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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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September
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0210

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im'illsten'lim. Knittel Vvn Kcirlöruhe vcr-
trar das Iiltkreffc sei'iicr Vatcrstadt und
trug auf Tagtsvrdiiung au. Grh. Nath
Lamrp erllärte stch zu Guiisteu der Stadt-
qemei'nde Karlsruhe, der Abgeorduete des
Landamts Karlsruhc, vvu Stvckhvrn,
flihrte di'e Sache dcr Gemci'iide Bci'crt-
heim. Nach längerer Di'scusstvil wurde
der Commlsstoiisautrag aiigeiivmmcii. Der-
selbe Berichterstattcr rcfcri'rtc hi'erauf übcr
ci'iic Ciugabe mehrcrcr Siebmacher von
Sl'usheim um Aufnahmc ihres Gewerbes
in deu Zuuflvcrbaiid. Der auf Tagesvrd-
nuug lautendc Cviiimisstvusaiitrag wurdc
aiigcuvmmcu. Glcichen Erfolg hattc eiu
Gesuch dcr Gemeiiideii Hvhentheugcii, Her-
dern rc. uin Errichtung ciucr Karrivlpvst
zwischen Waldshut und Hvhenthcngen.
Sicb erstattetc Bcricht über cinc Eiu-
gabe des Müllcrs Gvll in Druchsal, Bc-
einträchtigung seines Gewcrbebetriebes zn
Guiistcu eiucs dvrtigen Privatcn betrestend.
Dasselbc Gesuch war früher schvn zweimal
eiugekvmincn uud dem Staatsministerium
cnipfchlciid überwiescn wvrden. Der Cvm-
nn'sstvnsantrag giug dicsmal auf Tages-
ordiiung, wogegcn Prestinari das Nccht
dcs Pctcntcn vertrat und anf empfehlende
Ileberweisnng antrug, welchc auch von der
Kammer beschlossen wnrde. ZuivTagcs-
ordnung übergegangen wurde den bezüg-
lichen Conimisstvnsanträgeil gcmäß über
cine Bitte dcr.Gemeinde Nimburg, Hcr-
stellung und llntcrhaltuiig der Drcisam-
brücke bctr., nnd dcs A. Butzengciger von
Hundcrstngen wegcu Justizhilfe (Bcricht-
crstattcr Sieb), svwie übcr ein Gcsuch
dcs M. Schneidcr vvn Mühlcnbach, Eut-
zug seiner Vvrtheilsgercchtigfeit und Anf-
sicllung eines Armcnanwalts bctr. (Be-
richterstattcr M a p s.)

Karlsruhe, 28. Aug. Der frühere
Plau Betreffs Abhaltung ci'nes grvßen
Manvvers ist, wie nns aus guter Quclle
vcrstchert wird, aufgegeben; dagegen be-
siiinmt wvrden, daß vvm 1. bis 20. Sept.
dic gesammtc Nciterei, vom 10. bis 20.
deffelben Monats die .gesammte Znfanterie
hicr zu dem gleichen Zwecke zuscimnirnzu-
zichen sei. Die Neiterei wird ihre Ilebuugen
in Verbindung mit der reitcnden Battcrie
ausführen, die Jufanterie eiiien Angriss
auf die Festnng Nastatt linteruehmcn, bei
dem sämmtliche Besatzungstruppcn zur Ver-
wendung gelangen. Die hierher berufeneu
Truppen sollen in der llmgegciid der Ne-
sidenz Quarticrc bezichcn..

Karlsruhe, 30. Aug. Hcute Mittag
12 Uhr fand der fcierliche Schlnß des
Landtages statt, ans welchcm Anlasse
die Häuser der Nestdenz, insbesondere die
dcr Karl-Friedrichs-, Langen- und Nitter-
straßc, sich in ein festüches Gewand ge-
klcidet. Vor dem Ständehaus war ein
Bataillon des Grenadierregiments in Pa-
radeanzug, mit der Fahue und der Negi-
mentsmusik, i'n Spalier aufgestcllt. 5ka-

iioncndonncr und das Gcläute sämmtlicher
Glvckcn vcrküudetcii die Abfahrt S. K. H.
des Großhcrzvgs von uud uach dem
grvßh. Restdeuzschlvffe. Allcrhvchstdcrsclbc
wurde vou der auf dcn Straßen bcfiiid-
lichcn zahlrcichen Mcnge mit lautem Jubel
begrüßt. Als aber S. K. H. den Sichungs-
saal der 2. Kammer betraten, erschallten
dvnnernde Hvchrufc auf den allvcrchrten
Landcsfürsten svwohl von den Mitglicdcrn
bridcr Häuscr, als den Tribüneii und der
Gallcrie. Sichtlich gerührt bcstieg Aller-
hvchstdersclbe drn Thrvu »nd hiclt die an
der Spitze des Blattes stchcnde Ansprachc
an dic Vcrsammlung.

Karlöruhe, 30. Aug. Wie von der
Gemeiiide Wciterdingen, stnv auch nvch
vvn andcrn Gcmcinden deö Obcrlaudes
D a n k adre sse n au die 2. Kammer wegen
Annahmc der kirchlichen Gesctze cingclau-
fcu. Sic zeichiieu stch aber neben dieser
Ei'genschaft uvch durch eine entschiedene
Sprache dahiu aus, daß die vielen Uutcr-
zcichuer nicht nur cin enges Auschließtn
an die Negiernng versprechcu, soudern sich
bereit erklären, deu Fchdchaudschuh, wenn
i'hu die Kirche hinwcrfeu svllte, alifzlinehmcn
und nil't Gott für,/Fürst, Vatcrland, Ver-
fassung und Regl'erung" in den Kampf zu
zichen. Das ist wicder einmal ciuc ehr-
liche dcutschc Sprachc, die nicht-nur, wic
der Herr Ministcrpräsident des Ziinern
sagte, eine G e setz es tr e u c, sondern auch
cine G e setz e s l ie b e bekundet.

