Heidelberger Tagblatt (1860 (Juli bis Dezember))

ocqangkn sind. Aus dem gltlchen Gnind
gibt cs l'n allen SVl'nnerel'kil und Miihlen
der Lombardei täglichen Abgang an Auf-
sehern u. dgl. „ ,

Bern, Ang. Hente starb hier anf
ihrcm Landsikc Ellenau di'e rnssische
Großfürst i' n A n n a, die Schwestcr des
Köni'gs der Belgier.

Belgie n.

Brüssel, 12. Aug. Der Jnrvnls, den
das lctzte coiistl'tuti'onclle Königsfest dem
uationalen Aufschwung dcr öffentlicht»
Meinüng gegebcu, wird jetzt bald durch
wichtige' praktischc Resultatc zu erkennen
sein. Es hal sich hier nämlich seit eini'gcn
Tagen cine, aus Nepräsentanten, Officic-
rcn der Bürgergardc und eiufachcn Bür-
gern zusainmengesetzte Colnmission gebildet,
welche dic Organisation von freiwilligen
Schützcncorps in ganz Bclgicu bewerk-
stelligcn wik, uud sich zu diesem Behufc
mit allen Zwei.gvercinen in der Provinz
iu Verbiiidung setzeu wird. „Wir habeu
gesprochcn, jetzt laßt uns handcln", daS
ist'heutc das Losungswort dcs Belgiers.

E i, g l a n d.

London, 15. Ang. Wie der „Morn.
Post" berichtct wird, erwartet man ei'ne
Landung Garibaldi's beiFiume,uud
die Oesterrcicher bewachen deßhalb dcn
dortigeu Küstenstrich. — Die Gesaudtcn
Englands, Orstcrreichs und Preußens
haben die Vollmacht erhalteu, das ,'n Be-
treff Spriens unterzeichnetc Protocoll
iu cinc Coiivciition zu verwandcln.

London. 15. Alig. , 8V2 Uyr Mor-
gcns. Jn der gcstrigen Sitzuug des
Oberhanscs erklärte der Uiiler-Staais-
sekretär des Auswärtigen, Lord Wode-
honse,. als Antwort auf eine Frage Lord
Stratforv dc Nedcliffe's, die englische
Flokte sei angcwieseii, allcuthalben in der
Türkci Unruhen niederzuhalten.

Z t a l i e n.

Klovenz, 14. Aug. Aus Neavcl vom
14. bestätigt man den Angriff auf ein.
Liiiicnschiff. Jn Neapcl war es' ruhig.
Graf Aquila hat sich entfernt. Die Hal-
tung dcr Armce und Nakionalgarde ist
gut. Es wurde der Belagerungszustand
vckretirt.

Aus Vencdig wird geschrieben, daß
dcr General der Jesuiten Angesichts des
Ungewitters, das die heilige Stadt und
wohl vicllcicht auch ihn bcdroht, sich uach
Udine zilrückgezotzen habe.

Der „Const." bringt ,'n eiuer Corre-
spvndenz ans Turin, 10. Aug., folgende
tvichtige Mitthcilungen: Unsere Regierung
empfing, sagt man, eine sehr cncrgische
Note Oesterreichs. Ju dicser Note sucht
Oesterreich ein Einverständniß der piemon-

tesischen Negierung mit der C'rpedition Ga-
ribaldi's nachzuweisen. Hr. Nechberg er-
klärt, daß dic östcrreichischc Regicrung nicht
dnlden wird, daß General Garibaldi oder
seine Auhängcr eine Landung anf neaffo-
litauischein Gebiet machen. Er fordcrt
Picmont auf, jeden Versuch dieser Art zu
verhindcrn und fügt bei, daß irgend cine
Landung an dcr Slidküstc Italieus Sci-
tens dcr Garibaldianer sofort einc bc-
waffnete Jiitervention Oesterrcichs in Jta-
lien und die Absendung von Hilfstruppen
durch die römischen Staaten nach sich
ziehen würdc. Es scheint sicher, daß Hr.
Bertani in ciner offiziöscn Mission der
pl'einontesischen Regicrung nach Sicilicn
ging, uni mit Garibaldi über diescs wich-
tige Docunicnt zu conferiren. Ich weiß
nicht, in wclcher Weise Herr v. Cavour
dem Grafen Rechberg antworten wird ; ich
vermuthe, dwß das offiziellc Jonrnal einen
Artikel veröstentlichen wird, in welchem
Viktor Emanuel alle Verantwortlichkeit für
die Uttternehlnen Garibaldi's von fich wcist.
Gcstern war jedoch der Ministerrath noch
nicht cini'g in diescr Sache. — Mau
versichcrt, daß mau sich im Ministcrinm
der answärtigen Angclegenheitcn mit eincm
wichtigen Circnlar au dic auswärtigcii
diplomatischcn Agcnten beschäftigt. — Die
.Negierung hat die Soldaten der zweiten
Kategvrie untcr die Waffcn gerufen und
mehrere'Lager angeordnct.

