Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
September
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0276

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ei'ne glänzcnde Dclrnchtunq des Schwctzmger
Gartcns scincn Abschlnß finden.

Waldöliut, 10. Scpt. Jn Walos-
hut, dcin Doden dcr snngstcn redncri'schcn
Thätigktl't dcs Hrn. Bnß, i'st schon wi'c-
der cin ncucr Scandal vorgcfatlcn, nnd
zwar an der Fcsttafcl znr Gebnrtsfci'rr
dcS Großhcrzogs. Di'e Frci'b. Ztg. er-
zählt dcn Vorqang fol.qelidkrinaßcn: „Kanin
war der Trinksprnch anf daS Wohlcr-
gchcn des Landcsfnrstcn ansgcbracht, so
erlaubtc sich ci'n jnngcr Mann/ dem Staiche
der tcchni'schcn Bcanitnng angchöri'g, sci-
ncm Tischnachbarn, cinein anerkannt sried-
liebcndcn und beschcidencn Mannc, wclchcr
gleichfalls ziiin Bcanitcnstande zählt, dcn
Äpfel dcr Eris, jedoch nicht eiiien golde-
nen, sondern cincn naturwnchfigen, nnd
zwar „schiiitzweise" in drci allfeinandcr
folgenden Ladnngen ins Gcficht zu wcrfen,
so daß hi'erbei die Brille des Bctrossenen
in Stiickc gi'ng und noch des andern Ta-
ges ei'ne Vcrletznng iin Gcfichtc des Be-
leidi'gten fichtbar blieb. Dicser, wclchcr
fich schon nach der crsten Salvc in ruhiger
Wcise dic Ungebnhr vcrbeten hattc, crhob
fich von der Tafel nnd vcrwics dcin An-
greifer sein frcvelhafkes Beginnen in ge°
niessener Weise, nnter allgemeincr Zn-
stinimung dcr Gesellschaft. Nnr — der
großh. Amtsvorstand, Oberamtmann Dr.
Schmieder, dcm sich dcr Vorstand des
großh. Postamtes bcigesellte, schlng fich
anf die Scite des Bcleidigers, der den
Angegriffenen, ohne irgcnd cine Znrccht-
weisniig dnrch Erstere, zugleich noch nu't
„Ohrfeigen" bedrohtc, nnd cincr der ge-
nannten Oberbeamtc» stelltc dcm Ange-
griffenen sogar die ailgenblicklichc Ans-
wcisung ans dem Saalc in Ausficht, wenn
er ni'cht sofort „stillc" sei. Der Vollzng
dieser Cwccntiolismaßrcgel ward indessen
durch das ruhig-ernste Dazwischentrcten
eines Dritten hl'iitangehalten, welchcr je-
dvch zur Abwendung wcitcrn Scandals
seinen Schiitzling auffordertc, sich nach
Hause zu begebcn. Svlches geschah anch
alsbald nnd beim Scheiden erklärte der
Beleidigte, daß er von dem Belcidiger
anf dem üblichen Ehrenwege fich Genng-
thllnng verschaffen werde. Dcrgroßh.Obcr-
aintmann Schmicder hörtc die beznglichen,
von dem Abtretenden zum Vermittler ge-
sprochenen Worte nnd bckleidct mit dcr
Gala-Unifvrm dcr höchsten Staatsstelle des
Amtsbczirkes — schlng dieser Beamte dem
ohiiehin schon so tiei Gekränktcn — dic
Hand in's Geficht. Alle Anwesendcn, dnrch
solch schreiendes Benehmen auf bas Acn-
ßerste empört, erhobcn fich in lauten Vor-
wiirfen gegen dieses Beginneii nnd die
aligcnblicklicbe Elltrüstnng machte sich in
wenig bcmesscnen Aeußcrnngeil Luft. Wcr
könntc cs wohl tadeln, wenii maii in jcnem
Aiigenblickc der gerechtesten Bestürznng die
Worte „Vuberei" — „Hinaiiswerfeii"
durch dcn entwcihten Festsaal schallcn

hörte, l'n der Stundc, dcrcn Destinimnng
eö gcwesen, ciiie frohc nnd friedlichc, znm
erhebendcn Feste verciiiigtc Versammlung
zu sehe»? Allc Wvhlgefinnten hoffcn, daß
in rtchtigcr Wilrdignng dcr schr crnstcn
Seitc dicscs an nnd für fich schon be-
klagenswcrthcn niid tief beschämeiidcii Vor-
falles, lctztcrcr fnr den Amtsbezirk sciiie
gntcn Folgen haben wcrde."

Freiburg, 17. Sept. Zur Ergäiizung
vorstehciidcr Nachricht cmpfängt dic Frci-
bnrgcr Zcitnng von WaldShnt, 16. Scpt,
folgende Zuschrift: „An die Nedaetion der
Freibnrger Zeitniig. Den Artikel Jhres
Blattes, datirt Waldshnt, 10. d. M.,
beliebcn Sic zur Stcuer dcr Wahrheit
dahin zn berichtl'geii, das; der Unterzeich-
ncte drr Ersie war, ocr als Vcrmittler
aufgetretcn', uiid den Bclcidigcr, wclcher
nil't Ohrfeigen drohte, znrccht gcwicscn,
ihm dcn Wcg vertreten, mit der encr-
gi'schen Ailfforverung, sich rnhi'g zu ver-
halten nnd von cineni dcrartigen höchst
uiizicmlichcli Vorhabcn abznstehcn. Vittali,
Post- und El'scnbahiianitsvorstaiid."

