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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 8.1928

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Heft 5 (Mai 1928)
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Martell, P.: Die Technik der Radierung
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https://doi.org/10.11588/diglit.27998#0157

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nadoln nrbeitcn knnn. Dnmlt beginnt die eigentiiche
Kunst deS Ankierens, mnn zeichnek ähnlich wie mit
dcr Feder nnf Pnpier. Selbsk bei znrten Skellen
knnn innn die Nndiernadel doch soweik nufdrncken,
dnmik dns Kupfer ein wenig geriht wird. Anderseits
darf mnn bei dunkelen Teilen die Skriche nichk so
cng ftihren, dnsz tiberhnupk kein Grnnd mehr zwischen
den Skrichen stehen bleibt.

cist die Plnkle soweik fertig rndiert, so beginnt daS
eigenkliche Aetzen. Zunächst werden alle Pnrtien, die
nnf dem Bilde weitz bleiben sollen, mik Asphalklack
nbgedeckk, cbenso verfährt man mit dem Plattenrand,
etwa entstnndenen Krntzern oder sonskigen Berletzun-
gen, nuch deckk mnn die Aiickselke der Platte zu. Der
Asphnltlnck wird mit einem feinen Hnnrpinsel recht
dlinn aufgekrngen, dnmik er schnell krocknet. Nunmehr
ätzt man die Platke nm besken In einer Schale aus
Porzellnn oder Glns, keine Emaille, mik Salpeter-
säure. Man verwendel rauchende Snlpekersäure, die
mit Wasser verdtinnl wird, und zwar nimmt man
nnfangs am besten etwa 8 Teile Wasser auf 1 Teil
Säure. Man hnk dnbel zu beobnchten, dasz man die
Säure in das Mnsser, und nichk umgekehrk, gietzt.
Andernfalls kreken stnrke Erhitzungen auf, welche die
Flasche selbst zum Springen bringen. Die Säure
frifzt sich durch die Striche in das Kupfer hinein,
während die vom Grund zugedeckten Stellen den
Einwirkungen der Säure enkzogen bleiben. Wo der
Wunsch besteht, einzelne Teile der Zeichnung stärker
zu ähen, dnmit diese Stellen hellcr bleiben, deckk man
diese Skelle mit Asphaltlack ab. Ilebergibt man diese
Plakte jehk wieder der Säure, so unterliegen die ge-
deckken Skellen nichk der Einwirkung des Aehwassers.
Auf diese Wetse erzielk man die verschiedensten
Skärken der Skrichlngen. Die Vehandlung der Sal-
petersäure erforderk zur perspnlichen Sicherheit grosze
Sorgsnlk. Sie verursacht nn den Fingern gelbe Flecke,
brennk bei offenen Wunden heftig, tiberdies sind die
Säurediinste fiir die Akmungsorgane schädlich. Fiir
schnellen Abzug der Diinste isk zu sorgen. Gelegent-
lich bilden sich an den Skellen, die besonders kief ge-
rihk wurden, Lufkblnsen, die sofork mik einem Borsken-
pinsel beselkigk werden miissen, da sich sonst eine un-
regelmätzige Aetzung, eine sogenannke Äingätzung
enkwickelk. Die Beobachkung des richklgen VerlaufeS
des Aetzprozesses ist nakkirlich Erfahrungssnche. Nichk
unerwähnk bleibe, dnjz man auäz mlt Eisenchlorid
ätzen liann, dns zwnr guk in die Tiefe äht, anch frei
von schädlichen Düiisten ist, leider aber den Nachteil
hat, dasz sich die Aetzfliissigkeil schnell triibk, daf; maii
den Forkgang deS Aehprozesses nichk deutlich ver-
folgen kann. Schliefzlich ist zuin Aehen auch Salz-
säure verwendbar. Hak die Säure die Striche ge-
niigend tief geätzt, so nimmk man die Plakke heraus
und spiilk sie mit Wasser reichlich ab. Das schnelle
Abkrockiien bewirkk man am einfachsten mik gutem
Löschpapier.

