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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 9
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Scheyer, Ernst: Neue Werke von George Minne
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0293

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George Minne Grand agenouille. 1925
Bronze, patiniert
Photo: Kunsthandlung Dr. Becker, Köln

haftes Temperament wie Minne ihr in seiner Jugend widerstanden hätte. Doch hat
er in diesen Werken der Frühzeit durch die Askese der Form eine künstlerische
Wahrhaftigkeit erreicht, die selbst uns Heutige, sofern wir überhaupt schon imstande
sind, dieser noch verketzerten Zeit des »Jugendstils« Gerechtigkeit widerfahren zu
lassen, zu fesseln imstande ist. Das Spätwerk Minnes kann nun über seine eigene
letzte Rechtfertigung hinaus, die dieser Geburtsjahre der jungen Kunst, des »Jugend-
stils« sein, dessen ersten Bestandteil »Jugend« (Jugend auf allen Gebieten der Kunst)
wir undankbar und die Tatsachen fälschend so lange überhört haben.
Es besteht kein Bruch zwischen dem Schaffen des jungen und des alten Minne, wie es
letztlich keinen gibt zwischen der Kunst um i 900 und der um 1950. Auch im Werk
Minnes ist nichts entwickelt worden, was nicht schon von Anbeginn in ihm gelegen
hätte. Der besondere Sinn für den Umriß und die Geschlossenheit der Komposition
ist geblieben, kommt jedoch in den späten Werken in ihrer plastischen Saturiertheit,
in ihrer in sich gerundeten Fülle reiner zum Ausdruck, weil sich auch inhaltlich die
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