Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
September
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0225

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ndelberger Tagbiatt.

N« 210. Doimerftag, 6. Scptember 18SLO.

Tclegraphische Depesche

Pnris, 4. Srpt. Jn Nom hat der fran-
zvsische Commandant Denvncdcn Offici'eren
erklärt, er habe Befehl erhalten, die
Provi'nzen Nom, C >' vita - Vecchi a,
Camarc a uud Di' tcrbo zn vcrtherditzen.

D e u t s ch l a n d.

Mannheim, 3. Sept. Dei dem ge-
stern von Sciten hiesigcr Wahlmänner zu
Ehrcn nnserer vom Landtag zurnckgekehr-
ten Abg eordn etcn gegcbencn'tztst-Dlner!
brachte Herr Obcrbnrgcrmcistrr Difiene
in warmen, die Bcdcntnng des Tagcs
nnd ihrc Motive trefiend hervorhcbcnden
Worten, den erstcn Trinksprnch aus anf das
Wohl nnsercsLandeshcrrn, des vcrfassnngs-
treucn Negentcn, anf das Wohl Sci'ncr
Königlichen Hohcit des Großherzogs. Ein
dreifachcs fnbclndcs Hoch der Anwesendcn
sti'mmtc in dcn Schlnß dcs Toasics mit
ein. Herr Disscne ergriss sodann noch-
mals das Wort. Gcfeicrt werde jetzt,
sagte er, dcr Sicg dcr Wahrheit nnd dcs
Nechts und dcr dcm Volke wiedcrgeschcnkte
Fricden. Zwei Leitsterne hätten dazn be-
sondcrs mitgewirkt dnrch die ofienc Dar-
legnng ihrer staatsmännischcn Einficht,
durch dic Trcnc nnd Biederkeit ihrer Ge-
sinnnng; fie seicn jctzt von dcm Vcrtraucn
dcs ganzen Lamdcs brgrnßte Näthc der
Krone. Aber auich nnseren Abgcordnckcn
sci cin großes Verdicnst zngcsaklcn, das
sie sich dnrch ihre Jntelligcnz, Krast nnd
Cinigkeit in allcn großcn Fragcn crworbcn.
Wie jhncn dafnr dcr Dank dcö Vater-
landes ini Allgenieineii fvlge, so danke cr
ihnen ini Namcn der Wählcr dcr Stadt
Maniihcini iiisbtsondcrc. Nach dcm drei-
fachen donneriidcn Hoch anf dic Herrcn
Abgcordnetcn crhob sich zncrst von den
Männerii, dencn die Fcier dcö Tages galt,
Herr Na,h Achenbach. Jndcni er fiir die
aiiszcichiicndeAiifiiicrksanikcit dankte, derrn
Ansdrnck dic Versaniinlung sei, wicö cr
zunächst die Dcdcntiiiig des Fcstcs nnd
die Ehre des Tages von dcn Pcrsvncn
anf die Sache. hin, dcren Vcrtrcter' sic
gcwesen. Der Ncdncr verbicitcie sich so-
dann über die Bcdcnlnng nnd die Stre-
bungcn des nnnmchr becndctcn Landtags,
unt kräfiigcn und lcbcnsvollcn Zngen dcsscn
Eild zcichncnd. Die Fragcn, wclche von
ihm cnischicdcn worden, hätten fich nicht

allcin aus das sprzielle Vatcrland bezogrn,
sic hätten ihre Wirknng ans ganz Dcnlsch-
land nicht vrrfchlt, ja jcnseits dcs Occans
bei dcm freiesten Volke hätten sic Spm-
pathien gesnnden. Das Vcrtragswerk der
Kronc mit dcr römischcn Cnrie hättcn dic
Stände freimüthig gcprüft, sie scien dabci
zn dcm btkannten Ncsnltat gckoniincn. Sic
hättcn damit vvn dcnr Lande cine fchwere
Sorge genommcn, cin Gebändc nicdcr-
gerissen, das bestimmt war, längst vcr-
modcrlc fcudale odcr satale Zusiäiidc in
nnser Land einznführen. Der Ncdncr
gedachte wciter des crhcbcnden denkwnr-
digcn Manifrstcs vom 7. April. Ein
ncnes Gcbände sci jctzt anfgcführt, in
! welchcm die Gcwaltcn neben einandcr
! frirdlich bestrhcn köniirn, wcil sie nicht
! übcr einandcr gestrllt sind. Dcr Vollzng
! der bcschlosscncn Gcsctzc sci jrtzt das Nächsi-
!liegcndk. Dasür sei nnr anf die Schlnß-
rcde unsercs hochhcrzigc» edcln Fursien
hinznwcisen, auf die Hognnng, daß das
ganzc Land die Ncgicrnng jcdcr Zcit nn-
terstntzcn wcrde. Der Ncdncr bcrnhrte
hicrauf die allgenieinen dcntschen Fragcn.
Er gcdachtc dcs unterdrnckte'n Brudcr-
stammes (Knrhcssen) nnd dcr Spmpathicen,
welche die zwcite Kammcr sür dicsen ge-
änßcrt. Er cndete seinc gchaltvolle Dar-
! legniig mit dcr Anfivrdernng, anf das
! Wohl nnscrcs geliebtcn großen Vater-
! landes, ans Dculschlands Wohl cin Hock
! ansznbriiigen. Der nnn solgende Toasi vcs
> Herrn Ariaria wics daranf hi'n, daß nicht
die zweite Kammer allei'n, sondern anch
dic crste Kanimcr zn dcn wi'chiigcn Bc-
schlnsscn mitgcwirkr habe und dafür Dank
vcrdicnc — (die Hindcntnilg aiis das an-
wrscnde Mktglird der crstcn Kammer, Hrn
Lancr, brglcitctcn die Vcrsammellcn mit
lantcr Znsti'mmnng) — anf die Mitglie-
dcr dcö Staatsmini'strrinms; von Herrn
!Hcnser aus dic gcsinnnngslüchtige Skadt
^ Maiinhci'ni; von Hrn. Achcnbach anf dcn
! rittcrlichen Pi inzcn Wilhelm; von Hrn.
' Artaria anf dic Kronc dcr Francn, anf
' dic Fran, wclchr die Krvne trägt, anf
' Jhre Königliche Hoheil dic Eroßhcrzogin;

