Die Lage in der Land- und Forstwirtschaft ist noch unverändert.
Auf den andern Arbeitsgebieten wie in der Metall- und Maschinen-
nchustne, der Holzindustrie und anderen konnte dis jetzt Angebot und
Nachfrage noch immer so ziemlich ausgeglichen werden.
Mehrere Firmen mußten wegen Rohstoffmangels, Ausbleibens
dvn Eetreidelieferungen und anderer Materialien ihre Betriebe
schließen. Infolge verbesserter Kohlenzufuhr tonnten 2 Firmen ihren
Betrieb wieder voll aufnehmen, wodurch etwa 45 Frauen und cirka
20 Männer Arbeit finden konnten.
Für Erwerbslvfenunterstützung wurden in der Berichtswvche
^11 987 Mk., in der Vorwoche 297 246 Mk. verausgabt, für Ar-
beitszeitverkürzung 45 l33 Mk. Mit Notstandsarbeiten waren in
dieser Woche noch 3810 Erwerbslose beschäftigt, gegenüber 4134 in
der Vorwoche. Der starke Rückgang ist auf die mehrfache Fertig-
stellung von Notstandsarbeiten zurückzuführen, darunter in Karls-
ruhe. wo durch Beendigung der Arbeiten im Rheinhafen und im
Stadtgarten zusammen 200 Arbeiter zur Entlassung gekommen sind,
Teilweise Unterbringung in anderen Betrieben war bereits möglich.
c. Regelung der Arbeitszeit der Angestellten in -en offenen
Verkaufsstellen. In einer ausführlichen Eingabe an das Reichs-
urbeitsministerium hat der Zenrralverband der Angestellten gegen
die Forderung von Unternehmern und Unternehmervereinigungen
«uf Verlängerung der Arbeitszeit für die Angestellten in offenen
Ladengeschäften ganz entschieden protestiert. Er hat insbesondere
die von einigen Gruppen der Unternehmer geforderte Durchbrechung
der Sonnkagsruhevorfchriften durch dauernde Zulassung einer zwei-
stündigen Geschäftszeit an Sonn- und Feiertagen von 11—1 Uhr
Mittags für Städte und Gemeinden unter 25 000 Einwohnern grund-
sätzlich abgelehnt.
Ferner wurde gefordert, daß die Arbeitszeit und die Geschäfts-
Seit in offenen Verkaufsstellen sich miteinander decken müssen, weil
sonst eine Kontrolle über die Einhaltung der Arbeitszeit unmöglich
ist. Es wird die Einführung des gesetzlichen 6-Uhr-Ladenschlusses
gefordert, sowie das Verbot jeder Ueberarbeit sowohl für den ge-
samten Betrieb als auch für die Betriebsabteilungen, z. B. bei
Waren- und Kaufhäusern.
v. Um das Streikrecht Frankreichs. Der französische Handcls-
sninister Iourdain hat heute der Kammer den Gesetzentwurf
Über gütliche Regelung von Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern
Und Arbeitnehmern eingereicht. Danach darf in keinem Handels-,,
Industrie- und Landwirtschaftsbetrieb die Arbeit niedergelegt wer-
den, bevor nicht in einem genau umschriebenen Verfahren Eini-
gungsverhandlungen stattgefunden hätten, die mit einem Schieds-
sprüche enden müssen. Geld- und Freiheitsstrafen sind vorgesehen.
Barthouhat nach einer Meldung der „Humanste" die Mit-
glieder der bürgerlichen Parteien zu einer Beratung darüber zufam-
Nwnherufen, das Streikrecht zu unterdrücken.
Kommunales.
/, Bürgermeister Ruland von Dossenheim obgesägt. In seiner letz-
ten Sitzung nahm der Gemein berat Stellung zu dem unerhörten
Verhakten des Bürgermeisters bei der Besetzung von zwei Hauptlehrer-
stellen, bas bereits in Nr. 63 der „Volkszeitung" charakterisiert wurde.
Der Gemeinderat sprach mit 5 gegen 2 Stimmen dem Bürger-
meister Ruland sein Mißtrauen aus, worauf er sein Amt
Niederlegte. Es steht zu erwarten, daß damit die Angelegenheit
Noch nicht erledigt ist.
o Gemeinderalssitzung in Eppelheim. Die Regelung der Diäten
der Beamten und Bediensteten für das Jahr 1919 nach der alten Gebüh-
renordnung mit 65 Prozent Aufschlag wird zur Kenntnis genommen. —
Tine Mitteilung über den Berkaus des Schaffneigrundstückes Nr. 499
wegen der Preisfrage wird entgegengenommen — Die Versehung der
Tortenmriagen vom Marktplatz und im Siädelungsgelande mit Master
Und bis Fertigstellung eines Kostcnvoranschlagcs und Anstchtsemholung
der Interessenten zurückgestellt. — Der Pachtzins für Zimmermeßter
Philipp Sieber für den von ihm gepachteten Zimmerplatz wird aus
6 Mark festgesetzt. — Stellung eines Ofens für Lehrer Gamer durch
bie Gemeinde wird gutgeheitzen.
6. Gemeinderatssitzung in Dllsberg. Zur Vergrößerung des hiesigen
Friedhofes soll um das angrenzende Pfarrgut nachgesucht werden. —
Di« Gemeindegrundstückc werden in nächster Zeit zur neuen Verpachtung
vergeben. — Das Obsterträgnis behält sich die Gemeinde auf sämtliche
Grundstücke aus. Das Lcseobst bleibt dem Pächter überlassen. — Dem
Vermächtnis für katholische minderbemittelte Witwen wird zugestimmt.
— Von dem vom Zentralverband der Gemeindebedienstcten vorgelegten
«euen Gehaltstarif wurde Kenntnis genommen.
verl.
vor „.Hier hat sich die spieltüchtige zweite Mannschaft der Ruder-
UpUschaft die Meisterschaft bereits geholt. Bemerkenswert ist das
hechte Abschneiden Frankfurts in der I. Klasse, das auf mangelndes
Mining zurückgeführt werden dürfte.
unentsch.
1
1
1
1
1
4
Punkte
9
2
2
Vereine
El. 80 Frankfurt
Heidelberg
Heidelberger Ruderklub
§-s-B. Stuttgart
L-V- Frankfurt
—-Ges Heidelberg
Ligaklasse.
Sviele
3
3
3
2
1
4
!S-
>ie
gew.
o
2
2
1
L'V. Frankfurt
^rd.-Ges Heide
» Die Spitze ist immer noch ungeklärt; es dürfte ein Entscheidung!
„"wl nötig sein, um den Meister herauszubringen, falls nicht d
gew. unentsch. verl.
3 — —
1 - 1
1 - 2
- - 2
^ch ausstehenden Spiele eine Überraschung bringen.
I. Klasse.
Spiele
3
2
3
2
z,,. Vereine
„uh.-Tes. Heidelberg
Zerdelberger Ruderklub
tz'l'B- Heidelberg
b El. 80 Frankftrrt
Echtere Fünfzehn nach Stuttgart, um mit dem V.f B.-Stuttgart em
Zreundschafts- und Propagandafpie! auszutragen. Am-Sonntag entsendet
«er süddeutsche Rugby-Fußball-Berband zwei auserwahlte Mannschaften,
^bildet aus Spielern der beiden Rüdervcreine und des V.f.B.-Heidelberg,
Wch Neustadt a. H., um dort aUf Veranlassung des Schwimmklub
Neustadt, der vor kurzem Rugby als Rasensport in sein Programm aus-
genommen hat-, ein Propagandaspiel vvrzusühren, das in der ganzen Pfalz
M großem Interesse begrüßt wird und zur Einbürgerung des Nugbyspw.s
diel beitragen dürste. Die Heidelberger Rugbyvereine haben sich also sur
die beiden Tage in anerkennenswerter Weise allerlei sportliche Ausgaben
Wellt
Die Rugby-Verbarrdsspiele.
Nach den letzten Spielen ergibt sich folgender Stand der Tabelle.
