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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Sonderheft Kunstliteratur
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Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0791

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Kunstgewerbe

hier der Verfasser erstmalig eine Darstellung meh-
rerer, lokal-zeitlich und stilistisch zusammenhän-
gender Betriebe statt in den bisher üblichen Längst
schnitten in einem großen Querschnitt. So ist hier
auch noch im einzelnen eine vorzügliche Vorarbeit
für die Gesamtgeschichte der deutschen Fayence-
fabriken geschaffen. Die Formung, der farbige
Dekor und die Plastik sind dabei streng auseinan-
dergehalten.
Daran anschließend folgt die Beschreibung der
Kellinghusener Fayencen, die ja mit den Erzeug-
nissen der Hauptgruppe wenig Gemeinsames haben.
Ein Bild von Johann Buchwald ist dem Buch vor-
angesetzt. io Vierfarbdrucke, i65 Abbildungen
und 5 Markentafeln in sehr guter Ausführung be-
leben den Text und geben ein anschauliches Bild
von der Höhe, auf der die Erzeugnisse dieser nord-
deutschen Fayencegruppe stehen. ^
J b ri Otto Riesebieter
WALTER BERNT: SPRÜCHE AUF ALTEN GLÄ-
SERN. Mit 12 Abbildungen. Urban-Verlag Frei-
burg i. Br. 1928.
Eine Sammlung von mehr als 4oo Sprüchen, mit
großem Fleiß in Literatur und an Originalobjek-
ten zusammengebracht. Sie umfaßt die ganze deut-
sche Glasveredelung vom 16. bis 19. Jahrhundert,
die Emailmalerei, den Schnitt, Diamantgravierung
und alle anderen Verzierungsarten. Für die Kunst-
wissenschaft kommt nicht allzuviel dabei heraus,
da eine feste Lokalisierung der Gläser durch den
Dialekt der Sprüche nur sehr selten gegeben wer-
den kann. Auch eine zeitliche Fixierung ist nur
selten möglich, da die Sprüche vielfach durch Jahr-
hunderte hindurch ihre Beliebtheit nicht einge-
büßt haben.
Für den Kulturhistoriker aber wird sich die Samm-
lung als eine höchst interessante Fundgrube er-
weisen. Sprüche und Verse über Freundschaft,
Liebe, Trunk, Religion, berufliche Tätigkeiten,
Zeitgeschichte usw. geben ein ebenso vielfältiges
wie amüsantes Bild von der Geistesbeschaffenheit
und der kulturellen Bildung nicht nur der Glas-
arbeiter, sondern der Besteller aus allen Schichten
des Volkes, denn sehr viele der Gläser sind sicher-
lich auf Bestellung gearbeitet worden. Eine Be-
merkung zu dem Spruch Nr. 3i8 auf einer 1728
datierten Schnapsflasche mit emaillierter Darstel-
lung des Gekreuzigten (!). Der Spruch wird so zi-
tiert:
»Herr Jesu Christ am Kreutzes Stamb,
Vergiss du nit meinen Namb,
Wie du Ju Kismus hast geredt.
Verlas mich nicht am todten Bödt.«
Das »Ju Kismus« ist sicherlich nicht eine Abkür-
zung für »Jesus Christus«, wie der Verfasser meint,
sondern er wird sich verlesen haben. Es wird hei-
ßen sollen »zu Dismas«, — das ist der populäre
gute Schächer, der heilig gesprochen worden ist
ur*d aU Patron der zum Tode verurteilten Verbre-
cher mehrt wurde. Robert Schmidt

FERDINAND STUTTMANN: DEUTSCHE
SCHMIEDEEISEN-KUNST. Band5. Gegen-
wart. 56 Lichtdrucktafeln und 20 Textbilder.
Delphin-Verlag, München. 45 M.
In der Form einer handlichen, schön ausgestatteten
Mappe, der eine klare und kluge Einleitung des
Herausgebers beiliegt, werden hier in fast 200 Ge-
samt- und Einzelaufnahmen Beispiele vom Schaf-
fen deutscher Kunstschmiede unserer Tage gebo-
ten. Die Auswahl der Werke ist mit sicherem Blick
sowohl für das künstlerisch Wertvolle als auch für
das grundsächlich Bezeichnende erfolgt. Die Aus-
führung der Lichtdrucke und ihre Anordnung auf
den einzelnen Tafeln sind vorzüglich. Der Band ist
eine sinnvoUe und notwendige Ergänzung der frü-
her erschienenen Bände, ist wichtig für die Ge-
schichte des Kunstgewerbes, aufklärend für den
Kunstfreund und den Bauherrn, anregend für die
Schaffenden selbst.
Zunächst einmal ist man erstaunt, an wie vielen
Orten in Deutschland gute Kunstschmiedearbeiten
entstehen. Aus dem Norden wie dem Süden, dem
Osten wie dem Westen hat Stuttmann seine Bei-
spiele geholt. Es gibt also nicht nur hier und da
noch einen Kunstschmied, der etwas kann, sondern
es gibt — das ist eine der erfreulichsten Lehren
dieses Buches — noch oder wieder eine über das
ganze Reich verbreitete Schmiedekunst. Daß die-
ses Kunsthandwerk, soweit es Kirnst ist, das Schick-
sal unseres gesamten heutigen Kunstschaffens teilt,
daß seine Formen nicht wie im 18. Jahrhundert
aus der unausschöpfbaren Quelle eines gesimden
und großartigen Zeitstiles fließen, sondern daß
vielfach Tastendes, Suchendes und auch Entliehe-
nes sichtbar wird, das darf uns nicht wundern.
Und daß es, soweit es Handwerk ist, nicht mehr
die überragende Bedeutung und Reichweite be-
sitzt wie in früheren Jahrhunderten, das ist bei
der allseitigen Vorherrschaft der Industrie ja nur
natürlich.
Erstaunlich und erfreulich ist, daß die deutsche
Schmiedekunst nach der schmerzlichen Lücke, die
das 19. Jahrhundert im Künstlerischen wie im
Handwerklichen für ihre Entwicklung bedeutet,
heute schon wieder so hoch steht, wie das vorlie-
gende Werk sie uns zeigt. Es gibt eine moderne
Eisenschmiedekunst, und sie ist auf einem guten
Wege. Für diese Behauptung einen gültigen Be-
weis geliefert zu haben, ist das Verdienst dieses
fünften Bandes von Stuttmanns groß angelegtem
Tafelwerk über »Deutsche Schmiedeeisen-Kunst«,
von dem jetzt nur noch Band III und IV ausstehen.
Karl Kaltwasser
DIE WIENER WERKSTÄTTE 1903—1928. Mo-
dernes Kunstgewerbe und sein Weg. Krystall-
Verlag. WienI 1929.
Zum Gedenken fünfundzwanzigjährigen Bestehens
hat die Wiener Werkstätte ein Erinnerungsbuch
herausgegeben, das der Künstler gedenkt, die sie

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