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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 9
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0296

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vor. Neben ägyptischen und griechischen Kunst-
werken interessiert vor allem ein norwegischer
Bildteppich der Renaissance mit der Darstellung
der Verklärung Christi auf dem Berge Tabor. Der
ih^i datierte Teppich ist ein Hauptwerk nordi-
scher Webkunst der Renaissance. S.
NEUERWERBUNGEN DES WIENER KUNST-
HISTORISCHEN MUSEUMS
Den Neuerwerbungen des kunsthistorischen Mu-
seums an Werken österreichischer spätgotischer
Malerei, die L. v. Baldass in Heft 3 und 5 dieses
Jahrganges behandelte, sind in den letzten Mona-
ten einige weitere gefolgt. Eine »Beschneidung
Christi« aus Mondsee im Salzkammergut, deren Ty-
pen deutlich den Einfluß Michael Pachers weisen,
der Hohepriester und der das Kind haltende Mann
Entlehnungen vom Altar in St. Wolfgang. Her-
kunft vermutlich aus dem Salzburgischen. Die
Werkstatt die gleiche, aus der auch der »Christus
unter den Schriftgelehrten« der Liech tenstein-Ga-
lerie hervorgegangen ist. — Von llueland Frühauf
dem Älteren rühren die Bilder der Kirchenväter
Ambrosius und Augustinus her.
Die übrigen Neuerwerbungen der Gemäldegalerie
gehören dem Barock an. Ein über einem Toten-
kopf sinnender Mönch, ein Spätwerk des Zurbaran
(ein Geschenk der Galerie Arnot in London), ver-
wandt dem Bild der Londoner Nationalgalerie. Ge-
schenk eines Wiener K unsthändlers sind zwei kleine
Skizzen von Guido lleni aus seiner silbrigen Epo-
che, eine »Verkündigung« und »Heimsuchung«.
Bazzani ist mit einer monumentalen »Verkündi-
gung« vertreten, einem frühen Werk von rostfar-
benem Lokalkolorit, mit eingesprengtem Rosa und
Tiefblau, von besonderem Interesse in seinen Be-
ziehungen zu dem österreichischen Kolorismus des
18. Jahrhunderts.
Die »Nature morte« des Jan Fyt ist mit ihrem groß
gesehenen Aufbau und ihrer satten Farbenpracht
dem schönen Tierstilleben des Meisters in der Aka-
demie der bildenden Künste ebenbürtig. —
Ais die bedeutendste kleinkünstlerische Erwerbung
der Skulpturenabteilung im Laufe der letzten Mo-
nate muß das karolingische Elfenbeinrelief mit
dem hl. Gregor (aus dem Besitz des Klosters Hei-
ligenkreuz) bezeichnet werden, das ursprünglich
als Leihgabe ausgestellt, schließlich durch Kauf an
das Museum übergegangen ist (vgl. A. Goldschmidt,
Die Elfenbeinskulpturen I, S.62, Taf.LIV).
Der Kreis der spätgotischen Großlobminger Fi-
guren wurde um eine (zur Zeit beim Restaurator
befindliche) Statue des hl. Georg vermehrt, welche
die vor einigen Jahren in das Museum gelangte
Kreuzigungsgruppe aus Großlobming an künstleri-
schem Wert noch überragen soll.
Zu erwähnen wären auch ein malerisches Flach-
relief desSeicento (in Wachs), darstellend die »Grab-
legung«, und eine von Pietro Bernini beeinflußte
Elfenbeinfigur des Täufers von Johannes Otte. P.-N.

MANNHEIM
Die Städtische Kunstballe in Mannheim feiert das
20 jährige Bestehen ihres graphischen Kabinetts mit
einer reichen und anregenden Ausstellung von
Aquarellen, Zeichnungen und graphischen Blät-
tern des 19. und 20. Jahrhunderts aus dem Besitz
der Sammlung. Der Plan der Gründung eines Ka-
binetts entstand sogleich bei der Eröffnung der
neuen Kunsthalle mit der Aufgabe, die eigentliche
Gemälde- und Skulpturengalerie zu ergänzen.
Außer einer aus städtischem Besitz übernomme-
nen Stiftung fand sich vor 20 Jahren keinerlei
Grundstock vor. Um so mehr ist die zielbewußte
Sammeltätigkeit des Kabinetts anzuerkennen, das
heute nahezu 4ooo Blätter umfaßt. Die graphische
Sammlung ist. weniger auf Vollständigkeit als auf
charakteristische Beispiele der künstlerischen Ent-
wicklung vom Klassizismus bis zur »neuen Sach-
lichkeit« hin zusammengebracht worden. In diesen
Rahmen passen sich auch die Schwarzweiß-'Blä.tter
der badischen Meister und die Zeichnungen der
Bildhauer, die das Mannheimer Kabinett als Be-
sonderheit pflegt, gut ein. h
NEW YORKER AUSSTELLUNGEN
Demotte / Dr. Otto Burchard & Co. / Wil-
denstein
Demottes veranstalteten im März die wohl be-
deutendste Ausstellung alter Glasmalerei, die je in
New York zu sehen war. Altes Glas ist hier ein
ganz besonders begehrter Sammelgegenstand ge-
worden, und auch die Museen haben eifrig danach
gefahndet. Auch war die Auswahl sehr sorgfältig
getroffen, denn sie ermöglichte an Hand vorzüg-
licher Beispiele einen Überblick über die Ent-
wicklung dieser Kirchenkunst von der frühen
Zeit des 12. Jahrhunderts bis zum 17. bin, als
schon der eigentliche Stil der Glasmalerei fast völlig
mit anderen Aufgaben und durch Anlehnungen an
die Tafelmalerei untergegangen war. Aus der Samm-
lung Ilaussaire in Reims stammte das früheste
Stück, eine Madonna mit Kind, vor unbemal-
tem Hintergrund, der ein geometrisches Muster
aufweist. Auch eine der seltenen Grisailleschei-
ben, König David mit der Harfe darstellend, war
zu sehen. Sie kommt aus Nantes. Mit wenigen
Ausnahmen waren überhaupt die frühen Scheiben
französischen Ursprunges. Eine österreichische Ar-
beit war dagegen die Ausgießung des Heiligen Gei-
stes, etwa aus der Zeit um 1290.
Bei der außerordentlichen Seltenheit früher Glas-
malereien dürfte es fast unmöglich sein, hier noch
einmal eine so umf assende und qualitätsreiche Aus-
stellung zusammenzubringen.
Die bekannte Berliner Firma für ostasiatische
Kunst, Dr. 011 o B u r c h a r d & Co., hat soeben
in der bevorzugten »Kunststraße«, der Ö7th Street,
ganz in der Nähe der Fiftli Avenue, eine Filiale
auf getan und deren Eröffnung mit einer Ausstel-
lung erlesenster Werke, zum größten Teil früh-

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