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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 9.1893-1894

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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Ausstellungen und Sammlungen. — vermischte Nachrichten.

— III. Akademische Kunstausstellung Dresden
1894. Die Eröffnung der Ausstellung findet nunmehr bestimmt
an dem hierfür von vornherein in Aussicht genommenen Tage,
Mittwoch den 1. August, 12 Uhr mittags, statt. Ihr wird die
feierliche Eröffnung der Kunstneubauten, deren letzter Teil nun-
mehr i'einer Bestimmung überwiesen werden kann, durch Seine
Excellenz den Herrn Staatsminister von Metzsch an den aka-
demischen Senat vorangehen. I3461I

— Berlin. Kommerzienrat Krupp-Essen hat das vor
einigen Monaten von dem verstorbenen Prof. Bruno Piglhein
erworbene Gemälde -dloritur in I)co<, welches auf der Aus-
stellung 1879 in München so großes Aufsehen erregte und zu
des Künstlers bedeutendsten Schöpfungen zu rechnen ist, dem
Kaiser als Geschenk für die Nationalgalerie angeboten. Der
Kaffer hat die Schenkung genehmigt. Es wird dadurch die
Nationalgalerie um ein bedeutendes Werk bereichert. Mri)

— Berlin. Die Kunstakademie hat ihr Sommerhalbjahr
geschlossen, ohne diesmal, wie üblich, Geldpreise oder Medaillen
zu verteilen. Dafür werden 20 Studierende auf Staatskosten
eine zwölftägige Studienreise nach der Weltausstellung in Ant-
werpen unternehmen. ls4S?l

— Paris. MaxLiebermanns „BiergarteninBrannen-
burg" ist für das dlusee clu Imxemboarg angekauft worden. lS460)
— Fran kfurt a. M. Der Deutsche Photographen-
Verein wird seine diesjährige Wanderversammlung (General-
versammlung) in den Tagen vom 21. bis 25. August in Frankfurt
a. M. abhalten. Auf der Tagesordnung steht u. a.: Bericht
über die Abordnung (an die Herren Minister v. Berlepsch und
v. Boetticher) in der Sonntagsruhe-Angelegenheit, Bericht über
den Stand des photographischen Schutzgesetzes, Bericht über die
(in Weimar zu errichtende) Deutsche Photographenschule, Bericht
über den von dem Verein zur Pflege der Photographie und ver-
wandter Künste in Frankfurt a. M. geplanten photographischen
Kongreß und Entscheidung über die Frage der Teilnahme an
demselben. Sonst bietet das Programm der Wanderversammlung
noch folgende interessante Vorträge: Herr Direktor D. Schultz-
Hemke aus Berlin: „Photographie in Kunst und Wissenschaft";
Herr L. Belitski aus Nordhausen: „Aus der Praxis der neuen
Kopierverfahren"; Herr Professor vr. Bruno Meyer aus Berlin:
„Kritischer Bericht über die Ausstellung". Mit der Wander-
versammlung ist nämlich auch wieder eine das ganze Gebiet der
Photographie und der ihr dienenden Hilfsmittel umfassende Aus-
stellung verbunden, an der sich Mitglieder und Nichtmitglieder
des „Deutschen Photographen-Vereins" beteiligen können. Eine
Menge von Preisen ist zu gewinnen, sowohl ständige, bestehend
in goldenen, silbernen und bronzenen Medaillen, als auch ein-
malige, bestehend in zum Teil sehr wertvollen Stiftungsehren-
preisen. Die Verhandlungen werden im „Palmengarten" in
Frankfurt stattfinden. 13478)

— München. In der Jahresausstellung im kgl. Glas-
palaste wurden u. a. ferner angekaust: Von Sr. Kgl. Hoheit dem
Prinzregenten Luitpold von, Bayern: Ed. van der Men len,
Brüssel, „Schwere Wahl", Ölgemälde. Von der Kgl. bayerischen
Staatsregierung für die Pinakothek: Hans von Bartels,
München, „Mondnacht auf dem Zuidersee", Ölgemälde, T. Austen
Brown, Edinburgh, „Abend", Aquarell, Eugen Bracht,
Berlin, „Herbst", Ölgemälde. M34I

— Barcelona. Die Kunstausstellung wurde geschlossen.
Die Eintrittsgelder betrugen 85172 Pesetas; die Kosten sind
reichlich gedeckt. Außer Fr. v. Lenbach erhielten noch Auszeich-
nungen (Diplome) Th. Hummel, H. Heiin, Doris Raab, die
Bildhauer Balthasar Schmidt und I. Wind und der Architekt
Gabr. Seidl. Mss;

v. L. Weimar. Professor Theodor Hagen hat seine
Separatausstellung in der hiesigen permanenten Ausstellung er-
öffnet. Die Kollektion ist ungemein charakteristisch für den Künstler,
der — speziell Weimarischer Maler — sich zielbewußt der
Secession angeschlossen hat, der er zweifelsohne zugehört. Hagen
ist durchaus Stimmungslandschafter, der in jeden noch so kleinen
und unscheinbaren „Ausschnitt aus der Natur" eine feine
Stimmung hineinträgt, die stets auf den Beschauer wirkt. Und
diese Stimmung ist sehr verschiedenartiger Natur, oft von
romantischem Reiz, wie z. B. bei „Burg Runckel a. d. Lahn",
oft eben durch die absolute Naturwahrheit und Schlichtheit und das
wunderbar fein beobachtete und wiedergegebene Licht gegeben,
wie auf den zahlreichen Bildern aus der Weimarischen Umgegend,
und dabei welcher Kontrast zwischen den sonnigen Landschaften
und der prächtigen, schweren, fast schwarzen Gewitterstimmung!
Man fühlt und sieht das Licht auf den Waldbildern z. B. durch

die Blätter flimmern und zittern, auf dem Wasser spielen — es
ist eben da, hell, leuchtend, klar. Wie anders dagegen in den
Düsseldorfer Bildern, wo namentlich die Wirkung der dunklen
und dumpfen Rheinnebel zur Geltung kommt. Zu alledem
kommt, daß die Technik Theodor Hägens eine ungemein subtile
und feine ist, dabei kräftig und markig und, was ich besonders
hervorheben möchte, der Grundzug seines künstlerischen Charakters
ist ein absolut deutscher. 13449)