Turin, 15. Äug. Die „Opinione"
widerspricht der Nachricht, daß Oestcr-
reich cine Note an Piemont wegen Gari-
baldi's Laiidung gcsandt habe.

Wie dic „Debats" aus Turin vom
10. Äugust berichten, war Mazzini 3 Tagc
lang in Genua. Von der Polizei verfolgt,
ging cr nach Toskana. Obwvhl — heißt
es weiter — das Personal dcr für die
römischen Staaten bestimmt gewcscnen E.r-
pedition nach Sicilien gcschickt wurdc, so
bercitet inan osscnbar irgend etwas gegcn
die Kirchcnstaaten vor. Heute errifcrn sich
die miiiisteriellen Journale stark gegeu Nom.
Dies ist ein Spmptviu, und ich glaul'c mich
»icht zu täuschen. Die österreichische Re-
gierung richtetc an das Turiiier Cabinct
cine Note, die in nichts weiiiger als wohl-
wollcnden Ausdrücken abgefaßt ist. Auch
sagt man, daß der russische Geschäftsträ-
ger, welchcr Hrn. v. Stackelbcrg ersetzt,
mit wenigen günstigcn Instriictionen ein-
treffen wird.

Herr Hans Wachenhnscn schrcibt der
Berliner „Spener'schen Zeitung" Folgcn-
dcs aus Neapel vom 6- August: „Allcs
isi hicr auf dem Oui vive. Das Volk
ist in der höchsten Aufregung: Neiter-
Patrouillen durchziehen am hellcn Tage
die Straßen mit gespannten Pistvlen;die
Kanvncu der Wache auf dem Largo del
Castello und dem Largo del Palazz'v sind
durch dic Gitter auf den Platz gcrichtct;
gryße Truppcn-Colonnen, namentlich Ar«

tillcrie, ziehen zur Stadt hinans', wahr-
schcinlich nach Calabrien zu, von wo>
man Garibaldi erwartet. Daß er koniint,
halt man für gewiß. Viel Vertraucn
auf sich sclbst scheinen die Truppen nicht
zu. haben; fic sehcn mißmuthig und un-
sicher aus. Drollig erscheint dke halh
militärischc, halb bürgerliche Natioilai-
gardc; einc Comödie, nichts weiter. Gari-
baldi wird hier leichtes Spiel haben, denn
sclbst die Lazzaroni sollen bercits voin
Geiste des 'Neuen ängestcckt sein. Dse
nächsten ^Tage sch.on müffen Wichtiges
bringen."

Garibaldi hat, ehe er i» Reggio
gclandet, aufSicilien die Verfassung
Sardiniens, „des Königreichs Jtalien",
wie er fich im Decret ausdrückt, vcrkün-
digt; übrigens hat er sich vorläufig die
Dictatur ünd den Termin der Inkraft-
sctzung vorbehalten. Wie die gcstrige
Dcpcsche zeigt, gelang cs ihm, in Neggio
mit 8000 Mann auf einmal Fuß zu fassen.
Nach dicsem Anfang ist die Uebcrsetzung
der ganzen übrigen Streitmacht eine leichte
Sache. Einc Negierung, die, wie die
neapolitanische, so schwach ist, daß sie sich
der völkerrechtswidrigen Escorte eines er-
klärten Feindes durch den sardknischen Ad-
miral, im Hafeii ihrer cigenen Hauptstadt
nicht zu widersetzen wagt, ist verlorcn,
und König Frauz würde wenigstens noch
cinen Nest sciner persönlichen Würdc ret-
tcn, nachdem scine Krone verlorcn und
das cigcne Ministcrium scine Gewalt plan-
mäßig dcsorganifirt hat, wcnn er rccht-
zeitig Neapel verließe. Es scheint übrigens,
daß eines der iiächsien Telcgrammc dkese
Abreise melden köniitc.

T i» r k e i.

KonsLantinopel, 8. Aug. Ein Com-
plott wurdc in Bupukderc endeckt, wclches
Pliliidcrung der Gcsandtcn bcabfichtigte.
Verhaftungcn haben stattgefundtn. Mutu-
alis plünderten Belbeck, tödteten Christen.

A si e n.

Aus Shanghai wird gemeldet, daß
daselbst am 29. Juui ein Kriegsrath ge-
halten wurde. Baron Gros inid Lord
Elgin wohnten demselben bei. Jn dieser
Zusaminelikunst wurden, wic man ver-
sichert, alle Eventualitäten geprüft, welche
der Marsch der Aufständischen von Nanking
auf Shanghai zur Folge haben könntc.
Man erwartet, eine ganz nene Politik sich
bildcu zu sehcn.

Local - Correspondenz.

4 Ochsenbach, BczirkSamIS Ebcrbach. Dic Erbcn
dcS vcrstorbcncn Georg Bollak von Lcimcn lassc»
am Samstag, Len 18. d. M.. NachmiltagS 1 Uhr.
auf hicsigcm GcrichtSzimmcr 1 Morgc», 1 Licrtcl
24 Rth., 10 Fusi Wald im dickcn Wald, Gcmarkung
Ochscnback, angcschlagcn zu 300 fl-, öffcnllich vcr«
stctgcrn.