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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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August
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0198

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eliikr Untcrsiichimg gcgebcn wcrde. Daim't
war di'c allgeiiiei'iie Berathiing geschlosscn.
In dcr Cinzelberathiing wurde nnr non
Hrn. Geiieralniasor v. Faber gewünscht,
daß inan di'e'Arbci'tshaussirafc i'n Festungs-
strafe verwandle. Es wnrde i'hni abe'r,
sowle dcm Hrn. Prälaten Ullinann, anf
sei'ne dcßfallsige Anfrage von der Ncgi'e-
rungsbank crwldert, daß ei'nc solche Straf-
vcrwandlnng dnrch das Strafgcsctzbuch
schon vorgcschen sci' und daß dle Arbei'ts-
hansstrafe ei'nc bürgerllche nnd kei'iic pei'n-
Uche, mr't bürgerlichen Nachthei'leii verbun-
dene Strafe sci'. Bci' der hlcrauf crfolg-
ten iianientli'chen Absti'lninuiig erklärten sich
6 Mlt.gli'eder, S. D. der Furst v. s?öwen-
stei'n-Wcrthei'ni, dle Freiherren v. Geniinln-
gen, v. Falkeiistei'n, v. Nvtberg, v. Stotzi'n-
gen nnd v. Türckhei'in gegen, die übrr'gcn
13 für den Entwurf.

Karlsruhe, 25. Aug. 24.' vssciitli'che
Sl'tzung dcr 1. Kaninicr. Vorsitz: Sei'ne
Großh. Hoheit Pri'nz Wi'lhelni. AI6
Rcgi'crungsconinii'ssäre sind anwcscnd die
Herrcn Geh. Nath Dr. Laincp, Geh.
Nath Dr. Wei'zel, di'e Ml'nl'stcrlalräthe
v. Dusch und Muth. Der durchlanch-
ti'gste Präsident thei'lt deni hohen Hausb
niit, daß vor deni Schlusse der hcntigen
Sl'tzung noch di'e Wahl einer Abordnüng
zuin Enipfange Sr. Kvnigl. Hoheit des
Großherzogs bcim Schlnsse des Landtages
und dic.Wahl dcr Mitgli'cder d,es ständi-
schcn Ausschusses vorgenvininen werde. Die
Tagcsordnung führt znni Bericht des Frci-
herrn v. Türckheiui über die Wieder-
einsetznng des voriiials rel'chsuiiniittclbaren
Adels i'n seine declarätionsniäßigcn Ncchte^
Frhr. v. Geuiiningen erklärt in seiner
Stellung als Mitglied dcs vorinals rcichs-
unuiittelbareii Adels, daß er für sich nnd seinc
Staiidcsgenossen dcn Necürs an den Bun-
dcstag sich vorbehaltc; in sciner Eigen-
schaft als Ml'tglicd dcs hohen Hauses sci
er- aber mit der Anschanung dcr Coiiiinis-
sioi, nnd i'hreni Antragc vollkolninen ciii-
verstandcn. Die Freiherren v. Goler
und v. Stotzingen schli'eßcn sich dieser
Erklärnn.g an. Frhr. v. Notbcrg stellt
an dr'e Negierung die Bitte, bei Negclung
dieser Sache auch fencr des landsässigen
Adels zu gedenken. Geh. Nath Froni-
herz verspricht sich von der vorgcschlagciien
Addessc, welche von jener dcr 2. Kamnier
dadurch abweichc, daß sic auf dcr geschicht-
lichen Grundlage des reichsnnliiittclbarrn
Adcls beruhe, kcineii Erfolg, denn das
anderc Haus wcrde ihr nicht zustinimen.
Er glailbe, der richtigste Weg wäre der
gewcsrn, deii die Commissioii der zwcitcn
Kattimer vorgeschlagen habe, der aber auch
dort nicht belicbt worden sei: daß dcr
grundhcrrlichc Adcl provisorisch in seine
declarationsmäßigen Nechte wieder anf so
lange eingesetzt werdc , bis durch die ein-
zulcitenden Vcrhandlungen dcr Gegenstaiid
zufrirdenstellcnd erledigt sci. Gch. Hof-

rath v. Mvhl spricht sich cbenfalls über
die Ncsnltatlosigkcit der Adressc aus. Geh^
Nath Lamep: Dic Ncgieriilig bcfinde sich
nicht in angenehincr Lagc; ..cr haltc aüch
den Vorschlag dcr Coniinission dcr zwcitcn
Kamnier für den besten; aber was die
Entschädi'giing bctrcffe, so sci solche blos
nnter dem Titel Biindcstag nicht möglich
nnd die ständische Zustl'minung nöthig. Die
Negi'ernng werdc sich bcinühcii, diese Sache
zur »löglichstcn Befriedigung- aller Theile
zu ordnen, mnsse aber, dann voraussetzen,
daß nicht wi'eder Neclamationen kommcii.
Frhr. v. Nüdt bespricht die Rechtc bes
grundherrlichen Adcls in den Gemeiiiden;
'dcrsclbc werdc, wo cs sich nm Ncchte
handle, als Ansmärkcr, wo es sich um
Pflichten händlc, als Bürger behandelt;
das sei, cin abiiormer Zustand und man
müsse el'iien Ausnahmsznstand schasscn, der
sich dcm allgenicincn mehr anschlr'cße, als
di'e Dcclarativn. ,Dic großen Gutsbcsitzer
uiüßlen einen größercn Einfluß auf die
Gemeiiiden crhaltcn., Frhr. v. Stotzin-
gen bittct die.Regieriing um möglichste
Beschleniiigung der Negelung, dieser Au-
gelegenhcit. Frhr. v. Gemmiiigcn er-
wicdert anf cine Benicrkung dcr Negie-
rnngscominission, daß der Adel auf die
liutzbären Nechte zurückgreifen müffe, weiin
die Dcclaration zurückgenonimen werde;
übrigcns sei eine Verständigung wohl leicht
möglich. Scit 10 Jahren habc der Adel
Bcweise sciner Nachgiebigkcit genug ge-
geben, aber dic Negiernng sei ihm bis jctzt
schr wcn'ig cntgegcnkommcn. Frhr. von
Gölcr:/Man hat uns hingehalten, statt
zu sagen, wir sollcn an dcn Bundcstag
gchen. Dieser würde frcilich dic Sache in
das rcchte G.elcise bringen. — Nachdem
noch dic Geh. Näthe Lamcp und Weizcl,
Miilisterialrath v. Dusch und der Bc-
richterstatter gesprochcn, wird dic Adreste
mi't atten gegen 1 Stimme (Fromherz)
angcnomineii. Sofort wird über eine Fidel
Gantcr'schc Petition zur Tagesordiiung
übergegangeii nnd die Bitte eines Müllcrs
von Bruchsal dem Staatsministerinm
empfchlend übcrwiesen. Dic öffentlichc
Si'tznng verwandelt sich in eine gchcime,
wclcher dic Mitglieder dcr 2. Kammer
aiiwohnen.

