Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0681
DOI Heft:
Heft 22
DOI Artikel:Neugass, Fritz; De Chirico, Giorgio [Gefeierte Pers.]: Giorgio de Chirico
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Giorgio de Chirico Pferde am Strand. 1928
Coli. Paul Guillaume
metaphysischen Malerei erzielt seine Palette eine gewisse Sattheit und Intensität des
Kolorits. In der romantisch-klassischen Periode wird sein Pinsel feiner, leichter und
duftiger. Die Formen stehen nicht mehr feindlich gegenüber, sondern treten in har-
monische Beziehungen. Seit dem Wandel seiner Technik ändert sich auch sein Welt-
gefühl. Die Natur wandelt sich aus der Monotonie der leeren Plätze zu einer Ver-
lebendigung} wir begegnen zum erstenmal grüner Vegetation und Zypressen krönen
die Hügel der »Römischen Landschaft« von 1921. Die Architektur in seinen Bildern
wird verlebendigt und erinnert an die italienischen Renaissancepaläste Böcklins.
Griechische Helden werden Motive seiner Bilder. Das Interesse des Künstlers wendet
sich von der Raumwirkung zur plastischen Form. Zweifigurengruppen führen zur
letzten Stufe seiner künstlerischen Gestaltung. Das Verlassen Italiens und die end-
gültige Pvückkehr nach Paris im Jahre 1925 geben seiner Kunst ein neues Gepräge.
Es ist ein völliger Gegensatz zu den früheren romantischen Bildern. Nicht mehr Ver-
tikaltendenz, sondern Volumen und Erdgebundenheit. Die Formen werden massig
und die Linien schwellen an. In Paris bricht Chirico mit der Tempera- und Lack-
malerei} hier findet er erst seine unmittelbare und persönliche Handschrift. Neu
werden silberne, graue, blaue und braune Farben. Im Kolorit entfernt er sich wieder
von der Natur} er wird geistiger und freier und verschachtelt die verschiedensten
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