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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 27.1916

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KUNSTCHRONIK

Neue Folge. XXVII. Jahrgang 1915/1916 Nr. 25. 17. März 1916

Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 6 Mark.
Man abonniert bei jeder Buchhandlung, beim Verlage oder bei der Post. Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Oewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E.A.Seemann, Leipzig, Hospitalstr. 11 a.
Abonnenten der Zeitschrift für bildende Kunst erhalten Kunstchronik und Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigen 30 Pf. die Petitzeile; Vorzugsplätze teurer.

NEKROLOGE
Franz Marc f. Nach Albert Weisgerber hat München
nun die zweite führende Persönlichkeit unter den jüngeren
Künstlern verloren: Franz Marc ist als Leutnant eines
bayrischen Artillerieregiments am 4. März im Alter von
nur 34 Jahren gefallen. Sein Tod bedeutet nicht nur für
die Münchner Künstlerschaft, sondern für die ganze jung-
deutsche Kunst überhaupt einen außerordentlich herben
Verlust, denn in Marc ist der begibteste der deutschen
Expressionisten allzufrüh dahingeschieden, nachdem die
Welt nur wenig von dem empfangen hat, was er ihr
schenken wollte und was er zu geben wirklich imstande
war. Auch seine Gegner werden wohl anerkennen, daß
Marc ein ernster, durchaus ehrlicher, ungewöhnlich be-
gabter Künstler war, der nicht nur irgend etwas Neues
schaffen wollte, sondern als Deutscher eine neue Ära
deutscher Kunst mit heraufzuführen bestrebt war, ein kraft-
voll und zielbewußt vorwärtsschieitender Mensch, der keine
Widerstände scheute und, jeder großen Reklame abhold,
ruhig seine Wege ging. Das verhältnismäßig wenige,
was er der Öffentlichkeit gezeigt hat, ließ ihn als einen
zur Monumentalmalerei wahrhaft berufenen Künstler er-
kennen, der voll innerer Musik und starker Phantasie war,
von großem inneren Reichtum erfüllt. Seine entschiedene
Abkehr von jedem Naturalismus schien begründeter als
die der meisten seiner Gesinnungsgenossen und Mitläufer,
an denen es nun ist, das Erbe ihres Führers würdig zu
verwallen. a. l. m.

Im gesegneten Alter von 81 Jahren, das ihm bis in die
letzte Zeit von seiner Rüstigkeit nichts genommen hatte,
ist der Justizrat Dr. Julius Gensei in Leipzig am 9. März
entschlafen. Viele Nekrologe haben das gemeinnützige
Wirken des in Leipzig hochverehrten, allbekannten Mannes
gewürdigt; uns aber liegt es hier ob, daran zu erinnern,
daß Julius Gensei einer der letzten aus dem edlen, noch mit
Goetheschem Geiste getränkten Weimarer Preller-Kreise
war. Der Gymnasialbesuch in Weimar brachte Gensei in
nahe persönliche Beziehungen zur Familie Preller, und
er hat auch noch den Zeichenunterricht des alten Preller
genossen. Dort hat er die Traditionen in sich aufgenommen,
deren Fäden ihn dann mit Genelli, mit den Leipziger Härtels
und mit Ludwig Richter verbanden. Er war auch ein intimer
Freund des sonderbaren grotesk-genialen James Marshall,
der dann in Hauptmanns Kollege Crampton zur Unsterblich-
keit eingegangen ist. Seinem väterlichen Freunde Preller
hat Gensei eine schöne Biographie in der Knackfußschen
Sammlung gewidmet. Was er sonst noch über Kunst und
Literatur geschrieben hat, ist mannigfach in Zeitschriften
verstreut, manches davon auch in der Zeitschrift für bil-
dende Kunst, die er von Anbeginn in Treue durch die
fünfzig Jahre begleitet hat. — Leider widerfuhr ihm der
Kummer, daß er seinen hoffnungsvollen Sohn, den Kunst-
historiker Walter Gensei, so jung ins Grab legen mußte.

PERSONALIEN
Geh. Rat Karl Schuchhardt, der Direktor der vor-
geschichtlichen Abteilung des Berliner Museums für Völker-

kunde, ist vor kurzem im Auftrage der Regierung für ein
paar Wochen nach Rußland gereist, um an verschiedenen
Plätzen des besetzten Gebietes (Mlawa, Warschau u. a.)
vorgeschichtliche Fundstätten zu erforschen.

WETTBEWERBE
Die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft (AEG) ver-
anstaltet ein Preisausschreiben für ein Plakat, das in
künstlerischer Ausführung den Vertrieb von AEG-Nitra-
lampen fördert. Für Preise sind im ganzen 8000 Mk. aus-
gesetzt. Das Preisrichteramt haben Peter Behrens, Curt
Herrmann, Emil Orlik, E. R. Weiß, Kommerzienrat Paul
Mamroth, Dr. Walther Rathenau, Dr. Ernst Salomon über-
nommen. Die Bedingungen des Preisausschreibens liegen
im Sekretariat der Gesellschaft, Berlin NW 40, aus.

FUNDE

In der ehemaligen Dominikanerkirche in Bozen wurden
an der rechten Innenwand des Schiffes, das als militärisches
Getreidemagazin dient, durch Soldaten einige Heiligenfiguren
aufgedeckt. Die lebensgroßen Gestalten sind gut erhalten,
ohne jede Übermalung und von außerordentlicher Schönheit.
Sie stammen aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts, zeigen
künstlerische Eigentümlichkeiten der damaligen Bozener
Malerschule und besitzen für deren Erforschung um so
größere Bedeutung, als die meisten übrigen Denkmäler
dieser Schule in neuerer oder älterer Zeit vollständig über-
malt wurden. Allem Anschein nach dürften an dieser Stelle
noch eine ganze Reihe von Fresken unter der Tünche ver-
borgen sein. Da aber eine Figur durch die Hand eines
unberufenen Biosiegers etwas beschädigt wurde, ist im
Einverständnis mit dem Landeskonservatorat die Vornahme
weiterer Versuche untersagt worden.

ARCHÄOLOGISCHES
Art and Archaeology, eine neue amerikanische
Kunstzeitschrift: Das amerikanische archäologische In-
stitut gibt seit Juli 1914 eine populäre Kunstzeitschrift
heraus, die zuerst vierteljährlich erschien und seit Januar 1916
als Monatsschrift weitergeführt wird, da ihr Erfolg den
Herausgebern es erlaubt. Wir wollen rückblickend die zwei
fertig gewordenen Bände würdigen, die ihren Zweck, den
Nichtfachmännern unter den Mitgliedern des amerikanischen
archäologischen Instituts kunstwissenschaftliche und archäo-
logische Resultate in ansprechender und belehrender — aller-
dings unwissenschaftlicher — Weise vorzutragen, in glän-
zender Weise erfüllte, wie auch ihre stets wachsende Ver-
breitung bezeugt. Für uns hat die Zeitschrift Interesse durch
die geschickte, allen Kunstepochen gerecht werdende Aus-
wahl des Stoffes, die einfache Darstellungsweise, die reichen
und prachtvollen, teilweise ganz vollendeten Abbildungen,
die Äufsätze über vorcolumbische und moderne amerika-
nische Kunst und Kultur, die archäologischen Neuigkeiten
und durch die Bücherbesprechungen, die natürlich die englisch
geschriebene Literatur, die uns, namentlich zurzeit, nicht so
nahe gebracht wird, bevorzugen. — Unter den in den ersten
I zwei Bänden erschienenen größeren Aufsätzen und Notizen
 
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