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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 11
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0363

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SAMMLER UND MARKT

VOM NEW YORKER MARKT
Die F. Kleinberger Galleries haben so-
eben ein reich illustriertes Büchlein mit ihren letz-
ten Erwerbungen herausgegeben, in dem sich u. a.
das Bildnis eines Edelmannes von Lucas Cranach
d. Ä. und Agnolo Gaddis »Singende Engel« befin-
den. Die kleine, wie schöne Juwelen schimmernde
Tafel läßt schon an den späteren Fra Angelico den-
ken, ohne dessen Überlieblichkeit zu teilen. Das
Bild gehörte früher zu der Albert-Lehman-Samm-
lung in Paris. Abb. S.336.
Das 1536 datierte Cranach-Bildnis, ein Glanzstück
der Porträt- und Malkunst des Meisters, war erst
vor einigen Monaten auf der für hier grundlegen-
den Ausstellung deutscher Primitiver im Saal der
Kleinberger Galleries zu sehen. Abb. S.3e6.
Bei Thomas Agnew and Sons hängt zur Zeit
ein kleines, glänzendes Stück von Rubens: Zwei
Studienköpfe von erstaunlichster Konzentrations-
kraft und Fluß des Pinsels zeugend. Jeder Strich
ist Rubens, und doch tritt die Individualität dieser
zwei Dargestellten überzeugend hervor. Das kleine,
aber gewaltige Werk ist somit ein Denkmal der
großen Porträtkunst des Meisters. Abb. S.328.
Die Gallery von P. Jackson IJiggs beher-
bergt augenblicklich eines der schönsten Bildnisse
von GiovanniBellini, denn dieser »IleiligeBenedikt«
mit Lilie und Buch kann wohl als solches ange-
sprochen werden. Das Werk gehört der späten Zeit
Bellinis an. Leuchtendes Licht ist darüber gebrei-
tet und spielt um die wunderbare Kette blauender,
von hellweißen Wolken umzogener Berge. Abb.
S.3a9.
Bei Arthur G 0 e t z sieht man eine der recht sel-
tenen religiösen Szenen des Bartolommeo Manfredi,
dessen Genrebilder: Trinker, Zukunftsleserinnen
und ähnliche Themen viel häufiger anzutreffen
sind. Die »Verspottung Christi« (ein Sujet, das auch
auf dem Münchner Bilde dieses Meisters behan-
delt ist) ist nicht nur wegen ihrer Qualität, sondern
auch wegen ihrer Stellung in der Entwicklung des
italienischen Realismus zu Beginn des 17. Jahrh., dem
man neuerdings auch in Amerika Aufmerksamkeit
zu schenken beginnt, von Bedeutung. Abb. S. 33o.
Das Damenbildnis von Antonio Moro, das die
Ehr ich Galleries vorführen, gehört seiner spa-
nischen Periode an. Abb. S.327.
Glänzend und con brio sind das schwarze Gewand,
der Spitzenkragen, das Dekor gemalt und Hände
wie Gesicht sind vorzüglich modelliert. Der Stil des
Bildes erinnert an das Bildnis der Margarethe von
Parma zu Berlin. F.
AMSTERDAMER VERSTEIGERUNG
Im Rahmen der Frühjahrsversteigerungen bei F re-
de r i k Müller & Cie., Amsterdam, gelangt vom
11. bis i3.Juni che Sammlung Brockdorff-
Rantzau zum Ausgebot. Unter den Gemälden

verdient eine Kollektion von niederländischen Still-
leben des 17. Jahrhunderts Beachtung. Ebenso die
wenigen französischen und flämischen Wandteppi-
che, besonders der Triumph der Geres und Pomona
nach einem Karton des Charles Lebrun. Einzige
Beispiele der persischen Teppichkunst sind die bei-
den reich gemusterten »Ivhorassans« aus dem 17.
Jahrhundert. Die Stärke der Sammlung aber bil-
den die zahlreichen Silberschmiedearbeiten
deutscher Werkstätten, von denen jede bedeuten-
dere des 17. und 18. Jahrhunderts mit guten und
interessanten Stücken vertreten ist. Ihnen schlie-
ßen sich eine Reihe von Limosiner Emails, italieni-
sche Bronzestatuetten der Renaissance und des Ba-
rock, Möbel und Skulpturen an. Von überragender
Bedeutung sind die beiden signierten Bronzebüsten
Iioudons mit den Bildnissen George Washingtons
und George Franklins, die der Meister während
seines amerikanischen Aufenthaltes in den Jahren
1778 und 1785 schuf. S.
MÜNCHNER VERSTEIGERUNG
Am 11. Juni findet bei Hugo llelbing, Mün-
chen, eine Versteigerung von Gemälden,A q u a-
reilen, Handzeichnungen und graphi-
schen Arbeiten neuerer Meister aus ausländi-
schem und norddeutschem Besitze statt. Wir nen-
nen die Namen der Künstler, von denen bedeuten-
dere Werke in der Versteigerung Vorkommen: An-
dreas Achenbach, H. v. Bartels, Hans Beckmann,
Karl Böhme, Heinrich Bürkel, A. Böcklin, Charles
Hoguet, F. Kallmorgen, Hugo Kauffmann, Gott-
hard Kühl, F. v. Lenbach, Max Liebermann, Hans
Makart, J. W. Schirmer, Eduard Schleich, C. Sei-
ler, Gustav Schönleber, J. Sperl, Hans Thoma, M.
J. Wagenbauer. Mit Aquarellen und graphischen
Arbeiten sind außerdem noch vertreten: Albrecht,
Eugen Adam, Gregor von Bochmann, Julius Kos-
sak, II. Marr, TI. Stauffer und Anders Zorn. h
PARIS
I n g r e s -V e r s t e i g e r u n g. Eine Kollektion yon
über 60 Zeichnungen von J.-A.-D. Ingres .aus
dem Nachlaß Henry L a p a u z e wird am 21. Juni
im Hotel Drouot versteigert. Lapauze war der Bio-
graph Ingres’, und viele bei der Gelegenheit unter
den Hammer kommenden kostbaren Zeichnungen,
die außer Studien für Akte und Kompositionen
mehrere Porträtsskizzen enthalten, sind in dem
Werk von Lapauze reproduziert. Als Kuriosum
sind der Sammlung noch zwei ReliefmedailIons
von David D’Angers angeschlossen, die Porträts
von Ingres und seiner Frau aus dem Jahre 182Ü
darstellen. G.
DIE BOERNER-VERSTEIGERUNGEN
Die Kupferstichauktionen bei Boerner in Leipzig
erwiesen sich wiederum als ein internationales Er-
eignis größten Stils, dessen Ergebnis auch Kenner

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