Mnnchen, 15. Sept. Nach so cben
jerhaltener telegraphischer Anzeige ist
idi'e Telegraphenverbl'ndniig nach Süd-
! italien vvn Arezzo aus nnd die Postvcr-
ibindnng von Nom nach Neapcl find
linterbrochen.

Eifenach, 13. Sept. Gestern nnd
hentc tagte hier ei'ne Vcrsammlnng von
Dl'rectorcn iind Aerzten deutschcr Jren-
anstalten.

"L'"'crlin, 16. Sept. Dic Köln. Ztg.
veröffentlicht den Wortlaut cines prenßi-
schen Nniidschrcibens an die Vertrctcr
Prcußens bei den dentschen Ncgierniigcn
vom 6. Inili, welchcs die bekannte pren-
ßische Anffassnng cntwickelt, daß ber
Buiid nnr ein völkerrechtlicher Vcrein sei,
nnd vic Eiiiwl'rkniig der Bnndesver-
sammlnng auf die innerii Verhältnisse
der Eiiizelstaaten, nameiitlich die Ver-
faffnngsverhältnisse der Ictzteren, anf bas
genanestc Maaß seiner allseitig anerkann-
ten Ziistäiidigker't eingeschränkt werden
mnffe.

Köniqsberg, 15. Sept. Geh. Medi-
zinalrath Profcffor Nathke ist heute früh,
iiachdcm er gerade die Nede im Manu-
skript voklcndct hattc, mit welcher er als
Präfident dic morgen beginnenbe Natnr-
forscher-Versammlnng zn eröffncn gedachte,
an cinem Hirnschlagc gestorbcn. Dcr Ver-
storbene hat ein Älter von 69 Iahren
erreicht.

Hannover, 13. Sept. In der
Alzeper Untcrsuchuiigssache wider cinige
hessischc Anhänger des Nationalvereiiis,
wo Hr. v. Beiini'gseii sein Zeuaniß ver-
weigcrte, hat nniimehr das hiefige Ober-
gericht als Neknrsinstanz entschieden, daß
es bei jener Weigeriing, die weder in
iinserer Prozeßgebnng noch im Strafrecht>

i'rgcnd welchcn Anstand finde, scin recht-
lichcs Bewenden habcn soll.

Wien, 14. Scpt. Zufolgc kaiserl.
Anftrages ist eiiic Commission in Thätig-
kctt gesctzt, welche die Anfgabe hat, Ver-
bcssernngrn in der dcrzcitigen Vcrwaltunq
der Armee cinzufnhrcn. '

Wien, 15. Sept. In der hentigen
Sitznng des Neichsraths wnrde auch die
anssallende Höhe dcr Ausgabcn für die
Ceiitrallcitung getadelt nnd dcren theil-
weisc Verml'ildcrnng zugesagt. Bei deni
Antragc auf Wicdererrichtniig des Handels-
ministeriiims erklärte der Berichterstatter
daß der Comitebcrichl eincii dahi'n zielen-
den Wnnsch bercits ausgesprochcn habe.
Es wurde hieranf die Verminbcrung der
Finanzwache als nothweiidig ancrkannt.
Die Subventl'on^dcs „Llopd" wurdc ge'-
nehmi'gt, das Staatsschnldciierforderniß
ohnc Dcbatte aiigeilommeii. Es wiirde
ferner die Förderung der Jnstitutc für
dcn Realcredit bevorwortet uiid die Untcr-
stiitzniig zngesagt. Nach längerer Erör-
ternng über die Höhe dcr Ltencrii be-
merkte Graf Nechberg: „Die Mincher
lcngneten kcineswegs, daß die Stcuera
eine bedcntcnde Höhe erreicht hätten nnd
würden fich glücklich schätzen, wenn die
Fl'nanzlage ihnen gestattc', eine Herab-
setznng zn beantragen."

Wien, 18. Sept. Fürst Milosch ift
gestorben.

Ans Mähren, 14. Sept.Die iiationale
Bewegnng beginnt anch hier in nnserm
sti'llen Mährcn mächtig ihr Hanpt' zn er-
hcben. Dev Clerus nameiitlich ist es,
der hier (sonderbar genng) mit dem
Volkc Hand in Hand arbeitct und dadurch
sich scine Popnlarität bei diescm fichert.
Der Fcstzng anf dcn Velchrad, dcm ein-
stigen Sitze dcr Slawcnapostel Cprillus
nnd Mcthodi'ns, die Gesänge daselbst, die

> Kaiizelprcdigt eines dcr geachtcsten Mit-
gliedcr des mährischen Clerus vor nnge»
fähr 40,000 Seelcn, allen Ständcn nnd
Classen angehörend, dieß Attes sprach nur
zn dentlich den Geist ans, von dem die
nationale Bcwcgnng nicht blos Mährens
uiid Schlcfiens, sondcrn Böhmciis (es
waren viele Böhmen anwesend) iind dcr
Slowakei beseelt ist.

F r a n k r e i ch.

Paris, l8. Sept. Algier 17., 9 Hr
Morgens. Das Kaiserliche Geschmttr
in Sicht. — Dcr Coiistitntioniicl e»>M
eiiien Artikel Grandgnilloks, welchcr gcgcn
dic ertrcme Partei eifert, welche dcm
Papst jetzt cilie ehrlose Flncht rathe,
nachdem sie i'hm znvor eine il»nachg>rl'igc
Politik cinpfohlen. Er wüiischl ü'bhaft,
daß der Papst Nom nicht verlaffe- Er
criiinert däran, daß Frankreich aicht >ryr
Rom besetzt halte, sonderii das Papstthmn
beschiitze. Unsere Anneration wird imter

> keiiien Umstäilden eilicn pvlitischeii Charat-
 
Annotationen