Punkte
5
5
4
2
Aus Stadt rmd Land.
. Zm Aufhebung der Zensur. Kaum daß gestern die Zensur aufge».
hoben war, brachte es die „Badische Post" fertig, durch ein Extrablatt
Wit verschiedenen Alarmnachrichten die Bevölkerung zu beunruhigen.
Nit den der „Badischen Post" so geläufigen Schlagwörtern wie „Dik-
iotur von links", „Räterepublik" usw. will sie offenbar der Bevölkerung
»ie „Militärdiktatur Kapp", dieses Verbrechen am Volk, vergeßen machen.
Natürlich nur mit journalistischem Anstand!
* Erklärung. Um aufgetauchte Mißververständnisse gegenüber der
hiesigen Lehrerschaft anläßlich des Generalstreikes zu beseitigen, veröffent-
lichen wir folgendes uns durch Vermittlung des hiesigen Rektorats vom
bübischen Ministerium des Kultus und Unterrichts zugegangene Tele-
gramm: .
„Für den Fall der Ausdehnung des Generalstreiks aus die Beamtcn-
schast, ersuchen wir die Lehrer sämtlicher Schulen in Wahrung des
Grundsatzes der Nichtbeteiligung der Schule an politischen Beranstaltun»
Zen zwecks Fernhaltung der Schüler von den Straßen unbeändert den
Unterricht weiterzuführen."" ,
Bezirkslehrerverein Heidelberg-Stadt
* Die Abfertigung der Pakete. Pakete müssen neuerdings ebenso
^>e Postanweisungen und Zählkarten vom Absender frcigcmacht werden.
Vie Abfertigung des Publikums würde wesentlich beschleunigt, wenn die
Mendcr alle dem Freimachungszwang unterliegenden Sendungen voll-
bttdia sreiaemacht dem Schalterbeamten vorlegen und namemuch die
Paketkarten' selbst mit den ersvrderlichen Freimarken bekleben wurden.
Eeit der Einftihrung des neuen Paketarifs ist die Berechnung der Ge-
bühren wesentlich vereinfacht, überdies sollen künftig die Vordrucke zu den
Paketkarte» mit der Angabe der Gebührensätze versehen werden._
* Die Frage des Fremdenverkehrs. Das Ministerium des Innern
hat für sämtliche Kommunalverbandsbezirkc angeordnet, daß sich Orts-
fremde, abgesehen von Flüchtlingen und zurückkehrenden Gefangenen
auf keinen Fall länger als drei Tage aufhalten dürfen. Bei längerer
Aufenthaltsdauer ist die Aufenthaltsbescheinigung des zuständigen Kom-
munalverbandes einzuhvlen. Die Bezirksämter wurden angewiesen,
den Vollzug dieser Anordnung, die sich hauptsächlich gegen das Schic-
bertum richtet, streng zu überwachen.
Auflösung des Fröbeivereins? In seiner letzten Ausschußsitzung hätte
der Vorstand des Fröbelvereins Stellung zu nehmen zu dem Beschluß
des Stadtrats, wonach das seither dem Verein zur Verfügung gestellte
Lokal Anlage 43 der Fraucnarbeitsschule überwiesen werden soll. Da
ein Ersah hierfür zurzeit nicht zu bekommen ist, so wird die Vereinsleitung
sich genötigt sehen, den Betrieb des Kindergartens und der Kinderpflcgc-
rinnenfchule von Ostern ab einzustellen. Da ferner der Vereinsarbeit
für die bisher so segensreiche Arbeit dadurch der Mittelpunkt und die
Grundlage entzogen ist, so wird sich auch die Aufrechterhaltung der Kin-
dergärten in der Rokrbachcr Straße 103 und Lutherstraße 18 schon mit
Rücksicht auf die wirtschaftliche Notlage nicht mehr ermöglichen lasten.
Im Interesse der Sache wäre es zu wünschen, wenn die Stadt sich ent-
schließen könnte, die Kindergärten und Kinderpflegerinnenschule in eigener
Verwaltung weiterzuführcn. Leber das Vereinsvermögen und die nun-
mehr in Frage stehende Auflösung des Vereins muß satzungsgemäß die
demnächst einzuberufende Mitgliederveftammlung entscheiden. Mit Be-
dauern werden die Anhänger des Fröbelschen Erziehungsgedankens sich
mit dieser Tatsache abfinden mästen, wenn sich nicht in letzter Stunde
Mittel und Wege finden sollten, dem Verein, der nun schon seit 45 Jahren
in Heidelberg wirkt, ein Weiterbestehen zu ermöglichen.
Die derzeitige Lage. Genosse Oskar Geck, Mitglied der National-
versammlung, sprach vorgestern abend im Musensaal des Rosengartens
in Mannheim in einer stark besuchten Parteimitglicdervcrsammlung über
obiges Thema. Er führte u. a. aus: W>r waren auf oem besten Wege,
unsere Verhältnisse zu konsolidieren und uns wieder im Ausland Achtung
und Ansehen zu verschaffen. Da benutzt eine wild gewordene Soldateska
die Gelegenheit und schlägt alles wieder in Trümmer. Dieses Treiben
grenzt an Wahnsinn. Wer sind denn die Leute, die sich anmaßen, Deutsch-
lands Geschicke in die Hand nehmen zu können? Ein kleines Häuflein
reaktionärster Offiziere und Junker. Weiter bespricht der Referent die
Vorgänge in Berlin. Mit Recht habe die alte Regierung die Verhand-
lung mit dieser Prätorianergarde abgeletznt und sich, , um Blutvergießen,
zu vermeiden, aus Berlin zurückgezogen. Die Nationalversammlung kann
von einem kleinen Häuflein Vaterlandsverräter nicht nach Hause geschickt
werden. Der neuen Regierung fehle jede politische Bedeutung. Man
brauche sich nur die Leute der neuen Regierung anzusehen: Kapp, von
Lüttwitz, von Iagow, Traub, Dr. Bretereck! Alles Leute, die durch ihre
seitherigen Handlungen nicht dafür bürgen, daß sie Deutschland, baß sie
die Republik schützen werden. Dagegen in der seitherigen Regierung
lauter Männer mit Vvlksempfinden und Verstehen des Bolkswesens. —
Die große Maste des Volkes weiß, um was es jetzt gehl: Es geht um den
Bestand des Reiches und der Republik! Die Maste weiß aber auch, daß
ohne sie nicht mehr regiert werden kann! Wir werden versuchen, den
Kampf unblutig zu führen. Mit geistigen Waffen werden wir den Herren
zeigen, daß sie nichts sind ohne die Arbeiterschaft. Die Herren in Berlin
mögen einmal sehen, wie sie ihren verfahrenen Karren aus dem Dreck
herausbekommen. Wenn das Volk aber Selbstdisziplin übt, so wird der
Generalstreik sehr schnell seine Wirkung tun! Selbst wenn die Herren
in Berlin „Herrgötter" wären, so können sic auf die Dauer ohne die Ar-
beiterschaft nicht regieren. Im ferneren Verlauf seiner Darlegungen
kommt Genosse Oskar Geck auf die Wirkung des Putsches im Ausland
zu sprechen. Im Ausland bekam die Ansicht immer mehr Boden, daß
die Revolution in Deutschland kein Strvhfeuer gewesen und jetzt kommen
die preußischen Junker und werfen das ganze Gebäude wieder zusammen.
Die Lage ist ernst! Jetzt geht es um Sein oder Nichtsein, und da haben
wir energisch zuzugreifen! Jetzt hört jede Rücksicht und jede Schonung
gegenüber den Reaktionären von rechts auf! Jetzt verlangen wir aber
auch von unseren Machthabern, daß sie diese Gewalt zur Anwendung
bringen: kein Schwanken und kein Halten! Jetzt muß.durchgegriffen
. weiden! Die Geduld des deutschen Volkes ist jetzt zu Ende.
