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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.11970#0445

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vermischte Nachrichten. — Kunstlitteratur und vervielfältigende Kunst. — vom Kunstmarkt.

die Jreichshauptstadt in dieser Hinsicht. Mögen die berechtigten
AüinschederKünstlerschaft bei der Regierung ein geneigtes Ohr finden.

— München. Ein interessantes Reichsgerichts-Erkenntnis
lautet: Gelangt ein von einem Unbekannten gestohlenes und mit
falscher Autorenbezeichnung versehenes Bild sodann
m den Besitz einer gutgläubigen Person, welche das Bild unter
jener falschen Antorenbezeichnung im guten Glauben weiter ver-
kaufen will, so kann nach einem Urteil des Reichsgerichts vom
8- März 1894 das Bild nicht auf Grund der KZ 40, 42 des
Strafgesetzbuchs vom Strafrichter bei dem Besitzer eingezogen
werden, vielmehr ist es dem Bestohlenen zu überlassen, im
Zivilklageverfahren auf Herausgabe des Bildes anzutragen. MWj

— K ö l n. Hier findet vom 30. September bis 3. Oktober
der k un st historische Kongreß statt. Auf demselben wird
zunächst über den Stand der Angelegenheiten Bericht erstattet,
welche der vorige Kongreß in Nürnberg dem Komitee zugewiesen
ferner wird über den Ort des nächsten Kongresses Be-
Ichluß gefaßt und über eventuell in der Versammlung zu stellende
Anträge diskutiert.. Anmeldungen zu Vorträgen re. werden bis
znm 15. August von dem Vorstand des Kölner Ausschusses erbeten.

U. Richard Muther, „Geschichte der Malerei im
neunzehnten Jahrhundert". München 1893. G. Hirths
Kunstverlag. Preis broschiert M. 40.—, gebunden M. 53.50.
Das Muthersche Werk liegt nun vollständig vor und jetzt erst
läßt sich ein Urteil über jeine Bedeutung gewinnen. Jetzt erst
läßt sich übersehen, daß in diesem Werk ein Material verarbeitet
ist von ganz erstaunlichem Umfang, ein Material, das keiner der
ähnliche Themata behandelnden Kunstgeschichten zu Grunde liegt,
weder den in Deutschland erschienenen, noch den ausländischen.
Mit unermüdlichem Fleiß ist die gesamte einschlägige europäische
Litteratur durchforscht: Monographien, Broschüren, Zeitschriften,
die zum Teil sehr schwer zugänglich waren; aber was noch
wichtiger als die litterarische Grundlage ist, daß das Urteil des
Autors immer auf der Kenntnis der Kunstwerke selbst beruht,
daß er sich nicht, wie es bisher meist üblich war, mit dem An-
schauen unzureichender und völlig eindrucksloser Reproduktionen
genügen ließ. Bei diesem Reichtum an Stoff ist es ganz be-
sonders anzuerkennen, daß die Darstellung niemals in Kleinlich-
keiten verfällt, niemals überflüssiges Detail giebt, sondern in
ihrem ganzen Verlaufe sich auf der Höhe der großen Gesichts-
punkte hält, die in der Einleitung aufgestellt wurden. Man hat
Muther den Vorwurf gemacht, seine Darstellung sei zu subjektiv
gefärbt. Mit der Objektivität ist es ein eigenes Ding. Es ist
klar, daß Ranke bei weitem objektiver ist als Scherr, aber auch
Ranke ist natürlich durch seine Erziehung und durch sein Tempera-
ment auf einen ganz bestimmten Standpunkt gestellt, sieht
die Welt unter einem nur ihm eigentümlichen Gesichtswinkel.
Muther ist eine sehr sensible Natur, daher tritt bei ihm das Per-
sönliche deutlicher hervor, aber niemals geht er mit einem vor-
gefaßten Urteil an die Sache, niemals mit dem vorbereiten Willen,
zu loben oder zu tadeln, sondern immer läßt er sich durch den
Eindruck leiten, den das Kunstwerk auf ihn macht. Das ist eine
Art, die sich nicht anfechten läßt. Und wer auch nicht mit allem
einverstanden sein kann, was Muthers Geschichte bringt, wer die
Zusammenhänge einzelner Epochen anders begreift und in der
Wertschätzung einzelner Künstler abweichende Empfindungen hat,
wird dem Hauptzuge der Erzählung bereitwillig folgen und die
Bedeutung des Dargebotenen nicht unterschätzen. Es ist zu kon-
statieren, daß der Einfluß des Buches ein außerordentlicher ist.
Wer die Kunstschreiberei in der deutschen Tages- und Wochen-
presse verfolgt, konnte deutlich bemerken, daß nach Erscheinen des
Mutherschen Werkes die großen und die kleinen Orakel weiser
und sicherer wurden, daß sie auf einmal in Dingen genau Be-
scheid wußten, von denen sie vorher keine Ahnung hatten. Und
wenn dies Muthers einziges Verdienst wäre, so ist man ihm dafür
schon großen Dank schuldig. ls^sq

