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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0050

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l'n Stcphcniitiibcid gcfcici't hat, und hcntc,
s» nnqefähl' ul'thcilt iiian in den Kl-ci'scn
dcr Köni'.ai'n, wnrde sie sich nicht wi'cder
zn ei'ncin Bcsnch in Cherbourg vdcrandcröwo
vcrstchcn, i'n den sie sci'ncr Zci't anf An-
rathcn lhrer Mi'ni'stcr c,ewilll'.qt hattc. Knrz,
dic Dadcncr Znsainniciikniift gi'lt i'n Lon-
don, wi'e in den An.qcn dcs bcl.tzi'schni
Köni'gs, für eine Niedcrlagc Liidwig Na-
polcons nnd hat das Anschcn Prenßcns
nm cin Bedentendes gchoben.

Wien. 9. Juli. Hcutc ist hier das
Gerücht schr verbreitct, daß in den nächsten
Tagcn eine Con stit „ tion fnr das Kai-
serlhnin Ocstcrrcich znr Oeffentlichkcit ge-
langen soll (?). Eben,o wird die Pnbli-
cation cines andcrn Gcsctzcs erwartet,
das in die sittlichen oder vielinehr nnsitt-
lichen Vcrhältnisse, naincntlich dcr Nesidcnz,
tief eiiischneidcii dnrfte.

Wien, 10. Jnli. Botschafter hat
Oesterrcich: in Noin mit einein Gchalte
von 63,000 fl. nnd Natnralqnarticr im
Palazzv di Vcnezia; in Paris niit89,300fl.
Bcsvldnng. Gcsandte sind: in Baden nn't
12,600 fl., Bapcrn 18,900 fl., Belgien
18,900, Brasilien 15,750, Däneinark
15,750, Griechciiland 25,200, Großbri-
taiinien 63,000, Hannvver 18,900, Hcsscn-
Kassel 12,600, Hcssen-Darinstadt 12,600,
Niedcrlande 18,900, Portngal 25,200,
Preußen 42,000, Nußland63,000, Sachsen
24,150, Sardinicn 18,900, Schweden
18,900, Schwciz 15,750, Sicilien 25,200,
Spanicn 31,500, Toskana 18,900, Wür-
teinberg 15,750 fl. Jn Konstantinvpel
rcsidirt ein Jnternnntins init 60,900 fl.
Gehalt, in Frankfnrt dcr Präsidialbnndes-
gesandtc mit 37,800 fl. Ministcrresidcn-
ten: in Vrasilien niit 15,750 fl., den
Hansestädten8400, in Nordainerika 12,600,
in Modena nnd Parina 6300; Geschäfts-
träger: in Lcipzig, für Anhalt, Schwarz-
bnrg nnd Ncnß 1050 fl., in Frankfurt
1050 fl.

Wien, 13. Iuli. Man vcrniinint,
daß Cardinal Neisach hierher reisc, wcil
die österrcichische Negiernng sich von der
Uninöglichkeit übcrzcngt habe, das Con-
cordat vertragsinäßig dnrchznführen, nnd
der Cardinal fctzt Vollmacht zn lindern-
den Jnterpretationen initbringe.

Pesth, 11. Iuli. Das hicsige Advo-
calen-Corps hat ein Proineinoria deni
FZM. v. Benedek überreichcn laffen,
worin nin dic Znlassung der nngarischen
Sprache iin Gcrichtswesen gebeten wird.
Der Statthalter hat dcrsclben die Hoff-
nniig ausgesprochen, daß wahrscheinlich
schon in allcrnächster Zcit cine allerh.
Vcrfügung erlassen werdcn wird, welche
die ungarischc Sprachc betrisst und deren
Anwendung iin Gerichtswcsen allgeinein
regelt.

F r a n k r e i ch.

Paris, 13. Iuli. Der „Constitntion-

ncl" veröffentlicht einen von Hrn Grand-
gnillot nnterzei'chnetcn Artikcl, worin gege»
dic übcr die Handlnngcn und Absichten
des Kaisers Napoleon verbrcitclcn fal-
schcn Gerüchte gceifcrt wird, wclchc nur
das Ncsultat cincr von den altcn Par-
tcien angczettelten lreulosen Verschwörnng
scien; dcr Artikel spricht von Böswillig-
keit, wclche sich beinühe, Mißtranen ans-
zustrenen in England, Spanien, Portn-
gal, Deutschland, Belgien, Italicn, indcm
man dem Kaiser Projecte nntcrstclle, von
denen jedes nngcgründet sei; solchc Er-
dichtnngen würden Berachtnng verdicnen,
wenn sie nicht Icidcr in Europa allzu
leicht cincn Glaubcn gefnndcn hättcn,
der nberall Mißtranen unterhalte und
dcin Gangc der Geschäfte schadc.

PariS, 12. Juli. Die vorgcstrigc
Sitznng des gcsetzgcbenden Körpcrs war
sehr bcwegt. Herr Einil Ollivier lieferte
cinen heftigcn Kanipf gegen das Preß-
dccrct von 1852 nnd nöthigtc den an-
wescndcn Präsidenten des Staatsraths zn
einer längcren Neplik. Dic Sachen wer-
den dcßwegen doch beiin Altcn bleibcn,
da dic Ncgiernng behanptet, die ropali-
stische Partei wollc die Preßfreiheit nnr
dazn benützen, uni die kaiscrlichc Dpnastic
zn stnrzen?

