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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

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Barth, Hans: Das Ende des römischen Salons?
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Personal- und Ateliernachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Preisausschreiben - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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266

Das Ende des römischen Salons? — Personal- und Ateliernachrichten

mälde. Sonst begegnen wir noch einer klaren, sorgfältig
ausgeführten Seelandschaft von Bertolla, einem Claude
Lorrain — wollte sagen, einem Sonnenuntergang von
L. Siley, einer Anzahl duftiger Naturstudien aus dem
schönen Umbrien von Stefanori und endlich den zier-
lichen norditalienischen Landschaftsskizzen von Bes so,
einem „Sartorio in Grün". Auch Raggios immer
gefallende Tieridyllen aus der Campagna verdienen Er-
wähnung. Die Historienmalerei fehlt — Gott sei Dank—
ganz; wir haben uns ja kaum von dem entsetzlichen
Kirchenkonzil der letzten Ausstellung und dessen Pendants
erholt. Auch das sonst nicht einmal übel behandelte
Genre glänzt fast durch völlige Abwesenheit; nur eine
„Überraschung am Brunnen" von Forti, wo ein antiker
Römer mit komischem Faunsgesicht und bedenklich roter
Nase eine pompejanische Küchenfee unversehens umarmt,
und ein „Jungfraunchor" (Rötelzeichnung) von Manto-
va ni erinnern an einstige Herrlichkeit. Im Porträt
thun sich diesmal einige junge Künstler mit teilweise
ganz vortrefflichen Leistungen hervor: Edoardo Ballö
mit dem lebendig erfaßten und höchst charakteristisch
wiedergegebenen Bildnisse des preußischen Gesandten
beim Vatikan, Herrn von Bülow, sowie mit der energisch
gehaltenen Studie zum Porträt eines Kardinals; Inno-
ceuti mit zwei frappanten, aber nicht genügend aus-
gearbeiteten Porträts; Tropea mit zwei Pastellbildern
junger Mädchen, Mieß mit dem Kopf eines verwitterten
Alten.

Von der Skulptur, die zweiundvierzig Nummern
umfaßt, nur ein paar Worte. Ein scharf entworfenes
Porträt von Gua stalla, eine niedliche Odaliskenbüste
(wo die Odaliske als ahnungsvolles, sanftes Mägdlein
dargestellt ist) von Bottinelli, endlich zwei sein erfaßte
und realistisch ausgeführte Reliefporträts von P. Feder -
spiel — voilä. tout. Alles in allem ganz erfreuliche
Leistungen, aber leider nicht zahlreich genug, um dem
Römischen Salon das Gepräge des Souverän-Abscheulichen
zu nehmen, mit dem er vermutlich nächstes Jahr in die
Grube fahren wird. Wir — und wohl auch das römische
Publikum — werden ihm keine Thräne nachweinen.

— München. Am 4. Juni feiert der Begründer und
Senior des Hauses Fr. Brnckmann, aus dem die jetzige Ber-
lagsanstalt für Kunst und Wissenschaft zu München hervorgegangen
ist, Kommerzienrat Friedrich Bruckmann, seinen achtzigsten
Geburtstag. Unvergänglich verknüpft ist der Name des Jubilars
mit der von ihm im Beginne der sechziger Jahre edierten Goethe-
Galerie von Wilhelm von Kaulbach, die von ihm intendiert, es
bereits im Beginne ihres Erscheinens zu einem in der damaligen
Zeit überraschenden und einzig dastehenden Erfolge bringen konnte.
Von allen Verlagswerken, die im Laufe der Jahrzehnte publiziert
worden sind, ist die Goethe-Galerie wohl das am meisten ver-
breitetste, das infolge dessen auch vornehmlich dazu beigetragen
hat, den Ruhm seines Verlegers in alle Winde zu tragen. Friedr.
Bruckmann war damit der erste, der es unternahm, photographische
Reproduktionen von Gemälden in einer Größe herauszugeben, die
zwar heute schon wieder weit überholt ist, die aber in der da-
maligen Zeit das Maß des bislang Gebotenen iveit übertras. Aus
der langen Reihe von Verlagswerken, die ihren Ursprung in der
geistigen Regsamkeit Fr. Bruckmanus haben, seien als der hervor-
ragendsten einige erwähnt: die vielumsassende „Porträt-Kollektion",
das große Prachtwerk über die „Schweiz", die lange Reihe der
Bilder-Chklcn zu Einzelwerken unserer Klassiker, die „Hohenzollern

und das deutsche Vaterland", das große „Menzelwerk", sowie
auch besonders die monumentalen Unternehmungen des letzten
Jahrzehntes, die sich auf rein kunstwissenschaftlichem Gebiete be-
wegen: „Denkmäler griechischer und römischer Skulptur",

„Griechische und römische Porträts", beide herausgegeben unter
der Leitung von Heinr. Brunn, die „Architektur der Renaissance
in Toscana" und)die unter Leitung von Wilhelm Bode erscheinen-
den „Denkmäler der Renaissance-Skulptur Toscanas". lMvg;

