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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 20
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Grohmann, Will: Georges Braque
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0617

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Georges Braque Dieppe. 1928
Frankfurt, Städelsches Institut
dings bei Renoir wie bei Braque eine zweite, hinter der Reflexion liegende ist. Auch
hier kein Abfall Braques von sich selbst, denn es bleibt der Eindruck, als ob die Natur
sich der Imagination des Malers gefügt hätte. (Stilleben von igigff. in der Sammlung
G. F. Reber, Lausanne- außerdem »Bouteille et verre« 1919, »La bouteille de rhum
et mandoline« 1920, »Violon et pipe« 1921, »Compotier et clarinette« 1921, »Le
sucrier« 1922, »La cheminee« 1 920, Varianten dieses Themas besonders 1922—1924,
»Fruchtkorbträgerin« 1922 und 1924, »Ligure« 1925, »Nu« 1925 und 1926.) Seit
1924 befindet sich Braque in einem Lebensabschnitt größter Fruchtbarkeit. Alle
früheren Themen werden wieder aufgenommen, Compotiers, Flaschen und Krüge,
Musikinstrumente, daneben bleiben die Kamine und Figuren, dazu kommen Stilleben
auf runden Tischen, Bildnisse und sogar wieder Landschaften. (»Nature morte«, »Cor-
beille de Fleurs«, »Table ä pipe et instruments« 1924, »Nature morte ä fruits et in-
struments« 1925, »Citrons et verre«, »Compotiers et mandoline« 1926, zahlreiche
»Nature morte« 1927—1929, Panneaux für sein Speisezimmer 1928—1929, Porträts
1928—192g, vier Landschaften 1928.)
Tn diesen Bildern der letzten Jahre liegt der ganze Reichtum dieser seltenen Begabung,
deren Eigenart, deren besondere Qualitäten sich immer überzeugender entfaltet haben.
Nicht extensiv, sondern intensiv. Braque hat immer wieder die Formelemente seiner
Kunst überprüft und erneuert, um seine Darstellungsmittel für jeden neuen Anlauf
rein zu erhalten und eine qualitative Steigerung der Form zu erreichen. Er hat
die Einheit der formalen Bewegung im Bild, die Meßbarkeit der Tiefenvorstellungen,
die Stofflichkeit seiner Realitäten, die konstruktive Bedeutung der Farbe ineinander
zu lügen gewußt, daß seine Bilder fast wie ein mittelalterlicher Bildteppich sind, von
lückenloser Logik und naturhafter Kraft. An dem Ergebnis ist die Farbe in letzter
/eit immer mehr beteiligt. Sie war anfangs weich und unbestimmt gewesen (gelb-
braun, braunrot, blaugrün [1908]), dann grauweiß zu rötlichbraun (1909), schließlich
grau in allen Brechungen (191 1 —1914). Scharfes Weiß und Schwarz geben allmäh-
lich klarere Akzente und um 1919 wird die Farbe immer reicher (zahlreiche Grüns,
Ocker, zitronengelb, lichtblau, rosa). Heute ist sie saftig, herbstlich, von einer großen
I iele und Süße, dabei auf dasÄußerste gegeneinander abgewogen und vollerBeziehung zu
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