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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 20
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Grohmann, Will: Georges Braque
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0616

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Georges Braque Komposition. 1927
Berlin, Slg. Freih. v. Simolin
bouteille de rlium«. In diesen Werken liegt entwicklungsgescliicbtlich gesehen vielleicht
der entscheidendste Schritt. In ihnen manifestiert sich am klarsten der bahnbrechende
Wille des Meisters, dazu, die nie aus dem Gleichgewicht fallende Begabung für malerische
Vollkommenheit. Sie sind nicht der Beweis der neuen Theorie, sondern ihre Erfüllung.
Die folgenden Jahre bis 1918 ist Braque durch den Krieg und eine schwere Verwun-
dung zur Untätigkeit verurteilt. 1918 setzt dann die Folge der reifen Kompositionen
ein, in denen das Geometrische gelockert, die Komposition verschleiert, die Form-
elemente und Farben differenzierter erscheinen. Das Ergebnis wirkt menschlicher,
weniger doktrinär, wie im Spiel erreicht. Es ist keine Aufgabe des Ziels, keine Schwäche,
aber Braque darf sich jetzt im Besitz so kühner Entdeckungen etwas mehr gehen
lassen, das Ambiente des Lebens mit hineinnehmen, den Geruch der Erde und ihrer
Früchte, die Musik seiner Instrumente, das Häusliche der Kamine, das Organische der
Körper. Er ist über den Berg, die Heiterkeit eines Geretteten liegt über diesen Arbeiten,
das Handwerk wird immer edler, vor allem die Farbigkeit immer reicher, 1919 be-
ginnt die Serie der länglichen Stilleben, die bis in die Gegenwart hineinreicht, Werke
von höchster Vollendung des Malerischen, 1920 die Folge der großen »Kamine«,
das Importanteste der Reifezeit. Vom gleichen Jahre an bemüht sich Braque erneut
um die figurale Darstellung und schafft eine Reihe von Akten und Fruchtkorbträge-
rinnen, die, so überraschend es erscheinen mag, zwingend an die späten bukolischen Akte
Renoirs denken lassen, wenn auch das Formbild sich verschoben hat. Das Verbindende
ist der Durchbruch des Griechischen, des Homerisch-Mythologischen, die Rück-
beziehung auf das Naive im Gegensatz zum Sentimentalen, die Unschuld, die aller-


Georges Braque

58o

Das Obstmesser. 1927
Slg. Franz v. Mendelssohn
 
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