B- Dekorative Vorbilder. V.Jahrgang, Heft 1—12
(Verlag von Julius Hofmann, Stuttgart. Preis der Lieferung
(mit je 5 farbigen Tafeln) M. 1. —Mit jedem neuen Jahr-
gang gewinnen die „Dekorativen Vorbilder" künstlerisch an Be-
deutung; nach jeder Richtung, sowohl hinsichtlich der Gegenstände,
der künstlerischen Kompositionen, besonders aber der farbigen
Reproduktionen sind bedeutsame Fortschritte zu verzeichnen. Die
vorliegenden Hefte bringen wieder in buntem Wechsel Motive

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aus älteren Stilen und moderne oder naturalistische ^ arstellnngen
von allerlei Pflanzen und Tieren. Der Dekorationsmaler wird
wohl die meiste Anregung aus dem Dargestellten erhalten: >iagd-
bilder, Cartouchen, Allegorien, Plafonds und ähnliches; al--> eine
Neuheit nach dieser Richtung erscheinen die dekorativ gehaltenen
landschaftlichen Darstellungen (Athen und Neapel). Aus dem
Bereich der Keramik rc. sind persische Fliesen, Emaumedalllons,
Streublumen w. gebracht; in mehr oder weniger naturalijtycher
Auffassung werden zahlreiche Pflanzen — Pfingstrose, Hopsen,
Lattich, Lorbeer, Frühlingsblumen — und Tiere — Auerhahn,
Goldfasan, Eule — vorgeführt. Unter den Mitarbeitern seien
nur genannt: Ferd. Keller, G. Sturm, F. v. Holluky, Ad. Clog,
L. Hellmuth, I. Beckmann, P. Kraft, R. Knorr, A. v. Meckel.
— Bei ihrem billigen Preise werden die „Dekorativen Vorbilder"
stets einen immer weiteren Interessentenkreis um sich ziehen, der
die Verlagshandlung zu stetigem Weiterschreiten aufmuntern möge.

Pirrrrkkr. von Alois Stehle.

Große Berliner Aunstausstellung 1694.

— London. Bei Christies wurde der bisher höchste
Preis, welcher auf einer Auktion für ein Bild erzielt wurde
(222600 M. für Raphaels Kreuzigung) um 8400 M. übertroffen,
indem Joshua Reynolds hervorragendes Bild: „Lady Babette
Delme mit ihren Kindern" an Wertheimer für 231000 M. ver-
kauft wurde. Außerdem wurden noch desselben Künstlers „Miß
Mouckton" um 150 000 M. und „Miß Whitbread" um 31500 M.
verkauft. Ferner kam dort die Bildersammlung der Herzogin von
Montrose zur Versteigerung. Im ganzen brachte die Samm-
lung 334 000 M., die besten Preise erzielten: ein „Porträt der
Madame Le Brun" von T. Gainsborough (65100 M.),
„Mrs. Mathew", gemalt von Sir I. Reynolds im Jahre
1777 (92 400 M.), ferner von demselben Künstler „Mrs. Pownall
als Hebe" (12789 M.), „Mädchen mit Hund" (10710 M.), dann
drei G. Romneys: „Porträt der Mrs. Moody" (8400 M.),
„Lady Hamilton als Magdalena" (8400 M.) und „Lady Hamil-
ton als Ariadne" (9450 M.); weitere gute Preise: „Der Arme,
des Armen bester Freund" von T. Faed (13650 M.), „L'Aric-
cia" von W. Müller (14790 M.), „Helena auf den Mauern
Trojas" von Sir F. Leighton (8610 M.).
 
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