Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0075
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Heft 2
DOI Artikel:Gronau, Georg: Über ein Jugendbildnis des Kardinals Alessandro Farnese
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Abb. 2. Tizian
Kardinal Alessandro Farnese
Rom, Galerie Corsini
des Palatins begeben, die Montaigne unter den schönsten der Stadt namhaft macht:
wie lange hat der Hügel den Namen der Orti Farnesiani getragen. Heute findet der
Besucher des antiken Roms nur noch Reste des mit zierlichen Sgraffiti geschmückten
heiteren Baues. Im rechten Moment wußte Alessandro auch das berühmte Landhaus
und den Garten an sich zu bringen, die dem Farnese-Palast gegenüber auf dem anderen
Tiberufer gelegen sind; seither verschwand der Name des Mannes, der die Villa erbaut
hatte und von Raffael und Peruzzi hatte dekorieren lassen: unter dem Namen der
Farnesina ist sie dem Gedächtnis der Menschen gegenwärtig.
Hatte er als Bauherr noch das Glück, einige der besten Architekten der Zeit — Männer
großen Formates — seinen grandiosen Plänen dienstbar machen zu können, so ward
es ihm mit den Malern nicht so gut. Zwar hat er noch ein paar Räume in der Can-
celleria von Perino del Vaga dekorieren lassen und ein Abglanz raphaelischen Zaubers
mag in ihnen geleuchtet haben, aber in der Hauptsache war er doch auf solche an-
gewiesen, die man mit vollem Recht Manieristen nennt. So interessant vom Stand-
punkt des Flistorikers aus auch der große Saal des Palastes mit Vasari’s Fresken sein
mag: er hat in 100 Tagen eben doch nur Dekorationsarbeit zu liefern vermocht und
hat sich selbst, zu spät, angeklagt für die Eilfertigkeit, mit der, dem eigenen Namen
zum Schaden, er eine solche Aufgabe zu lösen unternommen hatte.
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Kardinal Alessandro Farnese
Rom, Galerie Corsini
des Palatins begeben, die Montaigne unter den schönsten der Stadt namhaft macht:
wie lange hat der Hügel den Namen der Orti Farnesiani getragen. Heute findet der
Besucher des antiken Roms nur noch Reste des mit zierlichen Sgraffiti geschmückten
heiteren Baues. Im rechten Moment wußte Alessandro auch das berühmte Landhaus
und den Garten an sich zu bringen, die dem Farnese-Palast gegenüber auf dem anderen
Tiberufer gelegen sind; seither verschwand der Name des Mannes, der die Villa erbaut
hatte und von Raffael und Peruzzi hatte dekorieren lassen: unter dem Namen der
Farnesina ist sie dem Gedächtnis der Menschen gegenwärtig.
Hatte er als Bauherr noch das Glück, einige der besten Architekten der Zeit — Männer
großen Formates — seinen grandiosen Plänen dienstbar machen zu können, so ward
es ihm mit den Malern nicht so gut. Zwar hat er noch ein paar Räume in der Can-
celleria von Perino del Vaga dekorieren lassen und ein Abglanz raphaelischen Zaubers
mag in ihnen geleuchtet haben, aber in der Hauptsache war er doch auf solche an-
gewiesen, die man mit vollem Recht Manieristen nennt. So interessant vom Stand-
punkt des Flistorikers aus auch der große Saal des Palastes mit Vasari’s Fresken sein
mag: er hat in 100 Tagen eben doch nur Dekorationsarbeit zu liefern vermocht und
hat sich selbst, zu spät, angeklagt für die Eilfertigkeit, mit der, dem eigenen Namen
zum Schaden, er eine solche Aufgabe zu lösen unternommen hatte.
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