G n g l a n d.

London, 12. Jnli. Die Rcgiernngcn
von England und Frankreich sind in Be-
treff der sprischen Angelcgenheit völlig ein-
verstanden.

London- Anf eine dic Lagc der
Dinge in Italicn betrcffcnde Anfrage in
der Unterhanssitznng voin 12. Nachts
erwidertc Lord Iohn Rnssell: England
halte das Princip anfrccht, daß den
Jtalienern die Wahl ihrer Negierung
freistehen niiissc. Ob Garibaldi nach
>Neapel oder Nom gehen wollc, wisse cr
nicht. Daß Nord- und Süditalien eine
vereiiil'gte Ncgl'erung haben könntcn,
glanbc er (Lord.Nusscll) nicht. Könne
dcr König von Neapel sein Volk vcr-
söhnen und bcstiniinen, nntcr seincin Sccp-
ter fortznleben, so tadle England diesen
Entschlnß ni'cht; erklärten die Sicilianer
sich durch die Constitntion von 1312 für
bcfriedigt, so habe England nichts da-
gegcn. Aber das Princip halte England
aufrecht, daß jedcm Volke dic Wahl
seincr Negicrnng freistche. So stehe es
anch den Röinern, den Neapolitanern
und den Si'cilianern frei, zn sagen, nnter
welcher - Negiernng sie leben wollten.
Werde Italicns Freiheit und Unabhängig-
keit bcfestigt, so würdc dies England er-
freuen.

London, 13. Juli'. Iin Unterhanse
crklärte gestcrn Lord Iohn Nnssel auf
eine Anfrage Hrn. Ferguson's: daß die
Grvßinächte die Metzeleien in iLprien
verhindern ninffeil. Jn di'escin Lande be-

fänden sich nur 400 stürkischc Soldatkn
Dic freinden Schiffe wervcn als Schst,»^
für die Christen agiren. Die Nivalität
dcr Müchte wird nicht cin Hiiiderniß
dafnr scin, daß sie in geineinsainer Ueber-
eiiistinlinnng handcln, uin dcn Metzcleien
ein Ende zu inachcn.

Italien

Turin, 10.'Juli. Znr Vcrtheiluna
an verdi'enstvolle und bedürftige Pfarrer
der alten Provinzen wurdc eine Suinme
von 200,000 Lire bestiinint.

Neapel, 10. Inli (über Tnri'n). U,n
dcn König bewcgt sich eine Cainarilla,
Lentc, die dcni alten Rcgiincnt ergeben sind,
sind zu Gcwalt bernfen. Die Bevölkcruiig
ist nnrnhig. Schisse wcrden bewaffnet.
Truppcn nach Mcssina geschickt, Pianelli
coininandirt in der Citadellc (Messina?),
Anfrnhr unter den Truppen: cin Theil
rnft: es lebe Lndwig (?), ein anderer
Franz 1l.; 12 Soldaten vcrwundet.

Palermo, 6. Inli. Garibaldi er-
wartct täglich kricgsinäßig ausgerüstete
Fregatten init eincr ^in England ge-
kanftcn gewaltigcn Artillerie. Für die
Bcniannnng sorgt Piemont. Die Ankunft
dieser Kriegsfahrzenge wird das Zeichcii
znin Aufbrnch dcs Garibaloischen Hecrcs
nach Messina sein nnd wenn, wic vorans-
znschcn ist, die neapolitaiiischen Fregattcn
cin Gefccht nicht annehincn, so wiro der
Platz zu Wasscr nnd zu Lanv eingeschlosseii
werdcn und sich nicht lange hallein

Von Garibaldi's Plane, mit Znrück-
lassung von Messina, Spracus unv
Angusta, wo noch neapolit. Besatzungen
Zlehen, sofort nach der Terra Firma zu
gehen nnd dic ganze Halbinsel bis zur
Moinagna zu iiisnrgiren, kann nicht inehr
>die Nede sein, wenn sich die Nachricht
!der „Jtalia" nnd des „Constitutionnel"
bestätigt, daß Garibaldi wörtlich erklärt
habc: „Wcnn die Neapolitancr inir Be-
weisc dcs Vertrauens wie die Sicilianer
gegeben haben, indeiii sie sechs Wochen
lang ini Anfstande vcrharrten, so werde
ich ini'ch niil ihncn beschäftigen. Bis dahl'n
überlasse ich sie ihrein eigenen Mnthe."
Garibaloi beschaftigt sich eifrig niit der
inneren Uingcstaltuiig dcr Jnsel Sicilien.
So hat er den Ban ciner Ei'senbahn von
Palernio nach Messina über Caltanisetta
und Catania decrctirt. Dnrch ein andcres
Dccret wird die Errichtung eines Mili-
tär-Spitals in deni bisherigen Iesniten-
Collcg Massiino eingerichtet. Ein drit-
tes Decret niacht die alten Mauth-Tarife
nnninehr auch anf die ans dei» Neapo-
litanischen eingeführten Artikel anweiid-
bar. Ein viertcs Decret eriiemit eincn
Kriegsrath unter dein Vorsitze deS Gene-
rals Mondini. Ein fünftes Dccrel setzt
eine Uiitersuchungö-Coiniirisssoil ci», welche
das Verhalten der Bcainten des Nichter-
standes während des Präsioinins des
 
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