Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

DOI Heft:
Heft 2
DOI Artikel:
Rundschau
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0089

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Max Beckmann Scheveningen. Frühmorgens. Öl. 1928
Mit Genehmigung der Galerie Flechtheim / Aus der Beckmann-Ausstellung der Galerie Flechtheim, Berlin

der Entwurf zu einem großen, an die Manier des
Barock anknüpfenden Gobelin mit Reihern in einer
Sumpflandschaft, der den Vorraum des Museums
zu schmücken bestimmt ist. P.-N.

BERLINER AUSSTELLUNGEN
Beckmann / Iiogan / Frauenkunst / Deutsche
Kunstgemeinschaft
Bei Flechtheim weisen neue Gemälde und
Zeichnungen MaxB'eckmanns die außerordent-
lich günstige Wendung seines Schaffens auf, das
nun die großformige BreitflächigSeit eines durch-
aus malerischen Stils nicht mehr forciert, sondern
bereits meistert. Zuweilen ist den Gegebenheiten
noch Gewalt angetan, und die Form wirkt zu-
rechtgerenkt oder aufs Geratewohl zusammenge-
stopft. In der Mehrzahl der Arbeiten von 1928
aber findet sie sich organisch und wuchtig ge-
eint, aus schweren Schatten und auf blitzenden Hel-
ligkeiten zu unverkrampfter Ordnung und unge-
drängtem Ensemble verbunden. Die Breite der Dik-
tion liegt kraftvoll im Bilde, ohne mehr robust zu
erstarren. Kontraste verschärfen die Formulierun-
gen, aber es sind schwebende Kontraste, die aus
einer Tiefe hervortauchen und das Bildgeheimnis
nicht verscheuchen. Stücke wie die »Zigeunerin«,
die »Loge« und mancher der Scheveninger Blicke,

wie das Pastellbildnis der Frau S warzenski und
der blaue Karton der »Badenden« übertreffen das
ganze bisherige Werk. Und auch an den Zeichnun-
gen, Blättern oft von mantegnesker Strenge der
Linie, ist der Anstieg zu erkennen.
Ein Raum bei Flechtheim gehört den wunderbar
entrückten, höchst verfeinerten Terrakotten und
Bronzen Moissey Ko g ans, Gebilden von der
kühlen Schmalheit und sakrosankten Grazie ar-
chaischer Werke des Orients, deren Spröde nun
eine hohe Zärtlichkeit angerührt und geklärt hat.
Man kann gewiß längst nicht mehr behaupten -—
wenn man es je durfte -—, daß weibliches Kunst-
schaffen insgesamt und in der Durchschnittslei-
stung tief unter dem des Mannes stehe. Zu sehr
persönlich ausgeprägten und bedeutsamen Taten
haben es jedoch nur ganz unverhältnismäßig wenige
Frauen gebracht. Eine Aquarell- und Zeichnun-
gen-Ausstellung des Vereins der Künstlerin-
nen konnte diese Erfahrungen auch nur wieder
bestätigen. Die espritvolle Hand der Frau Annot,
interessante Aktumschreibungen von Gertrud Sauer-
mann, eigen hingewaschene Seeblicke in seltsamer
Beleuchtung von Elsbeth Huther und die wie er-
starrter Großmann wirkenden karikaturistischen
Zeichnungen von Maria Braun heben sich am deut-
lichsten heraus, daneben haf ten die Namen Remak
und Michaelis. Auch die Arbeiten von Anriem a-

59
 
Annotationen