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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

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Voss, Georg: Die Ausstellung der Münchener Secession im Sommer 1894, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11970#0370

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Von Georg voß.

Stickschulr.^ von^Lharles F. Ulrich.

Intern. Kunstausstellung ^89^ des Vereins bildender Künstler (Secession) zu München.

Photographieverlag der Photographischen Union in München.

Doch damals war für Böcklin noch nicht die Zeit gekommen, in der eine öffentliche Galerieverwaltung das
Wagnis unternahm, ein solches Werk auszustellen. Verstimmt hat der Künstler dann das Bild in einem
seiner Ateliers stehen lassen. Freuen wir uns, daß das Gemälde jetzt um so siegreicher an die Öffentlichkeit
tritt, seitdem Böcklin längst als einer der ersten unter allen Meistern der deutschen Kunst der Gegenwart
anerkannt ist. Auch Böcklins übrige hier ausgestellte Gaben sind zum Teil von edelster Art, so die schlummernde
Diana, welche von zwei täppischen Satyrn belauscht wird, ein Werk, in welchem der gesunde Humor Böcklins
in seiner ganzen Urwüchsigkeit hervortritt — und wie wenige von unseren deutschen Künstlern haben jetzt
überhaupt noch Humor, seitdem die Lösung der vielen neuen malerischen Probleme fast überall das Schaffen
unserer Künstler beherrscht! Das Gemälde ist bereits für die wohlbekannte Galerie Behrens in Hamburg ange-
kaust worden. Auch Böcklins Selbstporträt vom Jahre 1873 ist ein schönes Werk, welches uns das Bildnis
des Meisters in der Vollkraft seines Schaffens, im 46. Lebensjahre, wiedergiebt. Die Venus Genetrix, das
aus drei Flügeln bestehende Gemälde, über welches in den letzten Jahren so viel Seltsames in den Zeitungen
berichtet wurde, ist der Ausstellung noch verheißen.

Ein Hauch Böcklinischer Waldesfrische weht uns auch aus dem Gemälde des heiligen Hubertus von
Hans A netsberger entgegen. Die Treuherzigkeit und Andacht, mit der hier der Jägersmann vordem weißen
Hirsch mit dem Zeichen des Kreuzes in die Kniee gesunken ist, hat etwas von der Art der alten deutschen Meister,

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