IV. II. München. Russische Zeitungen meldeten unlängst,
daß die geistliche Lberbehörde, der heilige Synod, die Absicht
hege, alle figürlichen Skulpturwerke an Grabdenkmälern zu ver-
bieten. Da nun die plastischen Darstellungen Christi, der Mutter
Gottes und aller Heiligen in den russischen Kirchen ohnehin schon
verpönt sind, so rief dieses Gerücht allgemeines Befremden und
namentlich auch einen energischen Protest der betroffenen Künstler-
kreise hervor. In einer der letzten Nummern der Zeitung „Nowosti"
läßt sich nun auch der berühmte russische Bildhauer Professor
M. M. Antokolskij in Paris über diesen angeblich bevorstehenden
Vandalismus folgendermaßen vernehmen: „Seit unvordenklicher
Zeit geht Kunst und Religion Hand in Hand. Man kann sogar sagen,
die Kämst sei von altersher die Vermittlerin zwischen Gott und
den Menschen gewesen. Sie verstand es, dasjenige klar, deutlich,
kräftig und harmonisch auszudrücken, was die Andächtigen zwar
fühlten, in Worten aber nicht auszusprechen vermochten. Stets
waren die Tempel der Erde Sammelpunkte für alle Zweige der
Kunst. Es vereinigt sich in ihnen die Baukunst, die Malerei, die
Plastik, die Musik und die Poesie. Wer möchte wohl behaupten,
daß diese Künste an den heiligen Stätten überflüssig waren?
Weshalb will man nun die Bildnerei in Erz und Stein auf den
Gräbern unsrer lieben Heimgegangenen als sündhaft erklären?
Wen stört sie dort und weshalb hält man sie für schlimmer, als
ihre Schwestern, die übrigen Künste, weshalb verfolgt man sie?
Aus den russischen Kirchen ist die figürliche Plastik längst schon
verbannt, nun soll sie auch von den Grabdenkmälern verschwinden!
Kunstfreunde und Gönner dulden sie doch wenigstens in ihren
Borsälen; in den Kunstausstellungen werden ihr meistens die
Korridore und Vorhallen angewiesen .... Unlängst fand in
Moskau die erste russische Künstlerversammlung statt; viele schöne
Reden wurden da gehalten, aber keiner von allen Rednern wid-
mete auch nur ein einziges Wort der Skulptur! Sollte denn
diese Kunst wirklich gänzlich überflüssig oder nutzlos sein? . . . ."
Antokolskij erwähnte nun noch die dornenvolle und traurige Lage
der russischen Bildhauer und schloß mit folgenden Worten: „Es
handelt sich hier nicht um einzelne Personen, nicht um ein Al-
mosen für ein oder zwei Dutzend Künstler, sondern um ein unver-
ständliches, sonderbares Verfahren einem wichtigen Zweige der
Kunst gegenüber. Mag inan die Plastik auch noch so weit zurück-
drängeu, mag sie von den geistlichen Würdenträgern der russischen
Kirche auch in den Bann gethan oder ignoriert werden, auch für
dieses Aschenbrödel der bildenden Künste kommt die Zeit wieder,
wo man sich ihrer erinnern und ihren Werken den gebührenden
Platz einräumen wird. Stein und Erz sind zwar nicht unver-
gänglich, sie überdauern aber alle rivalisierenden Werke der anderen
Künste." lS27S)

H. Berlin. Schon seit Jahren ist in hiesigen Künstler-
kreisen der Wunsch rege gewesen, die Staatsregierung möge den
Werken der vervielfältigenden Künste der Gegenwart eine größere
Aufmerksamkeit als bisher zuwenden und Mittel flüssig machen,
um Radierungen und Stiche moderner Meister anzukausen und
eine Staatssammluug für moderne graphische Kunst, die noch
nicht besteht, zu errichten. Dieser Wunsch der Künstler scheint
ein vollberechtigter, da, abgesehen von einzelnen Blättern weniger
Graphiker der Gegenwart, die Werke zeitgenössischer Künstler in
unfern Museen nicht vertreten sind. — Ein zielbewußtes und
planmäßiges Sammeln solcher Werke ist gegenwärtig wohl noch
leicht und ohne bedeutende Kosten durchführbar. Nach Jahr-
zehnten dürfte es schon schwieriger werden, zumal die Werke
einzelner Künstler bedeutend teurer geworden sein dürften, als
sie jetzt sind, vielleicht auch oft gar nicht mehr zu haben sein
werden. — Der Wunsch ist aber aus dem Grunde berechtigt,
daß in einzeliren deutschen Städten Sammlungen gleicher Art
bereits existieren; Städte zweiten Ranges, wie Breslau, Dresden,
Hamburg, Leipzig, München, überflügeln mit ihren systematisch
angelegten Sammlungen moderner graphischer Werke schon längst
 
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