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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 8.1928

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Heft 12 (Dezember 1928)
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Umschau / Sprechsaal / Buchbesprechungen / Schreibe in Angelegenheit / Die Beilage
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https://doi.org/10.11588/diglit.27998#0380

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D321


neistrrunn hervorrufen. Die Verbindu»!, init öem
Denlschen zelj;t eine Neihe bildhafter Verarbeitungen
des EedichleS, „Der Tod und daS Mädchen". Auch
hier wird nur an einer statk vleler solcher Aufgaben
klar, wle natürlich und ungezwungen die Schiiler
ihren Phanknsiebräsken freien Lauf lnssen lwnnen
uird wie echt dann offenbar wird, inwieweit dem
Schüler die Furchkbarlreit gerade «ines solchen Ge-
genstandes z»m Äewufttsein gebommen lst. Vei den
Mädchen war inzwischen ein Fortschrikk besonders
im Formnlen zu beobachlcn. lln der Dnrskellung der
Figuren zeigk sich eine grvße Sicherheit. Eine durch-
aus damenhafte Eleganz verraken diese schlanken
Figuren lm Schulzimmer, auf dem Turnplah und auf
dem Aall. DurchauS kreffsicher und kühn schildern
ülese Mädcheu den Zug der Kinder Nrael durch das
Aote Meer, aber auch der koboldarkige Feuergeist
findet eine erstaunliche kecke Gestaltung. Vou Mäd-
chen und Knabeu findek man dann Veihen, die die
Enlwicklung des RaumdarstelluugsvermögeuS aus
der Phaulasie ,ielgen. Wenn sich bei eiuem Schiiler,
der im ersteu Vlalt noch keppichhafk von obeu ge-
seheue Rasen im Gartenland des nächslen VlatteS all-
mählich senkt, und wie im 3. und 4. Vlatt zur räuni-
llchen Perspektive sjch noch die Farbe gesellt, die
hilft, den Äaum zu verliesen, so muf; maii wohl hier
schou von eiuer glücklichen- Verbiudung von Ver-
standes- uud Phanlasiekräfteu sprecheu. Dcu Schlusz
dieses ersken SaaleS bildeu danu dle für uusere
Arbeit sehr wichkigen Bemühungen, dem Schüler der
Oberstufe über sein vermeiutliches Versagen der
Geslnlliingsliräfle dcr Phaulasie hiuüberzuhelfeu.
Wir siudeu hier sreie Ersiuduugeu vvn Pslauzen
groleSkesler Formuug, bei dereu Ersinduug der
Schüler jedoch gehalleu war, das, waS er vom Or-
gniiischen der Pflanzeu weisz, uichk zu vergesseu,
souderu iu ueuer, nie geseheuer Umwerlung zu ver-
weudeu. So culstnudeu bei weiser Fnrbbeschränkuug
erslauuliche, geschmacklich hochsteheude Arbeiten.
Abslrnkle Farbgeslalkungeu zum Themn Feuer oder
Frühliug oder Karneval, bel deren Ausführung die
Schüler gehalkeu wnreu ohue formnle Bindung uur
dem farbigen ltnhalt der Themen uachziispüren, geben
iiiaucheii Schüleru dleser Skufen die frohe Selbsküber-
zeugung, dafz sie doch noch zu Gestnlkuugen fähig
sind, deuen sie im Keberhandnehmen der hemmenden
Zweifel und Verzngkheit enkfremdet zu sein glaubkeii.

Eiu zwoiter Saal ist üen ^lrbeileu nach der ge-
dächlnisinäszigeii Vo r sl e l l u n g gewidmel. Auch
hier Arbcilen vou Knabeu uud Mädchen in paralleler
Gegenüberskellung. Knabeu- uud Atädchen-Selbsk-
bildnisse, hier grofzgeseben, Zeugen uiibeküinmerker
Lebeusfreude, dvrk sorgfällige Aelouung der linirif!-
linien, deä Kleides: sanbere Aallung. Von fiiiif ver-
schiedenen Kuabeu sind nedächknismäfzige Lösungeu
deS Themas: Slerbeude Sonueublnmcn behandell.
Dieseu Lösuugen gingeu rl>i)lh»iische Eiusühlnugs-
übuugen voraus, d. h. die Iiiiigen ahuikeii das Zu-
snmmeusiuken der Pflanze durch vollkommene Enk-
ipaiiiiung ihrer Glieder nach, so dasz nach eiudring-
licher Velrachlung der lebenden Pflnnze die Schiiler
in der Lage waren, durch Gedächlnis, körperliche
Elnfühlnng und Vorstellung eindrucksvolle Geskal-
tungen zustande zu bringen. Au anderen Pflanzen-
darstellungen werden die Enlwicklungsskufen einiger
Schtiler gezeigk. Schon In den ersten Vlätlern erkennt
der mllftihleiide Lehrer die wahre Neigung des

