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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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September
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0238

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Erntc so rcichlich, daß man dnrchschnitt-
lich 20 Ctnr. auf den badischen Morgcn
rechnet. u -- ^

Mcninheim, .6. Sept. Die,,Pfalze'.'

Zcitnng" enthält folgcnde M'ttheilung:
„Dcr „Actionär" enthkelt die Nachncht,
dcr Bau eincr festen Brücke Zwischen
Llldwigshafen und Manilheiitt sei von der
baverischen und badkschcn Rcgiernng ge-
nchmigt. SIn diescr Angabe mit, allen
ihrcn El'nzclhciten ist keiu wahres Woit.

Mannbeim, 7. Sept. Dcr chcnialige
Abgeorduett dcr Stadt Maunhein, in der
2 Kaniincr dcr Landstände, Obcrgerichts-
Advokat Hofrath Mohr vcrschied gestern
in Folge eines Schlaganfalls. Der,elbc
war zu Bruchsal gebosen, seit h.em Jahre
1810 hicr wohnhaft und erreichte ein
Alter von 77 Iahren. (M. I.)

Vom Main, 5. Sept. Der Schwei-
zer Bniidesralh hat so^eben eine >ncmc,
Note au die Mäch.te. gerichtct, ,'n welcher.
er, in Bctracht der Thatsäche, daß die
sranzvsischc Negicrung.die> Befestkgnng-'von
Thonon (auf dem savopischen Ufer des
Gcnfer Sccs^ nicht blos bcschlosseu, son-,
dern bereits in Angriff zii iiehnien be-.
gounen habe, die kräftigste,Verwcnduiig.
dieser Mächte dahin in Anspruch uiiiiuit,
daß bis zur Entschcidung der in Aus.sicht
srehxndeii Conferenzen über d.ie künftige
Stellung Savopens. zur El'dgenossenschaft
ini Allgenieinen vollständig .168 inleAra
blcibe und jcncr E,itscheidiing ,iiicht in-
zwischen durch irgeiichvelche iveiterc,fac-
tische Veränd.eruygen präjiidicirt werde.

Wien, 3. Scpt. Den in den letzten
Tagen aus dem Nömischen eLngetroffcilen
Berichten zufolge stehd es zu befiirchtcn,
daß Garibaldi an ded Grenze des Kirchen-
staates nicht stehen blekben, sonderir in
de.nsklbe« einrucken wird. Jn den Mar-
ken . und, in Umbrien ist die Äufregung
auf idas Hochste gestiegent Das Project.
dcs.Cardinals Äntonelli aber, dem zu-
folge die katholischen Mächte Europas
das Territorinm des Kirchenstaates
g.irantircn sollc», muß als gescheitcrt
bctrachtct werdcn, nachdem Frankreich sich
geweigert, darauf ei'iizngehen.

Scpt, Zwischen Sardiiiien
„iid Fraukreich, schwebcii Verhandlllngeii,
welche darauf hinzielen, daß Frankrcich
ni einem skriege zwischen Oestcrrcich nnd
Sardliiien die . Lombardei mill'tärisch be-
sctze, sobald Oesterreich von einer anderen
Macht uiltcrstützt, werde.

. Äynsbruck, 3. Scpt. . Eiuer so ebcn
c"igctrossenc,l telcgrqphischkn Depesche zu-
^lge..w,kpden.4 Bataillone unseres vatrr-

sch m. Kftlscr..Iäg . Rc.1 im ° nts

>mt..El,sb.sx.,f„ng. -mnllichcr.Url-nbcr, n,lf
g-fOt. ES lsi d,cs

S chwet z.

Traurige.Berichte gehk" übkrall^hcwvoii

Wass e r.v erhce r u n gÄ.n cnu L-o vilpek
das schöne Thal von Meiringcn ,m Bcr-
ncr Oberland nur cinen See von 4-0
Fuß Ticfe, aus welchem dic Hanser und
Bäume traurig hervoxragcnebcnso alles
Land i'm St. Gallischen Nheinthal von
Nägaz bis R.hcineck, und iinn bcrichtct
heute die Ncgierung von Wallis tcle-
graphisch. .daß .die.Rhone und ihre Zu-
stülffc-gräßlichere. V.erheernngcn wngerichtet
haben, als selbst im unhcilvollen Jahre
1834. Auch aus Grruibünden kommen
Schreckensberichte. Jn Avers kam eine.
ganze Familie um.

, Zt.altenf

Rom, 31. Aug.-Die Generale .Gppon
lind de Noue haben Tagesbefehle an dje
Besatziing von-Nom gerichtet. Dent^des
Letztepen< entnehmen wir folgende. St,elle:
,,Üiisere Pstichten sind heute wie gcstern
dieselben: indiffcrent imd fremd dctt Ge-
fühlen, wclche die röipischc Bcvölkerulig
theilcn mag, ..blcllck^uns.ruir..ein..Wolleiu-
die Nuhe zu sichern, kcinerlci Uiiordniing
zu dulden, uiiter welcher Gestalt sie sich
zeigen möge. Fest und kräftig wollcn wir
den heiligen Vater stützen und das Ziel
erreichen, das alle wünschen: die Absichten
dcs. Kaisers .auszuführen und seine Billi-
gung zu verdienen. Der Brigadegenc-
ral rc. Graf de Noue."

