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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 27.1916

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Mitteilungen aus ausländischen Kunstzeitschriften
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6189#0032

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51

Nekrologe

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befaßt sich aber auch beiläufig mit der alten und bringt z. B.
in der Juni-Lieferung eine Kirchenruine, von Rembrandt
gezeichnet (Smlg. Edmund Davis), und eine schöne Zeich-
nung (Milchmädchen) von Oainsborough. Interessant für
den Geschmack von damals ist eine Reihe von Aufsätzen
über den Künstlersalon in Paris vor fünfzig Jahren. Die
August-Nummer bringt außerdem vorzügliche Abbildungen
der Haupt-Ausstellungsgebäude der Panama-Ausstellung in
San Francisco. Als »Year-Book« für 1915 gab The Studio ein
240 Seiten starkes Werk heraus, das der modernsten englischen
und amerikanischen Dekorationskunst sowie der Landhaus-
und Oartenbaukunst gewidmet ist. Es ist reich illustriert, auch
mit vielen geschmackvoll gewählten farbigen Abbildungen
versehen. Neue Strömungen sind jedoch nicht zu verspüren.

The Connoisseur (Nummern von Mai bis Oktober)
gibt u. a. die Geschichte des Handschuhs (mit zahlreichen
Abbildungen), Aufsätze über Chippendale-Stühle, über
Bauernschmuck in Holland, über englische Truhen usw.
Dazwischen farbige und schwarze Abbildungen nach aller-
hand Bildern in englischem Privatbesitz.

Die Zahl der niederländischen Kunstzeitschriften hat
sich um zwei vermehrt. Erstens ist, als Beigabe zu der
altbekannten Zeitschrift »Oud Holland«, ein Blatt »Kunst-
berichten van Oud Holland« erschienen, das von
den Redakteuren letztgenannter Zeitschrift redigiert, Aktu-
elles bringt: Rezensionen, Ausstellungsnachrichten, Funde
usw. Zweitens wurde, unter Leitung des Herrn Dr. N. G.
van Huffei in Utrecht, eine Zeitschrift >Oude Kunst«
geschaffen, welche Aufsätze in der Art des englischen
»Connoisseur« veröffentlicht mit zahlreichen Abbildun-
gen. Die bis jetzt erschienene erste Nummer enthält
z. B. einen Aufsatz von F. Lugt über die Ausstellung aus
Haarlemer Privatbesitz mit Mitteilung und Abbildung eines
bis jetzt ganz unbekannten Bildnisses des Thomas de Keyser.
Auch zeigt sie Abbildungen von Bildern von Jan Steen,
Hobbema, Hals, Rembrandt, de Hooch usw., die die
Kunsthandlung Goudstikker (Amsterdam) besitzt.

Die Zeitschrift »Onze Kunst« hat sich vom Krieg nicht
abschrecken lassen. Es liegen jetzt, außer den erst kürzlich
erschienenen letzten Nummern des Jahrgangs 1914, auch
sämtliche Lieferungen von 1915 bis einschließlich Juni vor.
Die Redaktion ist von Antwerpen nach London über-
gesiedelt. Von den Aufsätzen in den letzten Heften von
1914 sind am wichtigsten die ausführliche Monographie
des belgischen Malers Eugene Smits (1826—1912), von
Paul Lambotte und Jacques Mesnils Aufsatz über den
Anteil Henry van de Veldes an der Ausschmückung des
Theätre des Champs Elysees in Paris. Aus den bis jetzt
erschienenen 1915-Heften dieser Zeitschrift heben wir
hervor: M. Devigue über Lütticher Plastik im 16. Jahr-
hundert; Dr. G. J. Hoogewerff über Bildnisse und einen
Brief des Malers Justus Suttermans; Frau Hoogewerff-
Tamminen über Flandrische Goldschmiede in Rom im 16.
und 17. Jahrhundert; Fräulein G. H. Marius über die Briefe
des Vincent van Gogh und Fr. Vermeulen über das be-
rühmte Selbstbildnis des Lucas van Leyden im Braun-
schweiger Museum, das er, auf Grund überzeugender
sorgfältigster kostümhistorischer Untersuchungen, statt 1509
oder 1510 auf frühestens 1518 datiert. F. Schmidt-Degener
versucht das schöne von Thomas de Keyser gemalte Bildnis
mit einem Herrn und seinem Diener, inderLondonerNational
Gallery, zu identifizieren als die Bildnisse des holländischen
Dichters Constantyn Huyghens und seines Dieners.