Zur weikeren AuSrüstung des Radierers gehörk
noch ein Nadierpulk und 'eln" Blendschirm. Das
Nadierpult, schrägskehend und verstellbar, besitzk am
unteren Rand eine Leiste, um das Abgleiten der
Plakke zu verhlndern. Man kann aber auch die
Plnkke mlk Neisznägeln auf dem Pult befeskigen. Bei
dem Blendschirm handelt eS sich um einen viereckigen
Holzrahmen, ähnlich der bekannken Keilrahmen, ekwa
in der Grötze von 40x50 vm, gleichfalls mit Paus-

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leinwand bespannk. Man befestigk den Blendschirm
schräg an der Oberkante des Pultes, um so das Lichk
ekwa abzublenden. Wenn nach den wiederholten
Aehungen die Kupferplakke endgülkig geätzt ist, trock-
net man sie ab, giefzt Terpenkinöl darüber und bc-
seikigt hiermit den Aetzgrund und den Asphalklack.
Schlietzlich wird Terpentin und Lack mit einem
weichen Lappen abgewischt." Die Plattenreinigung
mutz sehr sorgfälkig durchgeführt werden, da keiner-
lei Aehgrund oder Lack in chen Vertiefungen zu-
cückbleiben darf. Um sich über die voraussichtliche
Bildwirkung ein Urteil zu verschaffen, um also die
Striche besser sehen zu können, schwärzk man die
Platte mittels eines weichen Läppchens mik einer
dickflüssigen Mischung von Kienrutz und Oel und
wischt dann den Oelüberschutz wieder ab. Dle Na-
dierung ist auf der Kupferplatke nunmehr im gro-
ben ferkig und führt man jeht den ersten Aehdruck
oder Andruck aus. ES geschieht dies mlttels einer
eigenS zu beschaffenden kleinen Handpresse oder,
wns wohl einfacher !st, man übergibk die Platte
ciner Kupferdruckerei.

Mik einem Lappen und Leinwandballen reibt der
Drucker die Platte mit Oelfarbe ein, deren Ton,
ob schwarz oder braun, der Radierer bestimmt.
Während des Anfärbens ruhk die Platke auf einem
flachen Eisenblechkasten, der im 5nnern mit einer
Gas- oder SpirikuSflamme versehen isk, damit die
Plnkke ständig warm gehalten wird. Die Farbe
mutz gut verkeilt sein: sämtliche Vertiefungen müs-
sen richkig ausgefüllk werden. Nunmehr kommi
die Platke auf das Laufbrekk der Druckpresse, ein
angefeuchtekes Blakt Papier wird über die Platke
gelegk, beides wird dann dem starken Walzendruck
der Presse nusgeseht. Damik ist der erste Abdruck
ferkig. Fast immer wird dieser erste Abdruck eine
Reihe von Fehlern offenbaren, die beseikigk werden
müssen. Die Hilfswerkzeuge hierfür sind in der
Hauptsache Polierstahl, kalke Nadel und Schaber.

Wohl ain meisten aufkrekende Fehler zeigken sich in
zu duukel oder zu heu geätzten Skellen. Zu dunkel
gernkene Skriche werden am besten mit dem Polier-
skahl geglätkek. Nach einiger Nebung gelingk es
mitkels skarken Druckes nuf den Polierstahl selbsl
klefe Skriche und Flecken völlig zu beseikigen. 5n
lehkerem Fall kann man auch den Schnber zur
Hilfe heranziehen, doch mutz man die durch die
Verkiefungen entskandenen Nänder mik dem Po-
lierskahl wieder ausgleichen. Die so eiikskaiideue»
Tiefen bedeuken kechnisch für den Druck keine
Schwierigkeik, denn die Farbe bleibk beim Darüber-
wischen nicht darin hafken. Mangslnde Ilebung
führk bei der Arbeik mik Polierstahl und Schaber
ofk infolge der entskchenden Kratzen zu skörenden
Tönen, die man dadurch beseikigt, dntz man mik
einem weichen Läppchen, gekränkt mit einer Mi-
schung von Provenceöl und allerfeinskem Schmir-
gel, die fraglichen Skellen verreibk.

Wo sich unerwünschk ganze Flächen als zu kief
geähk erweisen, mutz man diese mit Schleifkohle
und Oel flacher schleifen, eine Arbeik, die viel Ge-
duld verlangk. Der sich hierbei enkwickelnde Ton
ist mik Schmirgel und Oel zu beselklgen. Zeigk
sich der enkgegengesehke Fall, daß die Platte zu
hell geähk wurde, so mutz das sogenannte Aufäh-
verfahren zur Anwendung konimen. Das Ver-
 
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