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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Architektur - Ausstellungen und Sammlungen - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.11970#0102

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Ausstellungen und Sammlungen.

Hsusirrer. von Th. Aleehaas.

Schlesier mehr zuständig als in München. Daß er da aber
seine Kunst gelernt hat, erzählen uns seine Bilder. Ein männ-
liches Bildnis zeigt, daß er einmal Neigung verspürte, sich der
Lenbachschen Schule, wie sie in Samberger ausklingt, anzuschließen.
Später wirkte wohl Uhde auf ihn ein. Dann ist er Hancke ge-
worden, möge er es bleiben. Er malt natürlich hell. Ein
großes Brustbild zeigt ein Paar am Klavier, ein junger Mann
nachlässig in Noten blätternd sitzt quer vor dem Flügel. Neben
dem Instrument steht eine rot gekleidete blonde Frau, energisch
ausblickend, in den lässig herabhängenden Händen eine Violine
haltend. Einzelheiten sind vortrefflich, aber vielleicht erzählen
uns die schön bewegten Figuren noch zu viel und verlocken zum
träumerischen Umdichten des Bildes. Voraussetzungsloser gestillt
das Bildnis einer jungen blau gekleideten Dame, die lachend
aus dem Bilde heraussieht. Sie ist von einer sprechenden
Lebendigkeit, die beinahe der Max Liebermanns gleichkommt. —
Die Herbstausstellung wurde bei Schulte durch eine Ausstellung
junger Berliner Künstler abgelöst. Daß die jungen Berliner
einiges können, wird oft behauptet und ich habe es wohl selbst
gewagt. Aber es fehlt fast allen die Frische und der Wagemut,
der eigene Wege anweist. Sie sind jung und modern, nicht aus
Bedürfnis und weil sie sich so fühlen, sondern weil sie in diese
Richtung gedrängt werden. Was das Junge und das Moderne
ausmacht, erwerben und erkämpfen sie sich mcht, sondern beziehen
es fertig aus der Fabrik. Gewisse graue Pleinairtöne des
Hintergrundes werden schon konventionell wiederholt, ohne das;
einer der Wiederholer sie je so in der Natur gesehen hätte. Wie
früher die akademischen Mätzchen so werden jetzt die Pleinairwitze
nach dem Rezept gemalt. Wir kommen hier eben aus dem
akademischen Brauch nicht heraus. Tie Viehstücke von O. Frentzel
und von Franz Hochmann bei Schulte können diese Ansicht
bestätigen. Aber sie sind es nicht allein, die den eingemachten
Büchsen-Pleinairismus vertreiben, ihre Gefolgschaft ist hier leider
nur zu groß. Zwei Leute gefielen mir wieder ausnehmend:
Victor Freudemann und Max Uth. Freudemann hat
als wirksames Reklamebild eine Studie in Blau ausgestellt,
ein Treibhausfenster mit blauen Blumen, leider in einem metallisch
glänzenden gleichfalls blauem Rahmen, der die Blicke auf sich
zieht aber die Wirkung des Bildes beeinträchtigt. Ein hellgrüner
See mit einem Kahn erinnert an die Landschaften der Schotten.
Besonders gut ist eine schmale hochgestellte Landschaft mit einem
Wiesenbach. Uth hat eine Abendstimmung auf Rügen und
mehrere landschaftliche Aquarelle ausgestellt. Sie erfreuten mich
besonders dadurch, daß sie den näheren Hintergrund nicht in
der herkömmlichen dicken Luft verschwommen zeigen, sondern auch
fernere Gegenstände noch scharf und buntfarbig geben, wie sie
auch in Wirklichkeit einem normalaugigen Menschen erscheinen.
Tie verschwommenen Gründe, die bisher in der Landschaft üblich
waren, geben sie so wieder, wie sie dem Kurzsichtigen erscheinen.
H. Fechner hat ein Porträt von Theodor Fontane ausgestellt,

in einer Haltung, die mehr einem lyrischen
Tenor, als dem Dichter von Jnungen, Wirrungen
ziikommt. WillyHamachers Studien von der
Riviera lassen den sonnigen Himmel, unter dem
sie entstanden sind, nicht erkennen. Von H.
H endri chs Bildern hat mir die Quelle am besten
gefallen. Eine große Gipsgruppe von R. Feld er-
st off, eine Niobe den vom Pfeil getöteten Sohn
tragend, ist recht zahm. In der elektrisch be-
leuchteten Dunkelkammer waren Alpenpanoramen
von M. Z Diemer zu sehen. Daneben Jagd-
stücke von C. Kappstein, die einer besseren Ge-
sellschaft wert waren. passs

V2. Wien. Tie Kommissivn für die nächst-
jährige dritte Internationale Kunstausstellnng
zur Frier des 25jährigen Bestandes des Künstler-
hauses in Wien bringt das Programm der Aus-
stellung zur Versendung. Zur Ausstellung, welche
unwiderruflich am l. März 1894 eröffnet, und
am 3l. Mai bereits geschlossen werden wird, wer-
den Werke sämtlicher Zweige der bildenden Kunst
verstattet. Jeder Künstler darf nicht mehr als
zwei Werke derselben Gattung ausstellen. Die
Ausstellungskommission hat jedoch das Recht, in
besonders wünschenswerten Fällen eine größere
Anzahl von Werken oder cyklische Darstellungen
eines Künstlers zuzulassen. In die internationale
Abteilung können nurWerke ausgenommen werden,
die in den letzten zehn Jahren entstanden sind
und in Wien noch nicht öffentlich ausgestellt waren. Uber die
Zulassung der Werke zur Ausstellung entscheiden die in
jedem Kunststaate gebildeten Aufnahmekommissionen, welche bis
lö. Januar 1894 die Werke anzumelden und bis 1. Februar
einzusenden haben. Die Ausstellung übernimmt für alle ange-
nommenen und ausgestellten Werke die Kosten des Transportes
nach Wien und zurück, wenn das betreffende Kunstwerk an den
Ort der Abiendung zurückgeht. Im anderen Falle zahlt sie nur
eine einmalige Fracht. Bei Gelegenheit der Ausstellung gelangen
mehrere, speziell für österreichische Künstler bestimmte Preise,
sowie a) drei goldene, von dem Erzherzoge Carl Ludwig ge-
stiftete Medaillen, li) eine entsprechende Anzahl großer und kleiner
goldener Staatsmedaillen an in- und ausländische Künstler zur
Verleihung. Mit der Ausstellung ist eine Verlosung von Kunst-
werken verbunden. Im Interesse der Aussteller ist ferner seitens
der Künstlergenossenschast schon weiteres unternommen, um auch
für diese Ausstellung größere Ankäufe von Seiner Majestät dem
Kaiser, der österreichischen Regierung und der Stadt Wien zu
erwirken. Pesch

Münch e n. Der Verein bildender Künstler Münchens ha
für das Jahr 1894 bereits seinen Plan sestgestellt. Die internationale

Im Laxareth. von Richard Starcke.

Probe-Illustration au; Uarl Zeitz' „Aricascrinnerungen eines ZctdjNg;-
Freiwilligen" (s. 72).

(Altenbura, Verlag von Skephan Geibel.)

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