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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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December
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0618

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ti'gkcit gc.qeii' dkc Geschi'cke aller andern
Stäinnik dcr gleichen Nati'on hat glnckli'ch
aufgehört; m'an erkeniit übcrall..eiiie Ge-
inei'nsainkcl't aller Thei'le des dentschen
Volkcs.

Berlin, 17. Dec. Kiirzli'ch hat sich
nnn auch di'e östcrrei'chl's6)e Negi'ernng den
Wnnschen dcntscher Staaten l'eznglich dcr
qezogenen Kanonen angeschlosscn und i'hrc
Di'tte uni Ucberlassiing so vi'cler Stncke,
alS es nur mögli'ch sei, bei der hi'csiqen
vorgetragen. Preußcn wird dein Wunsche
nach sei'nen Kräften nild i'n mögli'chst
knrzer Zcit entsprechen.

Berlin, 19. Dcc. Di'e „Volkszei'tung"
beincrkt über die Schrift: „Kaiser Frauz
Ioseph I.": „Jm vorigcn Jahrc erschicn
knrz vor dein Wcihnachtsfest die französische
Schrift nber „den Papst und dcn europäi'-
schcn Conqrcß", welche inittelinäßi'ge
Köpfe so langc für ei'ne bloßc Schri'ft-
stcllerarbeit ansahen, bis die Ereignisse
bewiescn haben, daß sie eine Staats-
schrift sei, deren politischcs Programin
das Ergebniß des nahenden Iahres wurde.
Ietzt, wl'ederum vor dem Wcihnachtsfestc,
ist n'n Paris eine nenc Schrift über
„Franz Ioseph und Enropa" erschieneii,
die wiederuni von blöden Augen uner-
kannt bleiben wird in ihrer historischen
Bedcntuug, bis dic Tage koniine», wo
ihre nnaiisbleiblichcii Folgen sich thatsäch-
lich bewähren. Die nenc Schrift ist ebcn
so kurz, cbcn so schlaqend, eben so frei,
cben so wahr und eben so schlau nnd
cbcn so däinonisch, wie die vorjährige.
Sie ist, wie dic vorjährige, cin so
bedeutendes Meistcrstück der Diploinatic,
daß unsere vkrkoiiiineneii biploinatischen
Köpfe wieder Mouate brauchen werden,
nni sie nnr halb und halb würdigen zu
können."

Braunschweig, 16. Dec. In ihrer
Adresse an den Hcrzog spricht die wicder
eröffiietcLandesvcrsamiiilung ihrVcrtraucn
aus, daß derselbe dazu mitwirken werde,
„daß die dentschen Lande, in welchen an-
gcnbllcklich noch der Nechtsznstand qestört
ist, wieder zn gutem Rccht gclanqcn
mögen."

Aus Mecklenburg, 14. Dec. Hr.
von Plüskow-Kowalz, einer der Haupt-
kämpen nnseres froliimcn Adels, der die
ihm weqen Beleldiqunq des Hrn. Pogge
(dem er in bffentlicher Landtagssitziiiig
einen Hundsfott aufgebriimmt hatte) zu-
erkanntc dreiwöchentliche Gefängiiißstrafe
abgebüßt hatte, ist wcgen Preßvcrgehens
i'n einem Artikcl des „Nordd. Korresp.^/
gcgcn das Verhalten der Negierung wie-
dcrnm zn 14 Tagen Gefängniß verur-
thcilt wordcn.

Hanuover, 18. Dec. Die „Zeit. für
Nordd." spricht sich übcr dic neue franzö-
sische Broschüre: „der Kaiscr Franz
Jvseph unv Enropa", n. A. mi't folgenden

Worten aus: Dic Broschürc ist qar nicht
zn dem Zwecke qeschricben, cin friedlichcö
Arrangemcnt über Vcnetien zu fördcrn;
im Gegentheil, sic soll den Kampf um
Vencticn nur vorbcreiten; sie soll das
qesunde Urthcil diesseits nnd.jenseits des
Nhcins bcstcchcn und verwirrcn; inan
soll, wenn der Kampf ausbricht, die
österrer'chische Ncgicrnnq ei'ner verstockten
Hartnäcki'gkeit anklagen; man soll ihr
dic Schuld beimesscn, wenn Europa in
den Flammen dcs Krieges nnd der Nevolu-
tion stcht; man soll dann nicht nu't
Fingern auf den Kaiser Napoleoii weiscn
und sagcn: „dicser furchtbare Mann
führt wiedcr die Hundcrttansendc znr
Schlachtbauk, zcrstört wicder den Wohl-
stand von Millionen und besseckt unscr
Jahrhundert mit fliichwürdigen Barba-
reicn." Und doch lieqt es lediglich in
seiner, aber nicht in bcs österreichischen
Kaisers Hand, all das entsetzliche Unglück
zu verhindern, welches sein Publicist so
treffend ausmalt.

HlTUnover. Aus Stettin geht die
traurige Nachricht cin, daß der Dichter
Nobert Prntz seit mehreren Wochen von
einer schlimmcn Krankhcit betrofscn ist,
wclche ein Centralorgan, sei es Gehirn
oder Niickcnmark, getroffen zu haben scheint,
ohne daß bis jetzt eine Aussicht der Bes-
serunq vorläqc'.