E von Hrn. Battlchncr anf die Wahlmänncr
!dcr Stadt Maniihcim; von Hrn. Laner
! oii' die wachscndc cemmcrckellc Bcdciitting
^ Nlannhrims; von Hrn. Hofi anf die Op-
! posilion, wclchcnkcht ansVoicingciiommcii'
hcit iind iini zn opponi'rc», fondcrn ans
Cinficht nnd besicm Willc» zn Wcrke

gehcn; endlich von Hrn. Löwcnhanpt auf
das badische Volk. (M. I.)

Die Bad. Landeszeitnng theilt mkt,
daß jctzt alle von dcr Staatsanwaltschaft
gegen fie anhängig gemachtcn Preßpro-
zesse anf dem Ncchtswcgc zn ihrcn Gnn-
stcn ihre Erledignng gefnndcn haben. Zn
drci dcrselben crlicß schon großh. Hof-
gcricht wegcn Mangcls am Thatbcstande
dcs angeklagten Vergehens freisprechcnde
Erkennmisse. Jn dcn bciden andern
Fätlen vcrnrtheille cs dcn Angeklagtcn;
dicsc Urlhcile wnrdcn abcr von großh.
Oberhofgerichte wieder aufgchoben.

Bertin, 1. Sept. Vondcmdcutschcn
Jnristcnkag fnhrcn wir noch folgende Be-
schlnsse an: Lie Vcrsanimlung crachtet
dcn Erlaß eines atlgcmcincn dcntschen
Strafgesctzbuches nnd eines allgemcinen
denlschen Civilgcsetzbnchcs, gestntzt anf
die Pri'nci'pl'en der Ocffentlichkcit und
Müiidli'chkcit, fnr ein dringendes Dcdürf-
niß. Dic Vcrsammlnng will dnrch das
ganzc Gewicht ihres Votnms anf dcn
baldigrn Erlaß eines dcntschen Handels-
gcsctzbuchs hinwirkeii, in welchem dnrch
Aniiahine des Princips der Haftbarkeit^
dcr Ciscnbahnen beiin Frachtvcrkchr dcn*
Jntcrcssen des Handclsstandes Nechnnirg
gelragen wird. Nnr dnrch Hcrstcllung
cines vbcrstcn Gcrichtshofcs für ganz
Dcukschland ist die Einheit des dculschen
Nechleö zn erinöglichen. Dieser läßt sich
jedoch crsi nach Erlaß .eiiics dentfchcn
Civil- nnd KrlMinalgcsetzbnches vollstän-
dig eiiiiöglichcn, ist iiideß in Bclrcff des
dcnlfchcii Wcchselrcchls schon jetzt eine
dringeiide Noihwciidigkekt n»v ansfnhrbar.
Es ist cin Bcdürfiiiß snr die dcntsche
Ncchtspflcgc, daß nberall eine Eidcsnorm
eingefnhrr wird. Es isi dcr Erlaß eines
Gesctzcs, nach wclchem dic von dentschen
Gerichlshvfrn ergangeiien Er(cnnliii>,c in
ganz Dciitschland vollstrcchbar 'sind, cin
Bcdnrfniß. Anf die Tagesordnnng dcs
nächstciiJnrisicnkagcchwnrdcn gesctzt, weil
dic emgchcndc Berathnng bei dcr Knrze
dcr Zeit nichr möglich war, dic Wichtig-
keit der vorli'egcndcn Fragcn aber ei'ne
solchc erfordcric: Dic vom Öbcrlribnnals-
Nath Waldcck anfgcsielltcn Prinei'pieii dcs
Civilrcchls. Der Aiurag dcs Nechtsan-
walts Lcwald, das Anklagemoiiopol der
Siaalsanwallschasleii zn bcsciligeii und die
Privalauklagc eiiiznführcii. Der Antrag
dcs Dr. Miltermapcr, auf Erlaß cincs
 
Annotationen