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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Sonderheft Kunstliteratur
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Architektur
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0786

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Architektur

fraglichen Licht- und Schattenwirkungen vorge-
drängt, wie das leider hei einigen ähnlichen »Dom«-
büchern der letzten Jahre festzustellen war. Einige
der in diesem Bande vereinten Magdeburger Auf-
nahmen werden auch dem Kenner eine Über-
raschung bieten; wenn ich nicht irre, sind die in
ferner Höhe an der Westfront stehenden Figuren
Christi und der Apostel hier zum ersten Male ge-
zeigt, sie erweisen sich als interessante Arbeiten
einer Werkstatt von Anfang des 16. Jahrhunderts,
deren Steinmetzen sich auf eine ausdrucksvolle
Charakterisierung der Köpfe verstanden, wobei An-
lehnungen an Riemenschneider auffallen. Als be-
sonders glücklich möchte ich die Aufnahmen vom
Inneren des Chores erwähnen, auch von den bei-
den Bronzeplatten der Erzbischöfe Friedrich von
Wettin und Wichmann finden sich eindrucksvolle
Bilder, ebenso von den Figuren der Paradieses-
pforte. Dagegen leiden die Außenansichten des
Chores unter dem Blattwerk der benachbarten
Bäume recht empfindlich. Vom Bischofsgang wäre
noch eine weitere Ansicht erwünscht gewesen. Mit
Bedauern vermißt man Aufnahmen der Klausur-
gebäude, und ganz unbegreiflich erscheint die voll-
ständige Vernachlässigung der großen Grabdenk-
mäler des 16. und 17. Jahrhunderts wie der gleich-
zeitigen vortrefflichen Kanzel.
Der Text Greischels, des Magdeburger Museums-
direktors, versucht auf einer stellenweise etwas
breit angelegten Untermalung allgemeingeschicht-
licher Art die Entstehung des Dombaues, den
Wechsel der Pläne und Werkstätten, das Kom-
men und Gehen der verschiedenen Meister und den
Wandel der künstlerischen Absichten darzulegen.
Sichtlich ist der Verfasser bemüht, dem Leser eine
Vorstellung von dem gesamten künstlerischen Le-
ben der Zeit zu vermitteln, hängt doch der Magde-
burger Dom durch zahlreiche Beziehungen mit
den Ideen zusammen, die alle mittelalterliche
Kunst maßgebend bestimmt haben. Man wird
diesen Versuch dankbar begrüßen und auch gerne
anerkennen, daß der Verfasser im sprachlichen
Ausdruck lebendige Formung seiner Gedanken er-
strebte. Aber hier geschah vielfach des Guten zu-
viel, so daß manches durch die übertriebene Orna-
mentik der Rede manieriert und reichlich gekün-
stelt wirkt, was die Klarheit der Anschauung kei-
neswegs fördert. Sachlich folgt Greischel in allen
wesentlichen Punkten den Arbeiten Giesaus, auch
die sonstige Literatur ist sorgfältig verarbeitet, neu
scheint mir nur der Hinweis auf die Abteikirche
von Mouzon in den Ardennen, die als mitbestim-
mend für den Chorbau des Domes angesehen wird.
Die von Greischel hierfür beigebrachten Gründe
wirken nicht gerade überzeugend, zumal Mouzon
bekanntlich von Laon abhängig ist, so daß sich bei
dem Fehlen genauer Analogien doch nichts Be-
stimmtes sagen läßt. Alles in allem wird man dem
schönen Buche eine möglichst weite Verbreitung
wünschen. Gail

HANS KLOER: DAS ZISTERZIENSERKLOSTER
ELDENA IN POMMERN. Kunstwissenschaftli-
che Studien, Band I. Deutscher Kunstverlag,
Berlin 1929. Mit 69 Abbildungen im Text und
32 Abbildungen auf Tafeln.
Die Arbeit ist ein sorgfältiger Bericht über die
von dem Verfasser vorgenommene systematische
Ausgrabung und gibt eine gute Rekonstruktion die-
ser nahe bei Greifswald gelegenen Ruine. Die Dar-
stellung Dehios wird in erfreulicher Weise er-
gänzt, besonders hinsichtlich der Klausurgebäude.
Nach Kloer füllt die Lücke zwischen der Errich-
tung der Ostteile der Kirche und der ihrer West-
teile die Erbauung des Klosters aus.
Es folgen zeitlich, an die ca. i2Öo vollendeten Ost-
teile der Kirche anschließend, der Westflügel der
Klostergebäude, deren innere Einwölbung auch
nahe i2Öo vollendet gewesen sein muß, dann de-
ren Ostflügel (vollendet ca. i3oo), der Südflügel,
der Kreuzgang mit dem Brunnenhaus (frühes
14- Jahrhundert), dann erst die westlichen Teile
des Kirchenlanghauses und die polygone Chorer-
weiterung, und zuletzt — schon im i5. Jahrhun-
dert — wird die Westfassade vollendet. Sie kann
mit ihrer häufigen Anwendung von Glasursteinen
und Maßwerkbändern von dem Stettiner Baumei-
ster Hinrich Brunsberg oder seiner Schule stam-
men.
Was man bei dieser gründlichen Arbeit, die auch
durch ihre guten Zeichnungen und photographi-
schen Aufnahmen wertvoll ist, vermißt, ist einmal
als Ergänzung zum rekonstruierten Grundriß des
Klosters ein Aufriß wenigstens der Kirche und
zum anderen ein Versuch der kunstgeschichtlichen
Einordnung des Baues in die übrigen Zisterzienser-
kirchen- und Klöster. Dabei wäre vielleicht auch
eine sicherere Datierung möglich gewesen und das
Ziel des Verfassers, »eine Lücke in der Erforschung
der Zisterzienserklöster Deutschlands« zu schlie-
ßen, noch vollkommener erreicht worden.
Alexander Dorner
DAS STRASSBURGER MÜNSTER UND SEINE
BILDWERKE. Herausgegeben von Richard
Hamann, beschrieben von Hans Weigert.
Berlin, Deutscher Kunstverlag.
Dieses schöne Buch, das der Verlag auf den »Bam-
berger« und den »Naumburger Dom« von Hege
und Pinder folgen läßt, ist für den Laien von glei-
chem Nutzen wie für den Fachmann. Die heri’li-
chen Aufnahmen, die zum größten Teil von Ha-
mann selbst stammen, leiden zwar etwas durch die
malerische Weichheit der Reproduktion, zeugen
aber von einer künstlerischen Einfühlung in das
Objekt, wie sie kaum anderswo xviederzufinden ist.
In dem Text von Weigert folgt auf eine klare und
lebendige Beschreibung des Baus ein Kapitel über
dessen Geschichte. Hier kommt Weigert zu Resul-
taten von allgemeinem Interesse: Fast alle Termini
werden heraufgerückt und folgende Daten ange-

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