Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929
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Heft 12
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Karl Hofer Der Morgen. 1928
Aus der Ausstellung in der Galerie A. Flechtheim, Düsseldorf
sicher sein. Sie sind ein Ruhepunkt, sie geben Ver-
anlassung zu geschichtlicher Besinnung. Möge die
Vorführung den Wunsch erfüllen, den die Ver-
anstalter hei ihrer Ausgestaltung hegten: Eine
gründliche Neubelebung der schon arg in Vergessen-
heit geratenen schönen Sitte, sich porträtieren zu
lassen! Hubert Wilm
DÜSSELDORFER AUSSTELLUNGEN
Hundertjahrfeier des Kunstvereins für die
Rheinlande und Westfalen / Italienisch-
spanische Malerei in der Galerie HansBam-
mann / Lebende deutsche Kunst bei Flecht-
heim
Die Feier des hundertjährigen Bestehens des rhei-
nisch-westfälischen Kunstvereins, wohl des größten
und bedeutendsten aller deutschen Kunstvereine,
wurde in Düsseldorf festlich begangen. Am i.Juni
fand im Dumon Ischen Schauspielhaus eine Fest-
sitzung statt, bei der der Direktor des Düsseldorfer
Kunstmuseums, Prof, lvoe tschau, über das Mäzenaten-
tum und über dasVerhältnis der Kunstvereine zu dem
Schaffen der bildenden Künstler sprach. Am gleichen
Tage wurde im Hause des Kunstvereins, auf histori-
schem Boden, der alten Schulteschen Galerie, eine
Ausstellung alter Malerei aus rheinischem und west-
fälischem Privatbesitz eröffnet, um die sich Dr.
Walter Cohen und Gustav Lomnitz, der tatkräftige
Direktor des Vereins, außerordentlich verdient ge-
macht haben. Die Ausstellung, die viele bisher
nicht öffentlich ausgestellte Werke hoher Qualität
enthält, wird aus Raummangel erst im nächsten
Heft ausführlich besprochen werden.
Eine kenntnisreiche Festschrift von Kurt Karl Eber-
lein schildert in anschaulicher Weise die wechsel-
volle Geschichte des Kunstvereins und ist zugleich
ein dankenswerter Beitrag zur Geschichte der Düssel-
dorfer Kunst und der Düsseldorfer Malerschule. S.
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Die Galerie Hans Bammann bietet eine aus Privat-
besitz ergänzte gute Übersicht über eine Reihe von
italienischen und spanischen Meistern des i4- bis
18. Jahrhunderts. Die Auswahl zeigt als früheste
Werke, die, obwohl zum Teil später entstanden,
künstlerisch noch den Charakter des italienischen
Trecento wahren: einen malerisch schönen »Ecce
homo« des Barnaba da Modena, die »Madonna mit
Kind« des Gherardo Starnina, der Florentiner
Kunst nach Spanien verpflanzte und eine Madonna
des Sano di Pietro. Jacopo del Sellaios stark von
Botticelli beeinflußte »Madonna mit Kind und Jo-
hannes«, Peruginos »Hieronymus im Gehäus«, ein
Bild mit schöner Raumwirkung, und eine »Berg-
landschaft mit Rittern« des im Stile Peruginos ar-
beitenden Andrea di Assisi vertreten das Quattro-
cento. Von oberitalienischer Kunst sind ein von
Veronese kaum zu trennendes Damenporträt Tin-
torettos, zwei lebendige Herrenbildnisse Moronis
hervorzuheben und aus der späteren venezianischen
Malerei ein sehr anmutiges Bild, Giov. Battista Pia-
zetlas »Knabe mit Vogelbauer«. Die spanische Kunst
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