Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
December
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0635

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
det sich i'n der Tartarei; 100,000 Pf. St.!
sollen den Familicn der bei dcn Icchten!
Treffen Gcbli'kbentli auöbezahlt werden. !
Der Soniincrpallast des Kaisers ist von >
den Engländern in Brand gesteckt worden.

Italien

Turirr- 18. Dccbr. Die „Opinione"
sagt ii' eineni Leitartikcl nnter deni Titel:
„Die Loskaufnng Vciietiens" Folgendes:
Dic Diploniatie glanbt Jtalien mit innc-
ren Angelegeiiheiten zn bcschäftigt, nm an
cinen Krieg gegen Oesterreich zn dcnkcn,
fürchtet aber doch ciiicn unvorhergesehenen
Conflict, da jeder Tag dcs Zuwartens
fnr Oeflerreich vcrderblich, fnr Jtalien
nntzlich ist. Die österreichische Presse möge
einen Verkanf Venetiens nicht als Unehre
ihrer Negiernng bctrachtcn. England, Rnß-
land und Preußcn fürchtcn den Krieg, wcil
er Frankreichs nnbcsicgbare Trnppen
nach Jtalien herabrnfen könnte; Napoleon
haftet fnr den Trinniph der italieiiischen
Unabhängigkeit, nnd iin Fallc eines Krie-
ges Jtaliens gegen Oestcrreich blicbe er
gewiß kein gleichgültiger Znschaner. Man
glanbt, Napoleon wnrdc Ocsterreich ans
Venetien vcrtreiben hclfen, nm die Unter-
stützung Jtaliens ani Nhein zn findcn.
Diese Folgcrnngen veranlassen mehrere
Kabinctke, namentlich die deutschen (?),
Ocsterreich znni Verkaufe Venetiens zn
überreden. Aus Vencticn einen ganz un-
abhängigen Staat wie dic Schwciz und
Belgien zu gründen, ist ganz nnthnnlich.
Schließlich stcllt dic „Opinionc" im Falle
des Loskaufes eincn vortheilhaften H^u-
delsvertrag mit Oesterreich in Anssicht.

Turin, 20. Dez. Hat anch anfäng-
lich die berühmte Broschüre iiber das Ab-
treten Venedigs hier großen Jnbcl hcr-
vorgcrnfcn, nnd glaubten Vielc in ihr
das Ei des Coliiinbns entdcckt zu haben,
so hat einc kältere Uebcrlegnng bercits
bei Viclen Platz genoiniiicn. Die Wahr-
hcit der Worte, daß nian zn solchcm
Arrangemcnt zweier Fakioren bedarf, näm-
lich nicht blos des Käusers, sondern anch
des Verkäufcrs, hat die enthnsiastische
Hoffnnng auf eine ffri'cdliche Lösiiiig bc-
dcukcnd heiabgestimmt, znmal man in der
Abbernfnng des baierische» Gesandten dic
erste Klliidgebung erblickcn will, daß das
geistcs- nnd familieiivcrwanvte östreichische
Kabinel mit Nichtcn i» cinc svlchc Lösung
zu willigen gedcnkt. Abcr auch anf ita-
lienischcr Seite tänchen in der sogenann-
ten Partei dcs Handelns, wclchc inin ohnc
Bedenkcn dic Garibaldi'schc genannt wer-
dcn darf, nicht zu vtrkenncndc Hindernisse
auf. JhrL Journalc eröffncn bereits ein
heftiges Feuer gcgen ein solches dic Ehrc
dcr Nation belcidigeiidcs „Dankgeschäft".
Venelien gehöre zn Italicn, und wenn
Oestcrreich cs nicht gutwillig und unent-
gcltlich heransgcbc, so werde man es zu

iMeiiinng in diescm Betress noch nicht
j öffentlich knndgegebe». Dic Negierungs-
j bläktcr erwiderii auf diese, gelindc gesagt,
j jngkiidlichen Nodoinvntaden, daß Italien
scit mehr denn ciner Generation Enropa
bewiesen hat, daß es fnr seine Unabhän-
gigkeit sein Blu't zu vergießen weiß, nnd
daß es iinn, ohne sich zn cntehren,'zu
einem fiiiaiizi'ellen Vergleich dic Hand.bie-
ten kann. — Die Nachrichtcn aus Neapel
lantcn stets noch sehr ntterquicklich. Zu
Santeramo nnd Sava hatten nencrdings
blntige Ncaktl'onsversuche statt. An erste-
rem Orte wurde der Bezirksrichter grau-
sam ermordct, nnd es konnte die Nebel-
lion erst nach cincm drcistündigcn Kampfe
unterdrückt wcrdcni Zn Sava wurden
drei der angesehensten Bürger als der
nenen Ordnung bcr Dingc eifrig zugethan
ebcnfalls auf's Grausamstc ermordet. An
der Spitze dieser Haufen stehen wahre
Fra Diavolo's ober entsprungene Gallio-
ten, die, wic die Schcnsale des weiland
Kardinal Nnffo, dcn humanen Bestrcbun-
gen der neuen Rcgicrnng noch manche
bittere Stnnde bereiten wcrden. Uebcr-
haupl dürften sich dic Worte Rcuchlin's
in dem Vorworte zn sciner Geschichte
Italiens: „den Trost, daß das Ningen
nach den edelstcn Gütern erhebender sei,
als ihr Besitz, werden die Besten anch in
Italien noch lange festzuhaltcn haben"
nnr zu schr bcwähren."

