen Generalstreik einstimmig be-
schlossen. Mit Ausnahme der lebenswichtigen Betriebe (Gas-,
Wasser- und Elektrizitätswerke, Krankenhäuser sowie Lebensmittel-
geschäfte, Bahntransporte lebenswichtiger Produfte) haben alle Be-
triebe der Republik Baben die Arbeit ruhen zu lassen. Wir fordern
alle Arbeiter, Angestellten und Beamten auf, dem Beschluß der
Vorortsiartelle Karlsruhe der freien und christlichen Gewerffchaften
im Kampf gegen die Unterdrücker der Volksrechte einmütig Folge
zu leisten/ Weg mit allem Kleinlichen, nieder mit der Reaktion sei
das Losungswort aller Hand- und Kopfarbeiter.
Die Organisationen aller Richtungen verlangen von der jetzi-
gen badischen Volksregierung Garantien und ihre Mitwirkung da-
hingehend, daß solche Vorkommnisse, wie sie in Berlin aufkamen,
für Baden unmöglich sind.
In Ruhe und Besonnenheft wollen wir unseren Kampf gegen
die Militär- , und Iuniersippe führen. Darum am Dienstag auf
zum Generalstreik! In der Einigkeit liegt unsere Stärke."
Der Aufmf ist unterschrieben von den freipn und den christ-
lichen Gewerffchaften, sowie vom Ortskartell der freien Angestell-
tenver bände.
Generalstreik in Berlin.
Berlin, 14. März. (Privatmeldung.) Die gesamte Arbeiterschaft
von Berlin hat für Montag Ken Generalstreik proklamiert.
Die Transportarbeiter sind bereits in den Streik einge-
treten.

«w IIM MWlMSl!
Arbeiter! Sozialiste»! '
Die Republik ist gefährdet! Der preußische Militaris-
mus lebt wieder auf! Der Volksstaat ist bedroht!
Verkennt den Ernst der Lage nicht!
Handelt schnell!
Schützt die Errungenschaften der Revolution!
Darum tretet sofort alle ein in die
Einwohnerwehr!
In die Leitung der Einwohnerwehr sind seit gestern
Vertreter der drei republikanischen Parteien eingetreten;
von der Sozialdemokratischen Partei Genosse Prof.
Ehrenberg, von der Demokratischen Partei Bürger-
meister Or. Drach und vom Zentrum Herr Heck.
Die Einwohnerwehr wird eine
Trutzwehr der Republik und der Freiheit,
ein Schutz für Demokratie und Verfassung, wider die Gegen-
revolution, eine Wehr des gesamten werktätigen Volkes
sein.
Kommt alle
heute Nachmittag nach Arbeitsschluß, pünktlich 5 Uhr, in die
Versammlung im Marstallhof
zur Aufnahme in die Einwohnerwehr!


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