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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0031

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rmd dcn BeMliffen bcs Bnndesrathö nnd
derBnndesversammlungvorgreifcnd. Anch
dcr Bnndesprälldcnt dnrfe die Schrcinken
der Verfaffnng nicht ül'erschreiten. Die
Schwoiz hätte anf dicsein Wegc leicht in
grvßeS Unglück gestnrzt werden könncn rc.
Man kann sich denken, daß sowohl Hcrr
Stämpffi als seine Freunde eincn svlchen
Tadcl nicht geduldig hinnehmen wcrden.
Die Entrüstnng machtc sich auch im Pu-
bliknm vielfach Luft. Nachdem denn hente
Dnl's die Stellung der Commission ver-
thcidl'gt hatte, stellte Scheuk von' Bern
den Äntrag, dcr Standerath wollc be>
schlicßen, dem ausgcsprochenen Tadcl nicht
briziistimmen. Hierüber wurde nnn
Stunden debattirt, im Ganzen mit viel
Mäßigung, doch fiel auch manche bl'ttere
Bemcrkung. Bei der Abstlmmung wurde
dcr Antrag Schenks mit 28 gegen 8 Stim-
men zum Deschluß erhoben. Dubs wird
nun hoffentlich wisscn, wer scinc Freunde
sind, und einrn Kampf aufgcben, dcu
Andcre nnr angesponutn haben, nm ihn
sclbst zu stllizcn. Ucber den Antrag dcs
Hrn. Dnbs, darüber abzttstimmcn, ob der
Jnhalt fencr Unterrednng zu billigcn sei,
wnrde nnn gär nicht eingetreten, und dcr
Mittelantrag Häbcrlins, nämlich gar keine
Schlußnah'.ne zn fassen, untcrlag sogar
mit 23 gegen 14 Stimmen.

Z t a ! i e rr.

Das rcvolutionäre Comitc in Neapel
hatte das Losungswort: Enthaltung bis
zum Signäl Garibaldi's. Seit dem Be-
lagerungszustande ist auch Nichts vorge-
fallen. — Worauf es in diesem Augenblick
ankommt, ist Garibaldi's Slbsicht. Turin
hat i'n Sl'cilien nnd Neapel kcinen reellcn
Einffuß mchr auf dcn Gang der Dinge.
Der- Gedanke, das Cabinet könnke eine
wohlwollcndc Tcinporisiruug anrathen, hat
dort im Voraus großen Verdruß crregt.
Garibaldi sctzt scinc Streitkräfte in
Bewegung. Catanca schcint sein Con-
ceiitrirungspunkt zu sein. — Garibaldi
hat bei der Depiitirtenwahl in Mailand
die Maforität gchabt. Von 722 Wählern
stinimten nur 180 ab.'davon äbcr ftimnitcn
1ö8 für Gäribaldi, 22 für den Gräfcn
Paul Belgiojoso.

Neapel. Dic, wir der Telegraph
meldet, in Neapel proclamirte Vcrfaffung
pom 10. Fcbr. 1818 ist grvßtenlheils aus
dcr frauzösischen vou 1830 überscpt und
einiges aus der bclgischen eingcfügt: im
Ganzen frcisinnig, abcr mit ccntralisirter
Verwaltung. Eüi gcsetzgebcudcr Körper
vereinigt die Dcplltirteu beidcr Länder
Siciliens und Neapels (wo dcnn natür-
lich die festländischen stark in dcr Mchr-
hrit sind); für seine inncrn Angelegen-
hcitrn soll Sicilien ein cigencs Parlamcnt
haben, das sich glcichzeitig mi't dcm nea-
politaiüschcn versammclt; aber wenn die
Beschlüsse beider Parlamente in einer

Fräge von cinander äbwcicheN, soll einc
von ihnen crnannte Commission cnischei-
den, und in dicscr sollcn zwci Drittthcile
Neapolitaner scin. Dic Pairskammer wird'
vom Könige eriiannk. Attc auswärtigen
Vcrhältnisse, Civil-, Straf- imd Handcls-'
gcsetze, Zolltarife, iiitcrnationalc Verträge,
Vaiid- und Scemacht, Krieg imd Fri'cdeu
und die Civillistc sollen beideu Thcilcn dcs
Königreichs gcineinsam sein. Bckaiintli'ch
verwarf damals Sicilien d'iese Verfassuug
und ward schlicßlich bis zur Unabhängig-
kcitserklärung fortgctricbon. In Ncapel
ward — nachdein schon scit dcm niedcr-
geschlagcnen Aufstand vom 15. März 1848
die Neaetion siegreich gewordcn war —
das Parlament am 13. März des folgen-
den Iahrcs für inimer anfgelöst. — Es'
wird eiu neiics, von dcr Negicrung sub-
veutionirtcs Blatt crschci'neii unter dcm
Titel: „IINisorginieitto". Sein Programm
läßt sich zusainmenfassen in „Allianz init
Piemont und Frcihcit"! Es wird die
coiistitutionellen Principicu mit den Bour-
bons verlheidigcn!

Aus Messina wird gemeldet, daß das
Scharmützel, welches am 30. Ilini in der
Nähe dieses Platzes zwischen königl.
Truppcn und einer Abtheiluiig Garibal-
dianer stattfand, sehr lebhaft war.

