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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 20
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0620

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aufbau rein dekorativ. Diese kostbaren Neu-
erwerbungen sind Generaldirektor Swarzenski
und Direktor Wolters zu verdanken.
Das Kunstgewerbemuseum hat seine Säle ver-
ändern müssen, um die Schätze von Sig-
maringen und andere Neuerwerbungen auf-
zunehmen. Der Raum 14 erfuhr die stärkste
Bereicherung: die Wände sind durch die pran-
gende Schönheit der Sigmaringer Teppiche de-
korativ geschmückt. Aus den Vitrinen leuchten
die wunderbaren Schmelzemails aus Gruol und
die massiven Aquamanilen.
Auch in anderen Sälen wurden die Kunst-
gegenstände durch Neuerwerbungen ergänzt.
Die Kustodin, Fräulein Dr. v. Lieris, stellte
die Objekte lockerer auf, was bessere Besichti-
gungsmöglichkeilen ergibt. Zweitrangige Werke
wurden magaziniert.
Gleichzeitig wurde der Saal i, in dem bisher
prähistorische Tongefäße, Metalle, Schmuck
und Geräte ausgestellt waren, mit Arbeiten
des Louis Seize und Empire gefüllt, die nun
in dem niederen Raum sich feiner entfalten
können, intimer wirken.
Die Prähistorie kam im Raum 3 zur Auf-
stellung, der mit Raum 4 verbunden wurde.
Sascha Schwabacher


Fritz Kronenberg Stilleben mit Vogelkäfig.
Ausgestellt in der Galerie Flechtheim, Berlin
Schauspiel zusammen, das in starkem Kontrast zu
der in heiterer Schönheit geschwungenen Meeres-
landschaft von Neapel rechts im Bilde steht.
Ein miniaturhafter, drachentötender »Heiliger
Georg« von Franz Pforr ist das dritte Bild der ro-
mantischen Malerei.
Vornehme Bereicherung Frankfurter Kunst bie-
ten ein Kinderbildnis Scholderers mit reichem
Lands'chaftsausblick und ein Porträt von Viktor
Müller. Von Frau A. Eyssen wurden drei feine Ar-
beiten Louis Eyssens und ein Thoma-Aquarell ge-
schenkt. Wichtig sind die Künstlerselbstbildnisse:
das von der Jubiläumsausstellung bekannte Selbst-
porträt der siebzigjährigen Ottilie W. Rocderstein
in Grau, ein Beckmann mit gläubig jungem Aus-
druck aus dem Jahre i 900 und ein farbig kräfti-
ger Kopf von Nußbaum. Außerdem wurden von
Ottilie W. Boeder stein ein 1887 in Paris entstande-
nes Männerbildnis erworben, das von hoher Farb-
kultur ist.
Französische Werke: Eine »Parkszene« von Monti-
celli, Frauen mit Windhunden in flirrender Som-
merhaftigkeit, durch die Münchner Galerie Thann-
hauser geschenkt. Ein Frühwerk von Cezanne, um
1870 entstanden, eine schwarz und dunkelgrüne
Landschaft, ist voll schwerer Pracht wie ein Cour-
bet. Braques »Strand bei Dicppe« wirkt daneben in
seinem gelben, braunen und schwarzen Flächen-

ö! B ERLINE R AUSSTEL L UNGEN
»Blaue Vier« / Salon des Bibliophiles
Klee, Ivandinsky, Feininger, Jawlensky
haben sich als »Blaue Vier« verbündet, nicht
ohne Anspielung auf die Farbe jenes Reiters, der
in den Wagniszeiten des überempirischen Farben-
geistes am phantasiekühnsten aus der Konvention
sprengte. Den neuen Zusammenschluß, wie ihn die
Galerie Ferdinand Möller veranschaulicht,
bestimmt wohl weniger eine zielgleiche neue Akti-
vität als das Bewußtsein gemeinsamer Bewahrung
jenes Geistes. Das veränderte Klima hat sie sämt-
lich gekühlt, es hat Klee und Feininger erst recht
zur Kristallisation gebracht, Ivandinsky und Jaw-
lensky hat es eher applaniert, -— Keinen von ihnen
aber bat es der ursprünglichen Idee entfremdet.
Ivandinsky mutet nun freilich immer mehr als
ein höchst kundiger Dialektiker des Formenspiels
an, der sich nur noch variieren, nicht mehr impul-
siv einsetzen kann, daher sich die Ergebnisse sei-
nes Schaffens immer weiter verdünnen. Jawlensky
braucht sich im Ausprobieren von Farbkonstella-
lionen auf, deren ausdrucksmäßige Prägnanz er
weit überschätzt. Wie er die Edelschablone immer
des gleichen Kopfes mit unermüdlich abgewandel-
tem Akkord erfüllt, bietet er dem Auge jeweils
höbe Klangfreuden, ohne je zu sich hinüberzuwin-
gen. Seine Vorkriegsarbeiten, robusteren Scldages,
erweisen, daß die Abklärung diesen Künstler
nicht gefördert hat. Feininger hingegen dankt dem
schlanken Schliff des landschaftlichen Formen-
 
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