Seinen Verletzungen erlegen ist der 21 Jahre alte Arbeiter Hol-
zinger, dem in der Anilinfabrik in Neckarzimmern ein Bein abgerissen
wurde. Auf dem Transport nach dem Akademischen Krankenhaus Hei-
delberg ist er gestorben.
Verhaftet wurde ein Kutscher wegen Unterschlagung.
Rohrbach, 19. März. (L e h rk u rs D ri Krau s.) Morgen Sams-
taa abend punkt Z48 Uhr findet der 3. Kursobend über die „Geschichte
des Sozialismus" statt. Pünktliches und vollzähliges Erscheinen er-
forderlich.
Ir. Osterburien, 16. März. Am Samstag fand im Gasthaus „zum
Löwen" dahier unter der Leitung des von der Gauleitung Badens be-
stimmten Kreistagscinberusers L. Schaller - Osterburken der Kreistag
vom Reichsbund der Kriegsbeschädigten, Kriegsteilnehmer und Kriegs-
hinterbliebenen für den Kreis Mosbach statt. L. Schüller gab einen
kurzen Rückblick über die Kriegsbeschädigten- und Hinterbliebenenbewe-
gung im verflossenen Jahre im Kreis Mosbach und wies u. a. aus die
verschiedenen Gründe hin, die den Bundesvorstand dazu bestimmten, den
Reichsbundestag für die Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und
Kriegsteilnehmer auf 3.—6. April d. I. nach Würzburg einzu'beruscn. Der
Gau Baden hat auf Grund feiner Mitgliederzahl- 19 Vertreter zum
Bundestag zu entsenden. Die Gauleitung bildete in Baden 14 Wahl-
kreise und der 1. Wahlkreis umfaßt die Bezirksvereinigungen Wertheim,
Taubcrdifchpssheim, Buchen, Adelsheim-Boxberg, Mosbach und Eber-
bach. Die 6 Dezirksvereiliigungen des Kreises Mosbach dürfen zum Bun-
destag nach Würzburg -ein- Vertreter entsenden. In der heutigen Kreis-
tagung — auf der sämtliche Bczirtsvercine vertreten waren — wurde
auf Antrag Weidner-Mosbach und Dorbath-Külsheim als Delegierter
zum Reichsbundestag, für den Kreis Mosbach Leonhard Schaller-Ofter-
burken einstimmig gewählt. Als Stellvertreter wurde Liebler-Wenkheim
ebenfalls einstimmig gewählt.. Der nächste Kreistag wurde auf 27. April
ds. Is. festgesetzt und findet ebenfalls in Osterburken statt, da dieser Ort
im Kreis Mosbach zentral gelegen und mit der Bahn gut zu erreichen ist.
In der heutigen Kreistagung wurden u. a. wichtige Beschlüsse gefaßt und
zwar soll der für den Bundestag gewählte Vertreter für den Kreis Mos-
bach auf dem Bundestag folgende wichtige Anträge des Bezirksvereins
Eberbach — die durch Pfarrer H-einsius-Strümpfelbrunn vorgebracht
wurden — begründen: 1. Jeder Rentenempfänger, der vor 1. 6. 16 ent-
lasten wurde, soll einen Entlastungsanzug erhalten. 2. Der Reichsbund
wolle sich besonders in wirtschaftlichen Fragen der Kriegsgefangenen an-
nehmen. 3. Der Beirat für dis amtliche Kriegsbeschädigten-Fürforge soll
in den einzelnen Bezirke» neu, zeitgemäß, unter Hinzuziehung der Kriegs-
gefangenen, geregelt werden. 4. Das neue Gesetz betr. Versorgung der
Kriegsinvaliden soll in seiner Durchführung möglichst beschleunigt werden.
Weiter wurde -ein Antrag des Bezirksvereins Tauberbischofsheim empfeh-'
lend an die Gauleitung Baden und an die Hauptfürsvrgestelle in Karls-
ruhe weitergeleitet und zwar mit der Bitte, daß sie bei den zuständigen
Steilen dahin wirken sollen, daß bei der Abgabe der zur Erfüllung des
Friedensverirages an Frankreich und Belgien abzugebenden Tieren, die
Bezirksämter des Kreises Mosbach die Anweisung erhalten, daß Kriegs-
beschädigte, Kriegshinterbliebene Kriegsgefangene und Kriegsteilnehmer
der übrigen Bevölkerung gegenüber weitgehendst berücksichtigt -werden.
Mit Worten des Dankes an die Erschienenen konnte der Leiter den Kreis-
tag der Bezirksvereinigungen des Reichsbundes der Kriegsbeschädigten,
Kriegsteilnehmer und Kriegshinterbliebenen des Kreises Mosbach
schließen, nachdem noch kurz zuvor die Feststellung gemacht werden konnte,
daß bei diesen 6 Bezirksvereinigungen im Kreis Mosbach bereits über
25Üi) Kameraden organisiert sind. Die Gesamtorganisation des Reichs-
bundes umfaßt jetzt annähernd 600 000 Mitglieder.
r. Lauda, 15. März. (Der Kamps gegen die Reaktion.)
In überaus stark besuchter Volksversammlung, einberufen von sämtlichen
Parteien Laudas stand heute das Thema: „Die Reaktion greift nach dem
Staatsruder" äüf der Tagesordnung. Als erster Redner sprach Zen-
trumsabgcordneter Bürgermeister Ä i e r n e i s e l - Laude, als zweiter
Genosse Abgeordneter Arnold-Mannheim. In folgender einstimmig
angenommener Resolutton fand die Stimmung der Versammlung ihren
Ausdruck: Die heute, den 15. März 1920 im Lokal Sternen in Lauda
tagende, von Männern und Frauen aller politischen Parteien und aller
Erwerbsftänide überaus stark besuchte Versammlung protestiert gegen den
Versuch einer steinen Gruppe konservativer reaktionärer Militaristen, den
alten despotischen Staat neu aufzurichten. Die Versammelten stehen auf
dem Boden der in Weimar beschlossenen Verfassung und hasten treu zu
derselben. Von der am Mittwoch in Stuttgart zusammentretenden Na-
tionalversammlung sowie den verfassungsmäßigen Regierungen des Reiches
und der süddeutschen Gliedstaaten erwarten wir energische Schritte, um
den Berliner Putsch im Keime zu ersticken und eine Wiederholung un-
möglich zu machen. Die Versammelten geloben, nichts zu tun, wozu sie
nicht von ihrer offiziellen Partei- und Gewerkschaftsleitung aufgefovdert
sind, aber auch wachsam bereitstehen, um jede Reaktion abzuwehren.
L. Grünsfeld, 15. März. (P r v t e st v c r s a m m l u n g.) Im Saale
zum Bären fand am Sonntag eine von der sozialdem. Partei einberufene
Volksversammlung statt. Als Referent war der Genosse Abg. Arnold
aus Mannheim erschienen. Anläßlich der politischen Ereignisse in Berlin
war der Saal schon vor Beginn aus allen Schichten der Bevölkerung dicht
beseht. Genosse Arnold sprach über die neuen Vorgänge in Berlin. Lr
rechnete gründlich mit den reaktionären Herrschaften ab. Er forderte die
Anwesenden aus, vorläufig sich ruhig zu verhalten und weiter an ihre
Arbeit zu gehen, sich aber bereilzuhalten und beim gegebenen Moment
treu zur Regierung zu stehen und derselben Folge zu leisten. Eine vom
Referenten in diesem Sinne verfaßte Resolution fand einstimmige An-
nahme.
Der Karnes gegen die Reaktion.
Aus dem Laude liegen über den Verlauf des Generalstreiks
folgende Meldungen vor:
8. Villmgen, 17. März. Der heutige Generalstreik war hier
ein vollständiger. Alle Arbeit, ausschließlich der lebensnotwen-
digen, ruhte. Mittags 2 Uhr fand in der städtischen Tonhalle -eine
öffentliche Verfammlun-g statt, die einen imposanten und einmütigen
Verlauf nahm. Ms erster und Hauptredner sprach Verbands-
sekretär Genosse Schifferdccker, dann folgte der Redner der
L.S.P., Herr Kuner, ihm folgte der Sekretär der Christlichen
Gewerkschaften, Herr Hermann, und als letzter der Redmr der
kommunistischen Partei, Herr Tröscher von Furtwangen. All«
Redner waren sich einig, daß die Niederschlagung des Putsches
der Reaktion eine Lebensnottvendigkeit des arbeitenden Volkes sei.
