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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

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Pecht, Friedrich: Die Jahres-Ausstellung 1894 der Künstlergenossenschaft zu München, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11970#0410

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Todeskuh. von Arthur Kampf.

richtigerem Takte und nicht ohne hochpoetisch ergreifende Wirkung Kunz Meyer einen „Judas Jscharioth",
der von den Gewissensbissen nachts bei Mondschein in die Wüste getrieben, verzweifelnd dakniet und sein Haupt
verhüllend von dem ihn immer verfolgenden Bilde des tot am Kreuze hängenden Meisters erschreckt wird, den
er verraten. Das ist nun nicht nur sehr gut und verständlich komponiert, sondern auch vortrefflich stimmungs-
voll gemalt, zeigt also auch nach dieser Seite hin einen bedeutenden Fortschritt des geistvollen Künstlers.
Denn man empfindet deutlich, daß die Seelenqual daher stammt, weil er um schnöden materiellen Lohn ein
Ideal verraten.— Trübner gab dann die Skizze einer Kreuzigung (Jll-S. 322), wo er die Volksmenge zur Hauptsache
macht, die von der furchtbaren Handlung aufs tiefste erregt, sich zwischen den Pferden der römischen Soldaten
durchdrängt, um entsetzt nach Hause zurückzukehren, während man über ihr auf dem Hügel die Gekreuzigten,
ganz vorn aber den Tod sieht. Da ist eine dramatische Kraft so wenig als die Fähigkeit energischer Stimmung
zu verkennen. Eines der bedeutendsten dieser Bilder giebt denn Walter Firle in seinem „Der Glaube"
betitelten Triptychon, wo wir links die betende Jungfrau, in der Mitte die Anbetung der ganz realistisch und
modern aufgefoßten Hirten und rechts die am Kreuze hingekniete Mutter Gottes sehen. Da sind nun besonders
die Hirten sehr tüchtig ausgeführt, und man empfindet es nur als einen Widerspruch, die hinten mit dem Kinde
in einem modernen Schuppen sitzende Mutter ganz weiß und in einen Schleier gehüllt zu sehen. — Fugel
bringt dann auch ein „Abendmahl", wo er die Apostel als wirkliche arme Fischer und Handwerker schildert,
Christus als Priester mit dem Kelche in der Hand giebt, übrigens doch durch den Rhythmus der Linien und
das Feierliche der Komposition einen erhebenden Eindruck austrebt. — Nicht verständlich genug, aber immerhin
ein schönes Talent zeigend, erweist sich Schmuz-Baudiß' „Christ ist erstanden", wo wir zwei Engel mit einer
frommen Kinderschar am leeren Grabe des Erlösers sehen. — Hübsch aufgefaßt und auch ausgesührt ist dann
Georg Schuster-Woldans „Nikolaus", der mit dem sehr lieblichen Christkind — offenbar als Geschäfts-
nachfolger— zur Seite, in der Wiuternacht über die schneebedeckte Heide geht, um in die Dörfer Geschenke für
 
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