Leipzitz. Am 27. um Mittag ist das
Schloß Friedenstcin iu Gotha — wir wisscn
ni'cht, vb durch Bli'tz vder ciuc anderc Ur-
sachc — in Brand gcralheu uud hat gegcn
4 Uhr mit Kanvncii zusammengcschvsseii'
wcrdcn müsscn. Das Schlvß enthielt cine
Kirche mit Begräbnißgewvlbe fürstlicher !
Personeii, ein Thcater, die Localitäten!
für dic oberen Laudcsbchördcn, das Mu-'
seum nil't der Biblivthek von über 200,000
Bändcii, dem Münzcabinet, der Gemälde-
und Knpferstichsammlung, dem Kunst- nnd
viatliralicncabinet, der Chinestschcii Samm-
lung nnd einer Sammlung vvn Abgüssen
antikcr Statucn. Hosscntlich stnd diese
Sammlniigen wenigstens zum Theil ge-
sichert worden.

Vorlin, 25. Aug. Dic Pr. Ztg.
begrüßt den nächstcr Tage zusammcn-
trctendcn Jiiristentag als „die Frucht
des mächti'gsteii Dranges, der jetzt die
dcutsche Nation bcwegt." Es sei der
Drang „Allcs, was der eiscrne Fleiß
des Nächdeukens, wäs dr'e langjährige
Arbeit aus begrenztem praktischem Feld,
was die lchrendc Forschung gewoiinen,
hinauszutragen anf den vercinigenden
Markt, um ansglcichend nnd znsammcn-
fassend die wahrhaften Nornien -zu ge-
wl'nnen, welche geeignct sind, cin großes
Lcbcii in Staat und Gesellschaft bildcnd
zn bcherrschen." Dcnn nach svlchem
Lcben sehne stch heute Alles. „Der Juri-

stentag", fährt das Blatt dann weiter
fort, „will zunächst auf dcn Gebietcn
dcs Privatrechts, des Processes mid
Strafrcchts die Nechtseiliheit zu fvrdern
versuchen durch Mcinllugsaustausch, Er-
mittelung ' practischer Vvrschlägc, Be-
scstigung und Erarbeitung gemcinsainer
Uebcrzeugungcn. Das Zicl ist mit mn-
stchtiger Bcschräukpng gcwählt, der Weg
schcint langsam, ab'er er ist in hvhcin
Grade fruchtbar und, wir stud davon
überzeugt, in hohem Grade wirksam. Wo
Bedürfniß und anfrichtiger Wunsch stch
so eiitgcgenkvmmen, wcrdenohnemechanische
Nvthigung die größten Hindernisse über-
wuuden. . .

Berlin, 23. Aug. Heute wurde der
deutsche Iuristcntag im großen Saal
der Sl'ng-Akademic unter dem Vörsttze des
zeitigcn Prästdentcn der preußischen Ju-
ristengesellschaft, Stadtgerichtsrath Graf ^

Wartenslebcn, eröffnet. — Auf dcn Vor-
schlag dcs Vorsttzcnden wurde der geh. I

Nath, Kanzler !)r. v. Wächtcr, Ncclvr !

dcr Universität Lcipzig, mit Einstimmig-
keit zuni ersten Prästventcu erwählt. Zn
Vice-Präsidenten wurden ernauiit: Graf
Wärtciislcben, Oberstaatsanwalt v. Keller
ans Wi'eu, gch. Obcrjustizralh I)r. Fried-
berg undAdvokat Ruhwandcl aus München.

Stettin. Die k. Negieruiig crtheilie
dem Pvlizeidl'rector dcr Stadt eiiien amt- i
lichen Verweis, wcil derselbe neulich bei I
einer festlichen Gelegeuheit von einem Hause
die schwarz-roth-gvldenc Fahne herabneh- j
meii ließ.

?T8ien, 30. Aug. Der Majoritäts-
antrag dcs 2lcr NeichStags-Ausschliffes
vcrlangt Bcthciligung dcr eiuzelnen Län-
der an dcn öffentlicheu Ailgclegciiheiteii,
anknüpfend an die früher bestandeiieit
historischen Jlistitutionen. Die heittige
!„Presse" ist konfiszirt.

F r a n k r e i ch.

Pnris. Die Monitciir'snbscriptioii für '
dic sprischen Christcn beläuft sich aus
250,902 Fr. 35 C. — Louis Vernon, dcr ^
gemaßregelte Chcf-Nedacteur dcs nnter-
drückten nltramöutaiien „Univers", scheint >
sich bekehrt zn haben. Wenigstcns hat sich
derselbc dcr kaiskrlichcii Prcsse so weit
gcnähcrt, daß cr mi't eiuem großeii Ar-
tikel „Paris i'm Zahre 1860" im „Mo-
niteur" paradirt. Nachdem er kurz die
Vcrdienste der Julimonarchie und ihreS
Minl'sters Thiers um dic Vergrößeriiiig
nnd Verschönerung der Stadt Paris er-
wahnt, pvsaunt er in vollen Zngen das
Lob des Kaisers Napvleon aus.

C n g la n d.

London, 28. Ang. Dem Nen'et'schm
Burean wird aus Wien vom hcutigen
Tage telegraphirt: F.Z.M. Beiiedc! hat
den Kaiser gebeten, ihn seincr Fiincilone
in Ungarn zu entheben, weil seine >stellu ig
 
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