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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0083

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schi'edrn slch sehr schcirf, und di'e Perspcc-
ti've, wic sich di'c Käinpfe spüter gestalten
werdcn, öffnete sich ganz klar. Wir haben
zwer Parteien in der Bnndesversainmlnng,
welche i'm Bnndesrathc durch eine Ma-
jorität nnd elne Mi'nori'tät vertreten sind.
Die Majorität sagt: Wir wollcn, selbst
wenn wir ein Opfcr bringen müssen, das
frenndliche Verhältniß mit Frankreich so
rasch als möglich wieder herstellcn. Der
Fehler des Bnndesrathcs war, daß er die
directen Unterhandlnngen mit Frankreich
abbrach nnd sich an die Großmächtc wandte.
Wir müssen wiedcr mit Frankrcich an-
knüpfcn, nnd wir werden von dem der
Schweiz stets frenndlich gcsiiinten Kaiser
gewiß das Mögliche erhalten. Dcr Bnn-
desrath soll also anf dcr bcvorstehenden
Conferenz dahin wirkeii, daß anf Grnnd-
lage dcr von Frankreich bcreits gemachten
Ancrbietnngen weiter uiiterhandelt wird
und ein schnclles möglichst ehrenhaftes
Arrangemcnt zn Stande kouimc. Ein
Anschlnß an dic Großmächte hat bei der
gegcnwärtigen Lage Cnropa's ein Auf-
gebcn uiisercr Neutralität, ein Eingchen
von Coalitionen nnd eine Theilnahmc der
Schweiz an allen bevorstehenden Kämpfen
zur Folge. Die Nedner des Ständerathes,
welche die Politik Stämpfli's, der Mino-
rität, vertheidigten, sagen: Die Schweiz
muß, mn ihre Selbststäiidi'gkeit und Un-
abhängigkeit von Frankreich zu wahren,
auf ihrein ganzcn und vollen Necht in
Bezug des neutralisirten Savopens bc-
harrcn und darf nichts von der Gnade
Napoleons annehmcn, wo ihr Necht so
klar und unzweideutig spricht. Also ent-
weder unser Nccht, oder vor dcr Hand
licber nichts, und die Frage liebcr jetzt
nnentschieden lafsen, als ein von der Gnade
Napoleons dictirtcs Arrangcmcnt treffen.
Der Bundesrath hat Alles gethan, um
in Mi'nne mit Frankreich die Sache zu
ordnen; als aber Napoleon sein Wort,
Nordsavopen an die Schweiz abzutreten,
brach, mußte die Schweiz sich an die Groß-
mächte wenden.

C ,r g l a n d

London. Die „Times" vom 2t. bringt
einen Artikcl über Oesterreich. „Wir
dürfen", sagt sic, „sclbst in dieser aristo-
kratischen, priesterlicheil nnd vorzugsweise
aus Grundbcsitzerii bcstehenden Versamin-
lung Debatten erwarten, die eben so scharf
sind, wie irgend welche, die je in West-
uiinster vorgekoinmen sind; denu in Oester-
reich sind dic Gcmüther in Folge der Miß-
regierung gereizt uud dnrch den drohcnden
National-Nuin in Unruhe versetzt. Alle
diese verschiedencii Volksstämme sind bei
aller ihrer Eifersucht und ihrem Groll
doch darin einig, daß sie von der oberstcn
Gcwalt Gerechtigkeit fordern." Die „Ti-
rncs" weist darauf hin, wie der durch den
Kaiser der Franzosen entzündete italienische

Kricg, namentlich mit Bezug anf Dcutsch-
land, ganz andcrc Folgen gehabt habc,
als L. Napoleon wünschte und crwartcte.
„Was", bemcrkt sie, „die Aiistrenglingeil
von Patrioten, die Rathschläge von Bundes-
geiiosscn lliid dcrSpottvon Nebeiibühlern so
viele Jahre lang nicht vcrmochte, das schcint
jctzt dnrch die drohende Micne Frankreichs
z» Stande kommeil zu sollen. Preußen
und Ocstcrreich gehen tiiiem guten Ein-
vernchmcii entgegen, welchcs Deutschland
einc wahre Eiiiigkeit verleihen wird, nnd
Oestcrreich schcint ossen nnd ohne Rück-
halt jene liberale Politik einschlagen zn
wollen, auf welcher seinc einzige Hoffiiuiig
beruht."

London, 23. Juli. Das von dcr
„Morniiig-Post" vcrössentlichtcTelegramm,
nach wclchem zwischcn den Drusen und
Maroniten Friedcn geschlossen wäre, soll
kinen offiziellcn Charakter haben. Diesem
Telegramme zufolge wäre die Untcrzeich-
nuiig deö Friedcnsvcrtrages am 10. d.
erfolgt.

London, 24.Juli. Nach einer Depcsche
der „Times" ans Ncapcl vom 22. Juli
hat dcr -König von Sardinien mit
Cavonr's Zustinilnllilg beschlossen, Gari-
baldi eigenhändig zu ersuchen, das Fest»
land nicht anzugreifen.

