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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 8.1928

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Heft 2 (Februar 1927)
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Petersen, Benno: Kasperltheater und Schule
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https://doi.org/10.11588/diglit.27998#0050

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Zum Zilsaiiimeiisebeii der Kiktel, öeren Skoffe
leuchkend imd eiiifarbig gewähli werden, stellt sich die
Mukter oder die Schwester des Schülers zur Ver-
fügung. Es isk vorkeilhafk, die wichklgen, beweglichen
Teile (die Aerinel) durch besondere Stofsbelileidung
hervorzuheben. Die Zände werden so einfach wie
„lögllch auS eineui Arektchen geschnikken, an den
Armansab leiinen wir noch mik tzilfe von Vändern
ein inehrfnch und liegelförmlg zusaininengerolltes
Sküclr Schrenzpagpe, in die wie in einen Fingerhut
der Dnuinen und 'Mitkelfinger hineinpassen. Die
Pappe wird vom Aermel verdeckk und befeskigk. Die

Oeffnung fllr die grosze Aand mujz beim Zuschnitt
der Kikkel berücksichkigk werden, ein zu enges Kleid
hinderk beim Mechseln der Puppen, eln zu weikes
kann daS Verlieren der Teile zur Folge haben. Ein
dünner Lacliüberzug macht üie Temperafarbe halt-
barer. Die Beine sind in ähnlicher Weise wie die
Zände anzuferligen und zu bcfestigen,

Aei weiblichen Figuren oder solchen mik langen
Aöclien (Tod) liann man sie ganz enkbehren. Die
Figur soll den Anschein erwecken, als säbs'sie rikk-
linas auf üem Spielbrelk, deshalb genllgt ein Vein.

än dem „Werlibuch der Puppenspiele" von L.
WeiSmankel (VllhnenvolliSbundverlag, Frankfurt
am Main) liann man stch vorkrefflich über dle An-
ferligung eines Gestells mit Bllhne orienkieren. stn
mehreren Kapikeln und vielen Abbildungen wird er-
lilärk, wie ein Kulissenrahmen gebaskelt, wie ein
Aoll-, Zug- oder Schubvorhang eingerichkek wird.
liedem Werlilehrer sei die Lelrküre dieses Auches
cmpfohlen. Weismankel richtet seln Aühnengestell
so ein, dast es fllr alle Variakionen des Puppen-
jpiels (Schalken, Marionekken-Handpuppen) verwen-
det werden liann. Für die Schule sind m. E. die
Marionekten zu liomplizierk, sie erfordern eine allzu-

langwierige Vorarbeit. Ilnser Geskell bauen wir so
einfach wie möglich. Halkbarer als skoffbekleidete
Rahmen sind die Gesielle auS dllnnem Sperrholz.

Da das Theater sowohl zu Schulfesken im Freien,
wie Im Winker in den Schulräumen aufgeskellt wer-
den soll, so mache man es leicht kranSportabel. Die
seltlichen Holzverlileidungen brlngen wir deshalb
nichk mik Scharnieren, sondern mit Halren an.
Die Spielöffnung schneiden wir ohne „Schnörkel",
ekwa mlt spihem Abschlusz in der Höhe auS, die dem
Spieler ein bequemes Stehen geskakkek, ohne dasz er
von den Zuschauern gesehen wird. Der Vllhnen-
ausschnikt wird meist zu grojz gehalken. Dekorakiver
und suggeskiver fllr die kleinen Puppen wirken die
kleinen Oeffnungen. Es bleibk immer noch Plah
genug llbrig, dasz sich zwei Figuren (mehr kommen
zu gleicher Zeit nichk in Frage) nach Zerzenslust
balgen und auskoben können. Hinter der Vorder-
wand bringk man unker der Spielöffnung in Ell-
bogenhöhe ein Bretkchen zur Skühe oer Arme an.
Hier findet das Nollenbllchlein Plah, fllr das noch
cine besondere kleine Pulkfläche vorgesehen ist. Der
Spieler soll jedoch die Rollen im Kopfe haben, an-
dernfalls isk es raksamer, einen Souffleur hinker
der Bühne aufzustellen. 3 Personen sollen min-
deskens Plah im Kasperhause finden, deren Tätig-
keit so eingeteilt wird, dasz der Lehrer oder der be-
gabteste Schlller die Kasperrolle, der zweite die übri-
gen Rollen llbernlmmk, während der dcitte soufslierk
oder Hilfsdiensle leiskek. 3n erreichbarer Nähe be-
findek sich das Geskell fllr die Puppen-Ausrllskungs-
gegenskände und Kulissen. Eine ganze Sammlung
von Werkzeugen, die sich zum Schlagen eignen, ge-
hört hierher (Hammer, Aesen, Skäbe, Schaufel, Klap-
per). Zu dramatischen Zöhepunkten werden die
Prügelszenen, wenn im Verlauf der Schlägerei von
Kasper immer gewalklgere Schlaghölzer herangeholk
werden. Die Kulissen sind eine willkommene Är-
beik für den Zeichenunkerricht. stn ihre Wechselrah-
men schieben wir Pappstücke, die im luskigen Mekt-
skreik in den Zeichenstunden (technisch primikiv, naiv
in der Auffassung) enkskanden sind. Skädkebilder mit
kuriosen Häusern, llnnenräume mehr phankaskisch
svmbolischer, als nakuraliskischer Einfachheik, Mald-
landschaften von fabelhafter Mystik. Der einfachere
Weg ist die Andeukung der Amgebung durch ein
charalrkeristischeS Merkmal: die Nacht kann durch
einen am dllnnen Vändchen von der Skange des
Hinkergrundtuches herabhängenden Mond gekenn-
zeichnek werden, der Wald durch einen grotcsken
Vaum, die Gasse In der Dämmerung durch eine in-
keresiante Skrahenlakerne, ein Vaum kann auch
gleicy Galgendienske leisken. Diese aus Sperrholz
mit der Laubsäge ausgeschnikkenen, feurig bemalken
Milieusymbole wirlren auf dem dunkelblauen Tuch-
hlntergrund sehr eindrucksvoll, Kasper selbsk kann
sich diese Nequisiken (aufbauen oder) aufhängen.
lledenfalls fördern sie das ankinakuralistische Kunst-
empfinden besser als Kulissen, deren ungeschickte
Perjpekkive die Aufmerksamkeik ablenlrt und das
Erleben mit der handelnden Figur störk. So gehk
nichks von der naiven Krafk der Darstellung ver-
loren.

Noch einiges zum Skofflichen des Spiels: Es isk
möglich, für jede Alkersstufe sinen geeigneken Stoff
 
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