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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0051

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Barons Skrefano prüfkii soll. Garibaldi'
hat Slcte dkr Selbstrache stecng verpönt,
dagegcn ciiie gründliche Beseitigniig der
miter dein alten Spsteme ivirklich com-
proniittirteii Leute zngesagt.

§ Hcidelberq, 16. Juli. Wicder ist
cin schvncs Fcst an iins vorübergcgaiigcn.
Gestcrn fcicrten die Sängcr unserer Mu-
senstadt ciiien Sängertag-, wclchcr von
dein herrlichsten Wetter begünstigt und
von 420 Sängern bcsucht wurde. Wicdcr
hallte dcr Doniikr des Gcschützes voin
Schlofse, wieder ward die alte ruprcchti-
nische Kapclle geschmückt wic noch nie
und glich eineiii wahrcn Fcentcinpel, in
welchein Apollo mit deu Musen seiiien Sitz
erwählt, und wieder daukcii wir diese
schöne Augenwcidc dcin iiiiermüdlicheii Eifer
des Castellans uuseres Schlosscs'und
dcr rastlosen Thätigkcit der Hcrren Sängcr
dcs Liedcrkranzes selbst, dic in ihrer Mitte
Pricster aus allcn Zweigcu der Kunst
zähleu; kciu Wundcr also, daß die Halle
bei dicscin Sängertage in ciiiein Glauze
wie uoch nie crschicn. Dic Worte vcs
Dichters lcuchtcteii uus -aus eiiiein dcr
schön gcschmückten Fciister dcr alten Kapelle
ciitgegcn, die da sagcn: „Wo man ssngt,
da laß dich ruhig nicder, böse Mcuscheii
habcn kciiie Licdcr!" Vormittags um elf
Uhr zogcu die Säuger, das Orchestcr
dcs Hcrru Häßncr au dcr Spitze, vorau
die hochflakterndedeiitschcFahne, vou einem
dcutscheu Säuger getrageu, auf das Schloß,
wo dcr erste Vorstaud dcs Liedcrkranzes,
Herr Pfe.ifcr, das Gesaugfcst durch fol-
geude Nede erössnete: „Licbe Frcuude
uud Säugerbrüder! Ich hciße Sie im
Namen dcs Heidelberger L ied e r kr a u z c s
Alle herzlichst wlllkommeu uud dauke
Ihnen verbindlichst im Voraus für Ihre
so freundliche Mitwirkung an uuserem
patriotischeu Feste; besouderen Dank dcu
Vercincu, wclche uus hcute besuchten uud
spcziellen Dauk den Mauuhcimer Sängeru,
wclchc so freuuduachbarlich uud zahlreich
in die ältcre Schwesterstadt eilteu, um
uuscr schönes Gesaugfest zu verherrlichcii.
Sie wissen, uieiue Freuude uud Säuger-
brüder, daß der Ertrag uuseres Festcs
theils den Schlcswig-Holsteiuern, theils
dem Ariidt-Denkmalc gewidmet wird, was
allciu schou hiureicheu wird, uus zu cr-
grcifcu uud alle uusere iträfte dem hcu-
tigen schönen Feste zu weihcn. Doch wir
verbindcn auch damit den Zweck eiues
fröhlicheu gesaugsbrüdcrlichen Zusaminen-
seius. Es gab cine Zcit, wo mau, wciiu
mau ssngcn durfte, eon^oi6i„i ssugeii
mußlc; wir ssngeu hcutc ohne So.-äinol'iou
hcll und laut, mit vereiuter Kraft, des
deutschcn Liedes würdig. Lassen wir uu-
sere Töne erschallcn, daß die Granitfclsen
sn unseren Bergeu erbeben und am Nheinc
unsere Gesängc wiederhallen. Ja, meiue
Freunde! ich bin gewiß, daß die Schall-