Das Bulletin van den Oudheidkundigen Bond,
welcher sich vorwiegend mit Denkmalpflege und Museums-
kunde beschäftigt, bringt, aus Anlaß der Sitzung des
»Oudheidkundige Bond« in Arnheim, eine ausführliche
Studie über diese Stadt. Uber das in der Sitzung verhan-

delte Thema über das System der Restaurierung alter Bau-
werke findet man in der unlängst erschienenen Nummer
referiert. Es geht daraus hervor, daß man in Holland ähn-
liches plant wie in Deutschland. In der letzt erschienenen
Lieferung steht ein Aufsatz von R. Ligtenberg über Roma-
nische Taufbecken in Holland.

In der Zeitschrift Oud Holland veröffentlichte A. W.
Weißmann Neues über den Bau der gotischen St. Bavo-
Kirche in Harlem, während Dr. A. Bredius einige kleine
Rembrandtfunde aus den holländischen Archiven mitteilt.
J. O. Kronig beschreibt ein ihm gehöriges Gemälde des
höchst seltenen Hercules Seghers und ein Bild, einen alten
Mann und eine alte Frau darstellend, ebenfalls sein Eigen-
tum, welches er dem Rembrandt zuschreibt.— Dr.O. Hirsch-
mann, der sich neuerdings durch eingehende Studien auf
dem Gebiete der holländischen Malerei und Kupferstich-
kunst des Goltzius-Kreises verdient macht, übergab dieser
Zeitschrift zwei auf schönen Funden beruhende Aufsätze:
Beitrag zu einem Karel van Manders »Grondt der Edel
Vry Schilder-Const« und »Zwei Gemälde von Hendrick
Goltzius«. In dieselbe Zeit versetzt uns Bredius, wenn
er ein merkwürdiges männliches Bildnis publiziert, welches
1601 datiert ist und dessen gemalte Aufschrift weiter be-
zeugt, daß es »ohne Bürste oder Pinsel« gemalt ist. Es
ist eine Arbeit des Cornelis Ketel, von dessen Fertigkeit,
nur mit der Hand zu malen, ohne Pinsel, schon van
Mander (1604) erzählt. Derselbe Forscher fand in den
Archiven Nachweise, laut welchen es immer wahrschein-
licher wird, daß Lundens' bekannte Kopie nach Rembrandts
Nachtwache im Auftrage des Banning Cocq gemalt worden
ist, wodurch der Zusammenhang zwischen dieser Kopie und
der Zeichnung in Cocqs Familienalbum noch wahrschein-
licher wird. Je größer diese Wahrscheinlichkeit, je schwerer
ist die Frage der Verstümmelung des berühmten Bildes
zu lösen.

Bei dem Herausgeber Oud Hollands erschien in zwei
stattlichen Bänden im Format und Ausstattung jener Zeit-
schrift eine Festschrift, die sich ganz der Zeitschrift an-
schließt. Es ist eine Veröffentlichung mit zahlreichen Bei-
trägen holländischer Kunsthistoriker, die Dr. Bredius an
seinem sechzigsten Geburtstage überreicht wurde. Die
Festschrift enthält u. a. einen großen Aufsatz von Hofstede
de Groot über Rembrandts Unterricht und einen Aufsatz
von F. Lugt über Amsterdamer Stadtansichten von Rem-
brandt. In einer der nächsten Nummern werden wir ein-
gehender darüber berichten. v.

NEKROLOGE

Am 13. Oktober starb in Laren der bekannte Maler
F. Hart Nibbrig. Der Tod dieses begabten, ehr-
lichen Künstlers bedeutet für die holländische Kunst
einen schweren Verlust. Er war in erster Linie Land-
schaftsmaler, aber im Gegensatz zu vielen seiner Lands-
leute, besonders der älteren Generation, stellte er die
Natur am liebsten an trockenen, sonnigen Tagen dar, an
denen die Luft klar und durchsichtig, nicht von Feuchtig-
keit gesättigt ist, und er war einer der ersten, die hier in
ganz hellen Farben malten. Er suchte seine Motive viel
in den weniger besuchten Teilen seines Vaterlandes, wie
in Limburg und dem in den letzten Jahren etwas in die
Mode gekommenen Zeeland; auch in der Eifel und im
Ruhrtal, sowie in Algier hat er gemalt. Neben dem land-
schaftlichen Genre pflegte er auch das Figurenbild; beson-
deres Interesse brachte er den Schlechtweggekommenen
der ländlichen Bevölkerung, Landstreichern, Krüppeln und
auch Idioten entgegen, in deren Wiedergabe vor landschaft-
lichem Hintergrund er eine scharfe, aber mehr äußerliche,
seelisch nicht tiefgehende Beobachtungsgabe an den Tag
 
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