Paul Klee Nächtliches Fest. 1921
Aus der Paul Klee-Ausstellung der Galerie Flechtheim, Berlin
nung vermittelnde Aussage geborgen wird, — und
nicht auf die Befolgung eines Quantentarifs, den
doch wohl nicht zuletzt die museale Gewöhnung
aufgestellt hat. (Womit Formatbezwingung als
Wertkriterium nicht geleugnet werden soll.) Aber
die große Ausbeute an erfreulichen Eindrücken
muß auch wieder nicht übermütig machen und
verkennen lassen, daß eine so allgemeine Begabung
für Aquarell und Skizze immerhin eine gewisse
Entspannung des Kunstbegriffes und Nivellierung
des gestalterischen Ehrgeizes anzeigt. — Nur
einige neu bemerkte Künstler und die auffällig-
sten Arbeiten können hei solcher Fülle guter Blät-
ter notiert werden. Unter den reinen Zeichnungen
die frei hinkonturierten Figuren von Ernst Kunst,
die überzeugenden Andeutungen von Dellgrün,
Federimpressionen aus Paris von Brün und Theo-
dor Otto. An klassizistische Vedutenzeichnung ge-
mahnt die linienfeine, transparente Genauigkeit
der Aufnahmen Walter Klinkerts, während die
Aktumrisse von August Anhalt und die glasklaren
Kupferstiche von Ilgenfritz, beide aus Kassel, etwa
Flaxman und Genelli nacheifern. Mit reizvollem
Gelingen hat sich Wilhelm Wagner über die Fra-
tellinis hergemacht, famose Professorenporträts
von Großmann. Auf graphischem Gebiet vor allem
das radierte Familienbild von Vax, entzückend
hingebaute Gruppe, die Blätter von Gunzinger,
Voigt, Hopfner, die kühlen New York-Aspekte Or-
liks. Durch ihre burleske Finienführung, die an
Feiningers Anfänge erinnert, vergnügen die Ra-
dierungen von Besser, ln der lakonisch-gedrun-
genen Formgebung wieder außerordentlich die
von Laves. Den neuen veristisch gespannten Kup-
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ferstich führt Wüsten (Görlitz) konsequent fort,
neben ihm schon sehr beachtlich sein Schüler Ban-
kay. Mit bemalten Lithos von unheimlich-possier-
licher Eigenart kommt Hengstenberg, dem fast
ganz verschwundenen Holzschnitt gewinnen Sebba
und Fischer-Famberg frischen und kräftigen Aus-
druck ah. Eine evidente Pastellbegabung lernt man
in Meinhard Seeck kennen, überraschend in der
hellflirrenden Farbigkeit herbstbunter Kreiden die
Beiträge Liebermanns. Unter den Aquarellen die
einprägsamsten von bekannten Künstlern wie
Kirchner, Krauskopf, Jacobi, Dressier, Schwarz
und Röhricht (vorzügliche Ägyptenserie). Eine
reizende Kleinigkeit von Nay, knappe Formulie-
rungen von Steiner, kapriziöse, buntschillernde
Hafenansichten von Kuhfuß, der gar nicht wieder-
zuerkennen ist. Lind abermals weit herausleuch-
tend die weitplanig und geradlinig angelegten, iro-
nisch akzentuierten, scharf untertuschten Blätter
Xaver Fuhrs. Kollektiv entzückt die Simplizissi-
mustrias Heine-Arnold-Gulbransson, nicht min-
der Zille, der hei jeder Begegnung neue zeitlose
Gehalle offenhart. Schließlich gehört ein Raum
Hans Meid, der in seinen bühnenhaft klaren,
nüchternen aquarellierten Plätzen und Gebäuden
vielleicht sein Bestes gibt. Plastik steht vornehm,
allzu vornehm zwischen all den Blättern, — we-
nig Erheblicheres. Auch Richard Engelmann, der
eine ganze Reihe von Werken zeigen darf, fällt
mit seinen recht abgestandenen Posen in vielfach
etwas zerflossenen Formen einigermaßen ab, um
allerdings in Radierungen von fein antikisieren-
der Haltung zu interessieren. Bildnisbüsten von
Heinz Rosenberg heben sich durch ruhige Ausge-