welleu unscrcr Liedcr fortgcträgcn werden
bis zu unsercn deutschcu Brüdern ienseits
des Oceaus. So begiiineu wir denu uu-
tcr dcr Leitung unsercs bewährten Diri-
geutcn, Herrn Boch die Probe, möge keiu
Mißtou die Haruiouic störeu uiid ciu frohcr
heitcrer Humor iu uuscrer Mitte walten.
Schließlich sci den beutschen Sängern uud
dem gauzeu dcutschen Gcsammlvatcrlaude
ciu douucrudcs Hoch gebracht!" Nuu
wurdc durch Herru Musskvirector Boch,
den bcwährteu Dl'rigenten, die Probe
eröffuct, welche uns in ihrem Verlauf
eiueii schöncu Beweis vou der durch-
grei'feuden Lcitung dieses würdigen Künst-
lersgcge beu. — Nach drei Uhr ertönten
wieder uuscre Schloßböller und die Ver-
ciue zogen durch das Burgthor auf
die geschmackvoll verzierte Trib ü u e
und crössuctcu ihre Gesangsvorträge mit
dcm „Worte des 66. Psalms" vou
Lachncr, vou dem Gesammtchor gesungeu,
worauf der Liedcrkrauz vou Bruchsal
„Leidcu uud Freubeu" mit recht vielcm
Gefühl vortrug, dauu folgte: „Märzuacht"
von Kreutzer, welche Coinposstiou von dcm
Gesammtchor sehr gut aufgefaßt uud wahr
vorgctrageu wurde. — Des Dcutschcu Licd,
von Nist, wurde vou der hiessgeu Lieder-
tafel mit lobeuswerthem Strebcu gesuu-
geu. — Das schöuc Lied Meudelssohus
„die Deutscheu iu Lpou" vollbrachtc dcr
Gesammtchor wahrhaft meistcrhaft, doch
die' Krone der ciiizelueu Vcreiue crwarb
ssch bei dicscm schöuen Feste uiistrcitig so-
wohl iu der Wahl deö Gesauges, wie iu
der Auöführuug die Maiiuheimer Lieder-
tafcl durch deu Vortrag des „Abendfrie-
dcus" von Abt. — Schafers Svnutagslicd
vou Krcutzer „das ist der Tag dcs Herru!"
wurde wahrhaft ergreiseud gesuugcii uud
mußte, wie uoch viele audcre Gesangs-
pieceu, wiederholt wcrdcn. Auch die Wein-
probe von Gence, vou dem Mann-
heimer Sängcrbuud vorgetragen, faud
dcn verdieutcn Beifall, ebeuso der frohe
Waudersmauu von Meudelssohu vou dem
Gcsammtchor, uud „Frühliug uud Va-
terland"vou Lachuer, gesuiigeu vom Hcidel-
berger Liederkrauz. Es bewährte sich
aufs Neuc, welche schöuc Kräfte
uiiser Liederkrauz iu sich vereiul.

Deu Schluß bildcte Arndt's deutsches
Vaterlaud, compouirt von Neichard, wcl-
ches herrliche Lied den größtcn Ein-
druck auf das zahlreich vcrsammelte Publi-
kum machte. Als ber Fahnenträger hcv-
vortrat uud bei dcu Worteu „das gauze
Deutschland soll es seiu", die dcutsche
Fahue schwaug, ba wchteu bie Tüchcr der
Dauieu, dg schwangcn die Herrcu dic
^Hüte uud eiu wahrhaft doiiuerndcö Hoch
!dem allgcmeineii dcutschcu Vaterlaudc er^
ischalltc a»6 tauseud uuv tauscud deiitschcu
Herzcu. Mitdiesemherrlichen Gcsaug wur-
ben dic öffentlichen Gcsaug-Vorträgc auf der
^ribüue gcschlosseu. — Bei dcm Säuger-