Durlach, 14. März. Hier sprach Genoss? Trinks über die
Vorgänge in Berlin und ihre eventuellen Auswirkungen auch bei
uns. Gleichzeiztig tagte im „Grünen Hof" eine Versammlung der
U.S.P. Es fanden sodann Verhandlungen zwischen beiden Par-
teileitungen und den Kommunisten statt, wobei eine Einigung über
die nächsten Aufgaben erzielt wurde.
Bruchsal, 16. März. Im überfüllten Festhallesaal nahm heut«
die hiesige Arbeiterschaft und die Soizaldemokraten aus verschiede-
nen umliegenden Orten Stellung zur Gegenrevolution. In zirka
^stündigen, oft von stürmischem Beifall unterbrochenen Darlegun-
gen legte Gen. Landtagsabg. Groß Hans- Konstanz die Ge-
fahren der Junker-Gegenrevolution dar, die auf die Beseitigung
der Vvlksherrschaft abziel-e.
Ettlingen, 16. März. Das Kartell der freien Gewerkschaften,
das christliche Gewerifchaftskartell und die beiden sozialdemokrati-
schen Parteien hatten zum Generalstreik und zu einer Demonstra-
tionLversammlung auf dem Marktplatz in Ettlingen aufgerufen.
Tausende von Arbeitern und auch Männer aus dem demokratischen
Bürgertum sind diesem Rufe gefolgt.
Rastatt, 16. März. Hier trat sofort nach Bekanntwerden de»
Berliner Putsches eine umfassende Abwehraktion in Tätigkeit. Die
beiden sozialistischen Parteien traten zu gemeinsamer Arbeit zu-
sammen, es wurde ein Aktionsausschuß gebildet, der sofort mit dea
Abwchrmaßnahmen begann. Der gemeinsame Ausschuß faßte
eine Entschließung, in der kunbgegeben wurde, daß die beiden Par-
teien U.S.P. und M.S.P. fest entschlossen sind, den Kampf mit
der Reaktion aufzunehmen. Im Fruchthallesaal fand am 15. eine
gewaltige Kundgebung der gesamten arbeitenden und freiheiilickwn
Bevölkerung statt.
Michelbach, 14. März. In der gestern abend stattgesundene»
Versammlung sprach Gen. Lehrer Hoffmann-Gaggenau, der in
trefflicher Rede die politische Lage schilderte und die Gefahren, di«
bei einem Gelingen der Berliner Gegenrevolution drohen, ein-
dringlich der Versammlung vor Augen führte. Seine Ausführun-
gen fanden lebhaften Beifall. Ein Vertreter der U.S.P. Gag-
genau, Gohm, unterstrich in manchem die Darlegungen des Ge-
noßen Hoffmann.
Freiburg, 17. März. Die Generalstreikparole wurde gestern
von der Freiburger Arbeiterschaft mustergültig befolgt. Trotz des
naßkalten Wetters setzte sich nach 10 Uhr vormittags vom Karls-
platz aus ein Demonstrationszug durch die Straßen der Stadt in
Bewegung, wie ihn Freiburg noch nie gesehen hat. Nachmittags
4 Uhr nahm unsere Partei in einer außerordentlich stark besuchten
Versammlung in Ken unteren Räumen im Ganterbräu zu den
Vorgängen während der letzten Tage und zu dem kommunistische»
Aktionsprogramm Stellung. Nach den heutigen Erfahrungen fei
es nicht möglich, mit den Kommunisten zusammenzuarbeiten. Es
wurde sodann beschloßen, -einen Aktionsausschuß zu bilden und die
in dem früheren Ausschuß vertretenen Parteigenoßen aufs neue
zu bestätigen.
GerrchLshaLLe
Heidelberg, 18. März. (Strafkammer.) Eine 14köpfige Diebes-
bande stand auf der Anklagebank. 6n ber Zeit vom März bis Juli 1919
brachen die Angeklagten in eine größere Anzahl von Zigarrenfabrike»
in den Amtsbezirken Heidelberg, Wiesloch und Bruchsal ein und ent-
wendeten Tabak und Zigarren im Gesamtwerte von über 40 000 Mark.
Es erhielten Taglöhner Christian Windisch von Kirchheim 2 Jahr«
6 Monate Gefängnis, Taglöhner Jakob Oft«rtag von da 1 Jahr Ge-
fängnis, Schmied Jakob Bühler von da 4 Jahr'« Gefängnis, Zigar-
rcnmacher Johann Glock von Waibstadt 5 Jahre Zuchthaus, Friseur
Friedrich Wilhelm Kühni von Kirchheim 1 Jahr 2 Monate, Zemcnteur
Jakob Schemenauer daselbst 10 Monate, Taglöhner Anton Glock
und Feldhüter Franz Glock von Leimen 1 Jahr bzw. 5 Monat«,
Schneider Ludwig Bertold Schwarz von Kirchheim 4 Monale, Tag-
löhner Michael Hambrecht von Sandhaufen 7 Monate, Sortierer
Bernhard Jakob Zuber von Baiertal 3 Monate, Taglöhner Lssist
Busch von Buch 1 Jahr, Schlößer Christian Eugen Köhler von hier
3 Monate Gefängnis. Die Wirtin Albert Winkler Ehefrau in
Rohrbach erhielt wegen Hehlerei in zwei Fällen 5 Monate Gefängnis
und wegen Vergehens gegen 8 14 der V.-O. über Rohtabak 2000 Mk.
Geldstrafe.
Freiburg, 18. März. Bor dem Schwurgericht hatte sich die 25-
jährige Dentistin Irma Schubert zu verantworten, die im vorigen Herbst
auf dem Schlvßberg ihren Geliebten, einen Medizin Studierenden, er-
schossen hat. Nach saft neunstündiger Verhandlung verneinten die Ge-
schworenen die Schuldfrage, worauf die Angeklagte freigesprochen wurde.
Wk MWOMW Kk.MWWI'.
Besetzung Konstantinopels.
Konstantinopel, den 17. März. Die Stadt wurde
am 16. März morgens ohne Zwischenfall von den alliierten
Truppen unter dem Kommando des Generals Wilnes be-
setzt. Nach dem „Daily Telegraph" ist diese Maßnahme
eine vorübergehende- (?), kann aber unbestimmt verlängert
werden, um weiteren Morden und Unruhen vorzubeugen.
Kapp ist geflohen.
Berlin, 18. März. Generallandschastsdirektor Kapp
ist aus Berlin geflohen. Auch Ludsndorff hat Berlin
verlafssn.
Berlin, 18. März. General Ludendorff, dessen
Name bereits in Verbindung mit dem ausständigen Unter-
nehmen Kapp-Lüttwitz genannt wurde, hat in den letzten
Tagen dadurch, daß er in Generalsuniform in der Reichs«
kanzlei erschien, dem Unternehmen seine Sympathie zum
Ausdruck gebracht. Es ist nicht uninteressant, daß es ge-
lungen ist, diesen denkwürdigen Akt im Film festzuhalten.
Die englische Arbeiterschaft für die deutsche Republik.
Berlin, 18. März. (Priv.-Tel.) Der britische Geschäfts-
träger stellt entschieden in Abrede, daß er mit der Regierung
Kapp irgendwelche Beziehungen gehabt habe. Die eng-
lische Arbeiterschaft hat ihre Sympathie mit der
Protestbewegung gegen die Regierung Kapp nach Berlin
gelangen lassen und mitgeteilt, daß sie auf dir englische
Regierung einwirken werde, daß Lebensmittel nach Deutsch-
land geliefert werden. Sie hat für den äußersten Fall auch
den Sympathiestreik in Aussicht gestellt.