Schülers. Das Erkennen des vrganischen WachS-
tums, daraus sich ergebende eigene Neubildungen
von pflanzlichen Gebilden und schliehlich ganze Vild-
erfindungen pflanzlichen chihalks von grofzem graphi-
schem Neiz sind vorhauden. Dafz anch Sloffe wie daä
Erkennen perspeklivischer Geseszmäfzigkeikeu ans der
Vorstellung heraus bearbeitet werden könneii, lehrl
eine Reihe von Arbeiten, die das allmähliche „Nich-
kigwerden" durch eigene Erarbeitung darkun.

Als drilte Abkeilung wird dnsArbeiten n n ch
derNatur gezeigt. Hier sindet man zunächst eine
ganze Neihe von Skudien nach der menschlichen
Figur (Kopf und Akt). Dann sind es landschaftliche
Motive, die viel zeichnerische und malerische Schön-
heiten bergen. Eine Mand weist Tlerstudien auä dem
'zoologischen Garken auf. 3n ihnen liegt ofk der
ganze Aeiz jugendlicher Beziehungeu zum Tier. Es
ist ernstes Stiidlum nötig, damit solche Vlälker iu
ihrer Sicherheit und Zartheit enkskehen.

3n dem leszken Saal der Ausstellung finden sich eine
Abkeilung, die sich mit K u n st b e t r a ch t u u g be-
beschäftigk, eine Waud mik Plakateu und eine
Wand die zeigt, wie das in Wegfall gekommene ab-
strakte Linearzeichnen abgelöst werden kann dnrch
eine zweck- und lebensvolle Art der Gestaltuug
von A r ch i t e k t u r a u f ga b e ii. 3n der Kunst-
bekrachlnngsabkeilung soll gezeigt werden, wie die
vom Zeichenlehrer zu erteilende Unterweisung und
Vermikklung von Kunstwerken gehandhabk werden
kann. Veispiele aus der Sexka bis zur Prima legen
dar, waS die Schüler nach einmaligem und mehr-
inaligem Vekrnchten vvn dem Kunstiverk behalten
hnbeu. Danu ergeht eine eiudriugliche Aesprechuug
nach ^orm, Anordnnng, Tonwerlcu und Farbgebuug
in Verbindung mit dem llnhalt: in der folgenden
Bildwiedergabe auS dem Gedächtnis, bei der nnkur-
geiuäs; benbsichllgt war, dem Originnl mögllchst uahe zu
komme», zeigt sich dann, iuwieweik der Schüler hinler
dns GehcimniS deS KunslwerkS gekonimen isl. Einige
unmiklelbare Abzeichnungen vou plastischeu Kuuskwer-
keu dienen auch dnzu, daS Eiudriugen iu küusklerische
Absichle» zu erleichlern. Zur Abteilung des konskruk-
kiven Gestalkeus, der eiue besoudere Äntellnahme zu-
koinnik, ftihrte die Absicht, dem Publikum vorzuweisen,
wie in der Schule der neuen Vauweise gedient werden
knnn. Die Schüler, nicht alle, sondern nur solche auf
der Oberslnfe, die dazu besoudere Neiguug lrngen,
erhallen deu Auslrag, für Irgeud eiueu bestiiunile»
Zweckbau einen Grundrif, zu enlwerfcn. Sodann
hnben sie unler der VorniiSsehuug eines gulen Grund-
risses das Znus in parallel-perspektivischec Ansichk
anfziibauen. Das ferkige Hnns mlk geöffnelen Mänden
nnd allerlei besonderen Durchblickeu gezeichuel, be-
kommt schliefilich noch eine Farbe, uiu aus der Aus-
gabe nicht allein eine Kouskruktious-, sondern ancb
eiue Geschmacksübung zu macheu. Mir glaubeu durrh
solche Arbeit au einer Verlraulmachnug uuserer
Vürgerschnsk mit den Problemeu ueuer Archileklur
iu besouderer Meise zn dienen.

S ch r I f! p r o b e n uud Eulwtirfe nebsl AuSstih-
ruug von H a n d a r b e it e n d e r M ä d ch e n ruu-
den das Vild zu einem, Ich dnrf es, wohl selbsl ein
Beteiligker, doch sageu, schönen Gesamkelndruck
"unseres Wollens und Wirkens.

Zahlreiche Besucher haben, durch eine wohlwolleude
Presse angeregk, die AuSskellung schon besnchl. 3edcn
Nnchmlllag slehl ein Kollege dem sragenden Pub-
 
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