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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Sonderheft Kunstliteratur
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Die Kunst des Ostens
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Die Kunst des Ostens

GEORGES CONTENAU: L’ART DE L’ASIE
OCCIDENTALE ANCIENNE. G. van Oest.
Paris et Bruxelles 1928.
Contenau greift in seinem Überblick über die Kunst
der alten Völker Vorderasiens räumlich wie zeit-
lich sehr weit aus. Nicht nur das Zweistromland
und Kleinasien schließt er in seinen Betrachtungs-
kreis ein, sondern auch Phönizien, Syrien und Pa-
lästina einschließlich Baalbek, Palmyra und Petra.
Natürlich ist bei einem so weit gespannten Prahmen
auf rund 5o Seiten kein Eingehen auf Probleme
irgendwelcher Art möglich. Die 64 Lichtdruck-
tafeln (von bemerkenswerter Güte) bringen unter
anderm eine Reihe von neuerdings oder noch gar
nicht bekannt gewordenen Werken des Louvre, der
ja seit langem einen ganz außerordentlichen Be-
stand an Werken des alten Vorderasien besitzt und
diesen in neuerer Zeit offenbar in ausgezeichneter
Weise zu ergänzen bemüht gewesen ist.
Walther Wolf
MUSEE DES ARTS DECORATIFS: »L’Art de
l’Islam« par Piaymond Koechlin et Paul
Alfassa. Tomel. »La Ceramique« par Ray-
mond Koechlin. Editions Paul Morance, Paris.
Die Pariser Museen haben in den letzten Jahren
eine Reihe von vorbildlichen Katalogen veröffent-
licht. Den zwei Bänden »Islamischer Kunst«, die
Gaston Migeon als Katalog des Louvre herausge-
geben hat, läßt nunmehr das Musee des Arts Deoo-
ratifs in gleicher Aufmachung drei Bände »L’Art
de l’Islam« aus seinen Beständen folgen. Der erste,
der Keramik gewidmete Band ist soeben erschie-
nen, ein zweiter soll Kupfer, Glas, Elfenbein, Holz
und Teppiche, ein dritter Stoffe enthalten. In dem
vorliegenden, von Raymond Koechlin bearbeite-
ten Band wird die von Migeon gewählte Form aus-
gebaut, so daß das Buch über den Katalog hinaus
zum Nachschlagewerk und zur Einführung in die
Islamische Keramik wird. Es umfaßt einen Text
von 60 Seiten und 49 zum Teil farbige Tafeln.
In einer kurzen Einleitung gibt der Verfasser eine
Übersicht über die Geschichte der islamischen Ke-
ramik. Seine Darstellung ist knapp und klar, für
einen mit der Materie nicht Vertrauten vielleicht
zu gedrängt, so daß es empfehlenswert erscheint,
zunächst die einzelnen folgenden Abschnitte zu
lesen und die Einleitung als Schlußzusammenfas-
sung zu benutzen. Der Katalog selber ordnet die
Materie in kleinere nach Gegenden und Perioden
eingeteilte Abschnitte, die im großen und ganzen
chronologisch aneinandergereiht sind, so daß sich
die gebotenen Beispiele mühelos in einen entwick-
lungsgeschichtlichen Zusammenhang einglieder11-
Jeder dieser Abschnitte besteht aus einer kurzen
historischen Einleitung, einem ausführlichen Lite-
raturverzeichnis und den beschreibenden Texten
der in Abbildungen wiedergegebenen Stücke. Die
einleitenden Texte verzichten auf Folgerungen, die

das engere Gebiet überschreiten, sie können daher
nur im Zusammenhang mit der »Geschichte der
Keramik« am Anfang des Buches voll ausgewertet
werden. Der erste Abschnitt behandelt die Funde
in Fostät, deren Reichhaltigkeit natürlich bei dem
beschränkten Raum nicht voll gewürdigt werden
kann. (Eine der interessantesten Sammlungen
signierter Schalenböden, die wichtige Einblicke in
die Produktionsverhältnisse ermöglicht, besitzt die
Islamische Kunstabteilung der Staatlichen Mu-
seen zu Berlin.) Bei der Mameluken-Keramik bleibt
die Frage nach der Herkunft dieser Gattung of-
fen; die Beziehungen zur byzantinischen Keramik
sind noch nicht geklärt. In einem zweiten Ab-
schnitt kommt Koechlin auf die nordafrikanischen
Funde zu sprechen. Der Mirhab der Sidi Oqba in
Kairouan leitet zu der umstrittenen Frage der
Lüstertechnik über, deren Herkunft aus Persien
angenommen wird. Die Verbindung der Funde der
deutschen Ausgrabungen in Samarra mit denen der
französischen Ausgrabungen in Susa ergeben für
das 9. Jahrhundert nach Christus ein ziemlich kla-
res und überraschend reichhaltiges Bild. Die Stel-
lung von Raghes als Zentrum der Manufaktur in
Persien wird skizziert. Wichtig erscheint hier der
bisher in dieser Deutlichkeit u. W. noch nicht aus-
gesprochene Nachweis von Einflüssen der chinesi-
schen Sung-Keramik auf die islamische Kunst. Die
Zahl der Beispiele ließe sich vermehren.
Innerhalb der syrischen Keramik werden neben
Rakka Baalbek und Damaskus als Produktionszen-
tren genannt. Nach Damaskus lokalisiert Koechlin
jene Albarellos und Schalen, die in mancher Hin-
sicht der Keramik von Sultanabad (Persien) ver-
wandt erscheinen. Von besonderer Bedeutung sind
die Ausführungen über die anatolischen Fayencen,
denen, da sie in den Sammlungen des Museums be-
sonders reich vertreten sind, größerer Raum gege-
ben wird. Die Stellung der Koubatcha-Keramik als
Vermittlerin zwischen Persien und Anatolien wird
bezweifelt. Als führendes Zentrum wird Nicaea
wahrscheinlich gemacht, und zwar erkennt Koech-
lin in den sogenannten Kutayeh-Gefäßen eine erste,
in den bisher nach Damaskus lokalisierten eine
zweite und in den sogenannten Rhodos-Fayencen
eine dritte Entwicklungsstufe der nicaeischen Ke-
ramik. Nach Damaskus wird eine kleinere Gruppe
besonders großartig gezeichneter Fliesen gesetzt,
Kutayeh nur mehr eine recht qualitätlose Ware
des 18. Jahrhunderts belassen.
Schon diese flüchtige Angabe des Inhaltes, die sich
übrigens auf einige besonders wichtige Punkte be-
schränkt, zeigt zur Genüge, daß dieser Katalog als
wissenschaftliche Leistung außerordentlich bemer-
kenswert ist. Da eine zusammenfassende Entwick-
lungsgeschichte der islamischen Keramik immer
noch nicht geschrieben ist, hat er als Bozzetto einer
solchen eine über das eigentliche Thema eines Ka-
taloges hinausreichende Bedeutung. ^ ^

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