Auf den andern Arbeitsgebieten wie in der Metall- und Maschinen-
nchustne, der Holzindustrie und anderen konnte dis jetzt Angebot und
Nachfrage noch immer so ziemlich ausgeglichen werden.
Mehrere Firmen mußten wegen Rohstoffmangels, Ausbleibens
dvn Eetreidelieferungen und anderer Materialien ihre Betriebe
schließen. Infolge verbesserter Kohlenzufuhr tonnten 2 Firmen ihren
Betrieb wieder voll aufnehmen, wodurch etwa 45 Frauen und cirka
20 Männer Arbeit finden konnten.
Für Erwerbslvfenunterstützung wurden in der Berichtswvche
^11 987 Mk., in der Vorwoche 297 246 Mk. verausgabt, für Ar-
beitszeitverkürzung 45 l33 Mk. Mit Notstandsarbeiten waren in
dieser Woche noch 3810 Erwerbslose beschäftigt, gegenüber 4134 in
der Vorwoche. Der starke Rückgang ist auf die mehrfache Fertig-
stellung von Notstandsarbeiten zurückzuführen, darunter in Karls-
ruhe. wo durch Beendigung der Arbeiten im Rheinhafen und im
Stadtgarten zusammen 200 Arbeiter zur Entlassung gekommen sind,
Teilweise Unterbringung in anderen Betrieben war bereits möglich.
c. Regelung der Arbeitszeit der Angestellten in -en offenen
Verkaufsstellen. In einer ausführlichen Eingabe an das Reichs-
urbeitsministerium hat der Zenrralverband der Angestellten gegen
die Forderung von Unternehmern und Unternehmervereinigungen
«uf Verlängerung der Arbeitszeit für die Angestellten in offenen
Ladengeschäften ganz entschieden protestiert. Er hat insbesondere
die von einigen Gruppen der Unternehmer geforderte Durchbrechung
der Sonnkagsruhevorfchriften durch dauernde Zulassung einer zwei-
stündigen Geschäftszeit an Sonn- und Feiertagen von 11—1 Uhr
Mittags für Städte und Gemeinden unter 25 000 Einwohnern grund-
sätzlich abgelehnt.
Ferner wurde gefordert, daß die Arbeitszeit und die Geschäfts-
Seit in offenen Verkaufsstellen sich miteinander decken müssen, weil
sonst eine Kontrolle über die Einhaltung der Arbeitszeit unmöglich
ist. Es wird die Einführung des gesetzlichen 6-Uhr-Ladenschlusses
gefordert, sowie das Verbot jeder Ueberarbeit sowohl für den ge-
samten Betrieb als auch für die Betriebsabteilungen, z. B. bei
Waren- und Kaufhäusern.
v. Um das Streikrecht Frankreichs. Der französische Handcls-
sninister Iourdain hat heute der Kammer den Gesetzentwurf
Über gütliche Regelung von Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern
Und Arbeitnehmern eingereicht. Danach darf in keinem Handels-,,
Industrie- und Landwirtschaftsbetrieb die Arbeit niedergelegt wer-
den, bevor nicht in einem genau umschriebenen Verfahren Eini-
gungsverhandlungen stattgefunden hätten, die mit einem Schieds-
sprüche enden müssen. Geld- und Freiheitsstrafen sind vorgesehen.
Barthouhat nach einer Meldung der „Humanste" die Mit-
glieder der bürgerlichen Parteien zu einer Beratung darüber zufam-
Nwnherufen, das Streikrecht zu unterdrücken.
Kommunales.
/, Bürgermeister Ruland von Dossenheim obgesägt. In seiner letz-
ten Sitzung nahm der Gemein berat Stellung zu dem unerhörten
Verhakten des Bürgermeisters bei der Besetzung von zwei Hauptlehrer-
stellen, bas bereits in Nr. 63 der „Volkszeitung" charakterisiert wurde.
Der Gemeinderat sprach mit 5 gegen 2 Stimmen dem Bürger-
meister Ruland sein Mißtrauen aus, worauf er sein Amt
Niederlegte. Es steht zu erwarten, daß damit die Angelegenheit
Noch nicht erledigt ist.
o Gemeinderalssitzung in Eppelheim. Die Regelung der Diäten
der Beamten und Bediensteten für das Jahr 1919 nach der alten Gebüh-
renordnung mit 65 Prozent Aufschlag wird zur Kenntnis genommen. —
Tine Mitteilung über den Berkaus des Schaffneigrundstückes Nr. 499
wegen der Preisfrage wird entgegengenommen — Die Versehung der
Tortenmriagen vom Marktplatz und im Siädelungsgelande mit Master
Und bis Fertigstellung eines Kostcnvoranschlagcs und Anstchtsemholung
der Interessenten zurückgestellt. — Der Pachtzins für Zimmermeßter
Philipp Sieber für den von ihm gepachteten Zimmerplatz wird aus
6 Mark festgesetzt. — Stellung eines Ofens für Lehrer Gamer durch
bie Gemeinde wird gutgeheitzen.
6. Gemeinderatssitzung in Dllsberg. Zur Vergrößerung des hiesigen
Friedhofes soll um das angrenzende Pfarrgut nachgesucht werden. —
Di« Gemeindegrundstückc werden in nächster Zeit zur neuen Verpachtung
vergeben. — Das Obsterträgnis behält sich die Gemeinde auf sämtliche
Grundstücke aus. Das Lcseobst bleibt dem Pächter überlassen. — Dem
Vermächtnis für katholische minderbemittelte Witwen wird zugestimmt.
— Von dem vom Zentralverband der Gemeindebedienstcten vorgelegten
«euen Gehaltstarif wurde Kenntnis genommen.
verl.
vor „.Hier hat sich die spieltüchtige zweite Mannschaft der Ruder-
UpUschaft die Meisterschaft bereits geholt. Bemerkenswert ist das
hechte Abschneiden Frankfurts in der I. Klasse, das auf mangelndes
Mining zurückgeführt werden dürfte.
unentsch.
1
1
1
1
1
4
Punkte
9
2
2
Vereine
El. 80 Frankfurt
Heidelberg
Heidelberger Ruderklub
§-s-B. Stuttgart
L-V- Frankfurt
—-Ges Heidelberg
Ligaklasse.
Sviele
3
3
3
2
1
4
!S-
>ie
gew.
o
2
2
1
L'V. Frankfurt
^rd.-Ges Heide
» Die Spitze ist immer noch ungeklärt; es dürfte ein Entscheidung!
„"wl nötig sein, um den Meister herauszubringen, falls nicht d
gew. unentsch. verl.
3 — —
1 - 1
1 - 2
- - 2
^ch ausstehenden Spiele eine Überraschung bringen.
I. Klasse.
Spiele
3
2
3
2
z,,. Vereine
„uh.-Tes. Heidelberg
Zerdelberger Ruderklub
tz'l'B- Heidelberg
b El. 80 Frankftrrt
Echtere Fünfzehn nach Stuttgart, um mit dem V.f B.-Stuttgart em
Zreundschafts- und Propagandafpie! auszutragen. Am-Sonntag entsendet
«er süddeutsche Rugby-Fußball-Berband zwei auserwahlte Mannschaften,
^bildet aus Spielern der beiden Rüdervcreine und des V.f.B.-Heidelberg,
Wch Neustadt a. H., um dort aUf Veranlassung des Schwimmklub
Neustadt, der vor kurzem Rugby als Rasensport in sein Programm aus-
genommen hat-, ein Propagandaspiel vvrzusühren, das in der ganzen Pfalz
M großem Interesse begrüßt wird und zur Einbürgerung des Nugbyspw.s
diel beitragen dürste. Die Heidelberger Rugbyvereine haben sich also sur
die beiden Tage in anerkennenswerter Weise allerlei sportliche Ausgaben
Wellt
Die Rugby-Verbarrdsspiele.
Nach den letzten Spielen ergibt sich folgender Stand der Tabelle.
