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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 20
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0626

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Carl Spitzweg Mädchen im Gebirge
Aus der Versteigerung Meisterwerke der Malerei des 19. Jahrhunderts bei A. Wertheim Antiquitäten,
Berlin, am 12. November 1929

ILJA SSEMJONOW1TSCH OST-ROUCHOFF
(1858—1929)
Am 8. Juli ist in Moskau im Alter von 71 Jahren
der Maler, Kunstsammler und -Schriftsteller IIja
Ssemjonowitsch Ostrouchoff gestorben. Mil
ihm verschwand eine der prominentesten Gestalten
des Moskauer Kunstlebens in der vorrevolutionären
Zeit, der Typus eines Amateurs und feinen Kunst-
kenners, wie ihn Friedländer schildert, aber in
russischer Fassung. Die eigentliche Künstlerkarriere
Oslrouchoffs war weder andauernd noch besonders
produktiv, doch gebührt ihm unter den russischen
Freilichtmalern der letzten Jahrzehnte des ver-
flossenen Jahrhunderts ein bestimmter Platz und
besonders sein »Nordwind« (1890), ein herbes,
echt russisches Fandschaftsbild, genoß viel Ruhm.
Ostrouchoff sammelte mit viel Glück sowohl rus-
sische als auch westeuropäische Malerei — einer
seiner ersten Ankäufe war ein Andreas Achen-
bach —, doch beruhte die ßedeutung seiner Samm-
lung hauptsächlich auf seiner erstklassigen Kol-

lektion russischer Ikonen welche kurz vor dem
Kriege in einer umfassenden, Monographie von
P. P. Muratoff bearbeitet wurden. Ostrouchoff
war einer der Ersten, der den hohen Kunstwert
der altrussischen Ikone erkannte und es wagte,
solche in ihrer ursprünglichen Gestalt, gereinigt
von späteren Übermalungen, zu zeigen. Nach der
Nationalisierung seitens der Sowjetregierung 1918,
behielten die Ostrouchoffschen Sammlungen auch
weiter den Charakter eines selbständigen Museums,
dessen Feiter der einstige Desitzer war. In den
Jahren 190/1 — 1918 stand Ostrouchoff an der
Spitze der Tretjakoff-Galerie.
Die schriftstellerischen Arbeiten llja Oslrouchoffs
betrafen außer der plastischen Kunst auch Musik
und zum Teil Fiteratur. Resondere Erwähnung
verdient sein Text zum großen Tafelwerk der
Tretjakoff-Galerie, welches der Verlag J. Knoebel,
Moskau, publiziert hat. Hier hat Ostrouchoff die
russische Malerei bis zur Mitte des 19. Jahrhun-
derts behandelt. P. E.

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