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Eckardt, Anton [Hrsg.]; Bayern / Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern (4,2): Bezirksamt Landshut — München, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.36885#0295

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Kunststatistische Übersicht.

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Der Übergangszeit vom romanischen zum gotischen Stil (etwa der Mitte oder
der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts) müssen die Kirchen in Berndorf und Ober-
erlbach zugewiesen werden. Beide haben eingezogenen, quadratischen Chor, der
sich bei der Kirche in Berndorf im Ostturm befindet. Ferner zählen wir hierher
Schiff und Turm der Pfarrkirche Tondorf; der westlich angebaute Turm hat roma-
nische Details (Deutsches Band, Rundbogenfries) und gotischen Zugang, das Schiff
außer dem Deutschen Band einen Spitzbogenfries.
Frühgotische Bauten (Wende des 13. Jahrhunderts) sind die Kirchen in Berg-
hofen, Grießenbach und St. Wolfgang. Sie haben quadratische bzw. rechteckige
Choranlage. Der Turm steht in Berghofen südlich am Chor, St. Wolfgang hatte ein-
springenden Westturm; der Turm in Grießenbach wurde wohl erst nachträglich öst-
lich am Chor angebaut.
Mit einer ansehnlichen Zahl von Kirchen ist die Spätgotik (13. Jahrhundert)
im Bezirk vertreten. Es sind durchwegs typische Backsteinbauten der Landshuter
Schule, in ihrer Anlage und namentlich im Aufbau wenig untereinander verschieden
und doch jeder künstlerisch individuell und charakteristisch behandelt. Dreischifhge
Hallenanlagen besitzen Altdorf (Pfarrkirche), Gundihausen und Jenkofen. Die inter-
essante Kirche in Jenkofen, deren Bau, wahrscheinlich noch im ersten Viertel des
13. Jahrhunderts begonnen, in der Richtung von Westen nach Osten geführt wurde,
zeigt im Mittelschiff und in den westlichen Jochen des Nordschiffes noch Rippen-
kreuzgewölbe. Der Hallentypus ist noch nicht rein ausgeprägt. Der bedeutendste
Bau ist die Hallenkirche in Altdorf. Sie zeichnet sich durch schöne Verhältnisse,
exakte Ausführung und elegante Detailformen aus. Die Kirche in Gundihausen
hat auffallend gedrückte Raumverhältnisse.
Einschiffige, spätgotische Kirchen sind in Achdorf, Altdorf (Nikolauskirche),
Altheim (Pfarrkirche [1456] und Andreaskirche [1490]), Attenhausen, Berg, Beutel-
hausen (Gemeinde Attenhausen), Buch am Erlbach, Deutenkofen (1444, mit inter-
essanter Bauinschrift), Engelsdorf, Ergolding (Peterskirche), Essenbach (1470), Eugen-
bach, Frauenberg, Furth, Geberskirchen, Gessendorf, Götzdorf) Günzkofen, Haun-
wang, Hörmannsdorf, Hohenegglkofen, Leonhardshaun, Obergangkofen, Oberneu-
hausen, Oberwattenbach, Pfettrach, Pörndorf, Postau, Reichersdorf (Gemeinde Atten-
hausen), Reichersdorf (Gemeinde Niederaichbach), Salzdorf) Thal, Thann, Tiefenbach,
Tondorf, Unterglaim, Unterwattenbach, Vatersdorf, Vilsheim, Weihbüchl, Weihen-
stephan, Weihmichl (profan. Friedhofkapelle), Weng, Zweikirchen.
Die Grundrißdisposition dieser Bauten zeigt meistens ein drei- bis vierjochiges
Langhaus und einen mehr oder weniger eingezogenen, mit drei oder fünf Achteck-
seiten geschlossenen Chor. Doch kommen auch Chorschlüsse in drei Sechseckseiten
(Götzdorf), drei Siebeneckseiten (Obergangkofen), ja sogar drei Seiten des Sechzehn-
ecks (Weng) vor. In der weiträumigen, ohne Chorausscheidung angelegten Peters-
kirche in Ergolding, die mit fünf Seiten des Zwölfecks schließt, macht sich bereits
der Geist der Renaissance bemerkbar. Sie wurde wohl um die Wende zum 16. Jahr-
hundert erbaut.
Die gewöhnliche Turmstellung bei den spätgotischen Kirchen ist die südlich
oder nördlich am Chor. Südturm am Chor haben die Kirchen in Attenhausen,
 
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