Punkte
5
5
4
2
Aus Stadt rmd Land.
. Zm Aufhebung der Zensur. Kaum daß gestern die Zensur aufge».
hoben war, brachte es die „Badische Post" fertig, durch ein Extrablatt
Wit verschiedenen Alarmnachrichten die Bevölkerung zu beunruhigen.
Nit den der „Badischen Post" so geläufigen Schlagwörtern wie „Dik-
iotur von links", „Räterepublik" usw. will sie offenbar der Bevölkerung
»ie „Militärdiktatur Kapp", dieses Verbrechen am Volk, vergeßen machen.
Natürlich nur mit journalistischem Anstand!
* Erklärung. Um aufgetauchte Mißververständnisse gegenüber der
hiesigen Lehrerschaft anläßlich des Generalstreikes zu beseitigen, veröffent-
lichen wir folgendes uns durch Vermittlung des hiesigen Rektorats vom
bübischen Ministerium des Kultus und Unterrichts zugegangene Tele-
gramm: .
„Für den Fall der Ausdehnung des Generalstreiks aus die Beamtcn-
schast, ersuchen wir die Lehrer sämtlicher Schulen in Wahrung des
Grundsatzes der Nichtbeteiligung der Schule an politischen Beranstaltun»
Zen zwecks Fernhaltung der Schüler von den Straßen unbeändert den
Unterricht weiterzuführen."" ,
Bezirkslehrerverein Heidelberg-Stadt
* Die Abfertigung der Pakete. Pakete müssen neuerdings ebenso
^>e Postanweisungen und Zählkarten vom Absender frcigcmacht werden.
Vie Abfertigung des Publikums würde wesentlich beschleunigt, wenn die
Mendcr alle dem Freimachungszwang unterliegenden Sendungen voll-
bttdia sreiaemacht dem Schalterbeamten vorlegen und namemuch die
Paketkarten' selbst mit den ersvrderlichen Freimarken bekleben wurden.
Eeit der Einftihrung des neuen Paketarifs ist die Berechnung der Ge-
bühren wesentlich vereinfacht, überdies sollen künftig die Vordrucke zu den
Paketkarte» mit der Angabe der Gebührensätze versehen werden._
* Die Frage des Fremdenverkehrs. Das Ministerium des Innern
hat für sämtliche Kommunalverbandsbezirkc angeordnet, daß sich Orts-
fremde, abgesehen von Flüchtlingen und zurückkehrenden Gefangenen
auf keinen Fall länger als drei Tage aufhalten dürfen. Bei längerer
Aufenthaltsdauer ist die Aufenthaltsbescheinigung des zuständigen Kom-
munalverbandes einzuhvlen. Die Bezirksämter wurden angewiesen,
den Vollzug dieser Anordnung, die sich hauptsächlich gegen das Schic-
bertum richtet, streng zu überwachen.
Auflösung des Fröbeivereins? In seiner letzten Ausschußsitzung hätte
der Vorstand des Fröbelvereins Stellung zu nehmen zu dem Beschluß
des Stadtrats, wonach das seither dem Verein zur Verfügung gestellte
Lokal Anlage 43 der Fraucnarbeitsschule überwiesen werden soll. Da
ein Ersah hierfür zurzeit nicht zu bekommen ist, so wird die Vereinsleitung
sich genötigt sehen, den Betrieb des Kindergartens und der Kinderpflcgc-
rinnenfchule von Ostern ab einzustellen. Da ferner der Vereinsarbeit
für die bisher so segensreiche Arbeit dadurch der Mittelpunkt und die
Grundlage entzogen ist, so wird sich auch die Aufrechterhaltung der Kin-
dergärten in der Rokrbachcr Straße 103 und Lutherstraße 18 schon mit
Rücksicht auf die wirtschaftliche Notlage nicht mehr ermöglichen lasten.
Im Interesse der Sache wäre es zu wünschen, wenn die Stadt sich ent-
schließen könnte, die Kindergärten und Kinderpflegerinnenschule in eigener
Verwaltung weiterzuführcn. Leber das Vereinsvermögen und die nun-
mehr in Frage stehende Auflösung des Vereins muß satzungsgemäß die
demnächst einzuberufende Mitgliederveftammlung entscheiden. Mit Be-
dauern werden die Anhänger des Fröbelschen Erziehungsgedankens sich
mit dieser Tatsache abfinden mästen, wenn sich nicht in letzter Stunde
Mittel und Wege finden sollten, dem Verein, der nun schon seit 45 Jahren
in Heidelberg wirkt, ein Weiterbestehen zu ermöglichen.
Die derzeitige Lage. Genosse Oskar Geck, Mitglied der National-
versammlung, sprach vorgestern abend im Musensaal des Rosengartens
in Mannheim in einer stark besuchten Parteimitglicdervcrsammlung über
obiges Thema. Er führte u. a. aus: W>r waren auf oem besten Wege,
unsere Verhältnisse zu konsolidieren und uns wieder im Ausland Achtung
und Ansehen zu verschaffen. Da benutzt eine wild gewordene Soldateska
die Gelegenheit und schlägt alles wieder in Trümmer. Dieses Treiben
grenzt an Wahnsinn. Wer sind denn die Leute, die sich anmaßen, Deutsch-
lands Geschicke in die Hand nehmen zu können? Ein kleines Häuflein
reaktionärster Offiziere und Junker. Weiter bespricht der Referent die
Vorgänge in Berlin. Mit Recht habe die alte Regierung die Verhand-
lung mit dieser Prätorianergarde abgeletznt und sich, , um Blutvergießen,
zu vermeiden, aus Berlin zurückgezogen. Die Nationalversammlung kann
von einem kleinen Häuflein Vaterlandsverräter nicht nach Hause geschickt
werden. Der neuen Regierung fehle jede politische Bedeutung. Man
brauche sich nur die Leute der neuen Regierung anzusehen: Kapp, von
Lüttwitz, von Iagow, Traub, Dr. Bretereck! Alles Leute, die durch ihre
seitherigen Handlungen nicht dafür bürgen, daß sie Deutschland, baß sie
die Republik schützen werden. Dagegen in der seitherigen Regierung
lauter Männer mit Vvlksempfinden und Verstehen des Bolkswesens. —
Die große Maste des Volkes weiß, um was es jetzt gehl: Es geht um den
Bestand des Reiches und der Republik! Die Maste weiß aber auch, daß
ohne sie nicht mehr regiert werden kann! Wir werden versuchen, den
Kampf unblutig zu führen. Mit geistigen Waffen werden wir den Herren
zeigen, daß sie nichts sind ohne die Arbeiterschaft. Die Herren in Berlin
mögen einmal sehen, wie sie ihren verfahrenen Karren aus dem Dreck
herausbekommen. Wenn das Volk aber Selbstdisziplin übt, so wird der
Generalstreik sehr schnell seine Wirkung tun! Selbst wenn die Herren
in Berlin „Herrgötter" wären, so können sic auf die Dauer ohne die Ar-
beiterschaft nicht regieren. Im ferneren Verlauf seiner Darlegungen
kommt Genosse Oskar Geck auf die Wirkung des Putsches im Ausland
zu sprechen. Im Ausland bekam die Ansicht immer mehr Boden, daß
die Revolution in Deutschland kein Strvhfeuer gewesen und jetzt kommen
die preußischen Junker und werfen das ganze Gebäude wieder zusammen.
Die Lage ist ernst! Jetzt geht es um Sein oder Nichtsein, und da haben
wir energisch zuzugreifen! Jetzt hört jede Rücksicht und jede Schonung
gegenüber den Reaktionären von rechts auf! Jetzt verlangen wir aber
auch von unseren Machthabern, daß sie diese Gewalt zur Anwendung
bringen: kein Schwanken und kein Halten! Jetzt muß.durchgegriffen
. weiden! Die Geduld des deutschen Volkes ist jetzt zu Ende.
