Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

DOI article:
Vincenti, Carl Ferdinand von: Die internationale Jubel-Ausstellung in Wien, [1]
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11970#0252

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die internationale Iubel-Ausstellung in Wien.

><»6

bedürfnis muß sie werden, wenn sie ihrer hohen, volks-
erziehlichen Sendung wahrhaft dienen soll. Immer weitere
Kreise müssen in ihren veredelnden Bann gezogen werden.
Firles drei Bilder zum göttlichen Gebete dienen dieser
hohen Sendung. Darum nicht minder als ob ihres
echten Kunstwertes begrüßen wir sie mit Dank. Die
BildnisseKaulbachssvon denen wir eines als ersteBilder-
beilage reproduzieren) und Lenbachs, die Landschaften
v. Canals, Hellwags und Schönlebers, das neue
Triptychon D ettm anns „DasVolkslied", die beiden Bilder
vonGabriel Max, ein verjüngter Defregger, Bartels
Prachtaquarelle seien nur als Stichprobe genannt.

Die Franzosen, denen der zweite große Saal des
Parterregeschosses überlassen wurde, führen erste Namen
ins Feld: Bonnat, Carolus-Duran, Laurens,
Breton, Benne r, Roybet,Gerv ex, Roll, Saint-
pierre, Bernau d. Ihre Ausstellung ist reich an mit
erweitertem Können gemalter nackter Weiblichkeit, welcher
man in den meisten andern Ländern sichtlich aus dem
Wege geht. Numerisch stehen die Holländer ihnen
gleich, aber wir haben in dieser Menge auf den ersten
Blick zwar sehr gute Nummern, doch nichts Überraschendes
bemerkt. Belgien ist nicht genügend vertreten, England
dagegen bietet in seinen zwei von Miethke arrangierten
Sälen ein durch noble Stimmung und hohe Kunstreife
imponierendes Ausstellungsbild, welches Künstler, Kenner
und solche, die in intimem Umgang mit der Kunst leben,
mit Vorliebe immer wieder aufsuchen werden. Bild-
nisse wie Millais, Ouleß, Wirgman, Her-
komer, Shannon, Richmond sie bieten, verdienen
vertiefte Beachtung. Herkomer, der universellste Künstler
unsrer Zeit, macht durch eine Landschaft Aufsehen, die
wie ein Venetianer aus der großen Zeit wirkt; Davis

übertrifft ihn noch; so ein Wolkenhimmel wäre Schindlers
Entzücken gewesen. Daß Schindler auf dieser Inter-
nationalen uns fehlen muß! Ein Bildnis Bismarcks
von Richmond erregt allgemeines Interesse. Ein Kleinod
ist die Fredegunde Alma Tademas; der Groß-
akademiker Sir Frederic Leighton stellt eine
„Andromeda" aus, ein merkwürdiges Bild, in dessen
Nähe ein ergreifender Walter Crane hängt. Die
Spanier liefern Auserlesenes und das Zugbild: „Der
Hochzeitszug der Dogaressa Foscari" von Villegas,
eine gewaltige Leinwand, die dem Besucher im großen
Säulensaale entgegenleuchtet. Die Italiener haben
Schönes beigesteuert, Künstler wie Bazzani, Romani
(„Herodias"), Ciardi, Simonis, lassen sich nicht
spotten, aber wir vermissen eine Anzahl der Besten.
Ünter den Skandinaviern interessieren die Fjordmaler
und Landschafter am meisten. Die Amerikaner endlich,
deren Ausstellung kein Geringerer als Karl Marr
arrangiert hat, haben nichts Amerikanisches und was sie
uns Neues zeigen wollen, darüber sind sie sich selbst
noch nicht klar.

Mit großen Ehren besteht Österreich im Hauptstock
oben. Es will dies in diesem Falle ganz Besonderes
heißen, denn hier werden nur neue Werke geboten,
während das Ausland uns mit teilweise anerkannten Köst-
lichkeiten bedacht hat. Angeli hat diesmal zwei Bildnisse
(Kaiserin Friedrich und Michael Dumba), welche seine
Porträtkunst auf eine bewundernswerte Höhe er-
heben. Pochwalski folgt mit zwei Fürsten-Bildnissen.
L'Allemand, Stauffer, Julius Schmid flößen
Respekt ein. Im Pastellbildnis ragen Fröschl, Pau-
singer, Schornböck hervor. Unter den porträtieren-
den Damen erregt Olga Boznanska Aufmerksamkeit.

Der Trank der Cirre. von Edward Burne-Hones.
 
Annotationen