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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 21
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Waldmann, Emil: Italienisches Rokoko in Venedig
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0646

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lieh wenig über die italienische Malerei des Settecento, wenn es Ernst wird. Noch
weniger über das Kunstgew^erbe dieser Epoche, worauf Ugo Ojetti hingewiesen hat.
Gesammelt ward es in Italien nie systematisch und von Büchern haben wir nur das von
Morazzini über venezianische Möbel und das von Minada über Holzmöbel in Ligurien
im 17. und 18. Jahrhundert. Während Ligurien im Rokoko beinahe als französische
Kunstprovinz angesehen werden kann, hat Piemont zwei ausgezeichnete Künstler,
Pifetti, Meister der Intarsia und vor allem Guiseppe Maria Bozanigo (1745—-1820),
der in seinen besten Arbeiten den besten Franzosen nahekommt. Venedig ist also so
unfranzösisch wie möglich. Den fernöstlichen Lack haben die venezianischen Hand-
werker schon im Ende des 17. Jahrhunderts benutzt, vor den Franzosen, und sind auch
sonst immer ihre eigenen Wege gegangen. Grüner Lack und gelber Lack, oft bunt
bemalt, ist ihre Spezialität. In der Modellierung der Hölzer sind sie nie so scharf und
so korrekt bei der Werkzeichnung und bei der Durchbildung wie die Franzosen oder
die Piemontesen, sondern flüssiger und weicher und manchmal sehr launisch. Sie reden
gar nicht immer so leise, wie sie heute sprechen, sondern sind eher etwas lärmend,
und ihr Geschmack, sehr sicher, läßt oft an das Leben auf dem Lande denken. Aber
dieser Geschmack beherrscht auch das Feine und Elegante. Noblesse ist ja durchaus
vereinbar mit Pomp. Die Freude an der kräftig modellierten Fülle lebt seit ihrem
ältesten Meister, Brustolon, immer wieder auf. Sie arbeiteten gern auf Fernsicht und
blieben Bildhauer. Die Prunklaterne des Admiralschiffs der Pisani, aus dem Anfang des
Jahrhunderts, ist, wie die anderen drei, die den Eingangsraum der Ausstellung zieren,
sicher von einem bedeutenden Bildhauer gemacht.
Ein nicht weniger unbekanntes Gebiet ist das der Keramik. Aus allen Manufakturen
aller Provinzen ist genügend vorhanden — im Gegensatz zum Glas —• um sich ein
Bild zu machen. Ginore di Doccia und Capodimonte, Neapel und Abruzzen, auch
Majolika aus Mailand. Besonders reich die Erzeugnisse Veneziens, von Nove bei Bassano,
und die stadtvenezianischen von Verri und von Cozzi.


Venezianisch. Erste Hälfte des 18. Jahrhunderts

Vergoldete Kommode
 
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