Seinen Verletzungen erlegen ist der 21 Jahre alte Arbeiter Hol-
zinger, dem in der Anilinfabrik in Neckarzimmern ein Bein abgerissen
wurde. Auf dem Transport nach dem Akademischen Krankenhaus Hei-
delberg ist er gestorben.
Verhaftet wurde ein Kutscher wegen Unterschlagung.
Rohrbach, 19. März. (L e h rk u rs D ri Krau s.) Morgen Sams-
taa abend punkt Z48 Uhr findet der 3. Kursobend über die „Geschichte
des Sozialismus" statt. Pünktliches und vollzähliges Erscheinen er-
forderlich.
Ir. Osterburien, 16. März. Am Samstag fand im Gasthaus „zum
Löwen" dahier unter der Leitung des von der Gauleitung Badens be-
stimmten Kreistagscinberusers L. Schaller - Osterburken der Kreistag
vom Reichsbund der Kriegsbeschädigten, Kriegsteilnehmer und Kriegs-
hinterbliebenen für den Kreis Mosbach statt. L. Schüller gab einen
kurzen Rückblick über die Kriegsbeschädigten- und Hinterbliebenenbewe-
gung im verflossenen Jahre im Kreis Mosbach und wies u. a. aus die
verschiedenen Gründe hin, die den Bundesvorstand dazu bestimmten, den
Reichsbundestag für die Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und
Kriegsteilnehmer auf 3.—6. April d. I. nach Würzburg einzu'beruscn. Der
Gau Baden hat auf Grund feiner Mitgliederzahl- 19 Vertreter zum
Bundestag zu entsenden. Die Gauleitung bildete in Baden 14 Wahl-
kreise und der 1. Wahlkreis umfaßt die Bezirksvereinigungen Wertheim,
Taubcrdifchpssheim, Buchen, Adelsheim-Boxberg, Mosbach und Eber-
bach. Die 6 Dezirksvereiliigungen des Kreises Mosbach dürfen zum Bun-
destag nach Würzburg -ein- Vertreter entsenden. In der heutigen Kreis-
tagung — auf der sämtliche Bczirtsvercine vertreten waren — wurde
auf Antrag Weidner-Mosbach und Dorbath-Külsheim als Delegierter
zum Reichsbundestag, für den Kreis Mosbach Leonhard Schaller-Ofter-
burken einstimmig gewählt. Als Stellvertreter wurde Liebler-Wenkheim
ebenfalls einstimmig gewählt.. Der nächste Kreistag wurde auf 27. April
ds. Is. festgesetzt und findet ebenfalls in Osterburken statt, da dieser Ort
im Kreis Mosbach zentral gelegen und mit der Bahn gut zu erreichen ist.
In der heutigen Kreistagung wurden u. a. wichtige Beschlüsse gefaßt und
zwar soll der für den Bundestag gewählte Vertreter für den Kreis Mos-
bach auf dem Bundestag folgende wichtige Anträge des Bezirksvereins
Eberbach — die durch Pfarrer H-einsius-Strümpfelbrunn vorgebracht
wurden — begründen: 1. Jeder Rentenempfänger, der vor 1. 6. 16 ent-
lasten wurde, soll einen Entlastungsanzug erhalten. 2. Der Reichsbund
wolle sich besonders in wirtschaftlichen Fragen der Kriegsgefangenen an-
nehmen. 3. Der Beirat für dis amtliche Kriegsbeschädigten-Fürforge soll
in den einzelnen Bezirke» neu, zeitgemäß, unter Hinzuziehung der Kriegs-
gefangenen, geregelt werden. 4. Das neue Gesetz betr. Versorgung der
Kriegsinvaliden soll in seiner Durchführung möglichst beschleunigt werden.
Weiter wurde -ein Antrag des Bezirksvereins Tauberbischofsheim empfeh-'
lend an die Gauleitung Baden und an die Hauptfürsvrgestelle in Karls-
ruhe weitergeleitet und zwar mit der Bitte, daß sie bei den zuständigen
Steilen dahin wirken sollen, daß bei der Abgabe der zur Erfüllung des
Friedensverirages an Frankreich und Belgien abzugebenden Tieren, die
Bezirksämter des Kreises Mosbach die Anweisung erhalten, daß Kriegs-
beschädigte, Kriegshinterbliebene Kriegsgefangene und Kriegsteilnehmer
der übrigen Bevölkerung gegenüber weitgehendst berücksichtigt -werden.
Mit Worten des Dankes an die Erschienenen konnte der Leiter den Kreis-
tag der Bezirksvereinigungen des Reichsbundes der Kriegsbeschädigten,
Kriegsteilnehmer und Kriegshinterbliebenen des Kreises Mosbach
schließen, nachdem noch kurz zuvor die Feststellung gemacht werden konnte,
daß bei diesen 6 Bezirksvereinigungen im Kreis Mosbach bereits über
25Üi) Kameraden organisiert sind. Die Gesamtorganisation des Reichs-
bundes umfaßt jetzt annähernd 600 000 Mitglieder.
r. Lauda, 15. März. (Der Kamps gegen die Reaktion.)
In überaus stark besuchter Volksversammlung, einberufen von sämtlichen
Parteien Laudas stand heute das Thema: „Die Reaktion greift nach dem
Staatsruder" äüf der Tagesordnung. Als erster Redner sprach Zen-
trumsabgcordneter Bürgermeister Ä i e r n e i s e l - Laude, als zweiter
Genosse Abgeordneter Arnold-Mannheim. In folgender einstimmig
angenommener Resolutton fand die Stimmung der Versammlung ihren
Ausdruck: Die heute, den 15. März 1920 im Lokal Sternen in Lauda
tagende, von Männern und Frauen aller politischen Parteien und aller
Erwerbsftänide überaus stark besuchte Versammlung protestiert gegen den
Versuch einer steinen Gruppe konservativer reaktionärer Militaristen, den
alten despotischen Staat neu aufzurichten. Die Versammelten stehen auf
dem Boden der in Weimar beschlossenen Verfassung und hasten treu zu
derselben. Von der am Mittwoch in Stuttgart zusammentretenden Na-
tionalversammlung sowie den verfassungsmäßigen Regierungen des Reiches
und der süddeutschen Gliedstaaten erwarten wir energische Schritte, um
den Berliner Putsch im Keime zu ersticken und eine Wiederholung un-
möglich zu machen. Die Versammelten geloben, nichts zu tun, wozu sie
nicht von ihrer offiziellen Partei- und Gewerkschaftsleitung aufgefovdert
sind, aber auch wachsam bereitstehen, um jede Reaktion abzuwehren.
L. Grünsfeld, 15. März. (P r v t e st v c r s a m m l u n g.) Im Saale
zum Bären fand am Sonntag eine von der sozialdem. Partei einberufene
Volksversammlung statt. Als Referent war der Genosse Abg. Arnold
aus Mannheim erschienen. Anläßlich der politischen Ereignisse in Berlin
war der Saal schon vor Beginn aus allen Schichten der Bevölkerung dicht
beseht. Genosse Arnold sprach über die neuen Vorgänge in Berlin. Lr
rechnete gründlich mit den reaktionären Herrschaften ab. Er forderte die
Anwesenden aus, vorläufig sich ruhig zu verhalten und weiter an ihre
Arbeit zu gehen, sich aber bereilzuhalten und beim gegebenen Moment
treu zur Regierung zu stehen und derselben Folge zu leisten. Eine vom
Referenten in diesem Sinne verfaßte Resolution fand einstimmige An-
nahme.
Der Karnes gegen die Reaktion.
Aus dem Laude liegen über den Verlauf des Generalstreiks
folgende Meldungen vor:
8. Villmgen, 17. März. Der heutige Generalstreik war hier
ein vollständiger. Alle Arbeit, ausschließlich der lebensnotwen-
digen, ruhte. Mittags 2 Uhr fand in der städtischen Tonhalle -eine
öffentliche Verfammlun-g statt, die einen imposanten und einmütigen
Verlauf nahm. Ms erster und Hauptredner sprach Verbands-
sekretär Genosse Schifferdccker, dann folgte der Redner der
L.S.P., Herr Kuner, ihm folgte der Sekretär der Christlichen
Gewerkschaften, Herr Hermann, und als letzter der Redmr der
kommunistischen Partei, Herr Tröscher von Furtwangen. All«
Redner waren sich einig, daß die Niederschlagung des Putsches
der Reaktion eine Lebensnottvendigkeit des arbeitenden Volkes sei.