tag waren außer den Heivclbcrger am
zahlreichstcn die Mannheimcr Gcsaugver-
eiue vertrcten, anch von Franksurt, Darm-
stadt, Karlsruhc, Pforzheim, Bruchsal,
Weiuheim uud Neckargemüud waren theilS
gauzc Vereiue, theils cinzelue Deputatio-
ncu bei dem Fcste initwirkend. — Die
Auswahl der vorgctragencn Gcsänge war
vorzüglich, uud das auwcscndc Publikum
mag wohl über 5000 Zuhörer betrageu.
haben. Niiu beganu iu dem festlich
geschmiicktcn Baudhaus, in welches vou
der Tribüuc ciue brcite Treppe führte,
eiu hciteres Bauket dcr Säuger, wo herr-
liche Gcsäuge mit gcistreichen Toasten und
schöner Mussk abwechscltcn. — Herr vr.
Wolf, der zweite Vorstaud des Lieder-
kranzes, hielt übcr die Schleswig - Hol-
steiuer eiue kräftige Rede und forderte zur
fortgchendcu lluterstützung dieser unter-
drücktcu deutscheu Brüber auf; cin anwe-
scuder juugcr Holstcincr. dankte, und Hr.
Bürgerii'ieister Krausmauu brachte ein
Hoch auf den verehrten Landesfürsten
Großherzog Friedrich aus, welchem
wahrhaft deutsch gessuuteu Fürsten wir
auch abcrmals dicscs schöue Fest zu dan-
ken häitcu, was bei deu Sängern den
feurigsten Auklang fand..— Herr Stu-
diosus Onkcii hiclt ciue wahrhaft dcutsche
Rcde, die dic Herzcu allcr Anwesciidcn
bcgeistcrte, in deren Verlauf sich in dem
Hintcrgrunde eiu vou bengalischcm Fc-uer
beleuchtetcs lebeudcs Bild zcigte, welches
deu Kaiser Barbarossa darstellte, der die
dciüsche Fahue erst gcsenkt trug, dann zum
Zeicheu, daß Dcutschlaud kräftig aus sei-
uem langcu Schlaf erwacht sei, dieselbe
hoch schwaug. — Deu Schluß bildcte eine
prachtvolle Beleuchtuug des Otto-Heiurich-
Baueö, worauf die Säuger aufbrachen
und zurück uach Hcidelbcrg zogen. — Bei
Iedem, dcr diesem wahrhaft schöncii Fcste
beiwohnte, wird die Erinueruug an dasselbc
stcts eine frcudige bleiben, weßhalb wir
schließlich hicr den Fcstordueru osscu im
Namcn allcr Besucher unscru Dank ab-
statten.

ärarlürnhe, l-t. Zuli. Ncmiundfiittfflgstc öf-
fcullichc Sitzung dcr Zweilcn Kainiiicr. TagcSord-
nuiig auf Montag, dcu 23. Zuli, NormiltagS 9 Uhr:
I) Auzcigc ncucr Eiugabcn und Motioucn. 2) Bc-
rathung dcS Bcrichis dcS Abg. MayS übcr dic Gc-
schvorlagcu, dic Wicdcrciiiscpuug uichrcrcr Familicn
dcö vormals rcichSuiiiiiittclbarcn AdclS iu dic Rcchtc
dcr Dcclaration vom 22. April 1824 bctrcsscud.

Rtaiiu bcstchcudcn Musik - Chor dcs 3. Znfautcric-
Rcgimcnlö von Rastatt uutcr dcr Lcitung dcS Kapcll-
mcistcrö Pfcisscr am Dicnstag, dcn 17. d., auf dcm
Schlossc und AbcndS im Brcmcncck bcrcitct ivird.
Diesc i» Badcn-Badcn so schr bclicbte Kapcllc hat
Eiuscndcr dicscS mit dcr grösitcu Bcfricdiguug gchörl
und darf dcm kunstllcbciidcu Publikum von Hcidclbcrg
solchc zu zahlrcichcm Besuche cmpfchlcn.
 
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