?^eapel, 6. Sept. Der König Franz
H. hat das Ancrbieten >ber Königin
Isabella, ihni für dcn Fall, daß er Nea-
pel verlassvn sollte, ein Aspl in Spanicn
zu gewähren, angenommen.

, Die. Mailäiider Perseveranza voin 4.
Sepkember mcldet: Briefe aus Neapcl
vom 31. August berichten, daß der Plan
des neapolitanischen Feldhcrrn Bosco,
bei-Salerno eine Schlacht anzunehinel,,
aufgegeben wurde, da sein Heer in Auf-
lösung und Desertion ist. Dosco kchrte
nach Neapel zurück, und es schcint, daß
Truppen bei Gaeta concentrirt wcrden.

Der Militärcoiiimandant der Provinz
Messi'na, Obrist Fabrizi, erhielt von
Garibaldi folgendc Depesche:

^Palmi 25. Aug. 1860. Unscr Marsch ist cin
Lrlumph, dic Bcvolkcrungcn cmpfangcn u»S mit ra-
scndcm Jubcl; die königl. Truppen lvscn fich bci un-
scrcr Ailnähcrnng auf. G. Garibaldi.

Mailand, 6. Sept. Ein piemonte-
slscheö Observationscorps wird untcr dem
General Sola zwischen Bologna, Ferrara
und Arezzo gegeii'Lamoriciere aufgestellt.
FranzösischeMl'litär-Ingknieurenehmendie

Po-Ebenen auf. Starkc mazzinistksche Um-
tricbe in Gcnua.

^ ^urin, 31. Ang. Die neapolitanische
'Krisis rst- vor der Thür, und nachdem das
Heer so gut als aufgelöst ist, blcibt nur
dcr letzte Akt zu erfüllen, nümlich die Ab-
reise des Kvnigs. Obwohl der Aufstand

tn dcn Straßen Neapels selbst lärmcnd
mit den Nufen: „Es lcbe Jtalicn, Es lebe
Garibaldi!" auftrat, konnte dcr König
doch sich nicht entschließen, die Partie ganz
aufzugeben, und zögerte, eine Entscheidung
zu treffen, dic doch unvcrttieidlich.war.

Er verlangte Bedenkzeit, schi'eii .unschlussig,

0b er ins Ausland' oder nach Gaeta sich
begeben sollte; aber statt ernstliche Be-
trächtungen über seine Lage anzustellen,
beschäftigte er sich damit, die Fenster-
schcibcn seines Zl'mmers anzuhauchen,
Kreuze mit dem Finger darauf zu zeich,
nen und sie dann wegzuküssen; er rief
bcständig die Madonna und die Heiligen
um Hilfe an, gab widcrsprechendc Befehle,
pecret/rte die, Ausweisuiig' odcr-iEüikerke^
rimg mehrerer bekannten Liberalen., :und.
vertraute ziiletzt dein General Cutrofiano,.
dem einzigen/. auf 'welchen er -rechnen zu-
können glaubt, .den Oberbefehl -in Neapels !
an. Die Entscheidung naht mit schnellen.. !
Schritten. - Garibaldi hat dem Mit ihm
in. Pcr,hindung stehknden! gehoi'inen. Comite ^
angczeigt, daß die. Zeit,zum Handeln ge--
kommen/ und 'das Eomite seinerseits' trifft
dieser-Aufforderung gemäß die nöthigen
Vorbereitungen.

Von Herrn Professor Häusscr, an
welchcn .von der Versammlung bei dem >
Essen am 5. d. ein Festgimß nach Berlin
gesandt wurde, empfange ich soebcn unten
stehende Antwort, die ich zur Kenntniß
der verehrlichen Festtheilnehmer hiermit
bringc.

Heidelberg, dcn 8. Scptcmber 1860.

C. A. Nitzhaupt.

Berl in, - den 5. Sept. Soebett, nach
acht-Uhr, nach Hause zurückgekehrt, fiube..
ich Ihre Dcpesche init dem frelindll'chen
und,: ehrenden Gniß, wodnrch Sie mich
ausgezeichnet haben. Gerne hätte ich
Jhnen sofort meinen Dank telegraphischi!
ailsgesprochen, allein es ist.zu-spät, als
daß ich noch hoffen köiinte, er würde Sie
erreichen. Ich niuß mich daher darauf
beschränken, auf diefenr Wege dem Fest-
comite und den geehrten Gästcn meiiien
Dank kundzugebeii. Jch brauche Sie kauin
zu verstchern, daß Ich in Gedankcn Jhrem
Feste beiwohnte; um so' höher weiß iH
es zu schätzen , daß aüch meilier dabei in
gewohnter Fronndlichkcit gedacht wurde.

Was der Einzelne in Lägen, wke wir
sie erlebt haben, leisten kann , bin ich am
wenigsten geneigt zu> überschätzen, es cm-
pfängt inur dadurch Macht imd'Geltiing,
daß rsi'sein starkes Echo iii der gbicheü
Empfindung patriotischerMitbürger sindetj
dessen wollen >wir Alle stets 'eingebenk setn.

Jndem ich mich -Ihrem wohlwollenden
Andenken empfehle, verbleibe ich in vot-
züglicher Hochachtung Ihr ergebeiister
(gez.) L. Hänsser.
 
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