Wien, 17. Dec. Die „Oesterr. Z."
spricht sich in eincm Artikcl niit der Ueber-
schrift „Zum Länderschacher" energisch ge-
gen das Project des Verkaufs v o n
Venetl'en ans. Sic saqt n. A.: „Würde
Oesterreich Venetien aufgeben, so müßte
cs an der offenen Grenzc des Isonzo und
i'n dcn Tproler Pässen dic Fcstuiigen baurn,
die es am Mincio bercits gcbaut hat; es
müßte seine Flotte in großem Maß ver-
stärkcn, seiue Küsten befcstigcn; die 500
bis 600 Mill. Franken, die maii uns an-
bietet, würden bald hin sciii; wir müßtcn
cinc cben so starkc Armec als frühcr, wo
nicht eiue stärkere haben, um unsere, um
die deutschc Grenze zu dcckeu, deiin eine
schwächeie Position verlangt l'miiier eiue
größcrc Summe von Combattanteu zur
Vertheidiqung. Wir würdcn aber dafür
der Einkünfte Venedl'gs eben so wic jencr
der Lombardei entrathcn müssen. Die
österr. Finanzen würden sich nicht gebcffert
haben, wohl aber die Pofition Piemonts.
Die östcrr. Papicre würden anf die Daner
nm keincn Pfennig mchr wcrth. Höch-
stens dürften ausländische Besitzcr dann
den Augenblick günstig siudcn, um österr.
Schuldvcrschreibnngen zu realisircn, nnd
dabei köuntc auch der Credit Mobilier
gutc Gcschäfte machen. Oesterreich und
daö östcrreichische Volk könnte nur vcr-
liercn. So blödc sind wir doch.nicht, um
Derlei nicht zu durchschanen. Wenn man
uuö herumkriegen will, muß man feiner
sein."

Frankretch.

Ans Paris crhält die „Ostd. P."
unterni 12. Dcc. von ihrcm diplomatischen
Korrespondenten Mittheilunqcn, wornach
das enqlisch-französische Bündni'ß fcster
als je sei. England wolle keincn Krieg
im Frühjahr, nnd da das englische Bünd-
ni'ß auf der Vorbedingung beruhe, daß
Frankreich keincrlei Vergi ö-ßerung an-
strcbc, so fallc für den Kaiser' jedes
Jntcresse an einer Wicderanfnahmc des
Krieges in Jtalien weg. Nachdem mau
sich übcr Neapcl qeeinigt, bildcn nur noch
Roin und Vencdig die Kardinalfraqen.
Da Frankreich, durch den Züricher Ver-
trag gebunden, über Venedig keine Vor-
schläge machcn wolle^ so habe England
seinen Wiener Gesandten znm Botschafter
crhobcn, damit derselbe unmittelbaren
Zutritt beim Kaiser habe, um denselben
für eine Abtretuug Venedigs gewinnen
zu köniien qegcn Länderentschädigungen
(in der Türkei?). Fraukreich strebe da-
gegen immcr noch einen Kongreß an,
auf welchem die italienischc Frage und
dcr Pariser Vertrag von 1816 zugleich
verhandelt wcrben kvnnten. Wenn die
vciietianl'sche Fraqe dnrch England qelöst
werden könnc, so habe sich Frankreich auf
Nom freie Hand behaltcn, wo dassclbe
in den französischen Legitimisten seinen
ärgsten Feind tödtlich zn treffen hofft.

Pcrris, 20. Dec. Der heutige „Mo-
iii'teur" vcrössentlicht A m n estie der Ver-
ilrlheilunqcn weqcn Pr c ßv erg e h en.

PariS, 20. Dec. Der „Constitution-
nel" bcspricht Oesterreich und Vcnetien,
constatirt das Aufsuchcn internationaler
Lösungen, i'ndein cr erklärr, man fühle
die nahc Crisis und qanz Enropa scheine
das Frühjahr zu fürchten. Grandquillot
ist von der Weisheit der Regicrungen
übcrzeugt, daß sie dcm.Kampfe zuvor-
komnien, der oaun künftig ohne Objecd
sei. Die Lagc Ocsterreichs und Veriedigs
sei bcklagenswerth und nnmöglich beizu-
behaltcn; er hofft, Oesterreich kominc znr
Einsicht und Schmerling sehe die Dinge
anders an als Benedek.

Marseille, 19. Dec. Der (früher
qemeldete) Schiffbruch der Dora wird
in Abrede gestellt.

E n g l a n d.

London, 18. Dec. Jn Windsor ist
Herzog v. Newcastle in den Ordensver-
band dcs Hoscnbandordens aufgcnominen
worden. — Die hicsigen Geldsaniinlungen
für die Verfolqten in Spricn habcn die
Höhe von 23,000 Pfd. St. errcicht.

Z t a i i e n

Turin, 15. Dcc. Der gesetzliche Wi-
derstand in Veiietien organisirt sich >'n
großem Maßstabc; fast alle Gemeindeu
in den Provinzen haben sich geweigert,
 
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