— München. Das Palais des Grafen Schack, das ge-
trennt von der Gemälde-Sammlung den Verwandten des Ver-
storbenen zugefallen war, ist vom deutschen Kaiser erworben
worden. Alle Zweifel, daß die Galerie doch nicht am Ort ihrer
Entstehung verbleiben könnte, sind durch diese neue kaiserliche
That beseitigt. (2202;

Berlin. Aus dem Senate der Akademie der Künste,
der obersten und vornehmsten Kunstbehörde im preußischen Staate,
scheiden Ende September die Herren Maler W. Amberg,Carl
Becker, Fr. Geselschap, Bildhauer Erdmann-Encke sowie
die Architekten I. F. Raschdorff und Fr. Schwechten aus.
Sie wurden indessen von der Genossenschaft der ordentlichen
Mitglieder von neuem auf drei Jahre für den Senat der Aka-
demie vorgeschlagen und vom Herrn Minister berufen. lbc-s;

* Dresden. Se. Mas. Kaiser Wilhelm hat während seines

letzten Aufenthaltes in Dresden zum Geburtstage des Königs
von Sachsen einen wichtigen künstlerischen Auftrag ercke-lt.
Er beschick nämlich den bekannten Historienmaler Professor
Hermann Prell aufs königliche Schloß mit dem Bemerken, er
habe ein dringliches Anliegen au ihn, und beauftragte ihn sodann,
den Festsaal des Palastes Caffarelli, in welchem die deutsche Bot-
schaft in Rom ihren Sitz hat, mit Wandbildern auszumalen. Der
Plan, den prächtigen alten Saal zu erneuern, war schon früher
gefaßt, ist aber erst jetzt der Verwirklichung näher gerückt, nachdem
Se. Maj. der deutsche Kaiser dafür die Summe von 100000
Franken ausgesetzt hat. l3i-ch

— Paris. In der Liste der anläßlich der Chicagoer
Weltausstellung zu Rittern der Ehrenlegion Ernannten finden
sich an Künstlern die Maler Binet, Brouillet, Bulaud, Leloir,
Perret, die Bildhauer Daillon, Labatut, Lombard und der be-
kannte Affichenmaler Jules Cheret. Die greise Tiermalerin Rosa
Bonheur ist zum „Offizier der Ehrenlegion" befördert worden.
Sie ist die erste Frau, der diese Auszeichnung zu teil wird. —
Am 15. Juni wird auf der Insel Sk. Louis ein Denkmal für
den großen Tierbildhauer Antoine Louis Barhe, das Werk des
Architekten Bernier und des Bildhauers Barrias, enthüllt werden.
Es besteht aus einem fünf Meter hohen Granitsockel, der in
doppelter Originalgröße eine Reproduktion von Baryes berühmter
Gruppe „Sieg des Theseus über die Centauren" trägt. Zu
beiden Seiten des Piedestals befinden sich ebenfalls plastische
Gruppen Baryes in Reproduktionen angebracht und vorne sein
„Löwe mit der Schlange" vom Tuileriengarten. Das Piedestal
trägt ein Medaillonbildnis des Künstlers von Marqueste in
Wien. Mosi

* Dresden. An der königl. Kunstakademie wird eine
Modellierschule (ein Bildhaueraktsaal) eingerichtet. Der aka-
demische Rat hat als Lehrer dafür den Dresdner Bildhauer
Heinrich Epler gewählt. Epler hat sich aus geringen Ver-
hältnissen durch eigene Thatkraft und größten Fleiß emporgearbeitet.
Er hat die Kunstschule in Nürnberg, später das Schillingsche
Atelier in Dresden besucht. Von seinen Arbeiten sind zu er-
wähnen: das Göben-Denkmal in Coblenz, die beiden herrlichen
Fahnenmaste zur Erinnerung an Kaiser Wilhelms Einzug in
Dresden und ein mehrfach ausgeführter Grabengel. .Gegenwärtig
arbeitet er an einer selbstgewählten größeren Gruppe. — Zum
Nachfolger des verstorbenen Baurates Lipsius soll, wie verlautet,
der Architekt des Reichstagshauses in Berlin, Baurat Wallot,
erwählt werden. — Professor H. Prell hat wiederum Dresden
auf ein halbes Jahr verlassen, um an seinen Fresken im schlesischen
Museum der bildenden Künste in Breslau zu arbeiten.

tr. Düsseldorf. Der Genremaler Max Volkhart, welcher
zu der Deputation des Düsseldorfer „Bismarck-Stammtisches" ge-
hörte und an dem Empfang derselben in Friedrichsruh am 29. März
teilnahm, hat den Moment in einem Bilde dargestellt, wie Fürst
Bismarck die Anrede des Sprechers der Deputation, des Landtags-
abgeordneten vr. Beumer, erwidert. Die Abordnung des „Bis-
marck-Stammtisches" überbrachte dem Fürsten die Stiftungs-
urkunde eines Rettungsbootes, welches der Stammtisch zur Feier
des Geburtstages des Altreichskanzlers stiftete, und das, mit Genehmi-
gung desselben den Namen Bismarck tragend, jetzt in Norderney
stationiert ist. Der Vorgang ist von Max Bolkhart mit großer
 
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