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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 4
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Marle, Raimond van: Ein Bildnis des Giorgione
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0132

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und gerade das ist es, was uns den großen Unterschied zwischen seiner Kunst und
jener der Tizian, Sehastiano del Piombo und anderer Maler verdeutlicht, deren Ar-
beiten so oft mit jenen des Giorgione verwechselt wurden.
Sehr charakteristisch für diesen ist bei unserem Bild die Geste des Dargestellten, die
man ziemlich ähnlich auf dem Porträt in Budapest wiederfindet. Sie ist wie eine Ge-
bärde von Insichselbstverschlossenseins, eine Abweisung dessen, was außerhalb dem
eigenen Menschen steht. Die gleiche Form der etwas abgeriebenen Fland sieht man
auch auf dem Bildnis des Malteser Ritters in den Uffizien. Wir treffen Typen wie die
des hier dargestellten Mannes im »Concert champetre« des Louvre^ aber wie gesagt,
technisch gesprochen, zeigt das Gemälde noch mehr Übereinstimmung mit der Kreuz-
tragung in San Rocco.
Bei Betrachtung dieses kleinen Meisterstückes erinnert man sich an verschiedene Stellen
aus Justis Werk über Giorgione. So findet man hier in hohem Maße das, was Justi
als die »Abstufung des Lichtes« preist und unser Gemälde scheint mir eine schöne
Illustration zu seinem Ausspruch: »OberflächlicheBetrachtung mag sich täuschen lassen
durch Nachahmung des Verfahrens bei Cariani oder Sebastiano: ihren Werken fehlt
O
immer die besondere Durcligeistigung, die bei Giorgione den malerischen Vorgang
restlos durchlebt«.


Giorgione Bildnis des Brocardo
Museum der Schönen Künste, Budapest

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