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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 17
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0537

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Bildwerke aus den Museen Athen, Berlin, Brüssel,
Florenz, London, Paris. Man sieht die Meister-
werke der assyrischen, ägyptischen, griechischen
und römischen Antike, des Mittelalters, der Renais-
sance und des 17. und 18. Jahrhunderts in Nach-
bildungen der Originalgröße.
Die Ausstellung will keine Kunst- sondern eine
Lehrausstellung sein, von dem Gedanken aus-
gehend, daß bei Werken der Skulptur die dritte
Dimension unerläßlich für den richtigen Eindruck
ist, so daß also nur die plastische Nachformung
einen ungefähren Eindruck des Originals vermit-
teln kann. Die Ausstellung gibt einen Lehrabriß
der Kunstgeschichte und wendet sich in erster
Linie an das breiteste Publikum, dann an kleinere
Museen, die nicht in der Lage sind, große Kunst-
werke im Original zu kaufen. Darüber ;hin£ms
strebt man eine internationale Verständigung über
die Methoden der Nachformung plastischer Kunst-
werke an, die sich an Hand der Ausstellung als un-
bedingt notwendig erweist, denn es ist ein großer
Qualitätsunterschied zwischen den vollkommenen
Nachformungen des Museums in Athen und denen
aus Florenz, die immer noch glatte, ausdruckslose
»Gipsfiguren« im peinlichsten Sinne des Wortes
sind. Die kleineren Abgüsse sind im allgemeinen
besser gelungen als die großen, besonders hervor-
zuheben sind die Abgüsse nach den Tel-El-Amarna-
Funden aus Berlin. E.S.
PARIS
Im »M usee du Jeu de P a u m e«, in den Tuile-
rien, wurden kürzlich ungefähr 200 Werke der
jetzigen klassischen Schule Japans ausgestellt, in

der wohlgemeinten Absicht, die japanischen Künst-
ler, die sich von der westlichen Kunst nicht beein-
flussen ließen und nach den althergebrachten Regeln
weiter schufen, vorzuführen. W urde der Zweck wirk-
lich erreicht? In Heft i3 des »Cioerone« hat Otto
Kümmel mit einigen Worten die Prinzipien, die in
Japan herrschen und die von den unsrigen grund-
verschieden sind, treffend gekennzeichnet: Mangel
an Respekt vor dem Namen und der Persönlichkeit
des Künstlers, vollkommener Hingabe an das
Kunstwerk selbst. Fügt man hinzu, daß die strenge
Beobachtung der Regeln, die Anerkennung des
Künstlers schwer aufkommen läßt, so mag man
sich fragen, ob es angebracht war, ebensoviel Na-
men von Künstlern als Werke zu geben. Wir haben
den Eindruck gewonnen, daß die Zahl der akade-
mischen Maler eine sehr große ist, daß sie an Ge-
schicklichkeit und an dekorativem Sinn nichts ein-
gebüßt haben, daß sie sich endlich kaum von der
europäischen Kunst beeinflussen ließen. So sind
Tiere wie diejenigen von Ilirafuku, Jguchi, Kato
Murashima, Takeuchi, Uemura, Genreszenen wie
diejenigen von Suga reizend. Und außerordentlich
fein drückt ein Kawai das Abendlicht aus. Trotz-
dem bleibt die Frage offen: überlebt sich diese
Malerei nicht? Behält sie innere Kraft genug, um
parallel mit der westlichen Malerei, ihren eige-
nen Gang zu verfolgen? Oder ist sie verurteilt,
eines Tages zu verschwinden? Ich glaube kaum,
daß ein Bündnis zwischen diesen widersprechen-
den Auffassungen möglich ist. Man fühlt es an
Fujitas Modekunst. Mit außerordentlicher Schlau-
heit hat er es verstanden, sich dem französischen Ge-
schmack durch graphische Gewandtheit anzupassen.
P.C.


P. Cezanne Zeichnung
Aus der Ausstellung »Von Ingres bis Picasso« im Graphischen Kabinett
J. B. Neumann, München (Leitung Günther Frankel

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