Durlach, 14. März. Hier sprach Genoss? Trinks über die
Vorgänge in Berlin und ihre eventuellen Auswirkungen auch bei
uns. Gleichzeiztig tagte im „Grünen Hof" eine Versammlung der
U.S.P. Es fanden sodann Verhandlungen zwischen beiden Par-
teileitungen und den Kommunisten statt, wobei eine Einigung über
die nächsten Aufgaben erzielt wurde.
Bruchsal, 16. März. Im überfüllten Festhallesaal nahm heut«
die hiesige Arbeiterschaft und die Soizaldemokraten aus verschiede-
nen umliegenden Orten Stellung zur Gegenrevolution. In zirka
^stündigen, oft von stürmischem Beifall unterbrochenen Darlegun-
gen legte Gen. Landtagsabg. Groß Hans- Konstanz die Ge-
fahren der Junker-Gegenrevolution dar, die auf die Beseitigung
der Vvlksherrschaft abziel-e.
Ettlingen, 16. März. Das Kartell der freien Gewerkschaften,
das christliche Gewerifchaftskartell und die beiden sozialdemokrati-
schen Parteien hatten zum Generalstreik und zu einer Demonstra-
tionLversammlung auf dem Marktplatz in Ettlingen aufgerufen.
Tausende von Arbeitern und auch Männer aus dem demokratischen
Bürgertum sind diesem Rufe gefolgt.
Rastatt, 16. März. Hier trat sofort nach Bekanntwerden de»
Berliner Putsches eine umfassende Abwehraktion in Tätigkeit. Die
beiden sozialistischen Parteien traten zu gemeinsamer Arbeit zu-
sammen, es wurde ein Aktionsausschuß gebildet, der sofort mit dea
Abwchrmaßnahmen begann. Der gemeinsame Ausschuß faßte
eine Entschließung, in der kunbgegeben wurde, daß die beiden Par-
teien U.S.P. und M.S.P. fest entschlossen sind, den Kampf mit
der Reaktion aufzunehmen. Im Fruchthallesaal fand am 15. eine
gewaltige Kundgebung der gesamten arbeitenden und freiheiilickwn
Bevölkerung statt.
Michelbach, 14. März. In der gestern abend stattgesundene»
Versammlung sprach Gen. Lehrer Hoffmann-Gaggenau, der in
trefflicher Rede die politische Lage schilderte und die Gefahren, di«
bei einem Gelingen der Berliner Gegenrevolution drohen, ein-
dringlich der Versammlung vor Augen führte. Seine Ausführun-
gen fanden lebhaften Beifall. Ein Vertreter der U.S.P. Gag-
genau, Gohm, unterstrich in manchem die Darlegungen des Ge-
noßen Hoffmann.
Freiburg, 17. März. Die Generalstreikparole wurde gestern
von der Freiburger Arbeiterschaft mustergültig befolgt. Trotz des
naßkalten Wetters setzte sich nach 10 Uhr vormittags vom Karls-
platz aus ein Demonstrationszug durch die Straßen der Stadt in
Bewegung, wie ihn Freiburg noch nie gesehen hat. Nachmittags
4 Uhr nahm unsere Partei in einer außerordentlich stark besuchten
Versammlung in Ken unteren Räumen im Ganterbräu zu den
Vorgängen während der letzten Tage und zu dem kommunistische»
Aktionsprogramm Stellung. Nach den heutigen Erfahrungen fei
es nicht möglich, mit den Kommunisten zusammenzuarbeiten. Es
wurde sodann beschloßen, -einen Aktionsausschuß zu bilden und die
in dem früheren Ausschuß vertretenen Parteigenoßen aufs neue
zu bestätigen.
GerrchLshaLLe
Heidelberg, 18. März. (Strafkammer.) Eine 14köpfige Diebes-
bande stand auf der Anklagebank. 6n ber Zeit vom März bis Juli 1919
brachen die Angeklagten in eine größere Anzahl von Zigarrenfabrike»
in den Amtsbezirken Heidelberg, Wiesloch und Bruchsal ein und ent-
wendeten Tabak und Zigarren im Gesamtwerte von über 40 000 Mark.
Es erhielten Taglöhner Christian Windisch von Kirchheim 2 Jahr«
6 Monate Gefängnis, Taglöhner Jakob Oft«rtag von da 1 Jahr Ge-
fängnis, Schmied Jakob Bühler von da 4 Jahr'« Gefängnis, Zigar-
rcnmacher Johann Glock von Waibstadt 5 Jahre Zuchthaus, Friseur
Friedrich Wilhelm Kühni von Kirchheim 1 Jahr 2 Monate, Zemcnteur
Jakob Schemenauer daselbst 10 Monate, Taglöhner Anton Glock
und Feldhüter Franz Glock von Leimen 1 Jahr bzw. 5 Monat«,
Schneider Ludwig Bertold Schwarz von Kirchheim 4 Monale, Tag-
löhner Michael Hambrecht von Sandhaufen 7 Monate, Sortierer
Bernhard Jakob Zuber von Baiertal 3 Monate, Taglöhner Lssist
Busch von Buch 1 Jahr, Schlößer Christian Eugen Köhler von hier
3 Monate Gefängnis. Die Wirtin Albert Winkler Ehefrau in
Rohrbach erhielt wegen Hehlerei in zwei Fällen 5 Monate Gefängnis
und wegen Vergehens gegen 8 14 der V.-O. über Rohtabak 2000 Mk.
Geldstrafe.
Freiburg, 18. März. Bor dem Schwurgericht hatte sich die 25-
jährige Dentistin Irma Schubert zu verantworten, die im vorigen Herbst
auf dem Schlvßberg ihren Geliebten, einen Medizin Studierenden, er-
schossen hat. Nach saft neunstündiger Verhandlung verneinten die Ge-
schworenen die Schuldfrage, worauf die Angeklagte freigesprochen wurde.
Wk MWOMW Kk.MWWI'.
Besetzung Konstantinopels.
Konstantinopel, den 17. März. Die Stadt wurde
am 16. März morgens ohne Zwischenfall von den alliierten
Truppen unter dem Kommando des Generals Wilnes be-
setzt. Nach dem „Daily Telegraph" ist diese Maßnahme
eine vorübergehende- (?), kann aber unbestimmt verlängert
werden, um weiteren Morden und Unruhen vorzubeugen.
Kapp ist geflohen.
Berlin, 18. März. Generallandschastsdirektor Kapp
ist aus Berlin geflohen. Auch Ludsndorff hat Berlin
verlafssn.
Berlin, 18. März. General Ludendorff, dessen
Name bereits in Verbindung mit dem ausständigen Unter-
nehmen Kapp-Lüttwitz genannt wurde, hat in den letzten
Tagen dadurch, daß er in Generalsuniform in der Reichs«
kanzlei erschien, dem Unternehmen seine Sympathie zum
Ausdruck gebracht. Es ist nicht uninteressant, daß es ge-
lungen ist, diesen denkwürdigen Akt im Film festzuhalten.
Die englische Arbeiterschaft für die deutsche Republik.
Berlin, 18. März. (Priv.-Tel.) Der britische Geschäfts-
träger stellt entschieden in Abrede, daß er mit der Regierung
Kapp irgendwelche Beziehungen gehabt habe. Die eng-
lische Arbeiterschaft hat ihre Sympathie mit der
Protestbewegung gegen die Regierung Kapp nach Berlin
gelangen lassen und mitgeteilt, daß sie auf dir englische
Regierung einwirken werde, daß Lebensmittel nach Deutsch-
land geliefert werden. Sie hat für den äußersten Fall auch
den Sympathiestreik in Aussicht gestellt.