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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Sonderheft Kunstliteratur
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Kunstgewerbe
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Kunstgewerbe

einlagen). Vielleicht wäre es zweckmäßig gewe-
sen, nähere Angaben über diese typisch russische
Manufaktur zu bringen, selbstverständlich nur so-
weit es sich um Erzeugnisse des Kunstgewerbes
handelt. Auch die späteren Betriebe — die Ebe-
nistenwerkstatt von Okhta (bei St. Petersburg), die
Steinschneidereien von Petershof, die Manufaktur
Charlemagnes (Bronzen) in St. Petersburg, dieAte-
liers des Herzogs v. Leuchtenberg (seine Empirebron-
zen ähneln ganz und gar den Pariser Vorbildern)
— müssen sich mit kurzen Hinweisen begnügen.
Eingehendere Behandlung, namentlich im Bild,
finden die sowohl in der Zeichnung, als auch in
der Technik hervorragenden Parketteinlagen der
Säle und Gemächer. Die Darlegungen Loukomskis
werden durch ein reiches und geschickt gewähltes
Bildmaterial erläutert, das in der Wiedergabe aller-
dings nicht in allen Fällen unsere Anforderungen
befriedigt. Alles in allem ist das Werk Loukomskis
durchaus zu begrüßen als ein erster und wertvol-
ler Versuch, auf breiter Basis die Kunstströmun-
gen Rußlands klarzulegen, in einer Zeitspanne, die
zu Unrecht bislang wenig Beachtung fand.
Heinrich Göbel
CHRISTIAN SCHERER: BRAUNSCHWEIGER
FAYENCEN. Mit einem Verzeichnis der Samm-
lung Braunschweiger Fayencen im Städtischen
Museum zu Braunschweig und 48 Abbildungen.
Verlag E. Appelhans & Co., Braunschweig (Rud.
Stolle und Gust. Roselieb). 1929.
Die Spezialliteratur über die Werkstätten der heut-
zutage so beliebt gewordenen deutschen Fayencen
und ihre Erzeugnisse wächst erfreulicherweise
außerordentlich, so daß wir der Zeit näher kom-
men, in der die Geschichte auch dieses Teils des
deutschen Kunstgebietes geschrieben werden kann.
Schon der Name des Verfassers bürgt dafür, daß
hier eine gründliche Arbeit geleistet worden ist.
Sie bestätigt, welche überragende Bedeutung die
beiden Braunschweiger Fayencefabriken gehabt
und daß sie einen starken Einfluß auf zahlreiche
andere nord- und mitteldeutsche Fabriken ausge-
übt haben.
Es wird zunächst die Geschichte der Fürstlichen
oder sogenannten Hornschen Fabrik beschrieben
und dann werden die Marken der Fabrik, ihre Er-
zeugnisse und ihre Modelleure und Maler behan-
delt. Ein zweiter Abschnitt ist der Chelyschen Fa-
brik gewidmet.
Gute Abbildungen erläutern den Text.
Das nachfolgende Verzeichnis Braunschweiger
Fayencen im Städtischen Museum zu Braunschweig
umfaßt 182 Stück.
Besonders interessant ist die Feststellung, daß der
bekannte Maler der Vegesacker, Jeverschen und
Kellinghusener Fabrik, Sebastian Heinrich Kir-
che, auch an beiden Fabriken in Braunschweig
gearbeitet hat, in der Fürstlichen Fabrik ferner
der in der keramischen Literatur vielgenannte Ma-

ler Joh. Casper Ripp. Da Kirche an den Orten
seiner früheren Tätigkeit auch modelliert hat (vgl.
z.B. Abb.282, 283 und 338 meines Buches1), so
vermutet Scherer mit Recht, daß ein Teil der
Braunschweiger Figurenmodelle und sonstigen pla-
stischen Arbeiten, in denen eine besondere Stärke
der Chelyschen Fabrik gelegen zu haben scheine,
ihm zuzuschreiben sei. Zu diesen gehört wahr-
scheinlich auch die in dieser Zeitschrift 1922 S. 282
von mir beschriebene und abgebildete Figur einer
Venus nach dem Bade nach dem bekannten Vor-
bild von Giovanni da Bologna, früher im Besitz
des österreichischen Kaiserhauses. Eine alte Nach-
bildung befindet sich im Braunschweiger Landes-
museum. Die Braunschweiger Herkunft dieser
prachtvollen Fayencefigur, die ich schon längere
Zeit vermutet habe, wird nun gesichert durch die
Abbildung 3o bei Scherer, Büste eines Alten, die
genau denselben Sockel hat und alter Braunschwei-
gischer Museumsbesitz ist. 0. Riesebieter
KONRAD HÜSELER: GESCHICHTE DER
SCHLESWIG-HOLSTEINISCHEN FAYENCE-
MANUFAKTUREN IM 18. JAHRHUNDERT.
Nr. 2 3 der Veröffentlichungen der Schleswig-
Holsteinischen Universitätsgesellschaft. Breslau,
Ferdinand Hirt.
Seit dem Buch von Zeh über die »Hanauer Fayen-
cen« ist kein Werk veröffentlicht, das in so vor-
züglicher und erschöpfender Weise die Geschichte
einzelner Fayencebetriebe des 18. Jahrhunderts be-
handelt, wie das vorliegende, das uns bis zu der
noch zu schreibenden Geschichte der gesamten
deutschen Fayence-Manufakturen einen erhebli-
chen Schritt weitergebracht hat.
Schon die ganze Anlage des Buches ist eine sehr
richtige und vor allem übersichtliche.
Im ersten Teil schildert der Verfasser die eigent-
liche Geschichte der einzelnen Fabriken, d. i. die
Gründung, die Besitzverhältnisse, den inneren Be-
trieb und die Personen-Nachrichten der Fabriken
von Schleswig, Criseby-Eckernförde, Kiel, Rends-
burg und Stockelsdorf, der fünf Kellinghusener
Fayencebetriebe und der kleineren, unbedeuten-
deren Fabriken und bringt in einem zweiten Teil
die Beilagen zu dieser Geschichte.
In einem dritten Teil schildert dann der Verfasser
ausführlich die künstlerische Entwicklung der gan-
zen schleswig-holsteinischen Gruppe, und zwar zu-
nächst der Hauptgruppe (Schleswig, Eckernförde,
Kiel und Stockelsdorf), insbesondere deshalb, weil
diese vier Hauptfabriken infolge des Austausches
der Künstler — man denke nur an Künstler wie
Johann Buchwald, Abraham und Johann Leibamer
-— auch auf stilistischem Gebiete aufs engste mit-
einander verbunden sind. Weil man so von einer
schleswig-holsteinischen Fayencekultur im dritten
Yiertel des 18. Jahrhunderts sprechen kann, gibt
1 Die Deutschen Fayencen. Klinkhardt & Biermann,
Leipzig.

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