Ztalien

In Mailand fand am 17. Juli in der
Scala eine glänzendc milsikalische Akade-
mie nebst Ball znm Bcsten der Siciliancr
statt, wobei Alles, was Mailand Glän-
zendes und Reiches hat, im Partcrre er-
schieii, uild u. A. cin Ball^t anfgeführt
wurde, in wclchem alle Provinzen Jta-
liens in Landestracht erschienen und Sici-
liancrinnen, Neapolitancriiiiien, Nömerin-
ncn iiiid Venetianerinlien untcr stürmi-
schem Beifall aufzogen. Als die Nea-
politanerilineli in feierlichem Tranermarsch
erschienen, wurde das Ballet durch zehn
Miliuten lang dauerndcs unausgesetztes
Händeklatschen nntcrbrochen. In diesen
Doniier ward plötzlich der Name: „Gari-
baldi!" hiiieingerufen, nnd niin erhob sich
unter fortwährendem Händeklatschcn ein
allgemeines Evviva. — General La Masa
hat von Garibaldi Auftrag, Italien,
' Frankrcich und England zn bereisen. Das
offene Beglaubl'gnligsschrkiben dieses Send-
boten lautet:

Palermo, 13. Iuli. Der Gencral La
Masa hat von mir Anftrag, Italien,
Frankrcich und Englaiid zn bcreiscn, um
Sicilien alle möglichen Hülfsmittel an
Gcld, Waffen und Kricgsschiffen zukom-
men zu lasscn, und um Ncgierungen und
Volkern vie sicilianischc Nevolntl'oil in
ihreni wahren Lichtc und mi't dem all-
einigcn Ziele, sich mit den andcrn Staaten
Vickor Emanuels zu verschmelzen, zu
zeigen.

Neapel, 21. Iuli. Garibaldi ist mit
8—10,000 Freiwittigen ansgezogen unv
man erwartet eine Landling derselben auf
dem Fcstlande. Dcr Chef dcr Bewegung
licß ganz Ncapel illlimiiiireii. Gruppen
rufen: es lebe Garibaldi! vor dcn Kö-
niglichen. Es wurden wicder ctwa zehn
Polizisten getödtet.

Neapel, 23. Juli. (Sch. M.) Die
Generale Dagostino, Niiiiziante, Dcl Re
und Skalctta sind cntlassen worden.
Mcssina, Melazzo nnd SprakuS
sind (von den ncapolitanischen Truppen)
geränmt worden. Dampfschisse bringcn
vie Truppen zurück.

Das n capolitanische Miiiisterium
hat dcn Iesuiten angezeigt, und der
König Franz II. hat ihnen auf ihren
Necurs an ihn geantwortet, daß sie dem
Miiiisterium zu gchorchen hätten. Jhre
Güter nimmt der Finanzminister in Be-
sitz.

Wie die Corr. Bullicr aus Palermo
vom 13. meldct, befandcn sich an Bord
der Erba und des Duca di Calabria,
wclchc der Veloce wegnahm, 42,000 Du-
cati, 2000 Paar Schuhe und sonst vieler
Proviant für die Truppen des General
Bosco zu Melazzo, außerdem ciiien Säbel,
wclchen dcr König diesem Offizier schickte.
Die gcnannten Schiffe sind die kler'nstcn
dcr neapolitanischeii Marinc, dennoch iväre
es wohl, ohne Einverstäiidniß der Com-
mandanteii, nicht möglich gewesen, daß
der Veloce sie beidc hätte wegnehmen
köiiiien.

Sicilien. Die amtliche Zeitung vom
13 d. enthält einen Erlaß deö Dictators
Garibaldi, welcher verfügt, daß der
Dicnst dcr Freiwilligen während des
Krieges bindens ist. Ein anderer Erlaß
schafft den Eingangszoll für Bücher ab,
sie inögen kommen woher sie immer wol-
len.

Ein Decrct der sicilianischen Regieriing
verordnet, daß die Güter der Geistlichkcit
und der Klöster mit 20 pCt. vom Capi-
talwerth bci der Kriegsstener bctheiligt
werdcn.

T « r k e i.

Konsitantinopel, 13. Inli. De^
Snltaii crklärte sich bereit, so lange die
Finauznoth danere, von seinem eigeneii
Einkomuien monatlich 100,000 Bentcl
abzugebcn.

Schuldienstnnchrichten.

hcim, Bczirk AdclShcim, mü dcm Normalgchalt 1. E>.,
frcicr Wohnung und 1 sl. 12 kr. Schnlgcld von cttva
45 Kindcrn; dtc cvang. Schulstcllc in Hasscldach, Bc»
zirk NcckarbischofShcim, mit dcm Normalgchalt t-
^12 kr. Schulgcld von clwa 35 Aindcrn und srctcr
 
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