Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

DOI Artikel:
Oettingen, Wolfgang von: Die Düsseldorfer März-Ausstellungen, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11970#0293

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Düsseldorfer März-Ausstellungen, von lvolfgang von Dettingen.

22Y

Werden, von Larl Vinnen.

Die Düsseldorfer März-Aufstellungen.

von lvolfgang von Gettingen.

II.---)


r^^uch bei den Porträtmalern spielt die Beleuchtung
und das Arrangement eine oft verhältnismäßig große

absoluten Farbensymphonien bewahren; statt eine Anzahl
Tuben einfach auf die Leinwand auszudrücken und allen-

Rolle. Nicht jedem biederen Besteller mag damit gedient
sein, wenn er statt eines schlichten, ähnlichen Bildnisses,
das seiner Fähigkeit, zu sehen und aufzufassen, ungefähr
entspricht, ein geistreiches und künstlerisch „leckeres"
Effektstück erhält; und es giebt ja für den Maler auch
den Mittelweg, mit Geschmack die Aufgabe so zu fassen,
daß die Bedingungen des betreffenden Falles ebenso zu
ihrem guten Rechte kommen, wie die echt künstlerischen
Erfordernisse. Immerhin Pflegen aber Porträts, die mit
größerer Freiheit ausgestaltct werden durften, zu den
allerreizvollsten Gemälden zu gehören, falls die Persön-
lichkeit des Künstlers, in dessen Auffassung und Fähig-
keit die Originale sich spiegelten, eine an sich interessante,
der Kenntnis werte ist. — Unter den Porträtmalern
unserer Ausstellung ist Ludwig Keller der ausge-
sprochene Kolorist. Er verfügt über einen gesunden und
zugleich feinen Farbensinn; man empfindet, wie die
Farbenprobleme ihn beschäftigen, wie es ihm Bedürfnis
ist, Harmonien aller Art durch sie zu schaffen. Ein
Glück, daß ein gebildeter Geschmack und Respekt vor der
Naturwahrheit ihn dabei vor Exzessen im Sinne der

falls mit dem Spachtel zu verarbeiten, sucht er redlich
seine mannigfaltigen Mittel anzuwenden, wie es ihm
für eine vornehme Wirkung gerade erforderlich scheint.
Aus dieser oder jener Unsicherheit darf man entnehmen,
daß er noch ein Werdender ist; möge er auf seinem
Wege bleiben und unbeirrt an sich Weiterarbeiten. Er
hat ein lebensgroßes Damenporlrät in ganzer Gestalt
gebracht, das einen Komplex von schwierigen Motiven
enthält. Die anmutige, blonde, junge Frau sitzt vor
einem großgemusterten blau-grünen Vorhänge und beugt
sich lächelnd dem Beschauer zu; das grau-grünlich schim-
mernde Seidenkleid und eine herabgesunkene weiße
Spitzenmantille, dazu ein Eisbärenfell und ein Stück
rosa Teppich bilden einen mit Feinsinn gelösten Farben-
accord. Die Studie nach einer Dame in olivgrüner
Toilette zeigt kräftigere, derbere Töne; die flüchtige,
lebendige Kreideskizze eines lachenden Herrn beweist die
Fähigkeit scharfer Charakteristik, und ein Selbstbildnis
des Malers, pikant beleuchtet, erinnert ihn hoffentlich
öfters daran, daß das Zeichnen, wenn es nicht unab-
lässig wie vom Musiker die Tonleiter geübt wird, sich
unfehlbar durch Verzeichnung rächt. — Walter Pe-
tersen, der erst vor einigen Monaten sein Atelier für

*) I. siehe Heft 14.
 
Annotationen