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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 12
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0394

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Georg Kolbe Knieende
Ausgestellt in der Galerie Weyhe, New York
Mit Genehmigung der Galerie Flechtheim
Möbel und bäuerliche Malereien aus Schweden,
Norwegen, Dänemark, Finnland und Irland sowie
einige Beispiele lappischer Kunst zeigen.
Bei der Architektur-Ausstellung haben die her-
vorragendsten lebenden Architekten der genann-
ten Länder mitgewirkt. n
FRANKF U RTER KUN ST AUSSTELEUN GEN
M. Goldschmidt & Co.: Derain, Bilder /
Flechtheim und Kahnweiler: Derain, Aqua-
relle / Kunstverein und Schames: Jubi-
läumsausstellung der Kunstgewerbeschule
Die in Berlin hei Flechtheim gezeigte Kollektiv-
ausstellung Derains ist in Frankfurt auf zwei Kunst-
salons verteilt.
Da Biermann schon in einem ausführlichen Artikel
die Bilder Derains im »Cicerone« würdigte (vgl.
lieft 8), die Goldschmidt in Frankfurt zeigt, so
sei nur noch auf die Aquarelle und Zeichnungen
bei Kahnweiler hingewiesen. Gelöster Linienschwung
auch hier, z. B.: hauchhaft fein eine ansteigende
Berglinie mit ein bißchen Gebüsch in sparsamen
Grün, ein wenig Rosa daneben, das Ganze wie der

zarte, keusche Frühlingstraum eines Nazareners. —
Oder fast im Gegensatz dazu üppige, bronzegrüne
Baumkrone im Vordergrund vor Gebirgsilhouette,
stürmisch hingetuscht von männlich sicherer Hand
oder malerisch stimmungsvolles Uferbild mit tie-
fem Blickpunkt, durch die Intensität der Empfin-
dung Erfüllung schenkend und Sehnsucht weckend
nach Unendlichkeit des Seins. Halbakte von Frauen,
Rötelzeichnungen. Starke Konturen schließen die
ruhende Geschlossenheit der Körper von der Außen-
welt ab, deren Formen gegen die feste Umrahmung
um so weicher wirken.
Da Derain bis jetzt in Paris nie eine so große
Kollektivausstellung wie die Flechtheimsche in
Deutschland hatte, und das Berliner Haus in sei-
nen guten Gepflogenheiten fortfahren wird, so ist
es sehr zu bedauern, daß Kahnweiler in Frank-
furt seine monatlichen Ausstellungen wegen Un-
interessiertheit des Publikums einstellen will, wie
es auch der Kunstsalon Goldschmidt plant.
Die Frankfurter Kunstschule, die aus der Städel-
schule für freie Kunst und der Kunstgewerbe-
schule der Polytechnischen Gesellschaft hervor-
ging, präsentiert in der im Kunstverein und bei
Schames stattfindenden Jubiläumsausstellung eine
fertige, einheitliche Leistung.
Prof. Wiehert, der Leiter der neuzeitlichen Anstalt,
ist Organisator dieser Schau. Schon die äußere
Aufmachung ist sympathisch. Der von Schüler-
hand ausgeführte Einbau in die hohen Säle mit
niedrigen Decken und glasverschlagenen Vitrinen
schafft einen intimen, anmutigen Rahmen für die
subtilen und .dekorativen Erzeugnisse der Metall-
und Email-, Textil- und Modekunst.
Freudiger, frischer Geist ist am Werke, sowohl in
den naturalistischen, sensiblen Blumenzeichnungen
(Vorschule: Professoren Rasmussen und Röhl) wie
in den phantasiestarken, farbkühnen Mustern der
Textilklasse (Prof. Lisker), die in enger Fühlung-
nahme mit den neuen Farbstoffen der I. G. Farb-
werke entstehen und wieder zur Verwendung in
die Kunstseideabteilungen der Großindustrie wan-
dern, wie in den körperfreudigen Modeschöpfungen
von elegantem Wurf (Frau Prof. Klimt). Hohe
Qualitätsarbeit bewährt sich in handgewebten Tep-
pichen, sportlichen Schneiderkostümen, in Ge-
brauchsgraphik von origineller Bildsprache wie in
konstruktivistischen, architektonischen Entwürfen
für Siedlungsanlagen. Können, Fleiß, Materialsinn
ringen um solides, künstlerisches Handwerk.
Bei Schames: freie Kunst. Die Malklassen unter
Beckmann und Cissarz, Bildhauerei unter Scheibe,
Graphik unter Delavilla geben ein lebendiges Bild
unserer Zeit: Stilleben mit geometrisch ornamen-
talem Flächenaufbau, Porträts mit Sinn für das
Wesentliche eines Kopfes oder einer Gestalt, Tier-
studien von starker Zusannnengerafftheit, Akte
von malerischem Kolorismus. Einige ausgereifte
Werke, geistig wie technisch. Sascha Schwabacher

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