„Sämmtlichc Mächte, welche in War-
schau vertrctcn warcn, haben kollcktivisch
der französischcn Ncgicrung dcn Wnnsch
kniid gcthan, dicsclbe möge gemäß ihrer
Zusage den Schntz ihrer Flottc für dcn
Platz Gacta fortdanern lasscn. So er-
klärte sich das Anftreten des Königs Franz
znr Genügc. Der Rückzug ist ihm auf
allc Fälle gesichcrt, Gaeta von der Land-
seite sehr schwer zn nehincn, cr wagt
also nicht so viel, wie er gewinnen kann
nnd wie Viktor Emanuel und die Sachc
der Einheit Italiens bci diesem Spiele
verlicren muß. Die zn Warschau ver-
samnielt gewesenen Mächte bewirken dnrch
dieses Collektivvenahren, daß die Italie-
ncr mit jedcin Tage mehr Groll gegen
Frankrcich fasse»; abcr es stcht anch zu
fnrchkcn. daß eben dicse Politik die ge-
mäßigte Partei in Italien nach nnd nach
vom Nnder verdrängt nnd die Nation
mi't Lcib nnd Seelc dcr trtremcn Kriegs-
partei in die Arme treibt und so zu einem
europäischen Kriege führt. Die Andeu-
tungcn, daß Cavonr an scinen Nnckzng
denke, weil ihm die Last zn schwer werdc,
nehmen zn, Versnche dcs Königs, Ratazzi
ivieder ins Amt zn rufen, sind anch be-
rcits gcmacht worden, nnd ein Pariscr
Correspondcnt der „Independance" schrcibt:
„Sobald die bonrbonische Neaktion in
beidcn Sicilien einigc Erfolge crringen
solltc, würdc Garibaldi Caprera verlasscn

dic cr gebietct, scinem Aufrufe Folge lei-
sten. Der Zanber seincs Namens würde
hinrcichcn, die Versuche absolutistischen
Attfrnhrs zn vernichtcu, uiid viele Ele-
mcntc, die jctzt hemmcnd gegen Viktor
Emannel wirkcn, würden nentralisirt oder
sogar zu Picmonts Nntzcn im Kampfe
gegcn Franz H. wirksam werden.

Mailand, 21. Dec. Die piemonte-
sischc Negierung hat anbefohlen, daß voin
1. Januar 1861 an dic Jahrcspensionen
der venetianischcn Officiere, die an der
Vertheidigung Vcnedigs in den Jahren
1818 bis 1819 Theil genonimen haben,
um 50 Proc. erhöht werden.

Jn Vicenza ist am 20. ein Emmissär,
welcher ungarische Soldaten zum Treu-
bruch verlcitcn wollte, hingerichtet worden.

Genua, 21, Dez. Allc Kriegsschiffe,
mit Ausnahme der Scgelfregatte „Eurp-
dice" sind auf höhcren Befehs nach Gacta
abgegangen. Das letzte Schiff, eine Segel-
fregatte, welche 20 Mörser und 20,000
Bomben und Granaten an Bord hatte
wurde vom „Conte Cavonr" gcschlcppt

GneLn, 22. Dec. Das Feuer der
Belagerer ist verdoppelt. Der spanische
Gesandtc hat scinen von Kngeln durch-
löcherten Palast verlassen. Zwei Offlciere
wurden neben dem König getroffen. Man
bemerkt ncne picmontcstscheBatterien. Eine
Depntation ans Calabrien verspricht Auf-
staud.

Neccpel, 22. Dez. Man hat Nach-
richten, daß'das französische Gcschwader
Gäeta vcrlassen wird. Die Nente ist
darauf hin anf 81^/^ gestirgen.

D ä n e m a r k.

Die zwcite Ansgabe des Herald theilt
in eincr Correspondenz ans Kopenha-
gen vom 17. Dec. mit, daß der dänische
Thronerbe, Prinz Christian, der im Anf-
trage des Königs sich an den französischen
Hof bcgeben, von L. Napolcon die Zusage
erhaltcn habe, daß Frankreich die souve-
ränc Uiiabhängigkeit und die Rechte des
Königs von Däneinark gegen allc An-
sprüchc Deutschlands nachdrücklich verthei-
digen werdc.

A mer i k a

Privatbricfeii ans New-Zjork znfolge
hat die Negiernng in Washington ihre
Zahlungen cinstcllen miiiien, d. h. sie hat
kein Geld vorräthig, nm die Beaiiiten-
gehalte nnd die Diäten der Congreßmit-
glicder anszuzahlen. Um der momeiitanen
Geldnoth abzuhclfen, will sie sich vom
Congreß die Ermächtignng erbittcn, L>chatz-
scheine im Bctrag von 2 Mill. Dollars
anügeben zu diirfen. _

Dic Thccitcrdircctlo» wird crsuchl, daS in

Frciulfurt drcimal uach cluandcr gcx,cbcuc uud mkt
grösitciu Beifall aufgcuoinincuc Lusispicl: „Dcr Fcld-
kaplan uud dcr Licütcuant" von Friedrich Albrccht,
in Lälde hicr aufzuführcu.

Mchrcrc Thcatcrbcsuch cr.
 
Annotationen