Die angeiionimene Adrcsse lautet:

„Die hohc Kanimer wolle dcr Adresse
in der von bem andern Hause beantragtcn
Fassniig zwar lii'cht beitreten, dagcgen einc
solche i'n veränderter Fassnng dahin be-
schli'eßen: An S. K. H. den Großherzog
die Biite anssprechen, die gr. Negierung
möge^zur Beseitigung der Beschwcrdcn
einer Mehrzahl von Grundherren des vor-
mals reichsnnmittclbaren Adels über Vor-
enthaltimg bnndesgesetzlich ihnen gewahr-
leisteie'r Nechtc: 1) die Stellung der Fa-
milien des grnndherrlichen Adcls zu dcn
gruiidherrlichen Gcmeindcn allgeinein im
Wegc der Gesetzgebung aufgerechteii Grund-

lagen ncu ordnen, und zu diesem
einen Gesetz'esentwurf' bcarbeiten mid der
ngchssen Ständevcrsammlnng vorlegeii,
der Richtung, ,.daß dcn Grirndherren ei„e
ihrer geschichtlichen Stellung, sowie ihrc,„
Bcsitz steuerbaren Vermögens in der Ge>
markung entsprechendc unnii.ttelbare Be-
theiligung an dcr Gemeindeverwaltuilg i„
den grnndherrlichen Orten .cingeräinnt '
werde; 2) mit dcn reelamirenden Standeö-
und Grnndherren in Nntei'handlilng'treten
über dic Ermittclung cincr angemessenen
Geldentschädigung für die von ihnen
Ansprnch gcnommcne Ausnahmsstellung be-
züglich auf die Pflicht zu Gemeindcinil-
lagen bcizutragen, sowie für sonstige ihnen
durch die neuere Gesetzgebung etwa noch
entzogcne nutzbare Rechte; diese Entschä-
di'gnng auf die Staatskasse übernehnien
und die Ergebni'sse der nächsten Stände-
versammlilng zur Prüfung und Geiiehlm'-
gung vorlegen.

Mannheim, 26. Ang. Dic nnter
Mainz erwähnte nnd in Darmstadt ver- !
legteGegenschrift aufdie Broschüre „Mainz, ^
däs Bollwerk Deutschlands uiid die fran-
zösische Jnvasiou" ist nach einer Corre- !
spondeiiz der „Khr. Ztg." officiöser Natiir. !
Statt eines erweiterten Maiiiz schlägt die-
selbe nnter näherer Bcgründnng „einen
großen Waffrnplatz Mallnheim init dem
Brückenkopf Lndwigshafcn vor", eine Jdee,
welchc von Militärschriftstellern in der
Nenzcit mehrfach aufgestcllt wurde.

Stuttgart, 24. Aiig. Gestern wurde
das in dein Obcramt Tuttlingen gelegene,
ctwa 2000 Scelen zahlendc Dvrf Thu-
nl'ngen von cincr großen Fcnersbr.iiiist
heiingesncht. Etwa 100 bis 110 Häuser
wnrdcii eiii Raub der Flammcn.

Nach ciner Correspondenz des „Hamb.
Corresp. soll in .Bezug auf den Naiio-
nal-Vercin in Stuttgart auch ei'n Be-
schluß mit Eiilstimmigkeit gcfaßt worden,
sei'n, und zwar,dahin gehcnd, daß gegcn
gedachten Verein mit aüer Entschicdei;-
heit einznschreiten sein werde, sobalddcr-,
sclbe in seiiikni wcitcpen Vorschreitcn
den rcvolutionären Boden betretcn imd
nanlentlich, wenn er einen Versuch zur
El'nberufung eines Vorparlamentes, oder
der Einführung der Neichs-Verfassung
von 1849 machen sollte.

Hanau, 26. Aug. Heute Nachmit-
tag trafen eine große Anzahl Tiiriier
ein, dic dem hiesigen Turnverkine eincii
Desuch machten und im Garten des Hr«.
Fischbach von dem Turner L. niit ciill'zclt
harmlosen Worten begrüßt wurden. Kurzr j
Zcit nachher. erschien d,er Polizeiwacht-^
mcister, um den Nedner zu arretimi,
was indcsse» nicht gelang. , Dcr Lvacht-
meistcr rce>ur'rirte zwar eiiie Patrouiu
von der Militärwache.; als diese cr>ch>c»,^
war dgs Local von den Turnern ver-
lassen.
 
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