Nulan d

Warschau, 2. Iuli. Scit 14 Tagen
ctwa ist die gchcime Polizei in außcr-
gewöhnlicher Thätigkeit. Im sächsischen
Garten siud die abcndlichen Späziergänge
nicht gestaitet, uud dcr Gartcn inuß zeitig
gcschlossen werden. Anch soll eine große
Aiizahl von Personcn nach der Citadelle
abgefübrt worden sein. Der Gruiid von
alledrm ist hier natürlich nickt mit Gr-
wißheit zn erfahrcn. Ein allgemein ver-
breitetes Gerücht jedoch will wisscn, die
Behörde sei einer durch das ganzc Land
verbrciteten Verschwörung auf die
Spur grkommcii, als deren Oberhaupt
Mieroslawski bezeichnet wird.

§ Hcidetberg, 9. Iuli. Es sind über
zehn creignißreiche Iahrc dabin geschwnii-
den, scitdem dcr hicsigc Schiitzenverein
seine Auflösung fand. Im Thale, am
Fußc des Bergcs, wo nun der schuaii
bendcn Locoinotivc ein Wcg gcbahnt'wird,
stand frühcr vas alte Schützcnhaus, wo
es,- den Stürmcn der Zcit preisgegcbcn,
einer andern Bcstl'nimung wcichen mußte.
Auf Bcrgeshöhe, wo cigentlich dcsScharf-
schützcn Hci'math ist, wurde am 7. d. M.
der Grundsteiii zu cincr ncuen Schießstäite
gelegt, zu wclcher Herr Stadtbaumeistcr
Reichard dcn Plan cntwarf imd ihrcn
Bau scitcr- iiidessen der geschicktc Bau-
meister Hr. Hanhart denselben ausführt.
Acht und fünfzig hiesigc Mäiiner sind der
erste Kcrn dirscs Vereins, an dcren Spitze
dermaleu Herr Kaufmann Kärcher als

-schutzenmeister steht. Dic Namen der
Schntzen, so wie die des Architekten und
der Bauhandwcrker ncbst eincr Flasche
neuu und fünfziger Wcin wnrdcn bei dieser
Feierlichkeit in dcn Grimdstein verscnkt.
Herr I)r. Mittcrmaier, eiiies der
cifrigsten imd i»n dcn neuen Verein ver-
dicnstvoüsteu Mitglieder, hiclt vor der
Grnndsteinlcgung eine passcnde, auf diescs
Fest bezügliche Nede. Nach dieser über-
gab unter fcierlichcr Musik. der Werk-
mcister dem erstcn Schützenmeister Hcrrn
Kärchcr einen mit Bändern dcuticher
Farben geschmückten Hammer, welcher mit
bemselben drei Schläge auf ven Stein that,
wobci er dcn Wunsch des längen Bcstan-
des dieses Baues, das Gedeihen nnd
Blühen der Schützengesellschaft znin Wohle
Heidelbergs und des gesammten deutschen
Vaterlandes auSsprach, worauf cr den
Hammer dem Baliincistcr Herrn Ncichard
übergab, dcr bei scincn drei Schlägen
sagte, daß er nur ein kleincr Banmeister
wäre, daß er aber dieseii Bau deni Schutze
des grvßtcn Balimcisters, dem ewigen
Gott, welcher über uns Allen thronte,
empfchle, dcffcn mächtiger Segen über
dem Baue, den Schützen nud ganz
Deutschland walten möchte. Nach die-
sen Wortcn übergab der Daumeister dem
Werkmcister Hcrrn Hanhart den Hammer,
welcher scinc drei Schläge mit den Wor-
tcn: „fronim, frisch und srei" begleitete.

— Möchte dieser Wahlspruch die ganze
Schützengesellschaft beseclcn, dann wird
dicselbe noch Iahrhimderte blühen und in
Tagen der Gefahr cin Schirm der Vater-
stadc sein. Nach Legung des Grnndsteins
gaben dic anwescnden Schützen drei don-
nernde Salven, nnd Hcrr Or. Mitter-
maier hielt eiue knrze Schlußrcde, worauf
bic Dersammlung noch mehrere Stunden
bci Musik und schäumendem Bier auf der
Schießstätie verweilten und um halb 8 Uhr
im festlichen Zuge zu dem Mitschützcn Herrn
Obcrmüller in die Schloßwirkhschaft
imd später zu dem Mitschützen, dem wackern
Mächcr im weißen Schwanen zogen, wo-
sclbft das Fcsi der Grundsteiiilcgüiig des
Schützcnhauseo ein fröhliches Ende iand.
Wir aber wüiischen dicser Vcreine ekn
frobcs, immer frisches Gedeihcn, er übe
sich in den Tageu des Friedeiis i» der
Waffe, damit er in den Tagcn des Kriegs

— die Gott verhüte! — ein männlicher
Schutz und Schirm des Vaterlandes sei!

Mittlcre Fruclitpreisc.

Achcru, 26. Zuni. Wcizcn 16 fl. 45 kr., Halbwcizca
>2 st. 15 kr., Dinkcl 5 st. 45 kr., Korn 1 l fl.

15 kr., Wclschkorn 12 fl. 45 kr., Habcr 5 fl. 39 kr.
Gcngcnbach, 28. Zuni. Äcizcn 14 fl. 23 kr., Halb-

wcizcn 12 fl.

Kandcrn, 30. Jnni. Kcrncn 16 fl., Roggen 10 st.

Gcrstc 9 fl. 20 kr., gcm. Frucht 1,3 fl.

Obcrkirch, 28. Zunt. Wcizcn 16 fl. 33 kr., Kcrnca

16 fl., HaUnl-cizcn 11 fl. 45 kr., Korn 10 st.
30 kr.. Gcrstc 10 fl., Wclschkorn 13 fl., Habcr
6 fl. 15 kr.
 
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